Bezeichnung eines
Dinges, insofern man dasselbe als aus andern
Dingen, die dann dessen Teile heißen, zusammengesetzt
denkt. Daß ein Ganzes der
Summe seiner Teile gleich sei, ist zwar unbezweifelbares
Axiom; da indessen zur Herstellung eines nicht
bloß kollektiven Ganzen auch eine gewisse Art der
Verbindung der Teile erforderlich ist, so läßt sich
obiger
Satz nicht geradezu umkehren. Einige stoische
Philosophen unterschieden daher in Bezug auf die
Welt das Ganze von dem
All, indem sie unter jenem die eigentliche
Welt, unter diesem das Unverbundene mit Inbegriff des leeren Weltraums verstanden.
In andermSinn werden das ideale und das reale Ganze gesondert: jenes ist der nach den
Regeln der
Logik
geordnete Inbegriff von
Gedanken oder
Lehrsätzen (logisches, wissenschaftliches, systematisches Ganze);
dieses dagegen ist
ein wirkliches
Ding, welches aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist.
Letzteres kann entweder ein physisches oder ein
technisches Ganze sein, je nachdem es die
Natur oder die
Kunst hervorgebracht hat. Sieht man auf die Art
der
Zusammensetzung und der dabei wirksamen
Kräfte, so kann man ein mechanisches, chemisches und organisches Ganze unterscheiden.
In ästhetischer Beziehung ist jedes Kunstwerk ein Ganzes, dessen Teile so innig verwandt, unter sich zusammenhängend
sind
(Organismus), daß man weder einen hinwegnehmen, noch hinzufügen kann, ohne der
Wirkung des Ganzen
Eintrag zu thun. Hieraus folgt von selbst, daß, wenn ein Kunstwerk als Ganzes erscheinen soll, kein Teil desselben
den übrigen widersprechen, noch diese in den
Hintergrund drängen darf, wie dies fehlerhafterweise z. B. bei Hauptfiguren
in Gemälden oder bei Hauptpersonen in der erzählenden oder dramatischen
Poesie der
Fall sein kann.
Der
Halbschluß (s. d.) ist
kein
Schluß, sondern wirkt dissonanzartig, eine Fortsetzung verlangend, als
Frage. Er kann zwar einen
Satz abschließen
(so
daß der
NameHalbschluß immerhin gerechtfertigt ist), aber dieser
Satz weist dann auf einen andern folgenden
hin;
dagegen ist der ein wirklicher
Schluß, befriedigender
Abschluß, einem Punktum der Schriftsprache vergleichbar. Vgl.
Kadenz.
(Ton), der größere der beiden diatonischen Sekundschritte, d. h. die
Fortschreitung von
Tönen der diatonischen
Tonleiter zu ihren Nachbartönen (der kleinere heißt
Halbton).
Die Sekundfortschreitung innerhalb derSkala
der
Stammtöne (ohne Vorzeichen) weist fünf Ganztonfortschritte auf: c-d, d-e, f-g, g-a, a-h.
Über die akustische Wertbestimmung
des Ganztons und die Unterscheidung des großen und kleinen Ganztons vgl.
Komma,
Intervalle und
Tonbestimmung.
bezeichnet im Hüttenwesen einen gewissen Zustand der Reinheit von unedlen
Metallen (z. B.
Kupfer,
[* 11]
Eisen
[* 12] etc.) im
Gegensatz zum Unreinheit andeutenden »roh«. Für edle
Metalle wählt man zur Kennzeichnung ihrer Reinheit statt gar den
Ausdruck fein (Feinsilber, Feingold) und für beide bei großer Reinheit den
Ausdruck raffiniert (Kupferraffinad, raffiniertes
Silber etc.). Die
Manipulationen zur
Reinigung der Metallverbindungen nennt man dem entsprechend
Garen oder Garmachen,
Feinen,
Raffinieren. In etwas andrer Bedeutung nimmt man das
Wort gar zur Bezeichnung eines bestimmten Schmelzofenganges (s.
Gang des Ofens),
[* 13] und Garschlacken können sowohl bei letzterm (in Eisenhochöfen, Frischfeuern) als auch beim Garmachen
von Metalllegierungen (z. B. beim Garmachen des
Kupfers) erfolgen. Das
Garen des
Kupfers geschieht teils in
Herden (kleiner Garherd),
teils in Gebläseflammöfen (großer Garherd,
Spleißofen). - In der
Gerberei bezeichnet gar den Zustand der vollkommenen Gerbung
(lohgar). - In der
Landwirtschaft versteht man unter
Boden- oder Ackergare den Zustand der vollkommensten
Produktionsbereitschaft der
Ackerkrume, d. h. das Vorhandensein sowohl der chemischen als physikalischen Bedingnisse
zur erfolgreichen Pflanzenkultur. Die Zeichen der eintretenden
Gare sind größere Mürbheit und
Elastizität,
Quellen und Dunklerwerden
des
Bodens. Häufig sind überaus mystische
Anschauungen über die
Gare unter den Landwirten verbreitet;
viele vermuten eine Art
Gärung, wie die
Brot-,
Bier etc.
Gärung, welche
Anschauung jeder Begründung entbehrt.