1877). Über den Prozeß handeln: Gherardi, Il processo Galilei (Flor. 1870);
Wohlwill, Der Inquisitionsprozeß des Galilei. Galilei (Berl. 1870);
Derselbe, Ist Galilei gefoltert worden? (Leipz. 1877);
de l'Epinois, La question de Galilei (Par. 1878);
Scartazzini, Galilei. Galilei (Mail. 1883);
Wolynski, Nuovi documenti inediti del processo di Galilei. Galilei (Flor. 1878);
Reusch, Der Prozeß Galileis und die
Jesuiten (Bonn 1879);
Grisar, Galilei-Studien (Regensb. 1882).
Eine Zusammenstellung der Galilei-Litteratur gab Riccardi, Bibliografia
Galileiana (Modena 1873).
2) Alessandro, ital. Architekt, geb. 1691 zu Florenz, war anfangs bei den Großherzögen Cosimo III. und Johann daselbst thätig
und wurde dann von Clemens XII. nach Rom berufen, wo er die Fassade von San Giovanni de' Fiorentini, die
Fassade von San Giovanni in Laterano und die Kapelle Corsini in letzterer Kirche ausführte. Er wußte Monumentalität mit Geschmack
und Eleganz zu vereinigen. Galilei starb 1737.
Zahl, die Zahl, welche die Länge des Wegs angibt, den ein an der Oberfläche der Erde
frei fallender Körper in der ersten Zeitsekunde durchläuft. Vgl. Fall.
(spr. -mahr), Auguste, franz. Maler, geb. 1813 zu Paris, machte seine ersten Studien im Atelier von Aug. Hesse,
von dem er zu Ingres überging. 1831 debütierte er im Salon mit zwei Gemälden: die heiligen Frauen am Grab
und Burgfrau des 16. Jahrh. Er schuf dann das allegorische Bild: die Freiheit, welche sich auf Christum stützt, Nausikaa, die
eifersüchtige Juno und 1858 eine Leda, welche viel von sich reden machte, weil sie wegen Indezenz vom Salon zurückgewiesen
wurde. Seine Richtung bezeichnen schon die Titel seiner Bilder; er zeigte in denselben gründliches Studium
und das Bestreben, durch vollendete und durchdachte Arbeit eine edle künstlerische Wirkung hervorzubringen, aber es fehlte
die rechte Wärme bei aller Empfindsamkeit und Sinnlichkeit. Galimard ist auch als Kunstschriftsteller aufgetreten. Er starb 17. Jan. 1880.
(Galanthis), Tochter des Prötos in Theben und Freundin der Alkmene. Als Ilithyia, die
Geburtsgöttin, und die Parzen auf den Wunsch der Hera durch Verschränkung der Hände die Entbindung der Alkmene von Herakles hinderten,
eilte Galinthias mit der erdichteten Nachricht hinzu, Alkmene habe einen Knaben geboren. Vor Schrecken darüber lösten die Göttinnen
die verschränkten Arme, und Alkmene wurde sofort entbunden. Zur Strafe wurde in ein Wiesel verwandelt, Herakles
aber errichtete ihr aus Dankbarkeit ein Heiligtum, in welchem ihr auch später von den Thebanern geopfert wurde.
(Gadhelisch, Goidelisch), ein Sprachzweig des Keltischen, welcher die Dialekte Irlands, des
schottischen Hochlandes und der Insel Man umfaßt (s. Keltische Sprachen); im engern Sinn das Hochschottische oder Erse, dessen
älteste Aufzeichnungen das »Book of Deir« aus dem 9. Jahrh. (hrsg. von Stokes u. d. T.: »Goidelica«, 2. Ausg.,
Lond. 1872) enthält. In ihm sind auch die Lieder Ossians (s. d.) abgefaßt. Zahlreiche ältere Dichtungen
der Gälen wurden im 16. Jahrh. von J. ^[James] Macgregor, Dekan von Lismore, gesammelt und in englischer Orthographie aufgezeichnet
(in Auswahl hrsg. von Skene in »The dean of Lismore's book«, Edinb. 1862); eine Sammlung gälischer Märchen und Sagen
veröffentlichte
Campbell (»Popular tales of the West-Highlands«, das. 1860-62, 3 Bde.).
Grammatiken des Gälischen lieferten unter andern Munro (2. Aufl., Edinb.
1843) und Forbes (Lond. 1843); Wörterbücher die Highland Society (Edinb. 1828, 2 Bde.),
Macleod und Dewar (Lond. 1845, 2 Bde.)
und Mac Alpine (7. Aufl., Edinb. 1877).
Kreisstadt im russ. Gouvernement Kostroma, am gleichnamigen See, hat 15 Kirchen, ein Nonnenkloster,
Pelz-, Handschuh- und Lederfabrikation, ansehnlichen Fischfang (im See), einen kleinen Hafen für die auf den Flüssen Kostroma
und Wekasa herankommenden Barken und (1881) 5673 Einw. -
Galitsch, schon 1208 erwähnt, bildete seit 1245 ein selbständiges Fürstentum, bis es nach Schemjakas Vertreibung dem russischen
Reich einverleibt wurde.
L. (Labkraut), Gattung aus der Familie der Rubiaceen, einjährige oder ausdauernde Kräuter mit quirlständigen,
ganzen Blättern, kleinen, meist weißen oder gelben Blüten und zweisamiger Spaltfrucht. Von den ca. 250, meist gemäßigten
Klimaten angehörenden Arten ist GaliumMollugoL. (weißes Waldstroh, Grasstern) etwa 1 m hoch, hat verkehrt-lanzettförmige,
am Rand scharfe Blätter und gipfelständige, sehr ästige, beblätterte, aus dichten Doldentrauben zusammengesetzte, weiße
Blütenrispen, ist weit verbreitet und wurde früher als Mittel gegen Epilepsie gerühmt.
Ebenso wurde Galium verumL. (gelbes Waldstroh, Liebfrauenbettstroh, Liebkraut), mit schmal linealischen, gefurchten, am
Rand zurückgerollten Blättern und in rispenartige Trauben gestellten, goldgelben, wohlriechenden Blüten, bei Krampfleiden,
auch bei Wunden benutzt. Weil die Milch durch das Kraut zum Gerinnen gebracht werden kann, hat die Pflanze die Namen Labkraut, Butterstiel
und ähnliche erhalten. In England sollen die Blüten bei der Bereitung des Chesterkäses benutzt werden.
österreich. Kronland (seit 1772), das als solches den Titel »Königreich Galizien und Lodomerien, nebst dem Großherzogtum
Krakau und den Herzogtümern Auschwitz und Zator« führt, liegt zwischen 19° 10' und 26° 30' östl. L. v. Gr.
und zwischen 48° und 50° 40' nördl. Br., wird im N. von Russisch-Polen, im O. von Rußland und der
Bukowina, im S. von Ungarn, im W. von Österreichisch- und Preußisch-Schlesien begrenzt und umfaßt ein Areal von 78,497 qkm
(1425,6 QM.). S. Karte »Ungarn, Galizien etc.«
[Physische Beschaffenheit.]
Der Bodenbeschaffenheit nach ist der südliche Teil des Landes, der am Nordabhang der Karpathen liegt,
ein Hochland, das sich mit seinen Gebirgszweigen bis 30 km in das Land verbreitet. Die Karpathen treten
als Westbieskiden an die Grenze und erreichen in der Babiagura 1722 m. Ihnen folgt zwischen Dunajec und Poprad ein Mittelgebirge
(1100-1300 m hoch), dem die Ostbieskiden sich anschließen, deren niederer Kamm (ca. 800 m) von Straßen (z. B.
Duklapaß) und Eisenbahnen überschritten wird. Erheblich höher steigen die Wald- und Marmaroscher Karpathen an, in denen die
Czerna Hora 2051 m erreicht. Eine Parallelkette im Innern hat noch Gipfel von mehr als 1700 m Höhe. An dem Zentralstock der
Hohen Tatra hat Galizien nur geringen Anteil; der höchste Punkt in diesem ist die Waxmundska (2192 m). Weiter
nordwärts verflacht sich Galizien zum Hügelland und geht endlich am Dnjestr und an der Weichsel in ebenes Tiefland über,
mehr
das nur noch jenseit dieser Flüsse im O. zu dem wellenförmigen Plateau der podolischen Höhe (bis 400 m) und im NW. von Krakau
zu dem galizischen Anteil der Tarnowitzer Platte (bis 470 m) ansteigt. - Was die Gewässer betrifft, so gehört der westliche
Teil Galiziens dem Stromgebiet der Weichsel, der östliche dem des Dnjestr an, zum kleinern Teil dem des
Dnjepr im NO. (bei Brody) durch den Styr, der ein Zufluß des Pripet ist, und dem der Donau durch den Pruth, der die südöstliche
Ecke des Landes durchfließt. In die Weichsel münden als Nebenflüsse in Galizien, von den Karpathen kommend,
die Sola, Skawa, Raba, der Dunajec mit dem Poprad und der Biala, die Wisloka, der schiffbare San mit dem Wislok und der Bug; der
Dnjestr dagegen empfängt rechts den Stryj, die Swica, die Lomnica und Bistrica, links die Lipa-Zlota, Stripa, Sered
und den Zbrucz (oder Podhorce), welcher die Ostgrenze bildet.
Unter den Zuflüssen des Pruth ist der Czeremosz, der Grenzfluß gegen die Bukowina, nennenswert. Unter den 35 Mineralquellen
(worunter sich 22 schwefelhaltige finden) sind der Säuerling zu Szczawnica, die eisenhaltigen Quellen zu Krynica, die Jodquellen
von Iwonicz und die Schwefelquellen von Truskawiec die besuchtesten. hat unter allen österreichischen Kronländern
das strengste Klima, da die Extreme der Wärme und Kälte ca. 80° C. auseinander liegen. Ohne Schutz gegen die rauhen Nord- und
Nordostwinde, hat es späte Frühlinge, kurze Sommer, aber lange und kalte Winter. Die mittlere Jahrestemperatur von Lemberg
stellt sich auf 8° C., in Tarnopol sinkt sie sogar bis 6,1° C. Die mittlere Wärme des Juli erreicht
in Lemberg 19,4,° in Tarnopol 18,6° C.; die mittlere Kälte des Januars in Lemberg -3,8,° in Tarnopol -5,8° C. Der mittlere
Niederschlag stellt sich für Lemberg auf 72 cm, in Krakau erreicht er nur 57 cm. Gewitter sind nicht häufig; die Winterstürme
kommen aus NO.
[Bevölkerung.]
Die Bevölkerung von Galizien betrug Ende 1869: 5,444,689, Ende 1880: 5,958,907 Einw.
und hat sich demnach in der Zwischenperiode um jährlich 0,82 Proz.
vermehrt. Die sonst noch viel bedeutendere Volkszunahme (in der Periode 1857-1869 jährlich 1,42 Proz.) wurde im letzten Jahrzehnt
durch verheerende Epidemien (Cholera 1872-73, Diphtheritis 1878-79) aufgehalten. Auf 1 qkm entfallen im
Durchschnitt 76 Einw., als Extreme stehen sich die Bezirke Biala (131 Einw. auf 1 qkm) und Nadworna (31 Einw. auf 1 qkm) gegenüber.
An Wohnorten gibt es 83 Städte, 230 Märkte und 11,060 Dörfer mit 926,319 bewohnten Häusern.
Hinsichtlich der Nationalität (Umgangssprache) kommen von der Gesamtbevölkerung Ende 1880: 42,9
Proz. auf die Ruthenen, 51,5 Proz. auf die Polen. Diese überwiegen in Westgalizien, jene in Ostgalizien. Innerhalb dieser
beiden slawischen Volksstämme unterscheiden sich merklich die Bewohner der Gebirge von denen der Ebene, nicht allein in Sitte
und Tracht, sondern auch in Körperbeschaffenheit. Die Bergbewohner in den westlichen Karpathen, die Goralen
(ein Fünftel der gesamten polnischen Bevölkerung), sind hochgewachsen und brünett, dagegen die Bewohner der Weichselebene,
die Masuren und Lisowiaken, von mehr untersetzter Statur und blond.
Die Polen bilden den galizischen Adel und im W. auch den Bauernstand. Im O. treten die Bewohner des Gebirges,
Huzulen genannt, als der schönste und stämmigste Menschenschlag Galiziens hervor; die übrigen, Ruthenen, von denen jene
einen kleinen Teil ausmachen, sind ein abgehärtetes, starkknochiges Geschlecht, langsam, demütig, fast
melancholisch, aber
treffliche Arbeiter, gefällig und höchst gastfreundlich. Außerdem wohnen in Galizien. Deutsche (über 100,000, darunter
viele Kolonisten, welche seit Joseph II. ins Land kamen) in den größern Städten und mehr als 100 kleinern
Ortschaften über das ganze Land verteilt; ferner 2430 meist handeltreibende Armenier (mitunter auch wohlhabende Großgrundbesitzer)
und 686,596 Juden, mehr als zwei Drittel der israelitischen Bevölkerung des gesamten Kaiserstaats.
Letztere leben in den Städten von Handel und Gewerbe, in den Dörfern von Pachtungen und Landbau; die Geschäfte
liegen meist in ihren Händen. Eine besondere Sekte der galizischen Juden sind die Karaiten, welche den Talmud verwerfen und sich
im 13. Jahrh. zu Halicz angesiedelt haben. Sie sind gegenwärtig auf wenige Familien zusammengeschmolzen. Von den christlichen
Bewohnern bekennen sich 2,714,977 zur römisch-katholischen Kirche (vorwiegend Polen im W.), 2,510,408
zur griechisch-katholischen Kirche (zumeist Ruthenen im O. des Landes); 40,994 sind evangelisch, 2430, wie bereits erwähnt,
Armenier. Die Römisch-Katholischen stehen unter einem Erzbischof (zu Lemberg) und 3 Bischöfen (zu Krakau, Przemysl und Tarnow);
die Griechisch-Katholischen unter einem Erzbischof (zu Lemberg) und einem Bischof (zu Przemysl);
die Armenisch-Katholischen
gleichfalls unter einem Erzbischof zu Lemberg;
die Protestanten haben einen Superintendenten und 4 Seniorate.
[Land- und Forstwirtschaft.]
Galizien ist vorwiegend ein Acker- und Getreideland. Der Boden ist fast durchgängig, die Karpathengegenden
und einige morastige Striche ausgenommen, fruchtbar. Er wird aber schlecht bebaut, und auch das Klima ist
im allgemeinen dem Anbau nicht sehr günstig, weshalb der Ertrag verhältnismäßig gering ist. Die produktive Bodenfläche
beträgt nahezu 97 Proz. der ganzen Landesfläche; auf Ackerland kommen 50, auf Wiesen 11½, auf Gärten 1½, auf Weiden 10,
auf Wald 26¾ und auf Teiche und Sümpfe ¼ Proz. der produktiven Bodenfläche.
Die Getreideernte ergibt jährlich etwa 26 Mill. hl, hauptsächlich Hafer, Roggen und Gerste und zwar über den eignen Bedarf
des Landes, weniger Weizen; außerdem werden auch, namentlich im O. des Landes, Mais, Buchweizen und Hirse angebaut. In den Gebirgsgegenden
wiegt der Anbau von Kartoffeln (30 Mill. hl) und Flachs (125,000 metr. Ztr.) vor. Weinbau findet in Galizien nicht
statt. Dagegen ist noch die Kultur von Tabak (36,000 metr. Ztr.), Hanf (250,000 metr. Ztr.), Hülsenfrüchten (1,200,000 hl),
Klee (3,7 Mill. metr. Ztr.), mehreren
Öl- und Gewürzpflanzen (Raps, Anis, Fenchel, Mohn, Kümmel etc.) sowie der Rübenbau (3,8 Mill. metr.
Ztr.) von Bedeutung.
Auch die Obstkultur, der Gemüse- und Gartenbau sowie die Wiesenkultur sind in Galizien ergiebig. Bei zweckmäßiger Bewirtschaftung
und ausreichenden Arbeitskräften wurde der Ertrag des Landes jedoch noch bedeutend höher sein. Die Wälder, sehr ungleich
verteilt, bestehen aus Laub- wie aus Nadelhölzern und liefern Bäume (Kiefern, Erlen und Eichen) von bedeutender
Größe, die behufs des Schiffbaues in großer Anzahl ins Ausland versendet werden. Der jährliche Holzzuwachs beträgt ca. 6 Mill.
Festmeter. Die Holzausfuhr geht hauptsächlich nach Russisch-Polen und Preußen (Danzig). Die Beförderungsmittel für den Holzexport
bieten hauptsächlich die Flüsse Weichsel mit Dunajec und San und Dnjestr, auf welchen jährlich über 4 Mill.
metr. Ztr. zum Schiffbau bestimmten Holzes ausgeführt werden. In einzelnen Gegenden sind jedoch die Waldungen bereits