2)
Joseph Gasser von Valhorn, Bildhauer, geb. 1818 zu Valhorn in
Tirol,
[* 9]
Bruder des vorigen, wurde zuerst von seinem
Vater unterrichtet
und zeigte dabei eine große Fertigkeit im Modellieren von Statuetten. Seit 1839 bildete er sich als
Schüler der
Akademie unter den
MeisternSchaller,
Klieber und Kähßmann aus. Erfolgreich debütierte er 1844 mit einer Statuette
Leopolds des Glorreichen, welche ihm eine
Pension für einen Aufenthalt in
Rom
[* 10] einbrachte, wo er von 1845 bis 1849 nach der
Natur und nach der
Antike studierte und eineGruppe:
Venus und
Amor, schuf.
Theodor, Bühnendichter, geb. zu
Braunschweig,
[* 14] Sohn eines Schauspielers, bekleidete seit 1847 eine
Stelle in einer
Hamburger Buchhandlung, bis er sich nach fünf
Jahren ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Er starb in
Hamburg.
[* 15] Unter seinen form- und bühnengewandten
Stücken fanden das Zauberspiel »Die Blumengeister« (1856),
endlich
das
Weihnachtsspiel »Der Märchenkönig« und mehrere
Possen und
Blüetten allgemeinen Beifall. Auch die Reuterschen
Romane brachte
in dramatischer Bearbeitung auf
die
Bühne. Gesammelt erschienen von ihm
»Heitere Bühnenspiele« (Hamb.
1865, 2 Bde.).
Die
Heilung sowohl der »Umsessenen«, d. h.
durch
Krankheit Geplagten, als der
»Besessenen«, d. h. der im übrigen
Gesunden, vollzog er mittels des
Exorzismus, bis endlich
Joseph II. 1777 dem Unwesen steuerte und Gaßner befahl,
Regensburg zu verlassen. Der
Bischof, der ihn zu
seinem Hofkaplan mit dem
Titel eines geistlichen
Rats ernannt hatte, wies ihm zur
Entschädigung die Pfarrei
Bendorf an, wo er ganz
verschollen starb. Die über ihn erschienenen
Schriften bilden den
Inhalt der »Zauberbibliothek« (Augsb.
1776). In neuester Zeit hat Eschenmeyer Gaßners
Kuren in
Kiesers
»Zeitschrift für tierischen
Magnetismus«
[* 24] verteidigt, wie schon
Lavatersie der größten
Aufmerksamkeit wert gefunden hat. Jedenfalls verfuhr Gaßner uneigennützig und glaubte wohl selbst an
seine
Kuren.
2)
FerdinandSimon, Musikschriftsteller, geb. 1798 zu
Wien, erhielt seine künstlerische
Ausbildung in
Karlsruhe,
[* 26] ward 1819 Musikdirektor
in
Gießen
[* 27] und 1830 Hofmusikdirektor in
Karlsruhe, wo er starb. Er veröffentlichte außer mehreren
Kompositionen eine
Reihe von
Schriften über
Musik, darunter: »Partiturkenntnis« (Karlsr.
1843, 2 Bde.) und ein »Universallexikon
der
Tonkunst« (Stuttg. 1847).
seemännische Bezeichnung für
Mannschaften, welche an
Bord bestimmte Leistungen an bestimmten
Orten zu verrichten
haben, z. B. Toppsgasten, Leute, welche in den
Topps,
Backsgasten, welche in der
Back etc. zu arbeiten haben.
romantisches, 45 km langes
Thal
[* 28] im Herzogtum
Salzburg,
[* 29] Bezirkshauptmannschaft St.
Johann, am nördlichen
Fuß
der
Hohen Tauern, von der
GasteinerAche durchflossen, die mehrere hübsche
Wasserfälle (den 80 m herabstürzenden zierlichen
Schleierfall, den
Bären-,
Kessel-, Wildbadfall etc.) bildet und bei
Lend durch die 4 km lange großartige
GasteinerKlamm von S. her in die
Salza mündet. Unter den 21 Ortschaften des
Thals (1880 mit 3972 Einw.) sind die bemerkenswertesten:
der ehemals (zur Zeit der Ergiebigkeit des jetzt unbedeutenden
GasteinerBergbaues) sehr reiche
FleckenHofgastein, Hauptort
desThals und Sitz eines Bezirksgerichts, mit einer schönen
Pfarrkirche, einem
Monument des Dichters
LadislausPyrker und (1880) 727 Einw.;
8 km südlicher das durch seine warmen
Quellen berühmte
Wildbad Gastein mit 422 und noch weiter
¶
mehr
aufwärts Böckstein, in 1163 m Meereshöhe, mit 190 Einw. und dem Poch- und Amalgamierwerk für das goldführende Erz des
daneben sich erhebenden, 2650 m hohen Radhausbergs. Hier gabelt sich das Thal und endet östlich mit dem Anlaufthal unterhalb
des Ankogel, westlich in dem 1600 m hoch gelegenen schönen Thalkessel des Naßfeld am Mallnitzer Tauern.
Das Wildbad Gastein liegt 1040 m ü. M. am Fuß des mächtigen Graukogels und an der linken Seite der Ache, die unmittelbar beim
Bad
[* 31] zwei prächtige Wasserfälle (einen obern von 63 und einen untern von 85 m Höhe) bildet, und hat ein Spital für arme Kranke,
eine katholische und eine (dem deutschen Kaiser gehörige) protestantische Kirche.
Die seit alter Zeit bekannten heißen Heilquellen von Gastein sind nur in ihrer Temperatur verschieden und scheinen einen gemeinschaftlichen
Ursprung im Gneis des Graukogels zu haben. Man zählt sieben Quellen;
darunter sind am meisten benutzt: die am höchsten gelegene
Fürstenquelle, die mit einer Temperatur von 49,6° C. entspringt;
die 16 m tiefer entspringende Doktorsquelle,
46° C.;
die am tiefsten gelegene
und wasserreichste Hauptquelle (auch Spitalquelle), die mit einer Temperatur von 49,2° C. hervorkommt, und die Grabenbäckerquelle,
mit einer Temperatur von 38° C. Die Quellen geben zusammen täglich gegen 43,000 hlWasser. 1828 wurde eine
Filialbadeanstalt in Hofgastein errichtet, wohin das Quellwasser des Wildbades mittels Röhrenleitung geführt wird.
Das Thermalwasser
von Gastein zeichnet sich durch große Reinheit und Durchsichtigkeit aus und hat weder einen besondern Geschmack noch Geruch. Auch
die neuesten Analysen zeigen nur einen geringen Gehalt an festen Bestandteilen (3,39 auf 1000 Teile) und gewähren keinerlei
Aufschluß über den eigentlichen Grund der Wirksamkeit derselben. Ihr Hauptbestandteil ist schwefelsaures Natron. In Form
von Bädern angewendet, wirkt das Wasser ungemein belebend, erregend auf Nerven-, Gefäß- und Muskelsystem, die Resorption bethätigend,
spezifisch auf die Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
Außer den Bädern in den Hotels und Privathäusern ist auch das ehemals kaiserliche Badeschloß seit 1807 dem öffentlichen
Gebrauch übergeben. Die Zahl der Kurgäste beträgt gegenwärtig 6500-7000 (davon ca. 5000 in Wildbad und gegen 2000 in Hofgastein).
Das Klima
[* 33] ist alpenhaft mild und gleichmäßig, die beste Zeit zur Kur im Juli und August. Spaziergänge
bilden die Wald- und die Schwarzenberganlagen, die Pyrkerhöhe, die Kaiserpromenade etc.