Die Gascogne, das alte Gallovasconia, bildete das ursprüngliche, meist von Iberern (Vasconen) bewohnte Aquitanien, nach dessen
Erweiterung durch Augustus (27 v. Chr.) die Provinz Novempopulana oder Vasconia, woraus Gascogne entstand. Nach dem Sturz des Römerreichs
gehörte Gascogne zum Westgotenreich und ward 602 von den Franken erobert, die es mit dem Herzogtum Aquitanien
vereinigten, dessen Schicksale es fortan teilte. Karl d. Gr. gab der Gascogne eigne, von dem karolingischen Teilreich Aquitanien abhängige
Herzöge.
Der erste derselben, Welf I. (Lupus), regierte 768-774; sein Enkel Welf II. fiel 778 dem von Spanien zurückkehrenden Karl d. Gr.
im Thal Roncesvalles in den Rücken und brachte seinem Nachtrab eine Niederlage bei, geriet aber in des Kaisers
Gewalt und wurde aufgehängt. Auch die folgenden Herzöge befanden sich in stetem Kampf gegen die fränkischen Könige, so daß 836 die
Gascogner unter absetzbare Herzöge gestellt wurden. Da sie aber von ihrem angestammten Herrschergeschlecht nicht lassen wollten,
so rissen sie sich 872 abermals von Frankreich los und wählten Sancho Miterra, den Enkel eines frühern
Herzogs, Welf Centulus, zu ihrem Herzog. 1040 bemächtigte sich Bernhard II. von Armagnac des Herzogtums und behauptete es eine
Zeitlang, wurde aber durch Wilhelm VII., Herzog von Aquitanien, wieder vertrieben.
Die Gascogne gehörte nun abermals zum Herzogtum Aquitanien oder Guienne, kam durch die Heirat der Erbtochter Wilhelms
VIII., Eleonore, mit Heinrich Plantagenet (1152), als dieser 1154 König von England wurde, unter englische Herrschaft und blieb
unter derselben, bis sie 1451 von den Franzosen erobert und im Frieden von 1453 an diese abgetreten wurde. Unter den Herzögen
bestand das Land aus der denselben unmittelbar gehörigen Grafschaft Gascogne, welche die Bistümer Aire, Lescar,
Oléron, Dax und Bayonne oder das eigentliche Gascogner Land umfaßte, und aus den mittelbaren Grafschaften Bigorre, Bordeaux,
Agen, Fézenzac, Lectoure.
Vgl. Monlezun, Histoire de la Gascogne. (Auch 1846-50, 6 Bde.);
Cénac-Moncaut, Littérature populaire de
la Gascogne (Par. 1868);
Bladé, Contes populaires de la Gascogne (das. 1886, 3 Bde.).
(spr. gäßkeun), Caroline Leigh, engl. Dichterin und Schriftstellerin, geb. 2. Mai 1813 als
die Tochter des Parlamentsmitglieds John Smith von Dale Park, heiratete 1834 den General Gascoigne Gascoigne, Parlamentsmitglied
für Liverpool;
starb 11. Juni 1883. Die bedeutendsten Erzeugnisse ihrer Muse sind: »Temptation, or a wife's perils« (1839);
»The
school for wives« (1839);
»Evelyn Harcourt« (1842);
»Belgravia«, ein Gedicht (1851);
»Recollections of the Crystal Palace«,
Gedicht (1852);
die Novellen: »The next-door neighbours« (1855),
»Doctor Harold« (1865),
»My aunt Prue's railway
journey« (1865) und »Dr. Harold's notebook« (1869).
(spr. gäßkeun), großer Fluß an der Westküste von Westaustralien, entsteht östlich vom Mount Labouchere,
nimmt rechts den Lyons auf und endet in der Sharksbai.
Wasser findet sich nur nach heftigen Regengüssen im ganzen Flußbett,
das, schon im obern Lauf 30 m breit, nach Aufnahme des Lyons 130 und später sogar 200 m breit wird.
Gregory
erforschte das Flußsystem 1858 sehr gründlich.
Vorrichtungen zur Messung des Druckes, welchen in Gefäßen eingeschlossenes Gas auf die Wandungen derselben
ausübt, meist
manometerartige Vorrichtungen, deren Konstruktion den verschiedenen Verhältnissen angepaßt ist.
Zum Messen des Gasdrucks in Feuerwaffen beim Schießen sind besondere Apparate gebräuchlich. Der erste Gasdruckmesser, der Rodman-Apparat,
wurde vom nordamerikanischen Artilleriemajor Rodman 1860 erfunden. Bei ihm wird ein in eine stumpfwinkelige Spitze auslaufender
Meißel von genau bestimmter Schneidenform durch den Gasdruck gegen eine Kupferplatte gedrückt, in welche er einen Schnitt
macht (daher Schnittapparat), dessen Länge der Größe des Gasdrucks entspricht.
Später erfand Noble den Crusher Gauge (Stauchapparat), bei welchem durch den Gasdruck ein Cylinder aus Bleikomposition oder
Kupfer zusammengedrückt wird. Dem Maß der Stauchung entspricht die Größe des Gasdrucks. Beide Apparate können zwar nur relative
Werte ergeben, da die Normalmaße durch hydraulischen Druck, also unter ganz andern Verhältnissen gewonnen
werden als die Kerben und Stauchungen in den Feuerwaffen; immerhin verdanken wir ihnen zum großen Teil die Entwickelung unsers
Geschütz- und Pulverwesens.
im weitesten Sinn luftförmige Körper, d. h. Körper, welche, indem ihre Teilchen das Bestreben haben, sich nach
allen Seiten hin möglichst weit voneinander zu entfernen, mit Expansivkraft (Spannkraft, Tension) begabt
sind (s. Aggregatzustände, Aerostatik). Im engern Sinne nennt man jedoch Gase oder Luftarten nur solche luftförmige Körper, welche
unter gewöhnlichen Druck- und Temperaturverhältnissen als Flüssigkeiten nicht bestehen können, wie Sauerstoff, Stickstoff
und die aus beiden gemischte atmosphärische Luft, Wasserstoff, Chlor, Stickoxyd, Kohlenoxyd, Kohlensäure,
Schwefelwasserstoff, Ammoniak u. v. a., im Gegensatz zu den Dämpfen, welche luftförmige Körper sind, die unter gewöhnlichen
Verhältnissen auch im flüssigen Zustand existieren, wie Wasser-, Alkohol-, Äther-, Bromdampf u. a. (s. Dampf).
I. Physikalisches.
Wie in ihren chemischen, so sind die auch in vielen ihrer physikalischen Eigenschaften sehr verschieden,
z. B. in ihren spezifischen Gewichten (Sauerstoff ist 16mal, Chlor 35,5mal so schwer als ein gleich großes Volumen Wasserstoff),
in ihrer Fähigkeit, von Flüssigkeiten und festen Körpern absorbiert zu werden (s. Absorption), in ihrer Farbe (Chlor z. B.
ist grünlichgelb) etc. Dagegen sind allen Gasen gewisse physikalische Eigenschaften gemeinsam. Vermöge
ihres Bestrebens, sich nach allen Seiten hin auszudehnen (Ausdehnbarkeit, Expansivvermögen), füllen die Gase jeden ihnen gebotenen
Raum vollständig aus und äußern im Ruhestand auf die sie umschließenden Gegenstände nach allen Seiten hin gleichmäßig
einen Druck (Spannung, Expansivkraft, Tension).
Man erklärt das Ausbreitungsbestreben der Gase gegenwärtig durch die Annahme, daß die kleinsten Teilchen
derselben in lebhaft fortschreitender Bewegung sich befinden, daß jedes Gasmolekül immer in gerader Linie fortgeht, bis es
gegen eine feste Wand oder ein andres Molekül trifft und von demselben zurückgeworfen wird. Aus dieser Annahme (mechanische
oder kinetische Theorie der Gase) erklären sich mit Leichtigkeit alle für die Gase geltenden Gesetze (s.
Wärme), z. B. das Mariottesche (Boylesche) Gesetz, daß der Druck eines (vollkommenen) Gases seinem Volumen umgekehrt proportional
ist, das Gay-Lussacsche Gesetz, daß alle Gase bei gleicher Temperaturzunahme sich um gleichviel ausdehnen (s.
Ausdehnung, S. 110 f.), das Avogadrosche Gesetz, daß
mehr
verschiedene Gase bei gleichem Druck und gleicher Temperatur in gleichen Raumteilen gleich viele Moleküle enthalten und demnach
die Molekulargewichte gasförmiger Körper sich verhalten wie ihre spezifischen Gewichte. Es erklären sich daraus ferner die
Gesetze der Diffusion (s. d.) und des Ausfließens der Gase (s.
Ausflußgeschwindigkeit). Alle diese Gesetze gelten mit voller Strenge indes nur für einen idealen, vollkommenen
Gaszustand, in welchem die Moleküle so weit voneinander entfernt sind, daß zwischen ihnen keine Anziehung (Kohäsion) mehr
wirksam ist.
Werden die Moleküle durch Zusammenpressen oder Abkühlen des Gases einander so weit genähert, daß die molekulare Anziehung
(Kohäsion) sich wieder geltend machen kann, so gehen die in den Zustand der Dämpfe über (s. Dampf) und
werden zunächst zu gesättigtem Dampf, welcher durch weitere Abkühlung oder Zusammenpressung in den flüssigen Zustand übergeht
(Verflüssigung oder Liquefaktion der Gase). Die Gase sind demnach nichts andres als ungesättigte oder »überhitzte«
Dämpfe (s. Dampf), welche sehr weit von ihrem Sättigungspunkt entfernt sind, Dämpfe, welche aus Flüssigkeiten
entstanden sind, deren Siedepunkt sehr tief liegt.
Manche Gase sind sehr leicht zur Flüssigkeit verdichtbar, durch bloße Abkühlung oder auch bei gewöhnlicher Temperatur durch
verhältnismäßig geringen Druck. Wird z. B. die gasförmige schweflige Säure durch eine Kältemischung aus Schnee und Kochsalz
abgekühlt, so verdichtet sie sich zu einer farblosen Flüssigkeit, welche schon bei 10° unter Null siedet.
Zur Zusammendrückung der leichter verdichtbaren Gase bedient man sich des Örstedschen Kompressionsapparats (s. Piezometer).
Hierbei nimmt ihr Druck zuerst nach dem Boyleschen Gesetz zu. Nähert sich aber das Gas seinem Sättigungspunkt, so verringert
sich sein Rauminhalt schneller als derjenige der Luft. So werden bei 0° Cyan und schweflige Säure bei
einem Druck von 3 Atmosphären, Chlor bei 4, Ammoniak bei 65 Atmosphären flüssig. Schwerer verdichtbare Gase werden flüssig gemacht,
indem man sie mittels einer Kompressionspumpe (Natterers Kompressionsapparat) in eine starke, mit Ventil versehene eiserne Flasche
preßt und gleichzeitig stark abkühlt. Kohlensäure wird auf diese Weise bei 38, Stickstoffoxydul bei 50 Atmosphären
flüssig.
Durch sehr starken Druck und hohe Kältegrade (bis -110°) war es Faraday gelungen, die meisten. Gase zu Flüssigkeiten zu verdichten;
nur einige wenige, nämlich Wasserstoff, Sumpfgas, Kohlenoxyd, Stickstoffoxyd, Stickstoff, Sauerstoff und daher auch die
aus den beiden letztern Gasen gemischte atmosphärische Luft, hatten bis in die neueste Zeit allen dahin gerichteten Bemühungen
widerstanden und daher den Namen der permanenten (»beständigen«) Gase erhalten, im Gegensatz zu jenen koerzibeln (»bezwingbaren«)
Gasen; Colladon hatte dieselben bei -30° C. auf 400 Atmosphären, Natterer sogar bis auf 3000 Atmosphären zusammengepreßt,
ohne
Verflüssigung zu erzielen.
Von diesem widerspenstigen Verhalten gibt die mechanische Wärmetheorie folgende Erklärung. Wärme ist nichts andres als Bewegung
der kleinsten Körperteilchen oder Moleküle. Die Temperatur, welche wir empfinden oder durch das Thermometer messen, entspricht
der Energie oder der Wucht dieser Bewegung. Die Energie der Wärmebewegung wirkt der Anziehungskraft (Kohäsion),
welche bestrebt ist, die Moleküle eines Gases zu einer Flüssigkeit zusammenrinnen zu lassen, entgegen.
Solange die Temperatur so hoch ist, daß die Wucht der Wärmebewegung jener Anziehungskraft die Wage hält oder sie übertrifft,
wird das Gas nicht flüssig gemacht werden können, wie sehr man es auch zusammendrücken mag. Für jeden
Stoff gibt es daher eine sogen. kritische Temperatur, über welcher der Stoff bei jedem noch so großen Druck gasförmig bleibt.
Für Ätherdampf beträgt die kritische Temperatur 196°, für Kohlensäure 31°, für die sogen. permanenten Gase liegt sie
sehr tief unter 0°. Bei den Versuchen Colladons und Natterers lag die Temperatur noch oberhalb dieses kritischen
Punktes.
Damit die Verflüssigung gelinge, ist es notwendig, neben sehr starkem Druck möglichst tiefe Kälte einwirken zu lassen. Indem
Cailletet in Paris und Pictet in Genf
diese Bedingung erfüllten, gelang es ihnen fast gleichzeitig gegen Ende des Jahrs 1877, die
bisher sogen. »permanenten« Gase flüssig
zu machen. Cailletet drückte die in einer engen dickwandigen Glasröhre mittels einer hydraulischen Presse zusammen. Sauerstoffgas,
durch flüssige schweflige Säure auf -29° C. abgekühlt, blieb selbst bei einem Druck von 300 Atmosphären noch gasförmig;
nun wird rasch ein Hahn geöffnet, der einen Teil des Gases in die Luft entweichen läßt; zu der Arbeit,
welche das plötzlich sich ausdehnende Gas hierbei leistet, verbraucht es eine so bedeutende Wärmemenge (s. Wärme), daß
es um etwa 200° tiefer erkaltet.
Bei dieser plötzlichen Entspannung sah man nun in der Röhre einen Nebel entstehen, welcher aus feinen Tröpfchen oder Bläschen
flüssigen Sauerstoffs bestand. Ähnliche Erscheinungen zeigten Stickstoff, Kohlenoxyd, atmosphärische Luft
und selbst Wasserstoff. Während Cailletet die genannten Gase nur als zarte Nebel bei plötzlicher Ausdehnung nach starker Zusammenpressung
auftreten sah, gelang es Pictet, durch hohen Druck und starke Abkühlung größere Mengen flüssigen Sauerstoffs und Wasserstoffs
zu erhalten.
Das Verfahren, dessen er sich bediente, wird durch obenstehende
Figur erläutert.
Das Sauerstoffgas entwickelt sich aus chlorsaurem Kalium, welches in einem starkwandigen eisernen Gefäß A erhitzt wird. An
das eiserne Gefäß ist eine starkwandige, 3,70 m lange Kupferröhre B angeschraubt, welche bei C ein
Manometer zum Ablesen des in der Röhre herrschenden Druckes trägt und bei b durch einen Schraubenhahn
verschlossen ist. In dieser Röhre wird das Gas durch seinen eignen,
^[Abb.: Apparat zur Darstellung von flüssigem Sauerstoff.]