im mittlern
Maste die Hauptbewegungskraft konzentriert, und dieser ist deshalb größer. Die Galjaß und die
Galjot haben einen
Großmast und einen Besahnmast, aber keinen
Fockmast, während der
Schoner einen Groß- und einen
Fock-, aber keinen Besahnmast
hat. Die
Galjot, mehr in der
Ostsee gebräuchlich, ist rundgattet (mit rund gewölbtem hintern Teil), die
Galjaß, mehr in der
Nordsee gebräuchlich, plattgattet, mit über
Wasser in einer Querplatte abschneidendem hintern Teil gebaut.
Galjasse und
Galjote sind aus der
Kuff (s. d.) hervorgegangene jüngere Schiffstypen, gleichsam modernisierte
Kuffschiffe. Der charakteristische Unterschied der Galjasse und
Galjote von der
Kuff besteht darin, daß der
Vorsteven undBug
der erstern nach vorn überfallend gebaut ist, während der der
Kuff gerade aufsteht und ganz
oben nach binnen einfällt.
ein
oben vor dem
Bug des
Schiffs vorspringender
Ausbau, welcher dem
Bugspriet, wo es aus dem
Schiff
[* 2] tritt, ästhetisch
als
Basis dient und im
Profil dessen
Verbindung mit derLinie des
Vorstevens vermittelt. Vor dem obern Teil
des
Vorstevens ist eine Verstärkung,
[* 3] das
Scheg, angesetzt, und dieses
Scheg umgibt das in seinem Innern sind die Aborte der
Mannschaft angeordnet (um sie vor den
Wind zu bringen); vor seiner
Fronte trägt es die
Bildsäule oder
Büste des Schiffspaten
(Galjonsbild,
[* 1]
»Figur«). Die
Panzerschiffe
[* 4] mit ihrem
oben eingezogenen
Bug (geraden
Vorsteven) haben kein
Galjon, sondern ein dreieckiges, vergoldetes Arabeskenfeld auf jeder Seite des
Vorstevens über den
Klüsen (s. d.). Ursprünglich
war das Galjon wahrscheinlich ein charakteristischer Bugschmuck der
Gallionen, den dann andre
Schiffe
[* 5] annahmen.
1)
FranzJoseph, Anatom und Phrenolog, geb. zu Tiefenbronn bei
Pforzheim,
[* 6] studierte
zu
Straßburg
[* 7] und
Wien
[* 8] und ließ sich in letzterer Stadt als
Arzt nieder. Nachdem er sich durch seine »Philosophisch-medizinischen
Untersuchungen über
Natur und
Kunst im gesunden und kranken Zustand des
Menschen«
(Wien 1791, 2 Bde.) einen
Namen erworben hatte, trat er mit
Vorträgen über
Schädellehre
[* 9] hervor, die ihm aber in
Wien erst gänzlich untersagt, dann
nur in beschränktem
Maß gestattet wurden; auch auf
Reisen durch
Deutschland
[* 10] suchte er seiner neuen
Lehre
[* 11] Anhänger zu gewinnen,
die freilich auch viele Gegner fand. Im J. 1807 ließ er sich zu
Paris
[* 12] nieder, hielt hier und in
London
[* 13] kranioskopische und phrenologische
Vorträge und starb in
Montrouge bei
Paris. Er schrieb: »Introduction au cours
de physiologie du cerveau« (Par. 1808);
mit Spurzheim:
»Recherches sur le système nerveux« (das. 1809; deutsch, das.
1809) und
»Anatomie et physiologie du système nerveux« (das. 1810-1820, 4 Bde.; 2. Aufl.
1822-25, 6 Bde. nebst
Atlas
[* 14] mit 180 Kupfertafeln; auch deutsch);
ferner: »Des dispositions innées de l'âme et de l'esprit«
(das. 1812);
»Sur les fonctions du cerveau et sur celles de chacune de ses parties« (das. 1822, 2 Bde.).
2)
Ludwig,
Techniker, geb. zu
Aldenhoven bei
Jülich, ward 1811
Gerichtsschreiber zu
Kleve, war
dann als
Beamter anderweitig beschäftigt und wurde 1816 Regierungssekretär in
Trier.
[* 15] Hier konstruierte er 1817 eine Dampfbrennerei
und erleuchtete sein
Haus mit
Gas. 1819 ging er als
Kommissar einer Auswanderungsgesellschaft in
Bonn
[* 16] nach
Nordamerika,
[* 17] kehrte
aber schon 1820 zurück, worauf er Kreissekretär in
Trier und 1825 in
Wetzlar
[* 18] ward. 1834 legte er in
Galizien
und der
Bukowina mehrere
Brennereien an, und 1836 errichtete er in
Ungarn
[* 19] auf dem
Gute des
BaronsGhillany eine
Versuchs- und Lehranstalt
mit Werkstätten zur Anfertigung von Destilliergeräten. 1839 ward er Oberinspektor der landwirtschaftlich-technischen
Gewerbe auf den
Gütern des
BaronsEötvös und führte hier neben Verbesserungen technischer
Apparate 1842 in
Pest die Dampfwäsche
ein. 1849 nach
Trier zurückgekehrt, konstruierte er einen Futterdämpfapparat und einen tragbaren Dampferzeuger, und seit 1852 lehrte
er aus sauren
Trauben gewonnenen
Most verbessern
(Gallisieren, s.
Wein).
Als die Behörden der
Pfalz hierin eine Weinverfälschung erkannten und die gallisierten
Weine mit
Beschlag
belegten, richtete ein Sendschreiben an den König von
Bayern,
[* 20] worin er sich über jenes
Verfahren der pfälzischen Verwaltungsbehörden
beklagte. Infolge davon ward er 1857 in
Stuttgart,
[* 21] wohin er behufs der
Gründung eines Anzeigeblattes zeitweilig übergesiedelt
war, aufRequisition der pfälzischen Behörden verhaftet, entfloh aber und gelangte glücklich nach
Trier,
wo er starb. Über seine verschiedenen technischen
Verfahren hat er zahlreiche
Schriften veröffentlicht. Auch beschäftigte
er sich mit sozialen
Problemen und wollte durch
Erfindungen die zur Errichtung kommunistischer Musteranstalten nötigen Geldmittel
erlangen.
(Oromo, Argatta), eine zu den
Hamiten und zwar zum äthiopischen
Zweig derselben gehörige, sehr ausgebreitete
Völkerfamilie im Innern
Ostafrikas (an 50
Stämme), deren
Wohnsitze sich gegenwärtig bis tief nach
Abessinien, in die Gebiete
der
Somal und die um den Ukerewesee gelegenen
Länder erstrecken. Eine kompaktere Volksmasse stellen sie
zwischen dem 9. und 3.° nördl.
Br., dem 34. und 48.° östl. L. v. Gr. dar.
Krapf schätzte ihre Zahl auf 6-8 Mill. Nach
ihm soll der
Name Galla s. v. w. Eingewanderte bedeuten, während
Brenner angibt, daß damit die mohammedanischen Küstenbewohner
alle »Ungläubigen« bezeichnen.
Sie selbst nennen sich
Oromo (»starke und tapfere
Männer«),
und sie machen diesem
NamenEhre; sie zeigen
eine außerordentliche Freiheitsliebe, im
Kampf aber furchtbare Grausamkeit.
Ihre Hautfarbe ist ein ins Rötliche spielendes
Braun, das Haupthaar voll und gekräuselt, der
Bart aber dünn, die
Nase
[* 22] gerade und stumpf, der
Mund fleischig, der
Körper schlank
und wohlgebaut, die
Haltung stolz und selbstbewußt. Die
Frauen zeichnen sich durch zierlichen
Bau, volle
Brust und hübsche
Gesichter aus. Die nördlichen Galla sind teilweise von
Abessinien abhängig und haben hier und da das
Christentum,
häufiger den
Islam angenommen; die südlichen leben in voller
Freiheit und sind
Heiden, stehen aber ihrer
Religion nach unter
den Afrikanern sehr hoch.
Sie verehren ein unsichtbares höchstes
Wesen, Wak, das bei Landplagen angerufen wird. Den nördlichen Galla sind
Sonntag und
Sonnabend heilig; auch verehren sie die
Schlange
[* 23] als
Mutter der
Menschen. Die südlichen Galla lieben die
Freiheit über alles; in der
Sittenstrenge stehen sie unübertroffen da. Die gewöhnlichen Galla haben selten mehr als eine
Frau, die übrigens keine untergeordnete
Stellung einnimmt und bei der Bewerbung das entscheidende
Wort zu sprechen hat. Die
nördlichen Galla treiben
Ackerbau und
Viehzucht,
[* 24] die südlichen sind ausschließlich
Viehzüchter und verschmähen den
Ackerbau;
ihre
Herden bestehen aus Fettschwanz- und Mähnenschafen,
Rindern,
Kamelen und
Ziegen. Die
Pferde
[* 25] der nördlichen
Galla sind im ganzen
¶
Diesem unterstehen die Raba und Rorissa. Die Priester heißen Lubu. D'Abbadie hat in der Religion der Galla Anklänge an den christlichen
Glauben zu finden geglaubt. Die Sprache
[* 28] der Galla gehört zu der äthiopischen (südlichen) Gruppe der hamitischen
Sprachen. Ein Wörterbuch derselben, nebst Grammatik, lieferte Tutschek (Münch. 1844-45, 3 Bde.), eine Grammatik auch Massaja
(Par. 1867).
Vgl. Krapf, Travels, researches and missionary labours in Eastern Africa (Lond. 1860);