Fütterung wird, um so mehr
Mittel und Wege müssen gefunden werden, um auch gehaltloseres oder selbst schon verdorbenes
Futter
ausnutzen zu können. In
Zeiten hoher Futternot hat man schon selbst
Sägespäne, welche in den
Holzfasern dieselben
Grundstoffe
wie
Stärke,
[* 2]
Zucker
[* 3] u. dgl. enthalten, auf chemischem Weg
präparieren und zurFütterung verwenden gelernt. Alljährlich fast werden neue
Mittel empfohlen, um wirksamere
Effekte zu erzielen oder bis dahin nicht verwertbare Materialien zur
Fütterung heranzuziehen.
Das Futterschneiden
(Häcksel) ist seit alter Zeit üblich.
GeschnittenesFutter ist
an sich verdaulicher, läßt sich besser
mit anderm
Futter mischen und zwingt zu stärkerer Speichelabsonderung; überdies wird es vom Vieh nicht
so wie langes
Futter verschleudert.
JungerKlee, welcher Blähen bewirkt, wird unschädlich, wenn mit
Stroh geschnitten; Wurzelfrüchte
müssen geschnitten werden, dazu dienen die sogen. Häckselbänke und Futterschneiden.
Körner werden gequellt, gemalzt und
geschroten oder auch nur gequetscht.
Für
Gerste,
[* 5]
Roggen,
Hafer zieht man die Mehlform vor. Rapskörner werden gedarrt, dann gemahlen und gekocht. Das
Malzen hat
nach
Versuchen in
England keine erheblichen Vorteile gebracht. Das Einweichen und Überbrühen wendet man für hartstengeliges,
verdorbenes und solches
Futter an, welches nicht gern roh gefressen wird, z. B. Spreu, Wurzelfrüchte etc.
(Brüh-, Siedefutter). Man verwendet dazu heißes
Wasser oder
Schlempe, darf aber nur bis zu bestimmten
Mengen davon geben,
am meisten dem Mastvieh, weniger tragenden
Tieren und
Schafen; für
Pferde
[* 6] ist dergleichen
Futter ganz ungeeignet.
Als Abfallprodukt bei der
Brennerei steht die
Schlempe zum Brühen in erster
Linie. Das
Kochen bewirkt die beste
Präparation,
verursacht aber die größten
Kosten. Man benutzt dazu besondere Futterdämpfapparate. Statt des teuern
Kochens oderDämpfens
wendet man auch das Gärenlassen oder die Selbsterhitzung an, indem diverse Futterstoffe,
[* 7] feucht übereinander geschichtet,
ein paar
Tage sich selbst überlassen werden. Derartiges
Futter sagt nicht jedem Vieh zu, ist aber zu Mästungszwecken sehr
geeignet.
Höchste Reinlichkeit muß natürlich beobachtet und Schimmelbildung verhindert werden. Bei der Braunheubereitung werden
die noch nicht ganz ausgetrockneten
Pflanzen zu festen
Haufen zusammengestampft, worin ein Gärungsprozeß
eintritt, welcher die
Pflanzen in eine braune, aromatisch riechende
Masse verwandelt. Bei der Brennheubereitung (nach Klappmeier)
machen die frisch gemähten, schon trocknen
Pflanzen in festgetretenen
Haufen den
Prozeß der Selbsterhitzung durch.
Letztere werden nach 48-60
Stunden auseinander gerissen, worauf bei günstiger
Witterung das
Trocknen schnell
erfolgt. Das
Einsalzen wendet man bei
Klee, Maisstengeln (geschnitten),
Heu und dergleichen
Futter an, besonders dann, wenn naß
geerntet ist.
Sauerfutter nennt man das in
Gruben festgeschichtete, aus
verschiedenem
Material bestehende
Futter, welches nach
dem Einschichten mit
Erde bedeckt wird und sich sehr lange hält, auch vom Vieh sehr gern gefressen wird.
Man erreicht damit auch den Vorteil,
Futter, welches nicht gleich konsumiert werden kann, ohne
Schaden aufzubewahren (Rübenblätter,
Treber etc.). Kranke
Kartoffeln werden rasch gedämpft und ebenfalls in
Gruben fest eingestampft.
FrischerKlee, selbst beregnet,
hält sich vortrefflich in gut angelegten
Gruben. Das
Futter erleidet in
Gruben eine
Gärung unter
Bildung
von
Milchsäure und Substanzverlust, es wirkt aber in dieser Form günstig auf
Fleisch- und Fettansatz sowie auf die Milchproduktion.
Vgl. Lascynski, Das
Konservieren von Grünmais und anderm Grünfutter (Berl. 1882).
(Futterdämpfer), Vorrichtung, um Viehfutter, namentlich
Kartoffeln, Rauhfutter,Schrot,
Kleie etc., zu dämpfen und dadurch eine
Erweichung und somit eine leichtere
Verdaulichkeit desselben zu erreichen. Gleichzeitig
vermeidet man, wenn den
Tieren das
Futter in warmem Zustand verabreicht wird, die nicht unbeträchtliche Wärmeentziehung,
welche sonst dadurch stattfindet, daß das
Futter im
Magen
[* 8] auf die
Temperatur des
Körpers gebracht werden muß.
Der Futterkochapparat besteht gewöhnlich aus einem kleinen
Dampfkessel,
[* 9] der mit offenem
Standrohr von etwa 1,2 m
Länge versehen ist, so daß
die höchste
Spannung nicht viel über 1/10AtmosphäreÜberdruck betragen kann. Zur Seite des
Kessels ist ein eiserner oder
hölzerner, gut verschließbarer Bottich aufgestellt, welcher mit dem zu dämpfenden
Material gefüllt
wird. Der
Dampf
[* 10] wird seitlich und zwar häufig durch einen
Zapfen
[* 11] eingeleitet, so daß alsdann der in zwei
Zapfen in einem
Gestell
drehbare Futterdämpfer zum
Zweck der Entleerung gekippt werden kann. Oft sind zu beiden Seiten des
Kessels derartige
Dämpfer
[* 12] aufgestellt. Die verbreitetsten Futterkochapparate sind diejenigen vonRichmond u.
Chandler in
Manchester
[* 13] und von Barford u. Perkins in
Peterborough
(England).
JohannJoseph,
Komponist und Musiktheoretiker, geb. 1660 zu Hirtenfeld bei Marein in
Obersteiermark, fungierte von 1698 an unter drei deutschen
Kaisern, zuletzt unter
KarlVI., als Oberkapellmeister in
Wien
[* 15] und
starb daselbst. Fux hat sich besonders durch sein Lehrbuch des
Kontrapunktes:
»Gradus ad Parnassum, sive manuductio
ad compositionem regularem etc.« (1725) einen bedeutendenNamen erworben. Dies populäre, in leichtfaßlichem
Latein geschriebene Werk wurde auf kaiserliche
Kosten gedruckt und in mehrere
Sprachen übersetzt (1742 deutsch von Mitzler, 1761 ital.
von Caffro, 1773
franz. von
Denis, 1797 engl. von
Preston).
Fux'
Lehre,
[* 16] welche vom
Gesang ausgeht und sich auf die sogen. Kirchentonarten gründet, geriet, nachdem die
letztern durch das moderne, von
Rameau eingeführte Harmoniesystem verdrängt waren, in Vergessenheit, ist aber in den letzten
Jahren, nachdem die Erweiterung
des Dur- und Mollsystems mit
Hilfe ebenjener
Kirchentöne wiederum
Bedürfnis geworden, aufs neue
zur Geltung gekommen. Als
Komponist stand Fux bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen, wie unter¶
mehr
anderm die Thatsache beweist, daß die berühmtesten Komponisten der venezianischen Schule, Caldara und Conti, unter ihm als Vizekapellmeister
dienten. Auch wurde ihm die Ehre zu teil, 1723 durch seine Oper »Constanza e fortezza« die Krönungsfeierlichkeit KarlsVI. in
Prag
[* 18] zu verherrlichen, und da er durch das Podagra verhindert schien, der Aufführung beizuwohnen, so ließ
ihn der Kaiser in einer Sänfte von Wien nach Prag tragen. Die meisten Opern, Kirchen- und Kammermusikstücke von Fux besitzt, meist
in Originalhandschriften, die k. k. Hofbibliothek in Wien.