wechseln. Die fünfstimmige Fuge gestattet aber 120 verschiedene Stimmenfolgen dieser Art. Dazu kommen ebenso viele
Möglichkeiten für die im Verlauf der Fuge auftretenden fernern Durchführungen, welche mit dem Comes anfangen dürfen (die
zweite Durchführung beginnt sogar regelmäßig mit dem Comes), sowie die Lizenzen, daß zwei Stimmen nacheinander den Dux oder
Comes bringen. Die Vielgestaltigkeit der Fuge trotz des scheinbaren Schematismus ist hieraus klar ersichtlich.
Der Gefährte ist eine Transposition des Führers auf die Quinte (Unterquarte, Oberduodezime, Unterundezime) und zwar entweder
eine ganz getreue Transposition (Realfuge) oder eine durch Rücksichten auf die Festhaltung der Tonart modifizierte (tonale
Fuge, Fuga de tono). Das Hauptgesetz für die tonale Beantwortung des Fugenthemas ist, daß Tonika und Dominante
(Prime und Quinte der Tonart) einander gegenseitig antworten, z. B. ^[img]
Bei Bach sind beide Arten häufig zu finden.
Vgl. Hauptmanns Erläuterungen zu Bachs Kunst der Fuge sowie desselben bezügliche Aufsätze
in den Wiener »Rezensionen« (1865, abgedruckten desselben »Opuscula«),
wo die Gesetze für die tonale Beantwortung des Themas in geistvollster Weise dargelegt und die frühern Aufstellungen eines
Marpurg, Kirnberger, Albrechtsberger, Sechter etc. vervollständigt sind.
Der ersten Durchführung (Exposition) der Fuge folgt ein
meist nur kurzes Zwischenspiel (Zwischensatz, Episode, Divertimento, Andamento), das Motive des Themas oder Kontrasubjekts frei
verarbeitet und eine leichte Modulation in eine verwandte Tonart macht, aber schnell zurückkehrt; bei
ausgedehnten Fugen müssen die Episoden interessant gestaltet werden, wenn nicht die ewige Wiederkehr des Themas ermüden soll.
Eine dritte Durchführung pflegt ganz frei angelegt zu werden, das Thema in andrer Tonart zu bringen und die Antworten nicht
in der Quinte, sondern in andern Intervallen, auch wohl wieder andern Tonarten. Besondere Freiheiten sind die Beantwortung des
Themas in der Umkehrung, Verkürzung oder Verlängerung und mit einzelnen rhythmischen Abweichungen. Die letzte Durchführung ist
in der Regel ein kontrapunktisches Kunststück, nämlich die mehrfache Engführung (Stretto) von Führer und Gefährten (Einsätze
in schneller Folge, so daß beide teilweise zugleich erklingen).
Die Fuge ist recht eigentlich der Tummelplatz aller kontrapunktischen Künste, sofern die gleichzeitige Fortführung des Themas
und seines Kontrapunktes die Anwendung des doppelten Kontrapunktes in der Oktave und in der Duodezime bedingt und zu kanonischen
Führungen aller Art bis zum Krebskanon Gelegenheit geboten ist. Da das Thema der Fuge entweder kurz oder,
wenn länger, rhythmisch sehr übersichtlich gestaltet und aus wenigen Motiven zusammengesetzt ist, so bleibt es in allen
Verkleidungen leicht kenntlich.
Wird das Kontrasubjekt mit seiner Beantwortung durch die ganze Fuge als Gesellschafter des Themas und der Antwort festgehalten,
so ist die Fuge eine strenge (obligate). Die sogenannte Doppelfuge ist eine Fuge mit zwei Themata, von denen
erst das eine und dann das andre regulär durch geführt wird, das zweite aber sich in einer dritten Durchführung als Kontrapunkt
des ersten erweist.
Vgl. auch Choralbearbeitung.
Das Beste über Fugenlehre ist außer den genannten Aufsätzen
von M. Hauptmann zu finden in Marpurgs »Abhandlung von der Fuge«, Albrechtsbergers »Gründlicher
Anweisung zur Komposition«, Cherubinis
»Cours de contrepoint et de fugue«, Fétis' »Traité de la fugue«, E. Fuge E. Richters »Lehrbuch der Fuge« (5. Aufl.,
Leipz. 1886) und Dehn-Scholz' »Lehre vom Kontrapunkt« (2. Aufl., Berl. 1882).
nennt man eine derartige scharfkantige Bearbeitung der Berührungsflächen von zwei Gegenständen (Steinen,
Holzblöcken), daß dieselben auch ohne Bindemittel, wie Mörtel oder Leim, aneinander haften.
Friedrich Heinrich, Maler, geb. 1751 zu Heilbronn, widmete sich in Stuttgart unter Guibal der Malerei, sodann in
Halle dem Studium der Rechtswissenschaft, kehrte aber zur Kunst zurück und bildete sich in Dresden unter Öser zum Zeichner aus.
Im J. 1774 begab er sich nach Wien und von da als kaiserlicher Pensionär nach Rom. Von hier 1782 nach Neapel berufen, um die
Bibliothek der Königin mit Fresken zu schmücken, kehrte er 1784 nach Wien zurück und wurde hier Vizedirektor an der Akademie,
Hofmaler und Professor; später ward er Direktor der Gemäldegalerie des Belvedere und starb in
Wien.
Seine Werke charakterisieren sich durch ein akademisches Idealisieren, worin er, wie sein Vorbild Mengs, das Höchste der Kunst
suchte, sowie durch Haschen nach Lichteffekten und durch glänzenden Vortrag. Auch zeigt er oft eine Hinneigung zu der Manieriertheit
der Davidschen Schule. Doch sind seine Werke im allgemeinen von trefflicher Anordnung und gefälliger Wirkung,
und die Ausführung verrät überall den gediegenen Techniker. Zu seinen besten Arbeiten zählen seine Zeichnungen zu Klopstocks
»Messiade«, die er auch in Öl ausgeführt hat (gestochen von Leypold). Die Mehrzahl seiner Gemälde behandelt mythologische
oder allegorische Stoffe sowie solche aus der alten Geschichte. In der Galerie des Belvedere zu Wien befinden
sich von ihm: Adam und Eva den toten Abel beklagend (1799), Johannes der Täufer (1811), die heil. Magdalena (1816) und die Allegorie
auf die Segnungen des Friedens (Apotheose Kaiser Franz' I.). Fügers Einfluß war in Wien ein Vierteljahrhundert
hindurch maßgebend.
berühmtes Fürsten- und Grafengeschlecht im bayrischen Schwaben, welches die Tradition von einem armen Weber,
Johannes Fugger, abstammen läßt, der 1368 aus dem Dorf Graben bei Schwabmünchen in Augsburg einwanderte und durch Vertrieb von
selbstgefertigtem Barchent großes Vermögen erwarb. Doch war es nicht die Industrie, aus der die Größe
der Familie erwuchs, sondern die kaufmännische Spekulation, Wechselgeschäfte, namentlich die Ausbeutung von Kupferbergwerken
in Ungarn, Tirol und Steiermark. Johannes Fugger erwarb durch die Heirat mit einer Augsburgerin das Bürgerrecht, ward Mitglied des
Großen Rats der Weberzunft und starb 1409. Sein erster Sohn, Andreas, stiftete die von dem 1452 durch Friedrich
III. ihr verliehenen Wappen die Fugger vom Reh genannte und 1583 erloschene Linie. Der eigentliche Begründer des Hauses ist aber
Johannes' zweiter Sohn, Jakob (gest. 1469). Von
mehr
seinen zehn Kindern sind Ulrich, Georg u. Jakob hervorzuheben. Ulrich begründete durch geschickte Geld- und Kreditoperationen
den Reichtum des Hauses und errichtete 1494 mit seinen Brüdern eine Handelsgesellschaft. Er starb 1510. Sein Stamm erlosch mit
seinen kinderlosen Söhnen. Georg starb schon 1506. Seine Söhne Raimund und Anton sind die Ahnherren der
jetzt noch blühenden Familie. Jakob der jüngere, geb. 1459, ist der Gründer der Fuggerei (1519), jenes Komplexes von 106 kleinen
Häuschen in der Jakobivorstadt von Augsburg, welche gegen geringen Zins an arme Bürger und Einwohner abgelassen wurden. Er
betrieb den Handel, den er in Venedig gelernt, mit großem Geschick und bezog schon 1505 ostindische Waren
auf dem neuentdeckten Seeweg um Afrika.
Der Reichtum des Hauses, dessen Haupt Jakob seit 1510 war, hatte sich schon so gesteigert, daß es 1504 dem Kaiser Maximilian gegen
Verpfändung der Grafschaften Kirchberg und Weißenhorn 70,000 Goldgulden vorschoß und 1509 demselben seitens Frankreichs, Spaniens
und des Papstes Julius II. für den Krieg gegen Venedig 170,000 Dukaten in Wechseln verschaffte. Jakob mehrte
noch seinen Reichtum 1498 durch seine Heirat mit Sibylla Arzt, Enkelin jenes Ulrich Arzt des Reichen, der 1429 die erste Handelsgesellschaft
in Augsburg stiftete.
Aus dem Bergbau soll Jakob in einem Jahr 100,000 Gulden gezogen haben. Für die Kosten der Kaiserwahl Karls
V. schoß er über 300,000 Gulden vor. Er stand deshalb bei Karl V. in gleichem Ansehen wie bei Maximilian, der ihn in den Adelstand
erhoben hatte, und bei Leo X., der ihn zum Pfalzgrafen des Lateran und Eques aureatus ernannte. Unter beiden
Kaisern war er Rat. Seinen Grundbesitz vermehrte er durch neue Ankäufe, stiftete ein Familienfideikommiß und erbaute die Fuggersche
Grabkapelle in St. Anna.
Treffliche Augsburger Künstler unbekannten Namens malten ihm 1516 die großartigen Fresken, deren Reste noch heute die Hofräume
des Fuggerhauses zieren. Er starb 1525 kinderlos, und der Besitz der Familie ging an seine Neffen Raimund
und Anton über, welche beim Kaiser Karl V. in hoher Gunst standen, nicht bloß wegen der Geldunterstützungen, sondern auch wegen
ihrer Anhänglichkeit an die katholische Kirche. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 bestätigte ihnen Karl alle früher verliehenen
Rechte und Privilegien, erhob sie in den Reichsgrafenstand, gab ihnen das Recht, in rotem Wachs zu siegeln,
und eximierte sie von der Oberherrlichkeit der Stadt.
Auch wurden ihnen Kirchberg und Weißenhorn erb- und eigentümlich überlassen und 1534 auch das Recht, Gold- und Silbermünzen
zu prägen, verliehen. Raimund starb 1535. Anton, der bedeutendere von beiden Brüdern, den Ulrich v. Hutten
einst wegen seiner Knauserei in Wort und Schrift verspottet hatte, erwarb sich durch Stiftungen und Stipendien sowie durch seine
Bibliothek den Ruhm eines »Horts der Armen und der Gelehrten«. Seinen Grundbesitz vermehrte er um zahlreiche Güter und setzte fest,
daß der Besitz zwischen Iller, Donau, Lech und Alpen nicht veräußert werden dürfe.
Als das Heer des Schmalkaldischen Bundes in Süddeutschland sich auflöste, ward Anton Fugger im Januar 1547 nach Ulm zum Kaiser gesandt,
um günstige Bedingungen der Unterwerfung für Augsburg zu erlangen. Er verhandelte lange mit Alba und Granvella, und als er
die Versicherung erhalten, daß die Unterwerfung nur eine Formalität sein solle, ergab sich Augsburg auf
seinen Rat »in Gnade und Aussöhnung«. Indes ward die Stadt von Karl V.
doch nicht mild behandelt, und Fugger zog sich wegen dieses
ungünstigem Ausganges für mehrere Jahre nach Schwaz in Tirol zurück. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, starb er 1560. Sein
Haus am Weinmarkt war oft die Herberge Karls V. Von Anton erzählt man die thöricht Anekdote, daß er die Wechsel des Kaisers
an einem Zimtfeuer verbrannt habe. Eine Schilderung des Lebens im Fuggerschen Haus hat Hans v. Schweinichen gegeben. Der Handel
warf unermeßliche Summen ab, und Macht und Glanz der Fugger erreichten damals ihre höchste Höhe.
Die ältere Raimundsche Linie zerfiel durch Raimunds Söhne in zwei Äste. Johann Jakob, ein geistreicher und kunstsinniger Mann,
zog, wahrscheinlich auf Tizians Rat, welcher die Bildnisse der Fugger gemalt hatte, den italienischen Maler Antonio Ponzano nach
Augsburg, der ihm Säle, Badezimmer und Hauskapelle mit Fresken schmückte. Er war unter drei Kaisern kaiserlicher
Rat; 1565 begab er sich in bayrische Dienste nach München. Er starb 1575; sein von König Ludwig I. Augsburg geschenktes Standbild
wurde 1859 aufgestellt. Die von ihm gestiftete Linie starb 1846 mit dem Grafen Johann Emanuel, bayrischen Kammerherrn, aus. Raimunds
zweitem Sohn, Georg (gest. 1569), ein vortrefflicher Mathematiker und kühner Reiter, ist Stifter der Raimundus-
oder Kirchberg-Weißenhornschen Linie, die ihren Wohnsitz auf Schloß Kirchberg bei Neu-Ulm und in Augsburg hat, und deren Senior
der geborne erbliche bayrische Reichsrat Graf Franz Fugger ist.
Die zweite, von Anton gestiftete Haupt- oder Antonius-Linie zerfiel durch dessen drei Söhne in drei Äste.
Markus, der älteste, welcher 1597 starb, ein gelehrter Herr auf kirchengeschichtlichem Gebiet, war der Stifter des Nordendorfer
Zweigs, welcher bereits 1671 erlosch. Johannes, der 1598 starb, stiftete einen Zweig, der wiederum in seinen zwei Söhnen Markus
(gest. 1614) und Christophorus (gest. 1615)
in einen Doppelast gespalten ward. Der letzte dieser Äste, der des Christophorus, spaltete sich wieder in zwei Zweige: in
den Johann Ernsts und in den Otto Heinrichs.
Von Johann Ernsts Zweig besteht, nachdem der Zweig Haus Fugger-Stettenseld mit Joseph Maria 1820 erloschen ist, nur noch der Zweig Fugger-Glött,
dessen jetziges Haupt, Graf Karl, geb. zu Oberndorf bei Donauwörth lebt. Sein Oheim ist der 1833 geborne Jesuit Graf
Hermann, der in den kirchlichen Streitigkeiten der 70er Jahre eine Rolle gespielt hat. Otto Heinrich stiftete einen Ast, der aus
den Häusern Fugger-Kirchheim und Fugger-Nordendorf bestand und das Dorf Nordendorf an der Schmutter und die Grafschaft
Mickenhausen besaß.
Otto Heinrich, geb. 1592, trat früh in die Dienste Philipps III. von Spanien, dem er in dem Kriege gegen Savoyen wegen Montferrats
so wesentliche Dienste leistete, daß er zum Obersten ernannt ward. Beim Ausbruch des böhmischen Kriegs im J. 1619 führte
er dem Kaiser ein von ihm mit Genehmigung des Rats geworbenes Regiment zu Ferdinand erneuerte und vermehrte dafür die
Privilegien der in glänzender Weise. Otto Heinrich kämpfte unter Wallenstein bei Nürnberg und machte sich um die Sache des Katholizismus
so verdient, daß er 1634 als General mit dem Kommando der bayrisch-ligistischen Truppen betraut ward. Als
im März 1635 Augsburg durch den Leonberger Vertrag kaiserliche Besatzung einnahm, ward er zum kaiserlichen Statthalter in seiner
Vaterstadt ernannt, die er nun auf jede Weise bedrängte und drückte, so
mehr
daß es zu den heftigsten Streitigkeiten zwischen ihm, der Stadt und seinen Verwandten kam. Auf Beschwerde des Rats beim Kaiser
ward er seiner Statthalterstelle entsetzt und behielt bloß das Militärkommando. Auch in der Stellung eines solchen lag er
in ewigem Hader mit der Stadt, wollte ihr eine größere Garnison aufzwingen, verweigerte dem Rate die Schlüssel
und mischte sich in alle Verwaltungsangelegenheiten. Er starb 1644. Dem von seinen Vorfahren gestifteten Jesuitenkollegium
hatte er 40,000 Gulden vermacht. Der Kirchheimsche Zweig ist 1878 mit Graf Philipp, der Nordendorfer 1848 mit Graf Karl Anton im
Mannesstamm erloschen.
Der dritte Sohn Antons, Jakob (gest. 1598), stiftete den Zweig Fugger-Babenhausen. Dieser Zweig ward mit Anselm
Maria (gest. 1821) in den Fürstenstand erhoben; seine Güter wurden in ein Fürstentum verwandelt, das jedoch 1806 mediatisiert
und mit den übrigen Fuggerschen Besitzungen der Krone Bayern unterstellt ward. Fürst Leopold, geb. 1827 und seit 1857 mit Anna,
Tochter des Reichsgrafen von Gatterburg, vermählt, lebte in Augsburg, wo er bemüht war, den alten Reichtum des Hauses durch
vernünftige Sparsamkeit wiederherzustellen, kunsthistorischen Neigungen nicht abhold. So verdient rühmend hervorgehoben
zu werden, daß er das Fuggerhaus durch den Maler Wagner mit Fresken aus der Fuggerschen Geschichte schmücken ließ. Er starb
kinderlos Ihm folgte als Haupt des Hauses sein Bruder, der österreichische Oberst a. D., Fürst Karl Ludwig, geb. Die
Linien der Fugger haben seit 1876 die Primogenitur-Erbfolgeordnung eingeführt.
Vgl. »Genealogia domus Fuggeranae« und die »Pinacotheca
Fuggerorum«, deren letzte Ausgabe 1754 zu Wien erschien und 139 Bildnisse des Fuggerschen Hauses enthält.