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vollständig zu metallischem Silber reduziert ist. Handelt es sich um Abformung von Gegenständen mit einwärts sich erweiternden Vertiefungen, so müssen die Formen aus einem leicht wegzuschaffenden (also etwa leicht schmelzbaren) Material oder aus einer elastischen Substanz (Gemisch von Guttapercha mit Schweineschmalz und Harz, von Kautschuk mit Guttapercha, von Leim mit Glycerin oder Zucker) [* 2] bestehen.
Als Erreger des elektrischen Stroms benutzte man bis vor kurzem in der Galvanoplastik [* 3] verschiedene galvanische Elemente, unter andern sehr häufig die Smeesche und Meidingersche Batterie, welche sich durch große Gleichmäßigkeit ihrer Ströme auszeichnen, und die Bunsensche Batterie. In neuerer Zeit sind die galvanischen Elemente so gut wie vollständig durch dynamoelektrische Maschinen verdrängt worden, welche eine konstantere und viel billigere Elektrizitätsquelle bilden als die Elemente.
Die hat gleichmäßig in der Herstellung massiver Metallniederschläge wie in dem Überziehen minderwertiger Metalle mit kostbarern oder für bestimmte Zwecke geeigneten (s. Verkupfern, Vergolden, Vernickeln, Versilbern, Verstählen etc.) große Triumphe gefeiert; es ist gelungen, auch Legierungen (Messing, Rotgold, Grüngold) galvanoplastisch aus gemischten Salzlösungen zu fällen, und für die Kunstindustrie ist ein Verfahren wichtig geworden, durch welches man Ornamente [* 4] auf Metall nach Art des Niello oder der tauschierten Arbeiten galvanoplastisch herstellen kann.
Man ätzt die Zeichnung durch starke Einwirkung einer Säure tief in das Metall ein und läßt dann diese Vertiefungen galvanoplastisch sich mit Silber oder Gold [* 5] füllen. Nach Entfernung des Schutzfirnisses wird die Oberfläche glatt geschliffen, teilweise bronziert etc. Die Zeichnungen erscheinen in scharfen Konturen und liegen in gleicher Ebene mit dem übrigen Körper (galvanoplastisches Niello, Bronzes incrustés). In der Gold- und Silberindustrie finden auch massive galvanische Niederschläge in Silber Anwendung, und man erhält z. B. ziselierte Stücke sofort ohne weitere Nacharbeit fertig massiv in Silber durch Niederschlag.
Geschichtliches. Auf die Erfindung der Galvanoplastik wurden fast gleichzeitig Jacobi in Dorpat [* 6] und Spencer in Liverpool [* 7] durch zufällige Beobachtungen beim Gebrauch galvanischer Apparate geführt, ersterer im Februar, letzterer im September 1837. Jacobi sah, daß das in einer Daniellschen Batterie am Kupferpol in zusammenhängender Form ausgeschiedene Kupfer [* 8] mit überraschender Genauigkeit die Oberflächenbeschaffenheit des Pols kopierte, und gründete darauf ein Verfahren zur Abformung der verschiedensten Gegenstände. Er legte seine Entdeckung 1838 der Petersburger Akademie vor und wurde durch den Kaiser Nikolaus in den Stand gesetzt, 1840 die neue Kunst zum Gemeingut aller Welt zu machen.
Spencer hatte 1840 gleichfalls schon gute Resultate erzielt. Auf Jacobis Veröffentlichungen gestützt, fand die Galvanoplastik schnell zahlreiche Bearbeiter, welche sie weiterbildeten und ihren Anwendungskreis erweiterten: de la Rive in Genf [* 9] führte 1840 zuerst die galvanische Vergoldung und Versilberung praktisch aus, Böttger stellte 1846 galvanische Eisenniederschläge dar, und Jacquin lehrte 1859 die sogen. Verstählung der Kupferstichplatten. Klein in Petersburg [* 10] hat in der neuesten Zeit besonders die Eisengalvanoplastik ungemein vervollkommt, während Christofle in Paris [* 11] die brillantesten Resultate in der Vergoldung, Versilberung und anderweitigen Schmückung der Metallarbeiten erreichte.
Kreß in Frankfurt [* 12] a. M. stellte die 3,3 m hohe [* 1] Figur des Gutenberg-Denkmals in Frankfurt galvanoplastisch her. Hauptsitze der seit etwa 1844 als Industrie ausgebildeten Galvanoplastik sind gegenwärtig Paris (Christofle), Birmingham [* 13] (Elkington und Mason), Berlin, [* 14] Wien, [* 15] Köln, [* 16] Frankfurt a. M. (v. Kreß), Hannover [* 17] etc. Das in Europa [* 18] und Amerika [* 19] jährlich in der Galvanoplastik verbrauchte Silber wird auf 125,000 kg geschätzt.
Vgl. Jacobi, Die Galvanoplastik (Petersb. 1840);
Smee, Elemente der Elektrometallurgie [* 20] (a. d. Engl., Leipz. 1851);
Martin, Repertorium der Galvanoplastik und Galvanostegie [* 21] (Wien 1856, 2 Bde.);
Napier, Manual of electrometallurgy (5. Aufl., Lond. 1875);
Kaselowsky, Handbuch der Galvanoplastik (3. Aufl., Stuttg. 1882);
Gore, The art of electrometallurgy (Lond. 1877);
Weiß, Die Galvanoplastik (2. Aufl., Wien 1882);
v. Kreß, Die Galvanoplastik für industrielle und künstlerische Zwecke (Frankf. 1867);
Seelhorst, Katechismus der Galvanoplastik (Leipz. 1879);
Pfanhauser, Das Galvanisieren der Metalle (2. Aufl., Wien 1881);
Japing, Die Elektrolyse, [* 22] Galvanoplastik und Reinmetallgewinnung (das. 1883);
Binder, Handbuch der Galvanoplastik (Weim. 1883);
Schaschl, Die Galvanostegie (Wien 1886).