welcher das nach ihm benannte
Galatien in
Kleinasien bewohnte. Als die
Scharen der
Kelten, welche um 280
v. Chr. unter Anführung
des Belgius und später des
Brennus von N. her in
Makedonien und
Griechenland
[* 2] eingedrungen waren (s.
Kelten), sich vor
Delphi
zum
Rückzug genötigt sahen, kehrte nur ein kleiner Teil von ihnen in die
Heimat zurück; ein andrer durchstreifte
Thrakien und gelangte unter Anführung des Lutarius und Leonorius an den
Hellespont. Hier folgten sie 278 der Einladung des
bithynischen
KönigsNikomedes I., der mit seinem
Bruder um die
Krone kämpfte, verhalfen jenem zum
Besitz von ganz
Bithynien und
durchzogen nun, 20,000 Mann stark, ohne energischen
Widerstand zu finden, viele Jahre lang plündernd
den
WestenKleinasiens bis an den
Halys.
Sie teilten sich in drei
Stämme, die Tolistobojer, Trokmer und Tektosagen, die sich in den fruchtbarsten
Provinzen, in
Lydien,
Mysien und
Phrygien, festsetzten. König
Antiochos I. von
Syrien besiegte sie zwar und erhielt davon den
NamenSoter (»Retter«),
fiel aber bald darauf in einer zweiten
Schlacht.
Endlich 235 von den
Königen von
Bithynien und
Pergamon
[* 3] besiegt, mußten sie feste
Wohnsitze einnehmen. Es wurde ihnen der Teil von Großphrygien eingeräumt, der sich von
Pessinus
an der
GrenzePhrygiens bis an die kappadokischeLandschaft Sargarausene erstreckte und von nun an den
Namen
Galatia erhielt. Der Steppencharakter dieses
Binnenlandes sagte diesen Hirtenstämmen sehr zu. Dieselben nahmen
griechische Sprache
und
Sitte sehr rasch an, so daß die
Römer
[* 4] das
Volk als Gallograeci bezeichneten. Da sie dem König
Antiochos d. Gr. bei
Magnesia
gegen die
Römer beigestanden hatten, so wurden sie nach dessen Besiegung 189 vom
Konsul Gnäus
Manlius
in ihrem Land angegriffen und überwunden.
Sie behielten zwar ihr Land und ihre Unabhängigkeit, verloren aber seitdem ihren gefürchteten
Namen. Das Gebiet jedes
Stammes
der Galater
war in vier
Gaue (Tetrarchien) eingeteilt, deren jedem ein Häuptling
(Tetrarch) vorstand, bis einer
derselben,
Dejotarus (s. d.), sich mit
Hilfe des
Pompejus 65 zum alleinigen
Fürsten machte und sich den Königstitel beilegte;
zugleich wurde das Land durch ein
Stück von
Pontos
(Pontus Galaticus) vergrößert. Nach
Dejotarus' und seines gleichnamigen
SohnsTod wurde 25
Galatien römische
Provinz.
Das Land ist gebirgig, vorzüglich im N., wo es durch den
Olympos oder Orminios (jetzt
Ala Dagh) begrenzt
ward. Unter den
Flüssen sind der
Sangarios
(Sakaria) im W. des
Landes und der
Halys im O. die bedeutendsten. Unter den
Orten der
Galater waren die wichtigsten: Ankyra (jetzt
Angora), die Hauptstadt der Tektosagen, später von ganz
Galatien;
Tavia
jenseit des
Halys, der Hauptort der Trokmer;
Briefandie, eins der wichtigsten apostolischen Sendschreiben des
Paulus, welches mit den
Römer- und
Korintherbriefen zu den kritisch unangefochtenen und unanfechtbaren Teilen des
NeuenTestaments gehört. Die galatischen
Gemeinden bestanden, wie aus dem
Brief hervorgeht, zumeist, wenn nicht ausschließlich, aus
Heidenchristen. Gleichwohl erhoben
die dem Heidenapostel überall nachrückenden Sendboten der pharisäischen
Partei auch hier das gesamte mosaische
Gesetz zur
Norm des religiösen
Lebens für die Gläubigen aus den
Heiden und verdächtigten
Paulus, als ob er diesen
das volle
Glück der theokratischen Volksgenossenschaft
vorenthalte.
Sollte der
Apostel bei seiner zweiten Anwesenheit in
Galatien auf der dritten Missionsreise diesen Judaisten schon entgegengetreten
sein, so kann er damals seiner
Sache auf keinen
Fall denSieg errungen haben, da er, kaum in
Ephesos
[* 5] angekommen,
die
Polemik mit der
Feder neu aufnehmen mußte. Dies die einfachste
Ansicht über Zeit (56 oder 57) und Ursprung des
Briefs,
welchen man behufs der Übersicht in einen apologetischen
(Kap. 1 u. 2), dogmatischen
(Kap. 3 u. 4) und praktischen Teil
(Kap. 5 u.
6) zerlegt hat. Die neuesten und besten
Kommentare lieferten
Meyer (6. Aufl. von Sieffert,
Götting. 1880) und
Holsten (»Das
Evangelium des
Paulus«, Berl. 1880, Bd.
1).
1853 rückten die Russen, 1855 die Österreicher in ein und hielten die Stadt bis 1857 besetzt. Während des russisch-türkischen
Kriegs (1877-78) war sie wieder in den Händen der Russen, welche die Militärbahn nach Bender im Januar 1878 eröffneten. Galatz war
bis 1883 Freihafen.