mehr
dahin gekommen, der Natur nichts mehr allein zu überlassen, schlechte Wiesen und Weiden gar nicht mehr zu dulden, den Begriff dauerndes Grasland überhaupt aufzugeben und auch die Wiese, welche man immer mehr zur Kunstwiese umzuwandeln strebt, zeitweise umzubrechen, um durch Zwischenbau von Hackfrüchten, vollständige Umarbeitung und Durchdüngung aus den Zwischennutzungen höhere Renten zu ziehen und dann wieder verbesserte Wiesen zu erhalten. Von den Feldern wird in regelmäßigem Anbau ein mehr oder minder großer Teil dem Futterbau gewidmet und hierdurch die Möglichkeit gewonnen, sorgsame Bearbeitung und Düngung vorausgesetzt, von kleinerer Fläche auch größere Ernten an Körnern und Stroh als vordem zu gewinnen.
Selbst in den
Alpen
[* 2] erstreckt sich die
Fürsorge des
Menschen auf die Verbesserung der berühmten
Matten, um auch hier die der
heutigen
Viehzucht
[* 3] entsprechenden Massenerträge sich zu sichern. Die Ungunst der
Witterung sucht man dadurch zu paralysieren,
daß man alljährlich eine Mehrheit von Futterpflanzen
baut, solche, welche feuchte, und solche, welche
mehr trockne
Witterung lieben. Obenan stellt man die
Esparsette,
Luzerne und die Kleearten. Erstere verlangt
Boden mit viel kalkhaltigem
Steingerölle, die gewöhnliche, am meisten verbreitete
Luzerne guten, milden, sogen. Mittelboden, während die
Medicago media
oder Sandluzerne noch weit über den
Rayon des eigentlichen Luzernebodens geht.
Weißer und gelber
Klee geben auch auf trocknem, mehr magerm
Feld noch gute Viehweide, und Rotklee, die
verbreitetste und beliebteste Futterpflanze
, wird da, wo sein Anbau nicht vorzüglich gesichert ist, meistens mit passenden
Gräsern als sogen. Kleegrassaat (s. d.) angebaut.
Der
Bastard- oder schwedische
Klee
(Trifolium hybridum) eignet sich für guten Sandboden und der Inkarnatklee
(Trifolium incarnatum) mehr nur als Zwischenfrucht, auf Rapsbrache, welche er, mit das frühzeitigste
Futter gebend, rechtzeitig
räumt. Er gibt nur einen
Schnitt, der gewöhnliche rote
Klee mindestens zwei und gute Nachweide, die
Luzerne 4-5. In Gebirgsgegenden
kennt man auch noch andre, mehr oder weniger empfehlenswerte Kleearten.
Die genannten Futterpflanzen
bilden den Hauptbestand des eigentlichen Kunstfutterbaues und werden als
Grünfutter und
Heu geerntet. Für reine Sandfelder treten die schon den
Römern bekannten, auch zur Gründüngung verwendeten
Lupinen, die Serradella und der Spergel an ihre
Stelle. Die größten
Erträge an
Masse, nicht aber gerade an
Güte, liefert der
Grünmais, welcher
Wärme
[* 4] verlangt und, außer zu Anfang, auch Trockenheit verträgt; die niedrigern
Sorten
sind reicher an Trockensubstanz, also auch an Nährwert; im Gemisch mit der stickstoffreichen
Luzerne gewährt er die beste
Nutzung, vorzüglich für Milchvieh.
Wickfutter nennt man die Mischsaat von Hafer, [* 5] Wicken und etwas Mais, auch Gerste [* 6] und Erbsen; es verträgt, wie der Mais und die Runkeln, stärkste Düngung und wird meist zu verschiedenen Zeiten gesäet, um dauerndes Grünfutter zu haben. Die Melilotusarten werden seltener angebaut; sie werden leicht holzig und widerstehen dem Vieh wegen des starken, würzigen Geruchs; man liebt sie da, wo Kräuterkäse gemacht wird. Erbsen, Linsen, Platterbsen und Buchweizen baut man jetzt ebenfalls nur noch seltener als Grünfutter, und auch der früher so beliebte Futterroggen kommt wenig mehr vor.
Die
Varietät Staudenroggen liefert einen guten Futterschnitt und dann noch eine leidliche, zuweilen gute Körnerernte. Die
Zuckerhirse oder das
Sorghum hat sich bis
jetzt nur in wärmern Klimaten eingebürgert (Südfrankreich),
und verschiedene neuerdings erst eingeführte Futterpflanzen
haben sich noch nicht allgemeine Geltung zu verschaffen gewußt.
Raps verwendet man mehr zur Gründüngung; er kann aber auch mit Vorteil als Beigabe in noch jugendlichem Wachstum gefüttert
werden.
Eine der hervorragendsten Grünfutterpflanzen
ist der weiße
Senf
(Sinapis alba), welcher vermöge seiner Schnellwüchsigkeit
sich vorzüglich als Vor- oder Nachfrucht, sogen. Zwischenfrucht, eignet. Wichtig für die Winterfütterung
sind die Stroharten, welche jedoch nicht zum eigentlichen Futterbau gehören. Unter den
Hackfrüchten sind es
Kraut,
Runkeln,
Möhren,
Kohlrüben,
Brach- oder
Stoppelrüben,
Turnips mit ihren verschiedenen
Arten und die
Topinambur, welche hauptsächlich verwendet
werden. Pastinaken u.
Kartoffeln werden seltener nur zur
Fütterung angebaut. - Die rationelle Feldbestellung
findet in vielen dieser Futterpflanzen
ihre beste
Stütze, da sie starke Düngungen vertragen, also zu Anfang der
Rotation
stehen können und dem nachfolgenden
Getreide
[* 7] besten Standort sichern; andre eignen sich besser zur Nach- und Überdüngung,
z. B. die Kleearten, wieder andre zur Düngung mit
Jauche u. dgl., und wieder andre nehmen am
besten die
Stellung von Zwischenfrüchten ein.
Die zu lösende Aufgabe besteht darin, für möglichst dichten Stand zu sorgen; man ist daher ganz davon abgekommen, solche Pflanzen am Ende einer Rotation in nie abgetragenen Schläge zu bringen; man gibt ihnen beste Bearbeitung, dichte Saat und ausreichende Pflege sowie Nachdüngung oder den Hauptdünger, wenn man besten Erfolg von ihnen haben will, und teilt den Anbau da, wo Grünfütterung beliebt, so ein, daß es zu keiner Zeit an ausreichender Ernährung des Viehs fehlen kann. Am frühsten kommen Futterroggen, Luzerne und Inkarnatklee, am spätesten Mais, die Wurzelfrüchte, Kraut, Rapssaat, Buchweizen. Futtergemenge werden immer beliebter und lassen sich in mannigfachster Weise zusammenstellen; sie liefern meistens relativ höhere Erträge und ein in Bezug auf Nähreffekt besser zusammengesetztes Futter.
Vgl. Werner, Handbuch des Futterbaus (Berl. 1875);
Krafft, Pflanzenbaulehre (4. Aufl., das. 1884);
Stebler, Die Grassamenmischungen (2. Aufl., Aarau [* 8] 1883).