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seinen zehn Kindern sind Ulrich, Georg u. Jakob hervorzuheben. Ulrich begründete durch geschickte Geld- und Kreditoperationen den Reichtum des Hauses und errichtete 1494 mit seinen Brüdern eine Handelsgesellschaft. Er starb 1510. Sein Stamm erlosch mit seinen kinderlosen Söhnen. Georg starb schon 1506. Seine Söhne Raimund und Anton sind die Ahnherren der jetzt noch blühenden Familie. Jakob der jüngere, geb. 1459, ist der Gründer der Fuggerei (1519), jenes Komplexes von 106 kleinen Häuschen in der Jakobivorstadt von Augsburg, [* 2] welche gegen geringen Zins an arme Bürger und Einwohner abgelassen wurden. Er betrieb den Handel, den er in Venedig [* 3] gelernt, mit großem Geschick und bezog schon 1505 ostindische Waren auf dem neuentdeckten Seeweg um Afrika. [* 4]
Der Reichtum des Hauses, dessen Haupt Jakob seit 1510 war, hatte sich schon so gesteigert, daß es 1504 dem Kaiser Maximilian gegen Verpfändung der Grafschaften Kirchberg und Weißenhorn 70,000 Goldgulden vorschoß und 1509 demselben seitens Frankreichs, Spaniens und des Papstes Julius II. für den Krieg gegen Venedig 170,000 Dukaten in Wechseln verschaffte. Jakob mehrte noch seinen Reichtum 1498 durch seine Heirat mit Sibylla Arzt, Enkelin jenes Ulrich Arzt des Reichen, der 1429 die erste Handelsgesellschaft in Augsburg stiftete.
Aus dem Bergbau [* 5] soll Jakob in einem Jahr 100,000 Gulden gezogen haben. Für die Kosten der Kaiserwahl Karls V. schoß er über 300,000 Gulden vor. Er stand deshalb bei Karl V. in gleichem Ansehen wie bei Maximilian, der ihn in den Adelstand erhoben hatte, und bei Leo X., der ihn zum Pfalzgrafen des Lateran und Eques aureatus ernannte. Unter beiden Kaisern war er Rat. Seinen Grundbesitz vermehrte er durch neue Ankäufe, stiftete ein Familienfideikommiß und erbaute die Fuggersche Grabkapelle in St. Anna.
Treffliche Augsburger Künstler unbekannten Namens malten ihm 1516 die großartigen Fresken, deren Reste noch heute die Hofräume des Fuggerhauses zieren. Er starb 1525 kinderlos, und der Besitz der Familie ging an seine Neffen Raimund und Anton über, welche beim Kaiser Karl V. in hoher Gunst standen, nicht bloß wegen der Geldunterstützungen, sondern auch wegen ihrer Anhänglichkeit an die katholische Kirche. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 bestätigte ihnen Karl alle früher verliehenen Rechte und Privilegien, erhob sie in den Reichsgrafenstand, gab ihnen das Recht, in rotem Wachs zu siegeln, und eximierte sie von der Oberherrlichkeit der Stadt.
Auch wurden ihnen Kirchberg und Weißenhorn erb- und eigentümlich überlassen und 1534 auch das Recht, Gold- und Silbermünzen zu prägen, verliehen. Raimund starb 1535. Anton, der bedeutendere von beiden Brüdern, den Ulrich v. Hutten einst wegen seiner Knauserei in Wort und Schrift verspottet hatte, erwarb sich durch Stiftungen und Stipendien sowie durch seine Bibliothek den Ruhm eines »Horts der Armen und der Gelehrten«. Seinen Grundbesitz vermehrte er um zahlreiche Güter und setzte fest, daß der Besitz zwischen Iller, Donau, Lech und Alpen [* 6] nicht veräußert werden dürfe.
Als das Heer des Schmalkaldischen Bundes in Süddeutschland sich auflöste, ward Anton Fugger im Januar 1547 nach Ulm [* 7] zum Kaiser gesandt, um günstige Bedingungen der Unterwerfung für Augsburg zu erlangen. Er verhandelte lange mit Alba [* 8] und Granvella, und als er die Versicherung erhalten, daß die Unterwerfung nur eine Formalität sein solle, ergab sich Augsburg auf seinen Rat »in Gnade und Aussöhnung«. Indes ward die Stadt von Karl V. doch nicht mild behandelt, und Fugger zog sich wegen dieses ungünstigem Ausganges für mehrere Jahre nach Schwaz in Tirol [* 9] zurück. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, starb er 1560. Sein Haus am Weinmarkt war oft die Herberge Karls V. Von Anton erzählt man die thöricht Anekdote, daß er die Wechsel des Kaisers an einem Zimtfeuer verbrannt habe. Eine Schilderung des Lebens im Fuggerschen Haus hat Hans v. Schweinichen gegeben. Der Handel warf unermeßliche Summen ab, und Macht und Glanz der Fugger erreichten damals ihre höchste Höhe.
Die ältere Raimundsche Linie zerfiel durch Raimunds Söhne in zwei Äste. Johann Jakob, ein geistreicher und kunstsinniger Mann, zog, wahrscheinlich auf Tizians Rat, welcher die Bildnisse der Fugger gemalt hatte, den italienischen Maler Antonio Ponzano nach Augsburg, der ihm Säle, Badezimmer und Hauskapelle mit Fresken schmückte. Er war unter drei Kaisern kaiserlicher Rat; 1565 begab er sich in bayrische Dienste [* 10] nach München. [* 11] Er starb 1575; sein von König Ludwig I. Augsburg geschenktes Standbild wurde 1859 aufgestellt. Die von ihm gestiftete Linie starb 1846 mit dem Grafen Johann Emanuel, bayrischen Kammerherrn, aus. Raimunds zweitem Sohn, Georg (gest. 1569), ein vortrefflicher Mathematiker und kühner Reiter, ist Stifter der Raimundus- oder Kirchberg-Weißenhornschen Linie, die ihren Wohnsitz auf Schloß Kirchberg bei Neu-Ulm und in Augsburg hat, und deren Senior der geborne erbliche bayrische Reichsrat Graf Franz Fugger ist.
Die zweite, von
Anton gestiftete
Haupt- oder
Antonius-Linie zerfiel durch dessen drei
Söhne in drei
Äste.
Markus, der älteste, welcher 1597 starb, ein gelehrter
Herr auf kirchengeschichtlichem Gebiet, war der
Stifter des Norden
dorfer
Zweigs, welcher bereits 1671 erlosch.
Johannes, der 1598 starb, stiftete einen
Zweig, der wiederum in seinen zwei
Söhnen
Markus
(gest. 1614) und Christophorus (gest. 1615)
in einen Doppelast gespalten ward. Der letzte dieser
Äste, der des Christophorus, spaltete sich wieder in zwei
Zweige: in
den
Johann
Ernsts und in den
Otto
Heinrichs.
Von
Johann
Ernsts
Zweig besteht, nachdem der
Zweig
Haus Fugger-Stettenseld mit
Joseph
Maria 1820 erloschen ist, nur noch der
Zweig Fugger-Glött,
dessen jetziges
Haupt,
Graf
Karl, geb. zu
Oberndorf bei
Donauwörth lebt.
Sein Oheim ist der 1833 geborne
Jesuit
Graf
Hermann, der in den kirchlichen Streitigkeiten der 70er Jahre eine
Rolle gespielt hat.
Otto
Heinrich stiftete einen
Ast, der aus
den
Häusern
Fugger-Kirchheim und Fugger-Nordendorf
bestand und das Dorf Nordendorf
an der Schmutter und die
Grafschaft
Mickenhausen besaß.
Otto Heinrich, geb. 1592, trat früh in die Dienste Philipps III. von Spanien, [* 12] dem er in dem Kriege gegen Savoyen wegen Montferrats so wesentliche Dienste leistete, daß er zum Obersten ernannt ward. Beim Ausbruch des böhmischen Kriegs im J. 1619 führte er dem Kaiser ein von ihm mit Genehmigung des Rats geworbenes Regiment zu Ferdinand erneuerte und vermehrte dafür die Privilegien der in glänzender Weise. Otto Heinrich kämpfte unter Wallenstein bei Nürnberg [* 13] und machte sich um die Sache des Katholizismus so verdient, daß er 1634 als General mit dem Kommando der bayrisch-ligistischen Truppen betraut ward. Als im März 1635 Augsburg durch den Leonberger Vertrag kaiserliche Besatzung einnahm, ward er zum kaiserlichen Statthalter in seiner Vaterstadt ernannt, die er nun auf jede Weise bedrängte und drückte, so ¶
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daß es zu den heftigsten Streitigkeiten zwischen ihm, der Stadt und seinen Verwandten kam. Auf Beschwerde des Rats beim Kaiser
ward er seiner Statthalterstelle entsetzt und behielt bloß das Militärkommando. Auch in der Stellung eines solchen lag er
in ewigem Hader mit der Stadt, wollte ihr eine größere Garnison aufzwingen, verweigerte dem Rate die Schlüssel
und mischte sich in alle Verwaltungsangelegenheiten. Er starb 1644. Dem von seinen Vorfahren gestifteten Jesuitenkollegium
hatte er 40,000 Gulden vermacht. Der Kirchheimsche Zweig ist 1878 mit Graf Philipp, der Norden
dorfer 1848 mit Graf Karl Anton im
Mannesstamm erloschen.
Der dritte Sohn Antons, Jakob (gest. 1598), stiftete den Zweig Fugger-Babenhausen. Dieser Zweig ward mit Anselm Maria (gest. 1821) in den Fürstenstand erhoben; seine Güter wurden in ein Fürstentum verwandelt, das jedoch 1806 mediatisiert und mit den übrigen Fuggerschen Besitzungen der Krone Bayern [* 15] unterstellt ward. Fürst Leopold, geb. 1827 und seit 1857 mit Anna, Tochter des Reichsgrafen von Gatterburg, vermählt, lebte in Augsburg, wo er bemüht war, den alten Reichtum des Hauses durch vernünftige Sparsamkeit wiederherzustellen, kunsthistorischen Neigungen nicht abhold. So verdient rühmend hervorgehoben zu werden, daß er das Fuggerhaus durch den Maler Wagner mit Fresken aus der Fuggerschen Geschichte schmücken ließ. Er starb kinderlos Ihm folgte als Haupt des Hauses sein Bruder, der österreichische Oberst a. D., Fürst Karl Ludwig, geb. Die Linien der Fugger haben seit 1876 die Primogenitur-Erbfolgeordnung eingeführt.
Vgl. »Genealogia domus Fuggeranae« und die »Pinacotheca Fuggerorum«, deren letzte Ausgabe 1754 zu Wien [* 16] erschien und 139 Bildnisse des Fuggerschen Hauses enthält.