eine
Pfarrkirche, Plüschweberei, Schnellbleicherei,
Färberei und Zigarrenfabrikation, Braunkohlengruben und (1880) 2895 evang.
Einwohner.
Südlich davon ein altertümliches
Schloß mit
Park, an der
Stelle einer einst berühmten, vom
MarkgrafenWiprecht
oft bewohnten
Burg, und das vielbesuchte »Jägerhaus«.
AbrahamEmanuel, schweizer. Dichter, besonders als Fabeldichter geachtet, geb. zu
Brugg im Aargau,
studierte zu Zürich
[* 2]
Theologie, ward 1827
Professor der deutschen Litteratur an der Kantonschule zu
Aarau
[* 3] und 1835
Rektor der dortigen Bezirksschule, wo er 1836 zugleich das Diakonat erhielt. Er starb in
Baden
[* 4] bei
Aarau.
Als Schriftsteller war Fröhlich zuerst mit seinen
»Fabeln«
(Aarau 1825, 2. Aufl. 1829) aufgetreten, denen 1827 ein
Bändchen »Schweizerlieder« folgte. Er schrieb dann: »Das
EvangeliumJohannis in Liedern« (Leipz. 1835);
ferner die
streng konservativ gehaltenen
Schriften: »Der junge
Deutsch-Michel« (3. Aufl., das. 1846) und »Reimsprüche
aus
Staat,
Kirche und
Schule« (das. 1850).
Ein rein lyrischer
Ton waltet in den »Trostliedern« (Zürich
1851, neue Sammlung 1864) vor.
Gesammelt erschienen seine Werke
Frauenfeld und Zürich
1853-61, 6 Bde., in Auswahl
Aarau 1884.
Noch sind zu erwähnen seine im Auftrag
der
Regierung veröffentlichten »Auserlesenen
Psalmen und geistlichen
Lieder für die evangelisch-reformierte
Kirche des Kantons Aargau"
(2.
Aufl.,
Aarau 1845) und seine
Schrift Ȇber den
Kirchengesang der
Protestanten« (das. 1846). Von 1831 bis 1838 gab Fröhlich die
»Alpenrosen«
heraus.
Ȇber die Aufgabe der
Naturwissenschaft« (das. 1861) und
besonders Ȇber die
Freiheit der
Wissenschaft« (das. 1861) in
Rom
[* 7] Anstoß erregten und Frohschammer den geforderten
Widerruf verweigerte, so wurde er 1863 suspendiert, setzte aber den
Kampf gegen die kirchliche
Autorität und das Unfehlbarkeitsdogma
in einer
Reihe von
Broschüren fort, ohne sich indes der ihm als Halbheit erscheinenden altkatholischen
Bewegung anzuschließen.
Als
Philosophist er in seinem zugleich gegen
Dogma und
Materialismus gerichteten
Buch »Das
Christentum und
die moderne
Naturwissenschaft«
(Wien
[* 8] 1868) gegen beide polemisch und neuerlich mit einem metaphysischen
Versuch: »Die
Phantasie
als Grundprinzip des Weltprozesses«
(Münch. 1877),
der in naturphilosophischer
Weise der bewußtlos verständig schaffenden
Einbildungskraft die Vermittlerrolle zwischen
Vernunft
(Geist) und
Sinnlichkeit
(Natur) zuweist, und mit den
Erläuterungsschriften: »Monaden und Weltphantasie« (das. 1879),
(spr. froassár),Jean, franz. Dichter und
Historiker, geb. 1333 zu
Valenciennes im
Hennegau, wo ihm auch 1856 ein
Denkmal errichtet ward, war für den geistlichen
Stand bestimmt, fühlte sich aber mehr von derPoesie
angezogen und begann in seinem 20. Jahr die Geschichte der
Kriege seiner Zeit zu schreiben. Er erfreute sich am
Hofe von
England,
wohin er sich 1356 begab, großer
Gunst, namentlich bei
Eduards III. Gemahlin
Philippa vonHennegau. Nach einer
Wanderung durch
ganz
Frankreich kehrte er 1361 nach
England zurück, wo ihn die
Königin zu einem ihrer
»Clarks« ernannte
und ihn in seinen dichterischen
Arbeiten förderte.
Nach
WenzelsTod (1383) trat er in dieDienste des
Grafen Gui von
Blois und lernte auf einer
Reise zu
Gaston
III. von
Foix den
Ritter Messire Espaing de
Lion kennen, der allen Kriegszügen seiner Zeit beigewohnt hatte und ihm die genauesten
Mitteilungen über dieselben machte. Nach weitern
Reisen ging Froissart 1395 wieder nach
England, kehrte aber bald an den
französischen
Hof
[* 18] und von da in sein Vaterland zurück und starb als
Kanonikus und Schatzmeister in
Chimay Anfang des 15. Jahrh. -
Sein großes Geschichtswerk, welches von 1326 bis 1400 reicht, ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des 14. Jahrh.
und schildert in phantasiereicher, dramatischer
Darstellung und blühender, lebensfrischerSprache
[* 19] die
Begebenheiten in
England und
Schottland unter
Eduard III. und
Richard II., die
GeschickeFrankreichs unter den
KönigenJohann und
Karl V. und
Karl VI. mit den gleichzeitigen Ereignissen auf der Pyrenäenhalbinsel und in den niederländischen
Provinzen; Nachrichten
über die übrigen
Länder reihen sich an.
SeinMaterial schöpfte Froissart zum geringsten Teil aus
Büchern, zum
größten aus eigner
Beobachtung, persönlicher Nachforschung und mündlichen
Berichten Mithandelnder. Er erzählt ohne bewußte
Parteilichkeit und strebt nach
¶
mehr
Zuverlässigkeit; doch dringt er nicht in die tiefern Motive und Ursachen der Handlungen und Vorgänge ein, sondern schildert
nur die äußere Erscheinung mit künstlerischer Virtuosität und romantischer Färbung als Bewunderer der herrlichen Thaten
des damaligen Rittertums. Sein Werk, von dem sich in den zahlreichen Handschriften drei Redaktionen (die dritte unvollständig)
von ziemlich verschiedenem Charakter unterscheiden lassen, erschien unter dem Titel: »Chroniques de France, d'Angleterre, d'Écosse,
d'Espagne, de Bretagne« (zuerst in Paris
[* 21] ohne Jahr, 4 Bde., dann das.
1503; mit einer Fortsetzung bis 1513, das. 1514 u. öfter; hrsg.
von Denis Sauvage, Lyon
[* 22] 1559-61, 4 Bde.; Par. 1806, 12 Bde.;
von Buchon, das. 1836, neue Ausg. 1879, 3 Bde.;
neuerdings von Kervyn de Lettenhove, Brüss. 1863 ff., Bd.
1-25, und eine genaue kritische Ausgabe von SiméonLuce, Par. 1869-77, 6 Bde.; engl.
unter andern von Utterson, Lond. 1812, 2 Bde.,
und von Johnes, das. 1873, 2 Bde.; lat.
im Auszug von Sleidan, Par. 1537 u. öfter).
Die BreslauerBibliothek besitzt eine schöne mit Bildern geschmückte Handschrift des Werkes. Beachtung verdienen auch Froissarts
Gedichte, welche von Scheler (Brüss. 1870-72, 3 Bde.)
und in einer Auswahl von Buchon (Par. 1829) herausgegeben wurden. Durch Einführung der provençalisch-romantischen Schäferpoesie
in die französische Litteratur suchte Froissart den nordfranzösischen Stil mit dem provençalischen zu verschmelzen.
Vgl. Kervyn de Lettenhove, Froissart, étude littéraire sur le XIV. siècle (Par. 1858, 2. Bde.);
Weber, Jean und seine Zeit, im »Historischen Taschenbuch« 1871; Scheler, Glossaire des chroniques de Froissart (Brüss. 1877).