2) Milutin, serb. Minister, geb. zu Belgrad, Sohn des vorigen, besuchte die polytechnische Schule in Paris und die
Militärschule in Metz, war Offizier, zog sich aber nach der Ermordung des Fürsten Michael (1868) ins Privatleben zurück und
widmete sich auf dem Landgut seines Vaters, Grolzka, unter dessen Leitung staatsrechtlichen Studien. 1874 in
die Skuptschina gewählt, entwickelte er eine ungewöhnliche Rednergabe und politisches Geschick und schwang sich bald zum
Führer der fortschrittlichen Opposition gegen das Ristitschsche System auf. 1876 nahm er als Artilleriemajor am Kriege gegen
die Türken mit Auszeichnung teil und wurde schwer verwundet.
Als Ristitsch gestürzt wurde, trat Garaschanin als Minister des Innern in das Kabinett Pirotschanaz ein,
nahm aber mit diesem 1883 seine Entlassung und trat im Oktober 1884 als Minister des Äußern und der Finanzen selbst an die
Spitze des Ministeriums. Obwohl das Eingreifen Serbiens in die orientalischen Wirren im November 1885 mit
der Niederlage der serbischen Armee endete und Garaschanins enge Anlehnung an Österreich im Lande heftig getadelt wurde, behauptete
sich Garaschanin doch an der Spitze der Regierung, zumal er die Gunst des Königs Milan durch Unterwürfigkeit unter dessen Willen besaß.
(spr. -ra), Dominique Joseph, franz. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu
Ustariz bei Bayonne, ward Advokat in Bordeaux, begab sich aber später nach Paris, um die litterarische Laufbahn einzuschlagen.
Beim Ausbruch der Revolution zum Deputierten bei den Reichsständen gewählt, hielt er seit 1790 zugleich Vorlesungen am Lyceum
über alte Geschichte, wurde nach Dantons Abdankung Justizminister und hatte Ludwig XVI. das
Todesurteil zu eröffnen. Im März 1793 wurde er Minister des Innern, trat aber bald zurück und redigierte nun ein republikanisches
Journal: »Salut public«.
Unter der Schreckensherrschaft wurde er verhaftet. Nach dem 9. Thermidor ward er an die Spitze des öffentlichen Unterrichts
berufen, überließ aber seine Stelle bald an Ginguené und übernahm eine Professur an der neuerrichteten
Normalschule, von wo er 1795 als Professor an das Nationalinstitut überging. Seit 1796 saß er im Rate der Alten (später als
dessen Präsident), wurde unter Napoleon Mitglied des Senats und Graf, 1806 Mitglied des Instituts und während
der Hundert Tage Mitglied der Repräsentantenkammer.
Nach der Restauration blieb er ohne Anstellung, ward selbst aus der Liste der Mitglieder des Instituts gestrichen und erst nach
der Julirevolution (1830) wieder in die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften aufgenommen. Er starb in
Ustariz. Außer einigen Elogien auf den Kanzler L'Hôpital, den Abt Suger u. a. hinterließ er interessante
»Mémoires sur la Révolution« (1795, neue Ausg. 1862); »Mémoires sur M. Suard, sur ses écrits et sur le dix-huitième siècle«
(Par. 1820, 2 Bde.) u. a.
(spr. -wállja), Giovita, ital. Kupferstecher,
geb. zu Pavia, erlernte die Kupferstecherkunst unter I. Anderloni daselbst und seit 1808 unter
Garavaglia Longhi in Mailand. Im J. 1813 gewann er einen akademischen Preis für seine Herodias nach Luini, 1817 einen zweiten für seine
heilige Familie in einer Landschaft nach Raffael. Er ward 1833 Morghens Nachfolger als Professor der Kupferstecherkunst an der
Akademie von Florenz, starb aber schon Seine Stiche zeichnen sich durch Feinheit
und Weichheit
der Behandlung aus. Geschätzt ist seine Madonna della Sedia nach Raffael (1828); andre Hauptblätter sind: die Madonna mit
dem Kind und dem kleinen Johannes nach Vinc. da San Gimignano, David mit Goliaths Haupt nach Guercino, Hagar
in der Wüste nach Baroccio (1823), heil. Magdalena nach C. Dolce (1832).
(spr. gárrai), Johann, ungar. Dichter, geb. 1812 zu Szegszárd im Tolnaer Komitat, lebte in Pest, wo er 1847 bei
der Universitätsbibliothek eine Anstellung fand und starb. Durch gründliches Studium deutscher Meisterwerke gebildet
und durch Vörösmartys Poesien angeregt, schrieb er mehrere Dramen, größtenteils historischen Inhalts,
unter denen »Arbocz« (1837) besonders ansprach;
ferner: die Epopöe »Csatar« (1834);
die Legende »Bosnyak Zsófia«;
die poetische
Erzählung »Frangepan Kristófné« und das historische Gedicht »Szent Laszlo« (Erlau 1850, 2. Bde.; 2. Aufl.,
Pest 1853).
Als begabterer Balladendichter zeigte er sich in seinem unter dem Titel: »Arpádok« erschienenen
Cyklus historischer Balladen (Pest 1847, 2. Aufl. 1848). Auch seine lyrischen Gedichte »Balatoni
Kagylók« (Pest 1848, Erlau 1851) werden hoch gestellt. Seine Erzählungen erschienen Pest 1845. Eine Gesamtausgabe seiner Gedichte
veranstaltete Franz Ney (Pest 1854, 5 Bde.); eine Auswahl derselben in deutscher
Übersetzung gab Kértbeny (2. Aufl., Wien 1857) heraus. Seine Biographie schrieb Ferenczy (Pest 1883).
ein Gebund Feldfrüchte, welche noch ihre vollständigen Körner enthalten, im Gegensatz zur Schütte (s. d.).
Die Größe der Garben ist verschieden; je länger nämlich das Stroh der Halmfrüchte ist, um so stärker
können sie gebunden werden. Vielfach entscheidet auch Landessitte. Mit großen Garben fördert die Aberntung schneller,
das Auf- und Abladen erfordert aber kräftigere Leute. Wintergetreide wird in Garben von 8-15 kg, Sommergetreide und Hülsenfrucht
in der Regel zu 5-8 kg gebunden. Zum Binden dient Getreide selbst, das Strohseil, Weidengeflecht, Jute-, Kokosfaserstricke,
Draht etc. (vgl. Mähmaschine). Leicht ausfallende Körnerfrüchte (z. B. Raps) werden oft gar nicht gebunden, Klee, Bohnen, Erbsen
etc. lose und in Bunden aufgeladen. - In der Ballistik versteht man unter Garbe (Streuung) die Ausbreitung der Flugbahnen bei einer
Feuerwaffe. Geschoßgarbe ist die Form, welche die Flugbahnen der Teile eines Streugeschosses beschreiben,
Minengarbe die beim Sprengen einer Trichtermine emporgeschleuderte Bodenmasse.
das Zusammenschweißen von zu Bündeln (Garben, Paketen) zusammengelegten ungleichartigen Stahlstäben, um
daraus unter dem Hammer ein homogenes Produkt (Gärbstahl) zu erzeugen.
Raffaellino del, ital. Maler, geboren um 1466 zu Florenz, war Schüler des Filippino Lippi und um 1493 dessen Gehilfe
bei der Ausführung der Fresken in Santa Maria sopra Minerva. Seit 1498 war er Meister in Florenz und starb
daselbst 1524. Er hatte sich an seinen Lehrmeister so
mehr
eng angeschlossen, daß seine Bilder häufig mit denen des erstern verwechselt wurden. In seinen reifsten Werken übertraf
er ihn jedoch durch Anmut und Schönheit. Seine bedeutendsten Staffeleibilder (Madonna mit dem Kind und zwei Engeln; Madonna mit
dem Kind, von Engeln und Heiligen umgeben) befinden sich im Berliner Museum. Sein Beiname del Garbo rührt
von der Straße her, in welcher er wohnte.