(span., v. lat. forum,
»Marktplatz, Gerichtsort«),
in der spanischen Rechtssprache
Name der
Gesetzbücher und Sammlungen von
Rechtsgewohnheiten, dann
auch der
Stadtrechte und Stadtfreiheiten, also s. v. w. das englische
Charter. Am berühmtesten sind die Fueros der
Basken (s. d.),
welche unter der
Regierung des
KönigsAlfons XII. durch ein vom
Senat angenommenes
Gesetz im Juli 1876 vollständig
aufgehoben wurden.
(Fortaventura), eine der
Kanarischen Inseln, 1717 qkm (31 QM.) groß mit (1878) 11,590
Einw., ist lang gestreckt und durch einen nur 100 m hohen sandigen
Isthmus in zwei Teile getrennt; der kleinere, die basaltische
Halbinsel Jandia, erreicht im Hauptkamm 844 mHöhe. Das
Mittelgebirge der Hauptinsel, die
Gran
[* 2]
Montaña,
steigt bis 683
m an, bildet ein
System gleichmäßiger
Kuppen mit größern Thaleinschnitten und besteht aus
Syenit und
Grünstein
mit kleinern
Partien von
Kalkstein, zwischen denen vulkanische Ausfüllungen basaltischer
Natur lagern.
Fließende Gewässer und
Wald fehlen. Berüchtigt sind verschiedene sandige
Wüsten mit losen Muscheltrümmern.
Man baut etwas
Baumwolle,
[* 3]
Feigen und
Oliven. Von
Kochenille werden jährlich 2-3000 kg gewonnen; auch führt man etwas
Soda aus,
treibt
Viehzucht
[* 4]
(Kamele,
[* 5]
Ziegen,
Rinder),
[* 6] etwas Fischfang und
Schiffahrt. Im
Durchschnitt langen jährlich 30 größere und gegen 200 Küstenfahrzeuge
an. Hauptorte sind:
Antigua mit (1878) 2277 Einw., Sitz des spanischen
Vizegouverneurs, nächstdem
Santa Maria de Betancuria und
Puerto de Cabras mit je 1000 Einw., das letztere mit einer
Reede.
(ital. Fuga, franz. u.
engl. Fugue), die höchste und bedeutungsvollste kontrapunktische Kunstform,
der endliche
Abschluß der
Jahrhunderte währenden
Ausbildung des polyphonen
Stils, in welchem alle
Stimmen gleichberechtigt und
gleich bedacht sind. Wenn auch
Vergleiche oft hinken, so ist doch der
Vergleich der Fuge mit der Gotik in der
Baukunst
[* 14] zu treffend,
als daß man ihn ignorieren könnte; wie dort durch fortgesetzte
Gliederung der schweren
MasseLeben eingehaucht
wird, so löst die Fuge durch melodische Durchbildung aller
Stimmen die
Harmonie völlig in
Melodie auf.
Der
Name Fuge stammt vom lateinischen fuga
(»Flucht«),
weil das die verschiedenen
Stimmen durchlaufende
Thema bald hier, bald dort
die
Aufmerksamkeit auf sich zieht und so gleichsam immer wieder entwischt. Die und das englische
Catch
(s. d.),
dessen
Name (»haschen«) an den der Fuge erinnert, sind ohne
ZweifelGeschwister; beide treten etwa gleichzeitig (kurz
nach 1600) individuell entwickelt auf. Im 16. Jahrh. ist Fuga neben Consequenza der allgemeine
Name imitierender
Sätze, besonders der streng imitierenden, heutigestags
Kanon genannten; so ist z. B.
Fuga sub minimam ein
Kanon, bei dem die zweite
Stimme eine
Minima (ganze Taktnote) später einsetzt als die erste. Die freiern,
manchmal der wirklichen Fuge schon sehr nahe kommenden
Bildungen, welche gegen Ende des 16. Jahrh. im
Klavier- und Orgelsatz
auftreten (G.Gabrieli, O. Vecchi), hießen dagegen
Ricercar,
Toccata,
Fantasia, Sonata.
Der
NameRicercar (»immer wieder aufsuchen«) verrät schon den Grundgedanken
der eigentlichen Fuge; beim streng durchgeführten
Kanon konnte von einem Immerwiederaufsuchen nicht die
Rede sein, weil dieses
erst das Fallenlassen voraussetzt. In neuerer Zeit, seit dem vorigen
Jahrhundert, versteht man unterRicercar
oder Ricercata eine besonders kunstvoll gearbeitete Fuge. Die Fuge ist nur eine teilweise und periodische
Nachahmung
(Imitatio partialis
oder periodica), der
Kanon dagegen eine durchgängige, unausgesetzte
(Imitatio totalis).
Die wichtigsten
Namen der ältern Geschichte der Fuge sind: A. und G.
Gabrieli,
Frescobaldi,
Froberger, J. P. ^[Jan Pieterszoon]
Sweelinck, Scheidt, Pachelbel,
Buxtehude;
ihre höchste künstlerische
Ausbildung erhielt sie durch J.
S.
Bach (instrumental) und
Händel (vokal).
Die wesentlichsten Teile und termini technici der Fuge sind: das
Thema
(Führer,
Dux,
Subjekt,
Guida, auch Hauptsatz,
Vordersatz), von der beginnenden
Stimme (die jede der beteiligten sein kann) zuerst allein vorgetragen,
worauf eine zweite mit der Antwort
(Gefährte,
Comes,
Risposta. Consequente, Nachsatz) einsetzt, während
die erste dagegen einen rhythmisch und melodisch prägnanten
Kontrapunkt ausführt
(Gegensatz,
Kontrasubjekt). Ist die Fuge mehr
als zweistimmig (eine zweistimmige Fuge ist kaum als eine rechte Fuge anzusehen), so bringt die dritte
Stimme wieder den
Führer,
die vierte den
Gefährten etc. Das einmalige Durchlaufen des
Themas, resp. seiner Beantwortung durch alle
Stimmen heißt eine
Durchführung (Widerschlag, Repercussio). Je größer die Zahl der
Stimmen der Fuge ist, desto größer pflegt
auch die der
Durchführungen zu sein, weil die
Folge der Stimmeneinsätze eine desto mehrfachere
Permutation gestattet; z. B.
gestattet die vierstimmige Fuge 24 verschiedene Stimmfolgen, die mit dem
Dux einsetzen und regelmäßig
mit
Dux-Comes¶
mehr
wechseln. Die fünfstimmige Fuge gestattet aber 120 verschiedene Stimmenfolgen dieser Art. Dazu kommen ebenso viele
Möglichkeiten für die im Verlauf der Fuge auftretenden fernern Durchführungen, welche mit dem Comes anfangen dürfen (die
zweite Durchführung beginnt sogar regelmäßig mit dem Comes), sowie die Lizenzen, daß zwei Stimmen nacheinander den Dux oder
Comes bringen. Die Vielgestaltigkeit der Fuge trotz des scheinbaren Schematismus ist hieraus klar ersichtlich.
Der Gefährte ist eine Transposition des Führers auf die Quinte (Unterquarte, Oberduodezime, Unterundezime) und zwar entweder
eine ganz getreue Transposition (Realfuge) oder eine durch Rücksichten auf die Festhaltung der Tonart modifizierte (tonale
Fuge, Fuga de tono). Das Hauptgesetz für die tonale Beantwortung des Fugenthemas ist, daß Tonika und Dominante
(Prime und Quinte der Tonart) einander gegenseitig antworten, z. B. ^[img]
Die Fuge ist recht eigentlich der Tummelplatz aller kontrapunktischen Künste, sofern die gleichzeitige Fortführung des Themas
und seines Kontrapunktes die Anwendung des doppelten Kontrapunktes in der Oktave und in der Duodezime bedingt und zu kanonischen
Führungen aller Art bis zum Krebskanon Gelegenheit geboten ist. Da das Thema der Fuge entweder kurz oder,
wenn länger, rhythmisch sehr übersichtlich gestaltet und aus wenigen Motiven zusammengesetzt ist, so bleibt es in allen
Verkleidungen leicht kenntlich.
Wird das Kontrasubjekt mit seiner Beantwortung durch die ganze Fuge als Gesellschafter des Themas und der Antwort festgehalten,
so ist die Fuge eine strenge (obligate). Die sogenannte Doppelfuge ist eine Fuge mit zwei Themata, von denen
erst das eine und dann das andre regulär durch geführt wird, das zweite aber sich in einer dritten Durchführung als Kontrapunkt
des ersten erweist.