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der Küste hin bis an die Grenze von Etrurien wohnten. Keltischen Stammes sind die Aremoriker, welche die Küste der Bretagne und Normandie von Brest bis Dieppe [* 2] innehatten. Hinter denselben, nach dem Innern zu, zwischen Seine und Loire, wohnten die Aulerker, welche wieder in Diablinten, Cenomanen und Eburoviker zerfielen;
am nördlichen Ufer des Liger die Namneten, die Andekaven und weiter östlich nach der Sequana hin die Karnuten;
an der Sequana selbst abwärts die Senonen, die Parisier (wo jetzt Paris), [* 3] die Vellokassen und Kaleten;
zwischen Sequana und Matrona die Trikassen und an letzterm Fluß die Melder.
Zwischen dem Liger und der Garumna hatten ihre Wohnsitze die Küstenvölker der Piktonen und Santonen, von der Küste nach dem Innern die Turonen, die Bituriger (mit dem Beinamen Cubi), die Lemoviker, die Petrokorier, die Kadurken und an der Garumna die Nitiobrigen. Südlich von der Garumna, zwischen die Aquitanier hineingeschoben, wohnten auch noch Bituriger (mit dem Beinamen Vivisci). Unter den Gebirgsvölkern der Cevennen waren am mächtigsten die Arverner; an den Abhängen jenes Gebirges wohnten noch die Rutenen, Gabaler und Vellavier. An dem Rhône breiteten sich aus, und zwar am westlichen Ufer, die Völker, welche sich in Arekomiker und Tektosagen teilten, nördlich von ihnen die Helvier; am östlichen Ufer, nördlich von der Druentia, die Kavarier.
Sehr zahlreich waren die Alpenvölker, von denen nicht immer genau zu ermitteln ist, ob sie zu den Ligurern oder
Kelten gehörten.
Zwischen Isara und
Rhodanus saßen die Vokontier, Segovellauner und Trikastiner, zwischen Isara und
Arar die mächtigen Allobrogen,
nördlich vom
Arar bis zu den
Vogesen die
Sequaner, ihnen gegenüber, auf dem rechten Rhôneufer, die Segusiaver,
Äduer und
Lingonen; außerdem die Aulerci Brannovices,
Bojer und Ambarer. Einen Hauptteil der keltischen
Bevölkerung
[* 4] Galliens
bildeten endlich die
Belgen, welche alles Land zwischen
Sequana,
Matrona,
Rhenus und dem
Fretum Gallicum
innehatten. Im Gebiet
der
Belgen, im heutigen Elsaß und in der
Rheinpfalz setzten sich aber schon frühzeitig germanische
Stämme
fest, so die
Ubier, welche unter
Augustus überrheinische Sitze von
Köln
[* 5] bis
Zülpich hin gewannen. Auch die
Bataver drangen
schon zu
Cäsars Zeit südlich vor, und von den Sigambrern verpflanzte
Tiberius gegen 40,000 an die Mündungen des
Rheins
und der
Maas.
Die Haupteinteilung des ganzen Gallien
, die uns
Cäsar gibt, zerlegt das Land in drei Teile: Aquitania, bis an die
Garonne;
Celtica, bis an die Seine und Marne;
Daneben blieben die von Cäsar vorgefundenen 64 alten Völkerstämme bestehen, bis Augustus ohne Rücksicht auf Völkergrenzen vier geographisch gleichmäßigere Provinzen herstellte: Aquitania, später Vasconia (davon Gascogne) genannt, das Gebiet zwischen Pyrenäen, Atlantischem Ozean, Liger (Loire) und Cevennen;
Gallia
narbonensis, das den Südosten des
Landes, den größten Teil der frühern Provincia der
Römer
[* 6] umfaßte;
Gallia
Lugdunensis,
der schmale, lange
Streifen zwischen
Loire und Seine, und
Belgica, das den Rest des
Landes vom
Lacus Lemanus
(Genfer See) bis zum
Kanal
[* 7] und zum
Rhein
in sich begriff, und wovon später
Kaiser
Claudius die beiden
Provinzen
Germania
[* 8] superior
und inferior, d. h. die linksrheinischen
Lande am untern
Lauf der
Mosel und
Maas, abzweigte.
Die hauptsächlichsten Städte, deren antike Namen sich vielfach erhalten haben, waren in Narbonensis: Narbo (Narbonne), Tolosa (Toulouse), [* 9] Nemausus (Nîmes), Arelate (Arles), Massilia (Marseille), [* 10] Forum [* 11] Julii (Fréjus), Nicäa (Nizza), [* 12] Aquä Sextiä (Aix), Avenio (Avignon), Arausio (Orange), Brigantium (Briançon), Vienna (Vienne), Genava (Genf), [* 13] Cularo oder Gratianopolis (Grenoble), [* 14] Telo Marcius (Toulon), [* 15] Antipolis (Antibes); in Aquitania: Lapurdum (Bayonne), Burdigala (Bordeaux), [* 16] Aquä Tarbellicä (Dax), Elimberris (Auch), Divona (Cahors), Segodunum, Hauptstadt der Rutenier (Rodez), Vesunna, Hauptstadt der Petrokorier (Périgueux), Mediolanum, Stadt der Santonen (Saintes), Augustoritum der Lemovices (Limoges), Avaricum der Bituriges (Bourges), Augustonemetum (Clermont-Ferrand), Limonum Pictavorum (Poitiers). In Belgica lagen Aventicum (Avenches), Augusta Rauracorum (Augst bei Basel), [* 17] Vesontio (Besançon), [* 18] Argentoratum (Straßburg), [* 19] Tullum (Toul), [* 20] Divodurum (Metz), [* 21] Durocortorum (Reims), [* 22] Noviodunum, später Augusta Suessionum (Soissons), Noviomagus (Speier), [* 23] Magontiacum (Mainz), [* 24] Augusta Trevirorum (Trier), [* 25] Confluentes (Koblenz), [* 26] Colonia Agrippina (Köln), Noviomagus (Nimwegen), [* 27] Lugdunum Batavorum (Leiden), [* 28] Aduatuca Tongrorum (Tongern), Samarobriva (Amiens). [* 29]
Cäsaromagus der Bellovaker (Beauvais), Catalauni (Châlons an der Marne), Virodunum (Verdun). [* 30] Lugdunensis umfaßte Lugdunum (Lyon), [* 31] Matisco (Mâcon), Bibracte oder Augustodunum (Autun), Alesia (Alise Ste.-Reine), Cäsarodunum (Tours), [* 32] Autessiodorum (Auxerre), Brivodurum (Briare), Agedincum (Sens), Augustobona der Trikasser (Troyes), Melodunum (Melun), Jatinum (Meaux), Lutetia Parisiorum (Paris), Cenabum Aureliani (Orleans), Juliomagus (Angers), Rotomagus (Rouen), [* 33] Mediolanum der Aulerci-Eburovices (Evreux).
Cisalpinisches Gallien.
Das von
Italien
[* 34] aus diesseit der
Alpen
[* 35] liegende Gallien
(Gallia cisalpina, auch Gallien
citerior genannt oder Gallien togata,
weil man hier die römische
Toga
[* 36] als
Kleidung trug) erstreckte sich über den Teil von Oberitalien,
[* 37] welcher nördlich von
Ancona
[* 38] und den
Apenninen bis an den Unterlauf des
Po, die
Etsch, den
Fuß der
Alpen und gegen W. wenig über den
Ticinus hinüber bis
Novaria reichte. Vom
Padus
(Po), dem Hauptfluß des
Landes, führte es auch den
Namen Gallia
circumpadana,
und ebendaher rührt die
Einteilung in Gallia
cispadana, das diesseit, d. h. südlich vom
Po, und Gallia
transpadana, das nördlich
vom
Po liegende Gallien. Als Nebenflüsse des
Po sind zu nennen: der
Ticinus (Tessino), welcher den
Lacus Verbanus
(Lago Maggiore) durchfließt, die Addua
(Adda), die den
Lacus
Larius
(Lago di
Como), der Ollius
(Oglio), aus dem
Lacus Sebinus
(Lago
d'Iseo) kommend, und der Mincius
(Mincio) aus dem
Lacus
Benacus
(Lago di
Garda);
ferner die Trebia (Trebbia) und der Renus (Reno).
Nicht zum Gebiet des Po gehört der Athesis (Etsch), der zum Teil die Grenze gegen das Gebiet der Veneter bildete. Der Boden war schon frühzeitig, wie noch jetzt, wegen seiner Fruchtbarkeit berühmt. Wein gab es schon damals in großer Menge; die Viehweiden und Wälder nährten große Herden von Schafen und Schweinen. Die Moräste südlich vom untern Lauf des Padus suchte man unter der Herrschaft der Römer (seit 187 v. Chr.) durch schiffbare Kanäle zu entwässern. Die Trefflichkeit des Landes war die Ursache, daß es mehrfache Eroberungen und Veränderungen in der Bevölkerung erfahren mußte, die ¶
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natürlich jedesmal ihre eigentümlichen Spuren zurückließen. Über die Besitznahme durch die aus den Alpen kommenden Rätier s. Etrurien. Die keltische Ansiedelung ging so vor sich, daß die ersten Ankömmlinge das Land am Fuß der Alpen besetzten und die spätern das schon eroberte Land durchzogen und sich weiterhin ansiedelten. So wohnten gleich östlich vom Ticinus die ältesten Einwanderer, die Insubrer, mit der Hauptstadt Mediolanum (Mailand). [* 40] Von den zusammenhängenden Sitzen der Kelten in Gallien, welche nur im obern Thal [* 41] der Duria (Dora Riparia) den Hauptkamm der Alpen gegen O. überschritten, waren sie durch die wahrscheinlich ligurischen Salassier (um das heutige Aosta) und die rätischen Leponter getrennt.
Östlich von den Insubrern bis zur Etsch hin saßen die ebenfalls mächtigen und zahlreichen Cenomanen, welche sich aus Haß gegen die Insubrer früh den Römern unterwarfen und Verona [* 42] zu ihrer Hauptstadt hatten. In Gallia cispadana war die wichtigste Völkerschaft die der Bojer, die einen großen Teil des Landes zwischen Padus und den Apenninen ausfüllten und den übrigen Kelten an Kultur vorangeschritten waren. Ebenfalls bedeutend war das Volk der Senonen, welches zuletzt in diese Gegenden eingewandert war und daher seine Wohnsitze am weitesten südlich nach Umbrien hinein bis an den Fluß Äsis (Esino) hatte nehmen müssen.
Nördlich von letztern nach den Pomündungen zu waren die Sitze der Lingonen. Die bedeutendsten Städte in Transpadana sind: Augusta Taurinorum (Turin), [* 43] Eporedia (Ivrea), Augusta Prätoria (Aosta), Vercellä (Vercelli), Comum (Como), Mediolanum (Mailand), Brixia (Brescia), Cremona, Mantua, [* 44] Verona;
in Cispadana: Placentia (Piacenza), Parma, [* 45] Mutina (Modena), Bononia (Bologna), Forum Popilii (Forlimpopoli), Ferraria (Ferrara), [* 46] Clastidium (Casteggio), Faventia (Faenza).
Mehrere von den Römern angelegte Straßen beförderten die Verbindung sowohl der bedeutenden Städte untereinander als mit der Hauptstadt. Die Via Ämilia führte von Ariminum, wo sie sich an die nach Rom [* 47] führende Via Flaminia anschloß, in gerader Linie den Fuß der Apenninen entlang nach Placentia am Po, welcher von da an schiffbar wurde; eine andre Straße führte nach Placentia südwestlich über Dertona und die Apenninen nach Ligurien und Gallia transalpina. Die politische Existenz von Gallia cisalpina reicht, genau genommen, nur bis in die Zeit des Augustus, indem damals dieses Land aufhörte, als römische Provinz angesehen zu werden, und von nun an zu Italien selbst gerechnet wurde. Als Augustus das ganze Italien der bessern Verwaltung halber in elf Regionen teilte, kamen auf Gallia cisalpina drei, die achte, zehnte, welche außerdem Venetien umfaßte, und die elfte Region.
[Kulturzustand.]
Die alte Verfassung Galliens war eine aristokratische. Das ganze Volk zerfiel in eine große Menge kleinerer und größerer Völkerschaften, Gaue oder Clane. An der Spitze standen Häuptlinge, die durch Wahl aus dem Adel hervorgingen und daher auch von diesem sehr abhängig waren. Durch Zeitverhältnisse und hervorragende Eigenschaften gelangten zuweilen einzelne Häuptlinge zu größerm Ansehen und ausgedehnterer Macht; aber es fehlte ihnen die Erblichkeit ihrer Würde, und außerdem wurden sie durch den Einfluß der im ganzen auch in politischer Beziehung äußerst mächtigen Priesterkaste der Druiden (s. d.) außerordentlich beschränkt.
Zuweilen, bei wichtigen Veranlassungen, wurden allgemeine Versammlungen vieler Völkerschaften abgehalten, wobei Stimmenmehrheit entschied. Wichtig war ferner, daß immer einzelne Völkerschaften, wie die Bituriger, Allobroger, Arverner, Äduer, überwiegende Macht und Ansehen unter den übrigen behaupteten, und daß sich dann kleinere Staaten oft in ein Schutzverhältnis, eine Art Klientel, zu den größern begaben. Bedenkt man jedoch den Stolz des Adels, welcher mit großer Eifersucht über seine Unabhängigkeit wachte, und die Unterdrückung des Volkes selbst, welches ohne alle politische Bedeutung war, so ergibt sich leicht, warum es zu einem einigen und energischen Handeln aller Staaten und des gesamten Volkes den Römern gegenüber nicht kommen konnte und trotz des kriegerischen Grundcharakters des Volkes die Unterjochung verhältnismäßig leicht war.
Die Gallier kämpften sowohl zu Fuß als zu Pferd, [* 48] auch von Streitwagen. [* 49] Auf Prunk und Waffen [* 50] hielten sie sehr viel. Die Panzer waren von Bronze [* 51] und oft vergoldet. Die ältesten Schwerter [* 52] waren von Kupfer, [* 53] sehr lang und ließen sich bloß zum Hieb [* 54] gebrauchen; später hatte man auch das stählerne Schwert. Die älteste Nationalwaffe war der Celt, [* 55] eine eherne lanzenförmige Spitze von 7-14 cm Länge, der an einem etwa 1 m langen Schaft befestigt war. Andre Waffen waren der Wurfspieß (gaesa), der Bogen [* 56] und die Schleuder. [* 57]
Die Schilde waren klein und deckten nicht den ganzen Mann. Oft rückten die Tapfersten ohne Panzer, bis auf den Nabel entblößt, in das Treffen, um dadurch ihren Mut zu zeigen. Am gefährlichsten war gewöhnlich der erste Anprall der Gallier, dagegen ließen sie nachhaltige Ausdauer vermissen. Im Rücken der Schlachtreihe befand sich, wenn ein ganzer Stamm auf dem Zug begriffen war, die Wagenburg, auf welcher Weiber und Kinder den Ausgang des Kampfes erwarteten. In Bezug auf die Kriegskunst zeigten sich die Gallier als gelehrige Schüler der Römer.
Eigentliche Festungen hatten sie nicht, sondern nur Verschanzungen, die meist an schwer zugänglichen Orten angelegt waren. Solche nur für den Krieg bestimmte Befestigungen mit Mauern aus Balken, nicht eigentliche Städte, waren z. B. die durch ihre Belagerung berühmten Gergovia und Alesia. Gegen die Besiegten war der Gallier grausam, und oft wurden die Gefangenen den Göttern geopfert. Die bedeutende Zahl der Bevölkerung läßt sich daraus schließen, daß zur Zeit Cäsars mindestens 300,000 waffenfähige Männer unter ihnen waren.
Die Gallier waren von Gestalt groß, von weißer Farbe und blondem oder rötlichem Haar, [* 58] welches sie lang nach dem Hinterkopf zurückgestrichen trugen. Die Weiber waren besonders schön und standen in großer Achtung, obwohl der Mann die Frau ungestraft töten konnte. Die Kinder suchte man abzuhärten. Der Sohn durfte, bevor er wehrfähig war, nicht öffentlich an der Seite des Vaters erscheinen. Das eigentümliche Kleidungsstück der Gallier waren die schon erwähnten Hosen [* 59] (braccae); außerdem trugen sie langärmelige Jacken und kurze Flausmäntel, alles aus Schafwolle. Im allgemeinen liebten sie Schmuck und Putz von goldenen Ketten, Ringen und Bändern (s. Tafel »Ornamente [* 60] II«, [* 61] Fig. 16, 17). Die Wohnungen, runde Häuser aus Fachwerk [* 62] und mit spitzen Dächern, und das Hausgerät waren einfach; meist schlief man auf der Erde. Die Nahrung bestand hauptsächlich aus Fleisch und Milch, weniger aus Brot. [* 63] Ihrem Charakter nach waren die Gallier stolz, reizbar, veränderlich und unzuverlässig, nach Neuigkeiten und Neuerungen begierig, aber ritterlich, kampfesmutig und kriegstüchtig, wie selbst ihr Feind Cato zugeben muß. Dagegen waren sie uneinig, ohne Gemeinsinn und ¶