In demNaturdienst der
Inder nimmt das
Wasser des Ganges als reinigend und sühnend eine hohe
Stelle ein; schon
in der alten
Überlieferung gilt der Ganges, die Gangâ, als besonders heilig. In der indischen
Mythologie ist der Ganges der
Strom
der
Götter.
Noch heute
ist er das
Ziel zahlreicher
Pilger, die durch
Baden
[* 4] in seinen
Fluten sich von ihrenSünden
zu reinigen suchen. Der Versand von Gangeswasser bildet einen sehr einträglichen
Handel der
Brahmanen. Früher warfen die
Hindu ganz allgemein ihre
Toten in den Ganges; seit dem die englische
Regierung ein strenges Verbot gegen diese Unsitte erlassen
hat, geschieht dies nur noch mit der
Asche der freilich oft sehr unvollständig verbrannten
Leichen.
Die Uferlandschaften des Ganges sind mit einer üppigen subtropischen
Vegetation bedeckt; von den wertvollsten Getreidearten
(Reis,
Weizen,
Gerste)
[* 5] und den wichtigsten
Handelsgewächsen
(Opium,
Indigo,
[* 6]
Baumwolle,
[* 7]
Jute
[* 8] etc.) werden reiche
Ernten erzielt. Von jeher
war es Aufgabe der indischen Bodenkultur, durch
Kanäle den
Segen der
Ströme zu verbreiten; in
Hindostan
begnügte sich aber der
Inder jahrhundertelang mit dem
Graben von
Brunnen.
[* 9] Erst die
Engländer gingen daran, durch ein Riesenwerk,
den Gangeskanal, das in dürren
JahrenHungersnot leidende
Doab zu bewässern. Nach kleinern unbefriedigenden
Versuchen schritt
man 1848 zur Ausführung, und
Sir Proby Cautley (vgl. dessen
»Reports on the Ganges work«, Lond. 1860) gebührt
das
Verdienst, diese Kanalbauten, die insbesondere im Solanithal einen 3½ km langen
Viadukt erforderten, vollendet zu haben.
Der
Kanal
[* 10] nimmt unter 26° 30½' nördl.
Br. und 78° 13' östl. L. v. Gr. bei
Hardwar seinen Anfang und endet unter 29° 57'
nördl.
Br. und 80° 21' östl. L. bei
Khanpur; von seinen zwei Hauptzweigen, dem Fatigarh- und Etawahkanal,
mündet letzterer in die
Dschamna. Diese
Kanäle sind schiffbar; wegen der vielen Nebenkanäle und der starken
Ableitung behufs
der
Bewässerung reicht aber das
Wasser nicht mehr hin, alle
Zweige ständig anzulassen; in der heißen
Jahreszeit füllt man
sie nur eine
Woche um die andre.
Abhilfe soll der Untere Gangeskanal schaffen, dessen
Eröffnung im Juni 1878 erfolgte. Der Ganges ist bei Narora (27° 47' nördl.
Br., 78° 18' östl. L. v. Gr.) angestochen und sein
Wasser dem Hauptkanal zugeführt, letzterer zugleich bis
Allahabad verlängert. Die schiffbaren
Kanäle haben eine
Länge von 893 km,
die ganze
Anlage kostete 36 Mill. Mk. Der
Schiffahrt stellen im Flußbett
Untiefen und Schlammablagerungen
mannigfache Hindernisse entgegen;
Boote fahren bis Sukhatal, 480 km oberhalb
Khanpur.
Getreide
[* 11] und Landesprodukte bilden die
Hauptfracht; die europäischen
Waren gehen auf der
Bahn landeinwärts. Bei der Zählstelle von Sahibgandsch (an der
Grenze von
Bihar und
Bengalen) passierten 1878 (neue Zählung erfolgt 1886) 43,020
Schiffe,
[* 12] darunter einige
DutzendDampfer. S.
Karte
»Ostindien«.
[* 13]
»Das Forstgesetz für das
KönigreichBayern in einer Textierung vom Jahr 1879 nebst Vollzugsvorschriften«
(das. 1880).
2)
Ludwig, Dichter und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu
Kaufbeuren,
[* 19] versuchte sich nach absolvierten Gymnasialstudien
erst in der Maschinentechnik, betrieb dann in
Würzburg,
München und
Berlin
[* 20] philosophische, naturwissenschaftliche und philologische
Studien und widmete sich, nach
dem er 1879 in
Leipzig
[* 21] promoviert hatte, ausschließlich litterarischer Thätigkeit,
indem er abwechselnd in
München,
Wien
[* 22] (wo er als
Dramaturg des Ringtheaters fungierte) und im bayrischen
Hochland lebte. An
poetischen Werken veröffentlichte Ganghofer die beiden Gedichtsammlungen: »Vom
StammeAsra«
(Brem. 1879; 2. vermehrte
Auflage u. d. T.:
»Bunte Zeit«, Stuttg. 1883) und »Heimkehr«
(das. 1883),
»Bergluft« (das. 1883) und
»Almer und Jägerleut« (das. 1885). Seine größten Erfolge errang er durch die
für die
Bühne der bayrischen Dialektschauspieler in
München geschriebenen Volksschauspiele. »Der Herrgottschnitzer von Ammergau«
(Augsb. 1880, 3. Aufl. 1883),
»Der Prozeßhansl« (das.
1881, 3. Aufl. 1884) und »Der Geigenmacher von
Mittenwald« (das. 1884),
die alle drei gemeinsam mit
Hans Neuert geschaffen
wurden. Ganghofer schrieb außerdem die
Schauspiele. »Wege des
Herzens« (Augsb. 1882) und »Der zweite
Schatz« (das. 1882),
Cölestin,
Erzbischof von
Wien, geb. zu Thanstetten bei
Steier in
Oberösterreich, trat in den Benediktinerorden
und zeichnete sich als
Geistlicher durch liberale
Gesinnung, seltene Charakterreinheit und große Herzensgüte aus. Seit 1847 widmete
er sich dem Lehrfach und trug am Obergymnasium des
Ordens in
Kremsmünster Religionslehre vor; zugleich
war er Konviktspräfekt. Im April 1876 wurde er zum
Abt von
Kremsmünster erwählt und 1877 zum Mitglied des
Herrenhauses¶
mehr
ernannt, in welchem er sich der liberalen Verfassungspartei anschloß. Seine reichstreue Gesinnung bewährte er bei der Jubelfeier
der Gründung des StiftsKremsmünster, indem er, entgegen dem Verlangen des Bischofs Rudigier von Linz,
[* 27] beim Festbankett den
ersten Toast nicht dem Papst, sondern dem Landesherrn, dem Kaiser, weihte. 1881 wurde er nach dem TodKutschkers
zum Fürsterzbischof von Wien und 1884 zum Kardinal ernannt.