mehr
der
Reichtum der
Erzgänge auf den Kreuzungspunkten von
Gängen mit
Gängen meist am größten.
Gänge, die in geschichtetem
Nebengestein
aufsetzen, sind oft an
Verwerfungen
(Wechsel,
Rücken,
[* 1]
Fig. 5 der Tafel) desselben geknüpft, d. h. die beiden
Seiten des
Ganges passen nicht mehr aneinander; sie sind verschoben und zwar in der
Mehrzahl der
Fälle
so, daß die über dem Gang
[* 2] liegende
Partie der
Schichten, das Hangende, gesenkt, die darunterliegende
Partie, das Liegende, gehoben
erscheint.
Dabei sind die
Gänge nicht selten treppenförmig, indem die
Spalte der nächsttiefern
Schicht nach einer Seite, gewöhnlich
nach der Fallrichtung zu, über die der nächsthöhern vorrückt.
Ferner kommt bei solchen
Verwerfungen,
die aber keineswegs auf die geschichteten
Gesteine
[* 3] beschränkt, nur bei diesen am auffallendsten und am leichtesten erkennbar
sind, gelegentlich eine
Reibung
[* 4] der Gang
ränder, eine Glättung und zugleich oft Ritzung oder Streifung (Gang
spiegel) vor.
Eine gesetzmäßige
Struktur lassen am seltensten die Gesteinsgänge erkennen, u. sie beschränkt sich in
diesen seltenen
Fällen auf ein Feinerwerden des
Korns bis zum Dichtwerden nach den Begrenzungsebenen hin. Die
Mineral- und
Erzgänge dagegen sind häufig symmetrisch lagenweise (bandartig) angeordnet
[* 1]
(Fig. 8 der Tafel),
so daß ein und dasselbe
Mineral rechts und links das
Salband bildet und nach der Mitte zu von je einer
Lage eines zweiten, dritten etc.
Minerals abgelöst wird; oder es bilden sich konzentrische
Lagen der Gang
mineralien und Trümmer
des
Nebengesteins, welche in die
Gangspalte geraten sind
(Kokardenstruktur, Ringelerze,
[* 1]
Fig. 9 der Tafel), gesetzmäßige
Strukturen,
denen allerdings auch unregelmäßige, wie die körnige, d. h. gesetzliche, Aggregierung der
Gang
mineralien mit oder ohne Einsprengungen von
Erzmitteln oder einfache, nicht konzentrisch angeordnete
Umhüllung der
Fragmente des
Nebengesteins durch die Gang
mineralien (breccienförmige
Struktur,
[* 1]
Fig. 7 der Tafel), entgegenstehen.
Nach der Beschaffenheit der in einem Gang befindlichen Mineralspezies, sowohl der Gangarten als der Erze, haben Werner, Herder, Breithaupt u. a. sogen. Gangformationen aufgestellt. So spricht man beispielsweise von einer Titanformation, wenn die Gangmasse neben kristallisierten Silikaten Rutil [* 5] und Anatas führt, einer edlen Quarzformation (Silbererz im Quarz eingesprengt), einer kiesigen Bleiformation (Schwefelmetalle, namentlich silberhaltiger Bleiglanz und Blende sowie Quarz), einer edlen Bleiformation mit Carbonaten (Braun-, Eisen- und Manganspat), Quarz und silberhaltigem Bleiglanz und Fahlerz, [* 6] einer barytischen Bleiformation etc. Wohl hat sich hier und da, besonders für einen und denselben Erzdistrikt, ab er auch in einzelnen Fällen für räumlich getrennte Gangsysteme, ein Altersbegriff an die Gangformationen anknüpfen lassen; aber der Nachweis einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit in der Altersfolge der Gangformationen läßt sich vorläufig wenigstens nicht erbringen.
Die erste Theorie über die Bildung der Gänge hat Werner aufgestellt. Nach ihm erfolgte die Erfüllung der durch Austrocknung der Gesteine oder durch Erdbeben [* 7] entstandenen Spalten ausschließlich durch Infiltration von Flüssigkeiten von oben her (Deszensionstheorie). Herder und Breithaupt widersprachen wenigstens der allgemeinen Gültigkeit dieser Theorie und stellten als weitere Möglichkeiten die konkretionsartige Herausbildung der Gänge gleichzeitig mit dem Nebengestein (Kongenerationstheorie), die Zufuhr des Gangmaterials durch Auslaugung des Nebengesteins (Lateralsekretion) und die Bildung der Gänge durch aufsteigendes Material aus der Tiefe (Aszensionstheorie) auf, wobei man hinsichtlich der letztgenannten an Zufuhr in gelöstem Zustand durch aufsteigende Quellen, an solche in feurig-flüssigem oder endlich in gasförmigem Zustand denken kann.
Für die Gesteinsgänge echt eruptiver Gesteine ist nach aller Analogie mit dem heutigen Vulkanismus die Entstehung durch Aszension in feurig-flüssigem Zustand unzweifelhaft, wobei noch die gelegentlich nachweisbare Einwirkung auf das Nachbargestein (vgl. Metamorphismus) als Beweis anzuführen ist. Andre gesteinsartige Aggregate (so die granitischen Gänge im Granulit und Granit des Erzgebirges, Riesengebirges und der Insel Elba) sind aber ebenso wie eine große Anzahl von Mineral- und Erzgängen augenscheinlich durch Lateralsekretion gebildet werden.
Die Löslichkeit vieler früher für unlöslich gehaltener Stoffe (Quarz, Flußspat, [* 8] Orthoklas, Schwerspat etc.), der freilich auf Spuren beschränkte Gehalt gesteinsbildender Mineralien an den auf den Gängen konzentrierten Elementen (Kupfer, [* 9] Blei, [* 10] Kobalt, Nickel, Wismut, Silber, Zinn etc. in Glimmer, Hornblende, [* 11] Augit, [* 12] Baryum in Feldspat etc.), die Neubildung von Zeolithen und Schwefelmetallen in Absätzen der Mineralquellen, die Abhängigkeit der Gangarten und der Erzführung von der Natur des Nebengesteins, so daß bei Gängen, welche verschiedene Gesteinsarten durchsetzen, an der Grenze des Übergangs ein Wechsel in der Beschaffenheit des Materials eintritt: das alles sind ebenso viele Stützen für die Bildung der Gänge durch Lateralsekretion, für welche namentlich Bischof, Sandberger und Credner eingetreten sind.
Dabei ist die Mitwirkung aufsteigender Quellen und solche von Exhalationen (also Aszension) sicher nicht ausgeschlossen; ist doch auch das großartige Beispiel fortgesetzter Gangbildung in geologischer Jetztzeit, die Quecksilber- und Schwefellagerstätte von Sulphurbank (Kalifornien), nur auf eine kombinierte Zusammenwirkung von aufsteigenden Quellen und Exhalationen, Auslaugung des Nebengesteins und Wirkung versinkender Wasser zurückzuführen.
Vgl. Werner, Neue Theorie von der Entstehung der Gänge (Freiberg [* 13] 1784);
v. Weißenbach, Abbildungen merkwürdiger Gangverhältnisse aus dem Sächsischen Erzgebirge (Leipz. 1836);
Breithaupt, Die Paragenesis der Mineralien (Freiberg 1849);
v. Cotta, Gangstudien (das. 1847-62), mit Beiträgen von Müller, Vogelgesang, v. Weißenbach u. a.; Derselbe, Lehre [* 14] von den Erzlagerstätten [* 15] (2. Aufl., das. 1859-61);
Vogelgesang, Zur Theorie der Gangbildungen [* 16] (Stuttg. 1863);
v. Groddeck, Lehre von den Lagerstätten der Erze (Leipz. 1879);
Sandberger, Untersuchungen über Erzgänge (Wiesb. 1883-85);
Bischof, Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie [* 17] (2. Aufl., Bonn [* 18] 1863-66, 3 Bde.; Supplement 1871).