Führich,
Joseph von, Maler, geb. zu Kratzau in Böhmen, [* 2] bildete sich seit 1818, unterstützt von dem kunstliebenden Grafen Clam-Gallas, dem Besitzer von Kratzau, in Prag [* 3] unter Bergler zum Maler und ging dann, nachdem er sich kurze Zeit im Kreis [* 4] der Romantiker zu Wien [* 5] aufgehalten, 1829 nach Rom. [* 6] Da er früher seine künstlerische Thätigkeit vorzugsweise dem romantischen Fache gewidmet, wie seine Erstlingswerke, der Tod Ottos von Wittelsbach (nach Babos Trauerspiel), die Zeichnungen zu Tiecks »Genoveva« (Prag 1824),
von denen er auch einige in Öl ausführte, zu Tiecks »Phantasus« und »Elfenmärchen«, zu Goethes »Erlkönig« und »Hermann und Dorothea« (1827) etc., beweisen, erschien er auch in Rom sogleich geeignet, an dem romantischen Freskencyklus der Villa Massimi sich zu beteiligen, und ward von Overbeck mit der Vollendung der Tasso-Bilder betraut. Während seines Aufenthalts in Rom wandte er sich ausschließlich der strengen kirchlichen Malerei zu und zwar in der Richtung Overbecks.
Gang (Geologie)

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Gang.Unter seinen Einzelwerken in diesem Gebiet sind hervorzuheben: Jesus auf dem Gang [* 7] zum Garten, [* 8] Johannes an der Hand [* 9] führend und von Petrus und Jakobus begleitet (1827);
Josua, mit seinem Heer dankend zum Himmel [* 10] aufblickend, während die Mauern Jerichos zusammenstürzen;
die trauernden Juden;
die heil. Adelheid und der heil. Franz von Assisi vor der Mutter Gottes;
die Menschwerdung Christi (gestochen von Becher, [* 11] Düsseld. 1844);
die heil. Philomena;
der Triumph Christi, in Öl auf Goldgrund gemalt (in der Raczynski-Sammlung in der Berliner [* 12] Nationalgalerie);
Christus, während des Sturms schlafend im Schiff; [* 13]
Gott-Vater, auf Wolken thronend, dem Moses die zehn Gebote auf die Tafeln schreibend;
kämpfende Reiter in den Wolken, die Einwohner von Jerusalem [* 14] kurz vor der Einnahme der Stadt durch Antiochos Epiphanes erschreckend (beide im Belvedere zu Wien);
namentlich aber die Perle unter seinen Ölbildern: der Gang Mariä über das Gebirge (1841, im Belvedere zu Wien).
1841 zum Professor der geschichtlichen Komposition an der Akademie zu Wien ernannt, gab Führich dieser für viele Jahre die Richtung und erhielt nun auch selbst mit seinen Freunden und Gesinnungsgenossen Kupelwieser, Schulz und Dobiaschofsky Gelegenheit zu monumentalen Arbeiten, zunächst in den Entwürfen zu dem Kreuzweg auf dem St. Lorenzberg zu Prag und in den Freskostationen der neugebauten Johanneskirche zu Wien, seit 1854 aber vornehmlich in der Ausmalung der neuen Altlerchenfelder Kirche, welche sich in einem umfassenden Cyklus über das ganze Innere erstreckte.
Blatt (Blattstellung)

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Blatt.Seit der Vollendung dieser Gemälde (1861), die ihm den Ritterstand brachten, widmete sich Führich mit wachsendem Erfolg, und mit jedem neuen Werk seine ältern an künstlerischer Bedeutung übertreffend, im Anschluß an Dürer und Overbeck der Herstellung von cyklischen Zeichnungen für Stich und Holzschnitt. Hierher gehören: die geistige Rose, 16 Blatt [* 15] Holzschnitt (Münch. 1871);
Er ist auferstanden, 15 Zeichnungen, in Holz [* 16] geschnitten von Gaber (Leipz. 1868);
der bethlehemitische Weg, 12 Zeichnungen, in Holzschnitt von Gaber (das. 1867);
der verlorne Sohn, gestochen von Petrack;
der Psalter, in Holzschnitt von Örtel (das. 1874), und die Randzeichnungen etc. zu Thomas a Kempis, in Holz geschnitten von Örtel (2. Aufl., das. 1875).
Führich radierte auch, namentlich 9 Blätter: das Vaterunser und die sieben Bitten (1826);
11 Blätter: der Triumph Christi (1839);
die Hochzeit zu Kana (1841).
Als die Aufgabe der historischen Kunst hat er in seiner Selbstbiographie (»Libussa«, Jahrg. 1844) bezeichnet: die Form auf ihren innern Ausdruck zurückzuführen und diesem sie dienstbar zu machen. Seine Werke zeichnen sich durch tiefes Eindringen in den Geist der katholischen Mystik, sittlichen Ernst der Auffassung, energische Charakteristik, Reinheit der Formen, einfache Schönheit der Gewandung und freie, ungezwungene Bewegung aus. Er starb in Wien.
Vgl. »Joseph v. Führich, eine Lebensskizze« (Wien 1875);
»J. v. Führichs Briefe aus Italien [* 17] an seine Eltern« (Freiburg [* 18] 1883) und die von seinem Sohn Lukas herrührende Charakteristik in den »Graphischen Künsten« (Wien 1886).