(bei den Alten Gargănus), eine gebirgige, aus Apenninenkalk bestehende, landfest und zur
Halbinsel gewordene
ehemalige
Insel, »der
SpornItaliens«,
[* 2] durch die
Ebene von
Apulien und den Candelaro, welcher noch die ehemalige Küstenlinie
erkennen läßt, vom
Apennin geschieden und zur
ProvinzFoggia gehörig. Im
MonteCalvo erhebt sie sich zu 1560 m
Höhe, aber wie schon dieser
Name sagt, sind die ehemaligen Eichenwälder bis auf Reste an der Nordseite verschwunden. Mit
ihren zahlreichen kleinen
Buchten, namentlich dem
Golf von
Manfredonia, war sie lange Zeit Sitz sarazenischer Seeräuber. Jetzt
beschäftigt die Bewohner dieses abgelegenen, meist nur von
Pilgern besuchten Berglandes Vieh- und
Bienenzucht
[* 3] wie auch
Ackerbau.
(spr. -dschollo),Conrado, ital. Dichter und Schriftsteller,
geb. 1834 zu Fivizzano im Toscanischen, studierte in
Pisa
[* 4] und
Siena und wirkt jetzt als
Professor der italienischen
Litteratur am
Lyceum zu
Arezzo. Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: »Dall'
Aurora al Tramonto«;
verschiedene
Essays (über V.
Gioberti, dramatische Litteratur etc.) u. a. Sehr verdienstvoll
ist die Gesamtausgabe der Werke B.
Niccolinis, welche Gargiollo im Auftrag des ihm einst befreundeten Dichters besorgt hat
(Mail. 1862 ff.).
-
Ein Namensvetter von Gargiollo, der Philolog und Schriftsteller Carlo Gargiollo, geb. 1840 zu
Florenz,
[* 5] hat sich besonders durch treffliche
Ausgaben italienischer
Autoren einen
Namen gemacht.
erster geschichtlich nachweisbarer
Herzog der
Bayern,
[* 7] aus dem
Geschlecht der
Agilolfinger (560-590), vermählt
mit Waldrade, Tochter des Langobardenkönigs Wacho und
Witwe des Frankenkönigs Theudebald,
Vater der Theudelinde,
welche 589 den langobardischen König
Authari und nach dessen
Tode den
Herzog Agilulf von
Turin
[* 8] heiratete und die
Langobarden
vom arianischen zum katholischen
Glaubensbekenntnis herüberbrachte.
Giuseppe, berühmter Nationalheld der
Italiener, geb. zu
Nizza
[* 9] als Sohn eines
Seemanns, trat früh
in die sardinische
Marine ein, beteiligte sich, für die
Einheit und
Größe seines Vaterlandes begeistert, an dem
Komplott von
1834, welches durch den Savoyerzug
Mazzinis ein unglückliches Ende fand, und mußte daher flüchtig werden; er entkam von
Genua
[* 10] nach
Frankreich. In der
Heimat zum
Tod verurteilt, führte er nun eine
Reihe von
Jahren ein unstetes
Leben, stand eine Zeitlang im
Dienste
[* 11] des
Beis von
Tunis,
[* 12] dann 1846 in dem der südamerikanischen
RepublikenRio Grande do Sul
[* 13] und
Montevideo,
[* 14] wo er mit (gewöhnlich von ihm selbst zusammengebrachten)
Schiffen als
Kommandant von
Kapern den Brasiliern sich
gefürchtet machte und eine treffliche
Schule für diese Art der Kriegführung durchmachte.
Auch verband er sich hier mit einer Spanierin, Anita, die er aber, weil sie vermählt war, nicht gesetzlich heiraten konnte.
Auf die
Kunde vom
Ausbruch der nationalen
Bewegung in
Italien
[* 15] schiffte er sich im April 1848 mit 54 Waffengenossen nachEuropa
[* 16] ein und betrat nach 14jähriger
Verbannung in
Nizza sein Vaterland wieder, gerade als die erste glückliche
Periode des oberitalienischen
Kriegs beendet war. Er wollte unter König
KarlAlbertDienste nehmen, wurde aber abgewiesen und zu spät vom Verteidigungskomitee
in
Mailand
[* 17] mit der
Bildung eines Freiwilligenkorps beauftragt; nach
Ablauf
[* 18] des am 9. Aug. zwischen
KarlAlbert
und
Radetzky abgeschlossenen
Waffenstillstandes leistete er mit seinem 1500 Mann starken
Korps an verschiedenen
Orten den überlegenen
Österreichern tapfern
Widerstand, mußte sich aber endlich
vor der Übermacht auf schweizerisches Gebiet zurückziehen.
Alle Erfolge, die während der Belagerung
Roms durch die
Franzosen von den
Römern errungen wurden, verdankte man Garibaldi; wiewohl
den
Kriegsplan der
Triumvirn nicht billigend, gab er doch in der gefährlichsten Zeit das
Beispiel des unbedingtesten
Gehorsams und legte eine seltene Unerschrockenheit und Gewandtheit im Benutzen der Umstände an den
Tag. Er brachte den
Franzosen
bei ihrem ersten
Vorrücken eine
Niederlage bei und nötigte durch seine
Verteidigung der
Stellung am
Thor von
San Pancrazio (2. Mai)
den
Marsch allOudinot zu einer förmlichen Belagerung der Stadt. Ebenso glänzend zeichnete er sich
bei den erfolgreichen
Angriffen auf die Neapolitaner bei
Palestrina und
Velletri(19. Mai) aus. Als die französische Übermacht
sich 3. Juli der Stadt bemächtigte, trat Garibaldi mit den ihm noch gebliebenen 1550 Mann ins
Neapolitanische über, um dort zu insurgieren,
ward aber von den Österreichern verfolgt und entkam unter vielen
Gefahren nach
Piemont, noch ohne seine
Anita, die ihn auf allen seinen
Zügen begleitet hatte, aber auf der abenteuerlichen
Flucht bei
Ravenna den
Folgen einer Niederkunft
erlegen war. Die sardinische
Regierung zwang ihn zur
Auswanderung nach
Nordamerika.
[* 20] In
New York arbeitete
er anfangs in einer
Seifen- und Lichtefabrik, fand dann aber eine Verwendung als
Schiffskapitän und befuhr den
StillenOzean
bis
Kanton.
[* 21]
1854 kehrte er nach
Sardinien
[* 22] zurück und nahm nach einjährigem stillen Aufenthalt in
Nizza mit seiner
Familie einen bleibenden
Aufenthalt auf der von ihm zum Teil angekauften kleinen Felseninsel
Caprera, unweit der Nordostküste
der
InselSardinien, wo er sich der
Landwirtschaft widmete. Da die von
Cavour geleitete piemontesische
Politik immer entschiedener
auf eine Einigung des freien
Italien unter der
FührungSardiniens hinarbeitete, so trat Garibaldi im Juli 1856 dem
ItalienischenNationalverein
bei, dessen
Ziel die Vereinigung ganz
Italiens unter dem
Zepter des
HausesSavoyen war. Das
BündnisPiemonts
mit
Frankreich gegen
Österreich
[* 23] erkannte auch Garibaldi als durch die Umstände geboten an, und
Cavour seinerseits überwand die entschiedene
Abneigung
Napoleons III. gegen Garibaldi und seine
Freischaren und ließ es auf seine Verantwortung geschehen, daß sich die
¶
mehr
Freiwilligen aus dem Österreichischen und aus Mittelitalien unter Garibaldis Fahnen in Piemont organisierten. Als sardinischer
General überschritt Garibaldi mit seinen »Alpenjägern« den Ticino; zwar trug er einige Erfolge über den ihm gegenüberstehenden
österreichischen GeneralUrban davon, richtete aber nichts Bedeutendes aus. Er teilte den nationalen Zorn über
die plötzliche Beendigung des Kriegs durch den Frieden von Villafranca und folgte daher gern einem im August d. J. von Toscana
an ihn ergangenen Ruf zur Organisation der toscanischen Division, die damals in der Romagna stand, in der Absicht, die Insurrektion
nun in den Kirchenstaat und nach Neapel zu tragen, hier ebenfalls Viktor Emanuel als König von Italien auszurufen
und sodann auch ohne französische Unterstützung an die EroberungVenedigs zu gehen.
Allein die politischen Verhältnisse gestatteten der piemontesischen Regierung nicht, ihre Erlaubnis zu einem solchen Vorgehen
zu erteilen. Garibaldi zog sich darauf, als piemontesischer General zur Disposition gestellt, nach Caprera zurück. 1860 in
das Parlament zu Turin gewählt, protestierte Garibaldi vergeblich gegen die Abtretung Savoyens und Nizzas an Frankreich und nahm hierauf
als sardinischer General und Deputierter seine Entlassung. Bald darauf stellte er sich an die Spitze der Expedition, welche
von Genua aus, von Cavour im geheimen begünstigt, der Insurrektion in Sizilien
[* 25] zu Hilfe eilte. Am landete
er trotz der ihm auflauernden neapolitanischen Kreuzer mit 1020 Mann auf der Insel bei Marsala, gebot schon 14. Mai über ein
Korps von etwa 4000 Mann und übernahm durch Dekret die Diktatur über Sizilien im NamenViktorEmanuels.
Während er aber durch sein eigenmächtiges Vorgehen einerseits in immer schärfern Gegensatz zur RegierungViktorEmanuels getreten war, konnte er anderseits doch der Mitwirkung der letztern zum vollständigen Sieg nicht entbehren. So sah
er sich genötigt, als die sardinische Armee von Norden
[* 30] her ins neapolitanische Gebiet einrückte, dieser die Fortsetzung der
Operationen zu überlassen; nachdem er 30. Okt.Viktor Emanuel in Sessa als König von Italien begrüßt hatte
und 7. Nov. an seiner Seite in Neapel eingezogen war, legte er die von ihm bisher geübte Gewalt in des KönigsHände nieder und
schiffte sich am 9. nach Caprera ein.
Jede Belohnung, jede Auszeichnung hatte
er abgelehnt; selbst die wenigen Piaster, die er zur Überfahrt nach
seiner kleinen Besitzung bedurfte, mußte er entlehnen. Als Haupt der sogen. Aktionspartei ruhte er aber nicht lange in Caprera,
sondern ging sofort an die Verwirklichung des nächsten Ziels: der BefreiungRoms und Erhebung desselben zur Hauptstadt Italiens.
Er erschien im Juni 1862 plötzlich in Palermo, entzündete überall die Bevölkerung zum Haß gegen Napoleon
und das Papsttum und rief zum Zug
nach Rom
[* 31] auf.
Obgleich die Regierung sich auf das bestimmteste gegen ihn erklärte, hatte er doch bald gegen 3000 Freiwillige um sich und
landete, nachdem er sich 18. Aug.Catanias bemächtigt hatte, am 25. in Kalabrien. Allein jetzt wurde auf
die bestimmte ForderungNapoleons von der Regierung der GeneralCialdini gegen ihn geschickt, und 28. Aug. kam es zwischen Garibaldi und
den von dem Obersten Pallavicino befehligten königlichen Truppen zum Gefecht bei Aspromonte, in welchem Garibaldi selbst am rechten
Knöchel gefährlich verwundet wurde.
Auf einem Regierungsdampfer nach La Spezia
[* 32] und von da in das Fort Varignano auf der Insel Palmeria gebracht,
ward er 5. Okt. mit seinen Genossen amnestiert. Die Verwundung Garibaldis erforderte, da die Kugel bis auf den Knochen
[* 33] eingedrungen
war, eine schwierige Operation und heilte nur sehr allmählich. Erst 20. Dez. kehrte er nach seinem Caprera zurück. Hier
lebte er ruhig bis zum Frühjahr 1864, in welchem er einen Besuch in England machte, wo ihm seine Freunde großartige Ovationen
bereiteten.
Die Glanzperiode Garibaldis war überhaupt vorbei. Seine frühern großen Erfolge hatte er seiner Kühnheit und seiner idealen,
selbstlosen Begeisterung für die Sache seines Vaterlandes zu verdanken. Seine fernern Handlungen bewiesen aber, daß es ihm
gänzlich an politischer Einsicht und Besonnenheit wie an Selbständigkeit des Urteils fehlte. Obgleich
der RegierungViktorEmanuels durch die Septemberkonvention die Hände hinsichtlich einer Aktion gegen Rom gebunden waren, versuchte
Garibaldi doch auf eigne Faust sich dieser Stadt zu bemächtigen. Da sein Plan nicht verborgen bleiben konnte, ließ ihn die Regierung in
Asinalungo ^[richtig: Asinalunga] verhaften und nach Caprera zurückbringen.
Indessen setzten Garibaldis Freunde das begonnene Werk fort, bis es ihm selbst gelang, in tollkühner Fahrt auf einer kleinen
Barke mitten durch die italienischen Kreuzer hindurch von Caprera zu entkommen und im Kirchenstaat zu landen. Garibaldi errang nun
einige Vorteile, namentlich durch seinen Sieg bei Monterotondo Ende Oktober. Allein 30. Okt. landeten zwei französische Brigaden
unter GeneralFailly bei Civitavecchia, und da Garibaldi trotz wiederholter Aufforderung seitens der Regierung und trotz der unzureichenden
Beschaffenheit seiner meist aus ganz jungen Leuten bestehenden Truppen die Waffen
[* 35] nicht niederlegte, wurde er
bei Mentana3. Nov. von päpstlichen und französischen Streitkräften angegriffen und erlitt eine vollständige Niederlage.
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