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übertragen, was die Versammlung auch annahm, worauf Gagern die Wahl auf den Erzherzog Johann von Österreich [* 2] lenkte. Indessen bemühte sich Gagern doch auf jede Weise für die Übertragung der deutschen Kaiserkrone an den König von Preußen, [* 3] zu welchem Zweck er auch selbst in Berlin [* 4] und Potsdam [* 5] unterhandelte, und als er nach dem Sieg der Reaktion in Österreich und dem Rücktritt Schmerlings 16. Dez. an die Spitze des Reichsministeriums getreten war, stellte er den Antrag (Gagernscher Antrag) auf einen engern Bundesstaat unter Preußens [* 6] Führung, zu welchem Österreich in ein bloßes Unionsverhältnis treten sollte.
Zwar wurde dieser Antrag vom Parlament angenommen; allein die Verhältnisse gestalteten sich immer hoffnungsloser, und als Welckers Antrag, die Verfassung im ganzen anzunehmen etc., verworfen wurde, nahm Gagern mit dem gesamten Reichsministerium seine Entlassung, behielt jedoch die interimistische Leitung der Geschäfte. Die Nichtannahme der Kaiserkrone von seiten des Königs von Preußen trug noch mehr zur Erschütterung seiner Stellung bei, und als der Reichsverweser eine schroffe Stellung zum Parlament und speziell zu der Partei Gagerns einnahm, schied dieser aus der Nationalversammlung aus und suchte fortan als Mitglied der Gothaer Partei für das Zustandekommen der preußischen Union zu wirken.
Auf dem Unionstag zu Erfurt [* 7] gehörte er zu den Leitern der hier vertretenen bundesstaatlichen Partei, welche auch die Annahme des Dreikönigsentwurfs durchsetzte. Als jedoch der Umschwung in der Politik Preußens die Unionshoffnungen begrub, zog sich Gagern auf sein Landgut zurück, ging aber nach der Schlacht bei Idstedt nach Holstein, um den Herzogtümern seine Dienste [* 8] zu weihen, und machte als Major den Rest des unglücklichen Feldzugs mit. Nach dem Ende des Kriegs kehrte er auf sein Gut Monsheim zurück, das er nach dem Tod seines Vaters 1852 verkaufte, um mit seiner Familie nach Heidelberg [* 9] überzusiedeln.
Seit 1859 wendete er sich von Preußen ab, das er beschuldigte, während des Kriegs in Italien [* 10] seine Pflicht gegen Österreich nicht erfüllt zu haben, und trat seit 1862 offen auf die Seite Österreichs und der Großdeutschen über und ließ seine Kinder katholisch erziehen. Im Januar 1864 begab er sich als diplomatischer Vertreter des Großherzogtums Hessen [* 11] nach Wien, [* 12] wurde, nachdem dieser Posten eingegangen war, 1872 pensioniert und kehrte nach Darmstadt [* 13] zurück, wo er starb. - Sein ältester Sohn, Freiherr Friedrich Balduin von Gagern, geb. ist ultramontanes Mitglied des Reichstags.
4) Maximilian, Freiherr von, jüngster Bruder der vorigen, geb. zu Weilburg, studierte in Heidelberg, Utrecht [* 14] und Göttingen [* 15] und stand 1829-33 in niederländischen Staats- und Kriegsdiensten. Nach Deutschland [* 16] zurückgekehrt, habilitierte er sich in Bonn [* 17] als Privatdozent, um über historisch-politische Gegenstände zu lesen, trat dann aber in den nassauischen Staatsdienst. Als die Bewegung von 1848 ausbrach, trat er als einer der Vertrauensmänner, welche die sogen. Siebzehner-Verfassung ausarbeiteten, von einem nassauischen Bezirk gewählt, in die Nationalversammlung ein, wo er sich der Partei seines Bruders Heinrich anschloß.
Bei der Bildung des ersten Reichsministeriums wurde er Unterstaatssekretär im Departement des Auswärtigen und ward in dieser Eigenschaft nach Schleswig-Holstein [* 18] gesandt, um dort die deutschen Interessen bei dem Abschluß des (Malmöer) Waffenstillstandes zu wahren. Nach Auflösung des Parlaments nahm an der Versammlung in Gotha [* 19] teil und ward 1850 auf den Unionsreichstag in Erfurt gewählt. Nach dem Scheitern der Union zog er sich von dem politischen Leben zurück.
Bald nachher trat er zum Katholizismus über und wirkte in amtlicher Thätigkeit in Nassau für die neue Zentralorganisation des katholischen Schulwesens; 1854 wurde er nach Wien berufen und hier 1855 zum Hof- und Ministerialrat und Leiter des handelspolitischen Departements im Ministerium des Auswärtigen ernannt, als welcher er im großdeutschen, antipreußischen und klerikalen Sinn thätig war. 1874 aus dem Staatsdienst ausgeschieden, ward er 1881 zum Mitglied des Herrenhauses ernannt.