im
Zeitalter Jesu Bezeichnung von Nordpalästina diesseit des
Jordans, zwischen dem
GebirgeKarmel und dem Leontes
(s.
Karte
»Palästina«).
[* 3] Es zerfiel in Obergaliläa, ein schönes Bergland mit Gipfeln bis zu 1300
m und durchschnitten von
tiefen, reichen Anbaues fähigen
Thälern, und das ebenere, fruchtbare Untergaliläa. Obergaliläa hatte
zum Teil heidnische Bewohner (Phöniker, Syrer, Araber und selbst Griechen). Das Ganze besteht, außer im O., wo vulkanische
Gebilde vorkommen, aus Kalkgebirgen, die im N. schroff und felsig sind, nach
SW. aber in Hügelketten und in die fruchtbare
Ebene Jezreel oder
Esdrelon auslaufen.
Das Land, welches zahlreiche, aber unbedeutende Wasserläufe enthält, war namentlich im S. zur Betreibung
des
Ackerbaues und der
Viehzucht
[* 4] vortrefflich geeignet und überall fleißig angebaut, auch stark bevölkert und entbehrt auch
heute noch nicht ganz des
Waldes. Es enthielt 204
Städte und
Dörfer. Am bevölkertsten waren die Gebirgsabhänge im O. gegen
denSeeGenezareth zu und die
Gestade dieses
Sees selbst. Die größten
Städte Galiläas waren: Tiberias,
die ältere Hauptstadt, und
Sepphoris, die spätere Hauptstadt, ferner die von
Josephus im jüdischen
Krieg verteidigte
Festung
[* 5] Jotapata;
in der evangelischen Geschichte kommen besonders
Kapernaum und
Nazareth vor.
Die Bewohner Galiläas waren fleißige
und tapfere Leute und von mildern religiösen
Grundsätzen als ihre Glaubensgenossen, daher auch empfänglicher
für Jesu
Lehre.
[* 6] Von den letztern wurden sie verachtet.
Vgl.
Guérin, Description historique, géographique et archéologique
de la Galilée (Par. 1880, 2 Bde.).
in der gotischen
Baukunst
[* 7]
Englands die Bezeichnung für eine der Westseite einer
Kathedrale oderKirche
vorgebaute Eingangshalle, in welcher die
Leichen, bevor sie in die
Kirche gebracht, niedergesetzt und gesegnet wurden.
Die
Galiläa verlor später ihren ritualen
Zweck und diente nur als Eingang, weshalb sie architektonisch reich verziert wurde, und im
obern
Geschoß
[* 8] zum
Unterricht für
Beichtkinder.
Durch solche neue
Lehren
[* 14] zog er sich die
Eifersucht und das Übelwollen seiner gelehrten
Kollegen zu. Ein freimütiges
Gutachten
über eine Baggermaschine, die der Sohn des
Großherzogs,
Johann vonMedicis, in
Vorschlag gebracht, machte seine
Stellung vollends
unhaltbar. Er verließ
Pisa 1591, kehrte nach
Florenz zurück, übernahm aber schon 1592 die Professur
der
Mathematik in
Padua.
[* 15] Hier lehrte er 18 Jahre vor einem immer wachsenden
Kreis
[* 16] begeisterter Zuhörer aus allen
LändernEuropas.
In diese Zeit fallen Galileis wichtigste (erst spät veröffentlichte) Forschungen zur Bewegungslehre; hier schrieb er die
Abhandlung über die mechanische
Wissenschaft, in der zuerst dieLehre von den einfachen
Maschinen auf das
Prinzip der virtuellen
Geschwindigkeit zurückgeführt wurde; hier erfand er eine Vorrichtung zur Bestimmung der Wärmeverhältnisse
(1597) und den praktisch wertvollen Proportionalzirkel.
Einen im
Bilde des Schlangentreters ^[richtig:
Schlangenträgers] 1604 erschienenen und nach einem Jahr wieder verschwundenen
Stern benutzte er als
Argument gegen dieAristotelischeLehre von der Unveränderlichkeit des
Himmels. Auf
das Gerücht von der
Erfindung des
Fernrohrs in
Holland konstruierte ein solches
Instrument selbständig zum zweitenmal
(August
1609) und benutzte es sofort zur Erforschung der Himmelskörper. An der Oberfläche des
Mondes beobachtete
er denWechsel von
Berg und
Thal;
[* 17] in derMilchstraße erkannte er dichtere Anhäufungen von
Sternen, im
Orion entdeckte er über
500, in den
Plejaden 29 neue
Sterne. 1610 fand er die Jupitertrabanten
(MediceischeSterne, publiziert im »Sidereus nuncius«
1610). In demselben Jahr vertauschte
er den Lehrstuhl mit der
Stellung eines Mathematikers und
Philosophen am großherzoglichen
Hof
[* 18] zu
Florenz, um unter diesem
Namen fortan ausschließlich seinen Forschungen zu leben. In
Florenz entdeckte
er die »Dreigestalt« des
Saturn, die
Phasen der
Venus und des
Mars
[* 19] und wahrscheinlich auch die
Sonnenflecke. 1611 stellte er zuerst
den
Satz auf, daß die
Planeten
[* 20] keine selbstleuchtenden Himmelskörper seien, und daß
Venus und
Mars sich um
die
Sonne
[* 21] drehen.
Bald darauf lehrte er auch die Achsendrehung der
Sonne.
Galileis teleskopische
Entdeckungen gaben die Veranlassung zu neuen
Angriffen von seiten der Schulgelehrten; aber es gelang
ihm bei einem Besuch in
Rom
[* 22] (1611), die gelehrten
Jesuiten des
Collegium Romanum auf seine Seite zu bringen. In diesen römischen
Aufenthalt fällt auch die erste genauere Feststellung der Umlaufszeiten der Jupitertrabanten, in deren
Verfinsterungen Galilei früh ein
Mittel zur Bestimmung der
Länge auf hoher
See erkannt hatte, und deren Berechnung ihn um dieser
Verwendung willen viele Jahre hindurch beschäftigte. Nach
Florenz zurückgekehrt, schrieb er die Abhandlung über die schwimmenden
Körper (1612), worin er zuerst die Grundelemente der
Hydrostatik
[* 23] klar entwickelte, sowie (1613) die
Briefe
über die
Sonnenflecke, in denen er offen und unumwunden die Kopernikanische
Lehre verteidigte. Als darauf die Gegner diese
Lehre als unbiblisch bezeichneten, erwiderte er in einem
Brief¶
Galilei, hiervon unterrichtet, begab sich alsbald nach Rom, und es gelang ihm, alle gegen seine Person gerichteten Verdächtigungen
zu widerlegen, nicht aber, die Verdammung der Kopernikanischen Lehre zu hintertreiben. Im Februar 1616 wurde von
elf Qualifikatoren des heiligen Offiziums die Lehre von der Bewegung der Erde für »thöricht und absurd vom philosophischen
Standpunkt und für teilweise formell ketzerisch« erklärt und darauf hin 5. März das Buch des Kopernikus verboten. Am 25. Febr. erhielt
der KardinalBellarmin vom Papste den Auftrag, Galilei vorzuladen und zu ermahnen, daß er die Kopernikanische
Lehre aufgebe; im Fall einer Weigerung seitens Galileis solle ihm in Gegenwart von Notar und Zeugen der Befehl erteilt werden,
daß er sich schlechthin enthalte, eine solche Meinung zu lehren, zu verteidigen und zu besprechen; wenn er sich hierbei
aber nicht beruhige, so sei er einzukerkern.
Was hierauf geschehen, ist Gegenstand der Kontroverse. Das Protokoll einer gehaltenen Sitzung der Kongregation des
heiligen Offiziums lautet: »Vom KardinalBellarmin wurde zuerst berichtet, daß der Mathematiker Galilei. Galilei ermahnt worden, die bis
dahin von ihm festgehaltene Meinung, die Sonne sei das Zentrum der Himmelskugel und unbeweglich, die Erde
aber beweglich, aufzugeben, und daß er auf Widerspruch verzichtet habe«. Anfang Juni kehrte Galilei nach Florenz zurück und lebte
eine Reihe von Jahren zurückgezogen in der Villa Bellosguardo.
Erst durch einen provokatorischen Angriff des JesuitenGrassi sah sich Galilei veranlaßt, sein Schweigen zu brechen. Er publizierte 1623 eine
dem Papst gewidmete Streitschrift: »Il Saggiatore«, welche den Gegner zermalmte
und trotz der Denunziation der Jesuiten nicht verboten, sondern belobt und empfohlen wurde. Dieser Erfolg und die Berufung des
ihm befreundeten KardinalsBarberini (als Urban VIII.) auf den päpstlichen Stuhl ermutigten Galilei, den längst gehegten Plan einer
eingehenden, allgemein verständlichen Darstellung der Kopernikanischen Lehre zur Ausführung zu bringen,
obwohl er 1624 bei seiner Anwesenheit in Rom einen Widerruf des Verbots vom ebensowenig erreichen konnte wie auch
nur eine Duldung der Lehre des Kopernikus. Er wählte die Form des Dialogs zwischen Vertretern der alten Ptolemäischen und der
Kopernikanischen Lehre und behandelte die letztere als Hypothese, brachte dabei aber so überzeugende Beweise für letztere
vor, daß niemand über die Richtigkeit derselben in Zweifel bleiben konnte.
Nach sechs Jahren war der »Dialogo di Galilei. Galilei dove nei congressi
di quattro giornate si discorre supra i due massimi sistemi del mondo; proponendo indeterminatamente
le ragioni filosofiche e naturali tanto per l'una, quanto per l'altra parte« vollendet, und Galilei ging 1630 nach
Rom, um sein Werk derZensur des heiligen Offiziums zu unterwerfen. Erst nach zwei Jahren wurde das Imprimatur des römischen
und des florentinischen Inquisitors erreicht und das Buch publiziert, welches das Verderben des Verfassers
werden sollte.
Während die Freunde über das Erscheinen des Buches jubelten, wußten die
ergrimmten Feinde den Papst zu überzeugen, daß
das Buch eine eminente Gefahr für die Kirche sei; man suchte zu erweisen, daß das Imprimatur erschlichen sei, und namentlich
reizte man den Papst persönlich, indem man ihn glauben machte, der Verteidiger der alten Lehre, dem Galilei den
NamenSimplicius beigelegt, solle ihn selbst vorstellen und der Lächerlichkeit preisgeben. Auf diese angeblich persönliche
Verletzung, von welcher man den Papst zu überzeugen gewußt hatte, dürfte dessen unversöhnlicher Zorn hauptsächlich zurückzuführen
sein.
Eine Spezialkommission, welcher das Buch zur Prüfung überwiesen worden war, konnte gegen dasselbe nur
Unerhebliches einwenden, nicht einmal so viel, um ein unbedingtes Verbot gerechtfertigt erscheinen zu lassen, sie kam vielmehr,
nachdem sie eine Anzahl Fehler namhaft gemacht hatte, zu dem Schluß: »Alle diese Dinge könnten verbessert werden, wenn man
urteile, das Buch, dem man diese Gunst erweisen wolle, sei von einigem Nutzen«. Dagegen tauchte plötzlich
ein Dokument aus dem Prozeß von 1616 auf, ein Protokoll vom 26. Febr., nach welchem Galilei namens des Papstes vom heiligen Offizium der
Befehl erteilt sei, »oben besagte Meinung, daß die Sonne das Zentrum der Welt sei, die Erde dagegen sich
bewege, ganz und gar aufzugeben und sie fernerhin in keiner Weise festzuhalten, noch zu lehren oder zu verteidigen weder in
Wort noch in Schrift, andernfalls werde seitens des heiligen Offiziums gegen ihn verfahren werden; bei welchem Befehl sich
derselbe beruhigt und zu gehorchen versprochen hat«. Auf Grund dieses Befehls, den Galilei durch die Veröffentlichung
der Dialoge direkt übertreten hatte, wurde das Inquisitionsverfahren gegen Galilei eröffnet.
Das Protokoll konstatiert, daß die Mahnung ausgesprochen wurde, es schweigt von Galileis Antwort, die seiner Gesinnung gemäß
nur eine unterwürfige gewesen sein kann, und so erscheint die Androhung des Inquisitionsprozesses unvereinbar mit der päpstlichen
Anordnung. Unvereinbar ist das Protokoll auch mit dem mitgeteilten Protokoll vom und es liegt
deshalb nahe, den letzten Teil desselben als einen nachträglich, vermutlich im August 1632, hinzugefügten anzusehen.
Die Echtheit des Protokolls wurde von einer Reihe andrer Schriftsteller, wie Berti, de l'Epinois, Friedlein, v. Gebler, Reusch,
Wolynski etc., verteidigt. Galilei wurde trotz seines hohen Alters und trotz der lebhaften Verwendung des Großherzogs
von Toscana nach Rom beschieden und traf dort ein, wo er vorläufig im Palast des toscanischen GesandtenNiccolini
wohnen durfte. Der Prozeß währte vom 12. April bis 22. Juni, Galilei wurde viermal verhört und saß 23 Tage gefangen
im Palast der Inquisition. Das letzte Verhör Galileis fand 21. Juni statt, und betreffs dieses ist in den letzten Jahren ein lebhafter
Streit entstanden, ob Galilei bei demselben gefoltert sei oder
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