§ 75 des Gewerbegesetzes können die Gastwirte durch die Ortspolizeibehörde angehalten werden, das Verzeichnis der von
ihnen gestellten Preise einzureichen und in den Gastzimmern anzuschlagen. Diese Preise dürfen zwar jederzeit abgeändert werden,
bleiben aber so lange in Kraft, bis die Abänderung der Polizeibehörde angezeigt und das abgeänderte Verzeichnis in den
Gastzimmern angeschlagen ist. Auf Beschwerden Reisender wegen Überschreitung der verzeichneten Preise steht der Ortspolizeibehörde
eine vorläufige Entscheidung vorbehaltlich des Rechtswegs zu. Auch die österreichische Gewerbeordnung (§ 16) rechnet die
Gast- und Schenkgewerbe zu den konzessionierten Gewerben.
Ebenso bedürfen in England die Gast- und Schenkwirte zu ihrem Gewerbebetrieb der Erlaubnis, welche durch
eine special session von Friedensrichtern erteilt wird und alljährlich erneuert werden muß. Besonders streng ist die zivilrechtliche
Haftbarkeit der Gastwirte für die von den Reisenden in das Gasthaus eingebrachten Sachen. Schon das römische Recht bestimmt,
daß der Gastwirt für jeden Schaden und Verlust hafte, welcher nicht durch unabwendbaren Zufall oder von außen
her kommende Gewalt verursacht worden ist. Dieser Satz ist in die meisten Gesetze übergegangen, z. B. preußisches Landrecht,
Teil II,
Tit. 8, §. 444-452, und auch im französischen Recht (Art. 1952-54) anerkannt; sie haften insbesondere auch für
die von ihnen angestellten Personen, Kellner, Hausknecht etc.
(Gasquellen), quellenähnliche Ausströmungen von Kohlenwasserstoffgas und Wasserstoffgas, die, in der atmosphärischen
Luft entzündet, fortbrennen. Barigazzo bei Modena, Pietra mala zwischen Florenz und Bologna (mit Feuersäulen bis 2 m Höhe) sind
die bekanntesten Beispiele; noch großartiger sind die auf der Halbinsel Apscheron bei Baku am Kaspischen Meer. Auch in Nordamerika
u. China ist die Erscheinung nicht selten, und in manchen Kohlengruben (England, Belgien) kommen ähnliche Ausbrüche von Kohlenwasserstoffgas
vor. Der Zusammenhang mit den Schlammvulkanen ist, wie es scheint, ein sehr enger. S. Schlammvulkane.
das in Gasanstalten beim Abkühlen des rohen Leuchtgases kondensierte Wasser, enthält kohlensaures Ammoniak,
Cyan- und Schwefelcyanverbindungen und viel Schwefelammonium und dient zur Darstellung von Ammoniak und Ammoniaksalzen.
Im Durchschnitt gibt 1 cbm Gaswasser mindestens 50 kg schwefelsaures Ammoniak.
(spr. gasch-), Konstantin, poln. Dichter und Novellist, geb. zu Jeziorno bei Warschau, studierte
in letzterer Stadt gleichzeitig mit Siegm. Krasinski und begann seine litterarische Laufbahn 1830 mit
dem Roman »Die beiden Sreniawiten«. Nachdem er sich an dem Freiheitskampf
beteiligt hatte, flüchtete er 1831 nach Frankreich, wo er zuerst in Aix, dann in Paris lebte. Er veröffentlichte daselbst:
»Lieder des polnischen Pilgers« (1833);
»Erinnerungen eines Offiziers« (1833);
»Dichtungen« (1844);
»Denkwürdigkeiten Royowskis,
Rittmeisters der Barer Konföderation« (1847, gleichzeitig in französischer Ausgabe);
»Erzählungen und Bilder
aus dem adligen Leben« (1851);
»Herr Desiderius Boczko und sein Diener Pafnucy« (1851);
das preisgekrönte, gegen das Hasardspiel
gerichtete satirische Gedicht »Das Spiel und die Kartenspieler« (1857);
das Lustspiel »Warschauer Wettrennen« (1858) und zahlreiche
Aufsätze in polnischen Zeitschriften.
Seine kleinern Idylle, Lieder und Elegien zeichnen sich durch
reines,
edles Gefühl und schöne Sprache aus. Gaszynski starb
(spr. gehts), Horatio, amerikan. General, geb. 1728 in England, kam in den König Georgs-Kriegen nach Amerika, erwarb
nach dem Frieden von 1763 eine Plantage in Virginia, trat bei Ausbruch des Unabhängigkeitskriegs als General
in die Dienste der Kolonien, erhielt 1777 den Befehl über die nördliche Armee und zwang Bourgoyne zur Kapitulation
von Saratoga. Nachdem er sich vergeblich an den Ränken, Washington zu stürzen, beteiligt hatte, bekam er 1780 das
Kommando der Südarmee, erlitt aber bei Camden durch Cornwallis eine Niederlage und wurde abgesetzt. Nachdem er die
Sklaven auf seiner Pflanzung freigelassen, siedelte er nach New York über, wo er starb.
(spr. gehtshedd), Stadt in der engl. Grafschaft Durham, am Tyne, Newcastle gegenüber, hat
große Eisenwerke, Maschinenbauanstalten, Glashütten, chemische Fabriken, Anker- und Nagelschmieden, Schiffswerfte und (1881)
65,803 Einw.
eine der fünf Fürstenstädte der Philister, bekannt als Heimat des Riesen Goliath, wurde von David erobert,
von Rehabeam befestigt und fiel unter Joas in die Hände der Syrer. Gath wird von neuern Forschern nach Abu
Geith am Anfang des Wadi el Hesi (mündet zwischen Gaza und Askalon) verlegt.
August, Musikschriftsteller, geb. zu Lüttich, war anfänglich Buchhändler in Hamburg, widmete sich
dann der Musik und studierte 1828-1830 unter Leitung Friedrich Schneiders in Dessau die Komposition, redigierte
nach seiner Rückkehr nach Hamburg das »Musikalische Konversationsblatt« bis 1841, wo er nach Paris übersiedelte. Hier wirkte
er, wiewohl durch Kränklichkeit vielfach behindert, doch mit reichem Erfolg als Lehrer und Schriftsteller bis zu seinem Tod Gathy bewies
als Kritiker ebensoviel Geist wie Unparteilichkeit. Von seinen Schriften ist sein kurzgefaßtes »Musikalisches
Konversationslexikon« (1835; 3. Aufl., bearbeitet von Reißmann, Berl. 1871) hervorzuheben.
(spr. -näh, Vastiniensis pagus), alte Landschaft in Frankreich, zerfiel in Gâtinais français, zur Isle de France
gehörig, mit der Hauptstadt Nemours, und Gâtinais orléanais, zu Orléanais gehörig, mit der Hauptstadt Montargis.
Richard Jordan, Mechaniker, geb. in Hertford County (Nordcarolina), konstruierte früh eine Reissäemaschine,
studierte in Laporte und Cincinnati Medizin, ließ sich 1849 in Indianapolis nieder und erfand hier 1850 eine Flachsbrechmaschine, 1857 einen
Dampfpflug. 1862 konstruierte er das nach ihm benannte Revolvergeschütz, welches in der Schlacht am James River 1864 mit
Erfolg angewendet und seitdem vom Entdecker beständig verbessert wurde.
Albert, amerikan. Linguist und Ethnolog, geb. auf St. Beatenberg im Kanton Bern,
studierte Geschichte und Philologie
an den Universitäten Bern
und Berlin und bereiste 1859 zum Zweck kunstgeschichtlicher Studien die Hauptstädte Italiens. Seit 1864 wandte
er sich in Bern
den Sprachstudien zu und beschäftigte sich mit der Erforschung der germanischen und romanischen Dialekte seines
Vaterlandes und der aus ihnen zu erklärenden Ortsnamen. 1868 ging er nach New York,
mehr
woselbst er bis 1877 als Mitarbeiter verschiedener deutscher Zeitungen thätig war. Hier verlegte er sich zuerst eingehend
auf das Studium amerikanischer Sprachen und veröffentlichte von 1875 an eine Reihe von Arbeiten über dieselben: »Analytic report«
(1875 u. 1876); »Zwölf Sprachen aus dem Südwesten Nordamerikas« (Weim. 1876) u. a. 1877 ward er
als Ethnolog des Powellschen Vermessungskorps nach Washington berufen, wo er zunächst die zahlreichen sprachlichen Manuskripte
der Smithsonian Institution ordnete und eine genaue topographische Beschreibung der bekannten Dialekte begann. Im August 1877 auf
eine Forschungsreise gesandt, ging er zuerst nach Oregon, um hier die schon in New York begonnenen Studien über
die Klamathsprache fortzusetzen, dann auf die Grande-Ronde-Reservation (westlich von Portland), wo er die Sprachen der dort
wohnenden Indianer studierte.
Zahlreiche Abhandlungen in deutschen und amerikanischen Zeitschriften waren die Früchte dieser Studien. Besonders hervorzuheben
ist seine »Classification into 7 ling. stocks of Western Indian dialects contained in 40 vocabularies« (in Wheelers
»Report upon United States geographical surveys«, Bd. 7). Gegenwärtig
ist Gatschet im ethnologischen Büreau zu Washington angestellt. Außer den genannten Werken schrieb er: »Ortsetymologische Forschungen
als Beiträge zu einer Toponomastik der Schweiz« (Bern
1865-67);
»Promenade onomatologique sur les bords du Lac Léman« (das. 1867).
Die Veröffentlichung seines umfangreichen Werkes über die Sprache der Klamath im südwestlichen Oregon
hat die Smithsonian Institution in Washington übernommen.