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erleichterte durch eine strenge Überwachung der Grenze Rußland die Unterdrückung des polnischen Aufstandes 1831, während er die Losreißung Belgiens von den Niederlanden und Frankreichs Intervention geschehen ließ. Er starb in Berlin. Friedrich W. war nicht unbeliebt, da seine Einfachheit im Privatleben, seine Herzensgüte manches andre vergessen ließen. Er war seit vermählt mit Luise (s. d.), Tochter des Herzogs Karl II. von Mecklenburg-Strelitz, und nach deren Tod seit 1824 in morganatischer Ehe mit der Gräfin Auguste von Harrach, Fürstin von Liegnitz (gest. 1873). Kinder aus seiner ersten Ehe sind: König Friedrich Wilhelm.
IV. von Preußen (gest. 1861), Wilhelm I., jetziger König von Preußen und deutscher Kaiser, Prinzessin Charlotte (gest. als Alexandra Gemahlin Kaiser Nikolaus' I. von Rußland, Prinz Karl (gest. 1883), Prinzessin Alexandrine, Witwe des Großherzogs Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, Prinzessin Luise, Gemahlin des Prinzen Friedrich der Niederlande (gest. 1870), und Prinz. Albrecht (gest. 1872). In Berlin wurden ihm zwei Denkmäler errichtet, 1849 das im Tiergarten befindliche von Drake (Abteilungen des Relieffrieses s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, [* ] Fig. 2) und 1871 das großartige Reiterstandbild von Wolff im Lustgarten. In Breslau wurde seine Reiterstatue von Kiß 1851 enthüllt.
Auch in Köln ward ihm 1878 ein großes Denkmal errichtet. Er schrieb: »Luther in Bezug auf die preußische Kirchenagende von 1822 und 1823« (Berl. 1827);
»Reminiszenzen aus der Kampagne 1792 in Frankreich« und »Journal meiner Brigade in der Kampagne am Rhein 1793«.
Vgl. Friedrich Klöden, Lebens- und Regierungsgeschichte Friedrich Wilhelms III. (Berl. 1840);
Th. G. v. Hippel, Beiträge zur Charakteristik Friedrich Wilhelms III. (Bromb. 1841);
Eylert, Charakterzüge und historische Fragmente aus dem Leben des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelms III. (Magdeb. 1842-46, 3 Bde.);
W. Hahn, Friedrich Wilhelm III. und Luise (3. Aufl., Berl. 1877);
v. Treitschke, Deutsche Geschichte (Leipz. 1879 ff.);
Duncker, Aus der Zeit Friedrichs d. Gr. und Friedrich Wilhelms III. (das. 1876).
54) Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, Sohn des vorigen und der Königin Luise, geb. Von der Natur reichbegabt, entwickelte er unter der Leitung seiner geist- und gemütvollen Mutter seinen lebhaften, für das Edle und Schöne empfänglichen Sinn, während er sich unter der Leitung tüchtiger Männer diejenigen wissenschaftlichen Kenntnisse erwarb, deren der künftige Monarch Preußens bedurfte. Von J. Friedrich G. ^[Johann Friedrich Gottlieb] Delbrück und dann von Ancillon, der aber in mancher Beziehung keinen günstigen Einfluß auf den Prinzen ausübte, namentlich seine Hinneigung zur Romantik beförderte, in den Schulwissenschaften und der Philosophie, von Scharnhorst und Knesebeck in den Militärwissenschaften und von Niebuhr in der Finanzkunde unterrichtet, ging er später zu einem akademischen Kursus in der Rechts- und Staatswissenschaft unter Savigny, Niebuhr und Lancizolle über, während Schinkel und Rauch sein Talent für die zeichnenden Künste ausbildeten und den Kunstsinn in ihm entwickelten.
Nachdem er den meisten Hauptschlachten der Feldzüge von 1813 und 1814 beigewohnt, ernannte ihn sein Vater frühzeitig zum Militärgouverneur und Statthalter der Provinz Pommern und ließ ihn den Sitzungen des Staatsrats und des Staatsministeriums beiwohnen. Ein Aufenthalt in Paris und eine 1828 unternommene Reise nach Italien, wo er die Protektion des damals durch E. Gerhard in Anregung gebrachten Instituts für archäologische Korrespondenz übernahm, gaben seinem Kunstsinn eine bedeutsame Anregung.
Daneben entwickelte sich in ihm immer mehr jene mittelalterlich-romantische Geistesrichtung, die sich besonders 1823 in seinem Anteil an der Provinzialständeordnung (er war Präsident der mit ihrer Ausarbeitung beauftragten Kommission) deutlich bekundete und in seinem spätern Regentenleben noch weit schärfer hervortrat. Dessenungeachtet hoffte nicht nur Preußen, sondern auch Deutschland von Friedrich W. Erfüllung seiner sehnlichsten Wünsche, als er den Thron der Hohenzollern bestieg.
Durch die bald darauf erlassene Proklamation, mit welcher er zwei Dokumente aus dem Letzten Willen seines dahingeschiedenen Vaters veröffentlichte, erkannte er jenes königliche Versprechen einer dem Geiste der Zeit entsprechenden repräsentativen Verfassung an, während er durch mehrere andre rasch aufeinander folgende Akte sein politisches System entschiedener darlegte. Er erließ eine teilweise Amnestie für alle politischer Vergehen wegen Verurteilten, setzte Arndt in Bonn in seine Professur wieder ein, berief Boyen und J. A. F. ^[Johann Albrecht Friedrich] Eichhorn zu Ministern, zog die berühmtesten Notabilitäten in Litteratur und Kunst, wie A. W. v. Schlegel, Tieck, Rückert, Schelling, Cornelius, Mendelssohn-Bartholdy etc., in seine Nähe und stiftete eine Friedensklasse des Ordens pour le mérite für die berühmtesten Gelehrten und Künstler Deutschlands und des Auslandes.
Die provinzialständische Verfassung wurde durch die Errichtung von Ausschüssen erweitert, die rheinische Gerichtsbarkeit von manchen Einschränkungen befreit, der Presse eine freiere Bewegung gestattet. Dagegen wurden auch die Erzbischöfe Dunin und Droste-Vischering in ihre Würden wieder eingesetzt, den Altlutheranern und andern der Union widerstrebenden Sekten wurde freierer Spielraum gegönnt, strengere Sonntagsfeier eingeführt, mehrere freisinnige Professoren abgesetzt: alles Beispiele großer Nachgiebigkeit gegen orthodoxe und ultramontane Einflüsse. Die Begünstigung des Adels und die Einführung von Majoraten entsprachen der Vorliebe Friedrich Wilhelms für die »christlich-germanische« Vorzeit.
Von der Wahrheit seiner Anschauungen überzeugt, ließ er der Kritik seiner Maßregeln anfangs freien Lauf, empfand es aber sehr bitter, daß diese mitunter recht scharf gegen ihn auftrat, und schritt mit Polizeimaßregeln ein. Die lebhaften Wünsche der Nation nach einer landständischen Verfassung wies der König beharrlich zurück, da nur »die provinzial- und kreisständische Verfassung eine auf deutschem Boden ruhende geschichtliche Grundlage habe, die Grundlage ständischer Gliederung, wie diese durch die überall berücksichtigten Veränderungen der Zeit gestaltet worden«. Friedrich W. war von einer überspannten Vorstellung seiner königlichen Machtvollkommenheit beherrscht, ohne jedoch ein klares Verständnis für die Grundlagen und Aufgaben des preußischen Staats und für seine Pflichten als Oberhaupt desselben zu besitzen.
Kirchliche Fragen, wie die Mission in China, das evangelische Bistum in Jerusalem, und das entfernt liegende Neuenburg beschäftigten ihn mehr als die wichtigsten preußischen Angelegenheiten, und er vernachlässigte die beiden Grundsäulen der alten absoluten Monarchie, das Beamtentum und die Armee. Sein leidenschaftlicher Haß gegen die Revolution und deren Produkt, wie er meinte, den Liberalismus, machte ihm eine vorurteilsfreie Beurteilung von Ereignissen und Personen bei allem Wohlwollen, bei den besten Absichten unmöglich. Als alle
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Repressivmaßregeln nun doch nichts fruchteten und von den Provinziallandtagen der ostpreußische und der rheinische energisch Erweiterung ihrer Rechte verlangten, endlich eine Anleihe notwendig wurde, entschloß sich Friedrich W., durch das Patent vom die längst verheißenen Reichsstände zu berufen. In seiner Rede bei der Eröffnung dieses »vereinigten Landtags« (11. April) sprach er aber offen aus, »daß es keiner Macht der Erde je gelingen solle, ihn zu bewegen, das natürliche, gerade in Preußen durch seine innere Wahrheit so mächtige Verhältnis zwischen Fürst und Volk in ein konventionelles, konstitutionelles zu verwandeln«. Umsonst nahm eine Protestation der Stände die durch das königliche Wort Friedrich Wilhelms III. garantierten Rechte der Nation in Schutz, umsonst fochten die glänzendsten Redner der Opposition für das konstitutionelle Prinzip. Erst die Revolution vom März 1848 trieb den König zu entschiedenem Vorgehen auf der Bahn der Reformen. Dem blutigen Straßenkampf in Berlin (18. März), während dessen er aus Scheu vor Blutvergießen keine Energie entfaltete, folgten der Umritt des Königs mit der deutschen Fahne (21. März) und die bekannte Erklärung, welche die Sache Schleswig-Holsteins zur Angelegenheit Preußens machte. Die tumultuarischen, für ihn beleidigenden Vorgänge des Jahrs 1848 ertrug der König mit einer Art von duldender Resignation, bis er die Macht gewann, mit der Verlegung der preußischen Nationalversammlung (November 1848) seine Autorität wiederherzustellen.
Die ihm vom Frankfurter Parlament angebotene Kaiserkrone lehnte er als ein Geschenk der verhaßten Revolution erst bedingt, bald aber unbedingt ab, worauf er, von Radowitz beraten, das Bündnis vom abschloß und ein neues Parlament nach Erfurt berief. In Preußen selbst ward die Verfassungsangelegenheit durch eine Revision des am oktroyierten Entwurfs fürs erste abgeschlossen Aber die Verwirklichung seiner romantischen Ideale für unmöglich erkennend, leitete Friedrich W. seit 1848 den Staat ohne lebhafteres Interesse. Er hatte das Vertrauen zu sich und zu seinem Volk, das er nie verstand, verloren und überließ daher die Regierung mehr und mehr einer reaktionären Büreaukratie und einer engherzigen, egoistischen Adelspartei.
Auch seine auswärtige Politik, namentlich im Krimkrieg, in dem er zu Rußland hielt, obwohl er neutral blieb, fand nicht den Beifall der Nation. Neuenburgs wegen 1856 einen Krieg zu beginnen, wurde er zum Glück noch abgehalten. Nach dem Attentat Tschechs stand er noch einmal in Lebensgefahr indem ein abgedankter Soldat, Sefeloge, ihn erschießen wollte; beide Attentate waren ohne politische Motive. Seit dem Spätsommer 1857 an Gehirnerweichung leidend, übertrug er im Oktober die Stellvertretung in der Regierung seinem Bruder Wilhelm, Prinzen von Preußen, provisorisch, sodann, nachdem er vergeblich in Meran Hilfe gesucht, definitiv.
Auch ein längerer Aufenthalt in Italien im Winter 1858-59 hatte den erwünschten Erfolg nicht; Friedrich W. starb in Sanssouci. Seine Regierung ist zwar erfüllt von wichtigen Ereignissen, sein Anteil daran indes meist ein passiver. Friedrich Wilhelms bedeutende geistige Anlagen, welche sich auch in seinem lebhaften Interesse für alles und seinem witzigen, anregenden Gespräch kundgaben, haben sich vorteilhaft geltend gemacht in seinen künstlerischen Bestrebungen, denen Preußen und namentlich Berlin herrliche Schöpfungen zu verdanken hat.
Sie werden sein Andenken der Nachwelt erhalten, während die berechtigte Unzufriedenheit des deutschen und des preußischen Volkes mit seiner widerspruchsvollen Politik im Innern und seiner unentschlossenen Haltung nach außen durch die Thaten seines Nachfolgers beschwichtigt worden ist. Seine Reden, Proklamationen etc. seit bis erschienen zu Berlin 1851. Vermählt war er seit mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern; die Ehe blieb kinderlos. Ihm folgte sein Bruder Wilhelm I.
Vgl. v. Schmettau, Friedrich W. IV., König von Preußen (2. Aufl., Berl. 1864);
v. Ranke, Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. und Bunsens (2. Aufl., das. 1874);
Derselbe, Biographie Friedrich Wilhelms IV. (das. 1878);
Friedberg, Die Grundlagen der preußischen Kirchenpolitik unter König Friedrich W. IV. (das. 1882);
v. Reumont, Aus König Friedrich Wilhelms IV. gesunden und kranken Tagen (Leipz. 1885).
55) Friedrich III., deutscher Kaiser und König von Preußen, als Prinz und Kronprinz Friedrich Wilhelm genannt, geb. im Neuen Palais bei Potsdam, einziger Sohn des damaligen Prinzen Wilhelm und der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, erhielt durch Ernst Curtius eine tüchtige wissenschaftliche Bildung, besuchte 1850-52 die Universität Bonn, ward 1856 Oberst und Kommandeur des 11. Infanterieregiments in Breslau, vermählte sich mit Viktoria, Princeß Royal von Großbritannien (geb. ward zum General ernannt und durch die Thronbesteigung seines Vaters, König Wilhelms I. Kronprinz von Preußen. Im dänischen Krieg 1864 ward er ohne Kommando im Frühjahr auf den Kriegsschauplatz geschickt, wo er die Schwierigkeiten, die Wrangels Oberleitung hervorrief, mit Takt und Geschick beseitigte.
Mild und gutmütig, war er mit der schroffen Haltung der Regierung im Militärkonflikt mit dem Abgeordnetenhaus nicht einverstanden, ebensowenig mit der schleswig-holsteinschen Politik Bismarcks. 1866 wurde er zum Oberbefehlshaber der zweiten Armee ernannt, welche sich in Schlesien sammelte und Ende Juni den Einmarsch in Böhmen erzwang, und entschied 3. Juli durch sein rechtzeitiges Eintreffen bei Chlum den Sieg von Königgrätz. Im französischen Krieg von 1870/71 befehligte er die dritte Armee, welche drei preußische Korps und die süddeutschen Truppen umfaßte, und erfocht an deren Spitze die blutigen, aber glänzenden Siege bei Weißenburg (4. Aug.) und bei Wörth (6. Aug.); hierdurch erlangte er besonders bei den süddeutschen Kriegern eine solche Beliebtheit, daß er allgemein »unser Fritz« genannt wurde. Er marschierte darauf gegen Paris, bewerkstelligte Ende August die große Rechtsschwenkung nach Norden und hatte den Hauptanteil am Erfolg von Sedan. Am 19. Sept. bewirkte er die Einschließung von Paris und hatte während der Belagerung sein Hauptquartier in Versailles. Hier wurde er 28. Okt. zum Generalfeldmarschall, zum Kronprinzen des Deutschen Reichs ernannt. Nach dem Frieden erhielt er das Großkreuz des Eisernen Kreuzes und wurde Generalinspekteur der 4. Armeeinspektion des deutschen Reichsheers; er hatte namentlich die süddeutschen Truppen zu inspizieren. Im Auftrag des Kaisers und im Interesse des Reichs unternahm er viele Reisen, so zur Eröffnung des Suezkanals, nach Palästina, nach Spanien etc.; 4. Juni bis nach Kaiser Wilhelms I. Verwundung durch Nobiling war er mit der Stellvertretung seines Vaters beauftragt. In seiner Muße widmete er sich den wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen der Gegenwart und war im
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Verein mit seiner Gemahlin erfolgreich bemüht, dem Kunstgewerbe in Deutschland einen höhern Aufschwung zu geben. Im Frühjahr 1887 erkrankte er an einem Halsleiden, das die deutschen Ärzte als Kehlkopfkrebs erkannten. Der englische Arzt Mackenzie übernahm die Heilung ohne Operation; indes während des Aufenthalts in San Remo im Winter 1887/88 verschlimmerte sich das Übel, und schwer krank reiste Friedrich nach dem Tod seines Vaters nach Deutschland und zwar nach Charlottenburg zurück, um als Friedrich III. die Regierung des Deutschen Reichs und Preußens zu übernehmen; seine edeln Grundsätze und Absichten gab er durch einen Aufruf an das Volk und einen Erlaß an Bismarck vom 12. März kund.
Man nahm besonders an, daß er in mehr konstitutionellem Sinn herrschen und wissenschaftliche und künstlerische Kreise an den Hof ziehen werde; doch war es ihm nicht beschieden, außer der Entlassung Puttkamers einen wichtigen Regierungsakt zu vollziehen. Denn sein schreckliches, unheilbares, aber mit größter Geduld ertragenes Leiden zerstörte immer rascher die Kräfte des Kaisers und machte im Neuen Palais (Schloß Friedrichskron) bei Potsdam seinem Leben ein Ende; er wurde 18. Juni der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt.
Von seiner Gemahlin Viktoria, die als Witwe den Namen »Kaiserin Friedrich« annahm, hinterließ Friedrich fünf Kinder: Kaiser Wilhelm II. (s. d.), Prinzessin Charlotte (geb. vermählt mit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen), Prinz Heinrich (s. Heinrich 43), die Prinzessinnen Viktoria (geb. Sophie (geb. Braut des Kronprinzen von Griechenland) und Margarete (geb. zwei Söhne, Siegmund und Waldemar, starben vor dem Vater. Seine Biographie schrieben Hengst (neue Ausg., Berl. 1888), W. Müller (Stuttg. 1888), Ziemssen (Berl. 1888), E. Simon (a. d. Franz., Bresl. 1888) u. a.
[Prinzen von Preußen.]
56) Friedrich Wilhelm Ludwig, Prinz von Preußen, Sohn des Prinzen Ludwig Friedrich Karl und der Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz, Neffe Friedrich Wilhelms III., geb. machte die Feldzüge des Befreiungskriegs mit, ward preußischer General der Kavallerie zu Düsseldorf, später auch Chef des 1. Kürassierregiments und residierte bis 1848 in Düsseldorf. Er war seit 1817 vermählt mit Prinzessin Luise von Anhalt-Bernburg (geb. und starb mit Hinterlassung zweier Söhne, der preußischen Prinzen Alexander (geb. und Georg (s. Georg 17).
57) Friedrich Karl Nikolaus, Prinz von Preußen, geb. zu Berlin, Sohn des Prinzen Karl, Bruders des Kaisers Wilhelm, und der Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar, genoß 1842-46 in den militärischen Disziplinen den Unterricht des damaligen Majors (nachherigen Kriegsministers) v. Roon. Dieser war auch sein militärischer Begleiter, als der Prinz 1846 die Universität Bonn bezog. Nach Vollendung seiner Studien machte der Prinz 1848 den schleswigschen Feldzug als Hauptmann im Gefolge des Generals Wrangel mit und zeichnete sich in den Gefechten bei Schleswig und bei Düppel durch persönlichen Mut aus. 1849 nahm er als Major im Generalstab an dem Feldzug in Baden teil und wurde in dem Gefecht bei Wiesenthal an der Spitze einer Husarenschwadron schwer verwundet.
In den nun folgenden Friedenszeiten, während welcher er 1852 Oberst, 1854 Generalmajor und 1856 Generalleutnant wurde, widmete er den militärischen Wissenschaften eifriges Studium. Die Resultate desselben teilte er einem engern Kreis von Offizieren in Vorträgen und lithographierten Abhandlungen mit. Von letztern wurde ohne Wissen des Prinzen 1860 »Eine militärische Denkschrift von P. Friedrich K.« veröffentlicht, welche durch ihre Reformvorschläge großes Aufsehen erregte.
Als Kommandeur des 3. Armeekorps (seit 1860) führte er diese Reformen praktisch durch, machte dies Korps zur Pflanzschule seiner militärischen Ideen und erwarb sich hierdurch um die Entwickelung der preußischen Armee ein hervorragendes Verdienst. 1864 erhielt der Prinz, inzwischen zum General der Kavallerie befördert, den Oberbefehl über die preußischen Truppen in Schleswig-Holstein, ging nach dem verunglückten Angriff auf Missunde Anfang Februar 1864 bei Arnis aber die Schlei, zwang den Feind, das Danewerk aufzugeben und nach den Düppeler Schanzen sich zurückzuziehen, und erstürmte diese (18. April). Nachdem Wrangel im Mai sein Kommando niedergelegt, wurde der Prinz Oberbefehlshaber der alliierten Armee und eroberte Jütland und 29. Juni Alsen. 1866 ward er zum Oberbefehlshaber der ersten Armee (2., 3. und 4. Korps) ernannt, rückte von der Oberlausitz in Böhmen ein, schlug 26. und 27. Juni bei Liebenau und Podol, am 28. bei Münchengrätz, 29. bei Gitschin die österreichisch-sächsischen Truppen unter Clam-Gallas und griff 3. Juli die österreichische Stellung bei Königgrätz an. In hartnäckigem Kampf hielt er den numerisch überlegenen Gegner in der Fronte so lange auf, bis der Kronprinz auf dem Schlachtfeld eintraf und in der rechten, General Herwarth von Bittenfeld in der linken Flanke des Feindes eingriff.
Von da marschierte der Prinz bis in die Nähe von Wien. In dem konstituierenden norddeutschen Reichstag von 1867 vertrat er den ostpreußischen Wahlkreis Labiau-Wehlau. Im deutsch-französischen Krieg mit dem Oberkommando über die zweite deutsche Armee betraut, hielt er 16. Aug. in der Schlacht bei Vionville die französische Rheinarmee unter Marschall Bazaine bei Metz zurück und brachte 18. Aug. bei Gravelotte durch den Sieg über den feindlichen rechten Flügel bei St.-Privat die Entscheidung.
Darauf erhielt er den Oberbefehl über die erste und zweite Armee, um die Einschließung von Metz zu übernehmen. Er schlug alle Ausfälle Bazaines zurück und zwang denselben zur Kapitulation vom 27. Okt. Am 28. Okt. zum Generalfeldmarschall ernannt, zog Friedrich K. von Metz 2. Nov. mit drei Armeekorps in Eilmärschen gegen die Loire, um die französische Loirearmee vom Vordringen gegen Versailles und Paris abzuhalten. Nachdem er die Angriffe der Franzosen zurückgeschlagen, ging er 3. Dez. seinerseits zur Offensive über, besetzte 4. Dez. Orléans und trieb die feindliche Armee bis Bourges und Le Mans zurück. Im Januar 1871 schlug er Chanzy bei Le Mans in mehreren Gefechten (6.-12. Jan.) und zersprengte sein Heer so vollständig, daß jeder weitere Versuch, Paris von Westen her zu entsetzen, unmöglich gemacht wurde.
Nach dem Krieg wurde er zum Generalinspekteur der dritten Armeeinspektion des deutschen Reichsheers und zum Inspektor der preußischen Kavallerie ernannt. Kaiser Alexander ernannte ihn zum russischen Feldmarschall. Er war außerdem Chef mehrerer preußischer, russischer und österreichischer Regimenter. Friedrich K. unternahm mehrere Reisen nach dem Orient; über die letzte, 1883 nach Ägypten und Syrien unternommene erschien ein Prachtwerk (Berl. 1884). Er starb in Klein-Glienicke bei Potsdam, einer der größten Feldherren der preußischen Armee. Der Prinz war seit
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vermählt mit der Prinzessin Maria Anna (geb. Tochter des verstorbenen Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt. Kinder dieser Ehe sind: Prinzessin Marie, geb. seit mit dem Prinzen Heinrich der Niederlande, nach dessen Tod mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg vermählt, starb
Prinzessin Elisabeth, geb. seit Gemahlin des Erbgroßherzogs August von Oldenburg;
Prinzessin Luise Margareta, geb. seit Gemahlin des Herzogs Arthur von Connaught;
Vgl. die biographischen Schriften von Bettin (Berl. 1883), Hönig (das. 1885), Rogge (das. 1885).
[Sachsen.]
58) Friedrich I., der Streitbare, Kurfürst von Sachsen, ältester Sohn des Markgrafen Friedrich III., des Strengen, von Meißen und Katharinas von Henneberg, geb. zu Altenburg, folgte mit seinen Brüdern Georg (gest. 1402) und Wilhelm II. 1381 seinem Vater in der Regierung unter Vormundschaft seiner Mutter und erhielt mit jenen zugleich in der Erbteilung der meißnisch-thüringischen Lande mit seinen Vatersbrüdern Balthasar und Wilhelm vom zu Chemnitz das Osterland, die Mark Landsberg, das Pleißnerland, die vogtländischen Besitzungen, einige Städte in Thüringen, Orlamünde, Kahla, Jena, Naumburg etc., und das mütterliche Erbe Koburg.
Die Brüder fügten 1389 ihren Besitzungen durch Kauf die Stadt Saalfeld sowie 1400 das Amt Königsberg in Franken hinzu. Nach ihres Oheims Wilhelm des Einäugigen Tod (1407) gewannen und Wilhelm durch den Vertrag von Naumburg 1410 auch die an ihre Besitzungen grenzende Hälfte von Meißen, worauf Friedrich das Osterland für sich übernahm (1410), von dem er 1423 Leipzig an Wilhelm überließ; als letzterer ohne Leibeserben zu hinterlassen starb, fiel 1425 auch dessen Anteil an Friedrich In den vielen Fehden jener Zeit bewies Friedrich sowohl Tapferkeit als Klugheit. So stand er 1388 seinem Oheim, Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg, gegen die fränkischen Städte, 1391 dem Deutschen Orden wider Jagello von Polen bei.
Als nach Karls IV. Tod König Wenzel seine an Friedrich verlobte Schwester Anna ihm verweigerte und an den König von England verheirathete, trat Friedrich auf die Seite des Pfalzgrafen Ruprecht, des Gegenkönigs Wenzels. Auch die von Prag vertriebenen Mitglieder der Universität nahm Friedrich willig in Leipzig auf (1409) und gründete damit die dortige Universität. Im Hussitenkrieg war er eine Hauptstütze des Kaisers Siegmund (wie er denn schon 1421 den Hussiten bei Brüx eine blutige Niederlage beibrachte), weshalb ihm Siegmund mit Übergehung Erichs von Sachsen-Lauenburg die erledigte Kur Sachsen übertrug, ihn 1424 zu Bingen ins Kurfürstenkollegium einwies und im folgenden Jahr zu Ofen feierlich belehnte. So kam die sächsische Kur an das Haus Wettin.
Für die aufgewandten Kriegskosten verpfändete er ihm Brüx und Aussig. Während in Nürnberg vergeblich das Reich zu kräftigerer Beteiligung am Krieg zu bewegen versuchte, wurde das von seiner Gemahlin zum Entsatz von Aussig aufgebotene Heer unter Axel v. Vitzthum 1426 bei dieser Stadt von den Hussiten vernichtet. Als auch ein von ihm selbst geführtes Reichsheer bei dem Anblick der Hussiten floh, unterlag er dem Gram hierüber in Altenburg. Von seiner Gemahlin Katharina von Braunschweig hinterließ er außer vier Söhnen, Friedrich, Siegmund, Heinrich und Wilhelm, noch zwei Töchter, Anna, an den Landgrafen Ludwig von Hessen, und Katharina, an den Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg vermählt.
Vgl. Horn, Lebens- und Heldengeschichte Friedrichs des Streitbaren (Leipz. 1733).
59) Friedrich II., der Sanftmütige, Kurfürst von Sachsen, älterer Sohn des vorigen, geb. folgte seinem Vater 1428 in der Kur sowie gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Siegmund, Heinrich und Wilhelm in den übrigen Besitzungen des meißnischen Hauses, die er bis zum Frieden von 1432 gegen die verheerenden Einfälle der Hussiten zu verteidigen hatte. Auch an dem Kreuzzug gegen die Hussiten von 1431, welcher mit der Niederlage bei Taus endigte, nahm er teil. Geschmeidig und ränkevoll, suchte er überall seinen Vorteil.
Durch den Preßburger Machtspruch von 1439 gewann er die ihm von Heinrich von Plauen bestrittene Burggrafschaft Meißen, von der jenem nur Titel und Würde blieben. Nach Kaiser Albrechts Tod betrieb er eifrig die Wahl Friedrichs III., seines Schwagers, die Feindschaft mit Brandenburg wurde 1441 zu Halle ausgeglichen und, nochmals über Friedrichs Ansprüche auf die Niederlausitz ausgebrochen, durch den Vertrag zu Zerbst, in welchem sich Friedrich mit Senftenberg und Hoyerswerda begnügte.
Die nach Friedrichs des Friedfertigen von Thüringen kinderlosem Ableben den beiden seit Heinrichs Tod (1435) und Siegmunds Eintritt in den geistlichen Stand (er wurde Bischof von Würzburg, aber wegen anstößigen Wandels entsetzt und bis zu seinem Tod 1463 in Haft gehalten) noch übrigen Brüdern zugefallene Erbschaft, wodurch 1440 zum letztenmal sämtliche wettinsche Lande unter Eine Herrschaft kamen, wurde die Veranlassung zum Ausbruch der lange verhaltenen Zwietracht zwischen und Wilhelm.
Letzterer glaubte sich bei der 1445 zu stande gebrachten Erbteilung, wodurch ihm Thüringen und ein Teil des Osterlandes zufielen, von seinem Bruder übervorteilt und wurde in diesem ungegründeten Argwohn von seinen böswilligen Räten Apel, Busso und Bernhard Vitzthum noch bestärkt. Da Wilhelm sich weigerte, seine Räte zu entlassen, und sogar mit dem Erzbischof von Magdeburg eine geheime Verbindung schloß, welche Thüringen in fremde Hände zu bringen beabsichtigte, so eröffnete Friedrich den Krieg mit einem verwüstenden Einfall in Thüringen.
Der Krieg, welcher jahrelang die wettinschen Lande verheerte, verzweigte sich selbst mit andern Parteiungen im Reich. Schloß sich an das Haus Habsburg an, so fand Wilhelm Beistand bei den Böhmen, von denen er 9000 in Sold nahm. Mit ihrer Hilfe erstürmte er Gera. Erst kam zu Pforta eine dauernde Aussöhnung zwischen den Brüdern zu stande, nachdem angeblich Friedrich das Anerbieten eines Schützen, ihn durch einen Schuß von seinem Bruder zu befreien, entrüstet zurückgewiesen hatte. Mittelbar durch diesen unseligen Zwist herbeigeführt war der von Kunz v. Kaufungen 1455 verübte Sächsische Prinzenraub (s. d.). Friedrich starb in Leipzig. Er war mit Margareta, der Schwester Kaiser Friedrichs III., vermählt. In der Kurwürde folgte ihm sein Sohn Ernst.
60) Friedrich III., der Weise, Kurfürst von Sachsen, Sohn des Kurfürsten Ernst, geb. zu Torgau, folgte als der ältere Sohn seinem Vater 1486 in der Kur, während er die Regierung der übrigen Länder mit seinem Bruder Johann dem Beständigen gemeinschaftlich führte und zwar in nie getrübter Eintracht. Durch eine sorgfältige Erziehung, fortgesetzte Lektüre und den Umgang
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mit gelehrten Männern, vor allen mit seinem Vertrauten Spalatin, erwarb er sich eine seltene Belesenheit in den Schriften der Alten. Wegen seiner politischen Einsicht und seines redlichen Charakters genoß er bei Kaiser Maximilian I. und im Kreis der Reichsfürsten großes Ansehen. In Reichsangelegenheiten stand Friedrich auf der Seite derjenigen Partei, die unter Führung des Kurfürsten Berthold von Mainz die Reform der Reichsverfassung betrieb, und als 1500 das von dieser Partei beantragte Reichsregiment zu stande kam, übernahm er den Vorsitz desselben.
Eine seiner verdienstlichsten und folgenreichsten Regentenhandlungen war die Gründung der Universität Wittenberg, die er seine Tochter zu nennen pflegte, und für deren Gedeihen er väterliche Fürsorge trug. Wittenberg wurde durch die Berufung von Luther, Melanchton ^[richtig: Melanchthon] u. a. der Herd der reformatorischen Bewegung, und obwohl Friedrich keineswegs reformatorischen Grundsätzen huldigte, wie seine Wallfahrt nach Jerusalem (1493) und sein eifriges Reliquiensammeln beweisen, so gewährte er doch dem geächteten Luther Schutz auf der Wartburg.
Nach Maximilians I. Tod 1519 wurde ihm von den Kurfürsten die Kaiserkrone angetragen, die er aber ablehnte, da er sich nicht mächtig genug fühlte, worauf auf seine Empfehlung Karl V. gewählt wurde. Ohne sich offen zu Luthers Lehre zu bekennen, ließ er doch dieselbe sich ungehindert in seinem Land ausbreiten und schützte sie vor Vergewaltigung; erst auf dem Totenbett nahm er das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Durch den Undank des Kaisers schwer gekränkt, starb er Er war unvermählt geblieben, daher folgte ihm sein Bruder Johann in der Regierung.
Vgl. Tutzschmann, Friedrich der Weise (Grimma 1848);
G. Spalatin, Friedrichs des Weisen Leben und Zeitgeschichte (hrsg. von Neudecker und Preller, Jena 1851);
Kolde, Friedrich der Weise und die Anfänge der Reformation (Erlang. 1881).
Friedrich August I. und II., s. August 7) und 8).
61) Friedrich August III, der Gerechte, Kurfürst (seit 1806 als Friedrich August I. König) von Sachsen, geb. zu Dresden, ältester Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian, trat nach dessen Tod unter der Vormundschaft seines Oheims Xaver, sodann selbständig die Regierung an. Von Natur scheu und ängstlich und durch die Erziehung bei seiner Mutter an Zurückgezogenheit gewohnt, am Hergebrachten hängend und schwierigen Verhältnissen nicht gewachsen, obwohl von persönlich achtungswertem, durch Gerechtigkeitsgefühl ausgezeichnetem Charakter, hob er manche Mißstände auf, welche unter den vorhergehenden Regierungen sich eingeschlichen hatten, und war bemüht, die durch den Siebenjährigen Krieg seinem Land geschlagenen Wunden zu heilen. 1785 verband er sich mit Preußen zur Errichtung des Fürstenbundes, auch war er weise genug, die ihm 1791 angebotene erbliche Krone Polens auszuschlagen; desgleichen lehnte er den Beitritt zum österreichisch-preußischen Bündnis vom ab und stellte zum Kriege gegen Frankreich nur sein Reichskontingent bis zu dem Neutralitätsvertrag mit Frankreich von 1796. Die Verhandlungen mit Preußen wegen Errichtung eines norddeutschen Bundes unterbrach der Ausbruch des Kriegs von 1806, in welchem Friedrich A. nur notgedrungen auf Preußens Seite trat.
Nach der Schlacht bei Jena Napoleon völlig preisgegeben, schloß er mit diesem Frieden und trat als König von Sachsen dem Rheinbund bei. Von da an war er einer der treuesten Bundesgenossen Napoleons, welcher ihm 1807 auch das Herzogtum Warschau verlieh, wofür Friedrich A. an das Königreich Westfalen einige benachbarte Gebiete abtreten mußte. Die Einkünfte der Ballei Thüringen des aufgelösten. Deutschen Ordens schenkte er den beiden Universitäten und den drei Fürstenschulen.
Nach dem unglücklichen Ausgang des russischen Feldzugs konnte es Friedrich A. trotz der Wünsche seines Volkes und der Aufforderungen der verbündeten Monarchen nicht über sich gewinnen, sich von Napoleon loszusagen, sondern entwich vor dem in Sachsen eindringenden Heer der Alliierten über Plauen und Regensburg nach Prag, um sich dem Vermittelungssystem Österreichs anzuschließen, mit dem am 20. April zu Wien eine geheime Konvention zu stande kam, nachdem er bereits, entrüstet über die Sprengung der Elbbrücke durch Davoût (19. März), dem General Lecoq befohlen hatte, sich von den Franzosen zu trennen und seine Truppen nach Torgau zu führen, dessen Kommandant v. Thielmann angewiesen wurde, die Festung weder den Franzosen noch den Verbündeten zu öffnen. Napoleons Sieg bei Lützen versetzte jedoch Friedrich A. in die äußerste Bestürzung; er entließ sofort seinen Minister Grafen Senfft von Pilsach, und es bedurfte selbst nicht mehr Napoleons drohender Botschaft, um den gedemütigten König 12. Mai nach Dresden in die Arme »seines großen Alliierten« zurückzuführen. Torgau wurde den Franzosen geöffnet, das sächsische Heer wieder zu Napoleons Verfügung gestellt. Mit Napoleon begab er sich auch nach Leipzig, wo er während der Schlacht verweilte. Nach Napoleons Niederlage, an die er bis zum letzten Augenblick nicht hatte glauben wollen, wurde er als Kriegsgefangener nach Berlin gebracht, das er nachher mit Friedrichsfelde vertauschte. Als die Absichten Preußens auf die Einverleibung Sachsens deutlicher hervortraten und schließlich vom Wiener Kongreß die Teilung des Landes ausgesprochen wurde, legte Friedrich A. eine feierliche Rechtsverwahrung dagegen ein, mußte aber, nach Preßburg gebracht, sich endlich ins Unvermeidliche fügen und den Friedensvertrag mit Preußen ratifizieren. Mit großem Jubel wurde er 7. Juni bei seiner Rückkehr in Dresden empfangen; zur Erinnerung an dieses Ereignis stiftete er den Zivilverdienstorden. Mit anerkennenswertem Eifer widmete er sich der Fürsorge für das verkleinerte Land, blieb aber jeder Reform entschieden abgeneigt. Nachdem er sein 50jähriges Regierungsjubiläum gefeiert hatte, starb er Ihm wurden 1780 in Leipzig und 1843 in Dresden Denkmäler errichtet. Aus der Ehe, die er 1769 mit Marie Amalie von Pfalz-Zweibrücken geschlossen hatte, erwuchs ihm nur eine Tochter, Marie Auguste. Panegyrische Biographien schrieben Herrmann (Dresd. 1827) und Pölitz (Leipz. 1830).
62) Friedrich August II., König von Sachsen, ältester Sohn des Prinzen Maximilian, Bruders des vorigen, und dessen erster Gemahlin, Karoline Marie Therese von Parma, geb. ward von dem General v. Forell, dann vom General v. Watzdorf erzogen. Nach dem Beginn des Freiheitskriegs ging er mit dem König nach Prag; später folgte er demselben in die Gefangenschaft nach Preßburg und nahm 1815 im österreichischen Hauptquartieren dem Feldzug der Verbündeten gegen Frankreich teil, ohne jedoch ins Treffen zu kommen. Er widmete sich hierauf unter Leitung des Majors v. Cerrini und des Hofrats Stübel militärischen, juristischen und staatswissenschaftlichen Studien, daneben auch der Kunst und den Naturwissenschaften. Von dem Erfolg, mit dem er besonders der Botanik
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und Mineralogie oblag, gibt die »Flora Marienbadensis, oder Pflanzen und Gebirgsarten, gesammelt und beschrieben von dem Prinzen Friedrich A., Mitregenten von Sachsen, und von J. W. v. Goethe«, herausgegeben von Heidler (Prag 1837), Zeugnis. 1818 zum Generalmajor und 1822 zum Chef der Infanteriebrigade ernannt, wohnte Friedrich A. seit 1819 auch den Sitzungen des Geheimen Rats bei und zwar seit 1822 mit Stimmrecht, blieb aber trotzdem durch die Eifersucht des Kabinettsministers v. Einsiedel von allem Einfluß auf die Regierung ausgeschlossen.
Bei den Unruhen von 1830 stellte ihn König Anton an die Spitze der zur Aufrechthaltung der Ordnung niedergesetzten Kommission und übertrug ihm nachdem sein Vater, Prinz Maximilian, der Thronfolge entsagt hatte, die Mitregentschaft. Die Entlassung Einsiedels, die Erhebung Lindenaus zum Minister des Innern sowie das unter Friedrich Augusts Mitwirkung erschienene neue Staatsgrundgesetz rechtfertigten das Vertrauen des Volkes zu dem Prinzen. Nachdem die Ruhe im Land hergestellt und das Staatsleben nach den Grundsätzen der neuen Konstitution geordnet war, führte Friedrich A. als Mitregent und nach Antons Tod als König die Regierung im Geist einer den Forderungen der Zeit die nötige Rechnung tragenden Mäßigung.
Dabei nahm er auf Reisen nach Böhmen und in die Bayrischen Alpen auch seine botanischen Studien wieder auf. Im Sommer 1838 bereiste er Istrien und Dalmatien, 1844 England und Schottland. Der Maiaufstand in Dresden 1849 bewog ihn, seine Hauptstadt zu verlassen und Preußens Hilfe anzurufen (s. Sachsen). Auf einer Reise in Tirol starb er an den Folgen eines Sturzes aus dem Wagen zu Brennbüchel zwischen Imst und Wenns An der Unglücksstätte wurde 1855 eine Kapelle erbaut. Seine Ehe mit der Erzherzogin Karoline von Österreich (gest. sowie seine zweite Ehe mit der Prinzessin Maria von Bayern (seit gest. blieben kinderlos.
Vgl. Schladebach, Friedrich August II, König von Sachsen (1854).
[Schleswig-Holstein.]
63) Friedrich III., Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorp, ältester Sohn des Herzogs Johann Adolf und der dänischen Prinzessin Augusta, geb. zu Gottorp, kam nach dem Tod seines Vaters 1616 im herzoglichen Anteil zur Regierung. Er gewährte den aus den Niederlanden vertriebenen Arminianern eine Zuflucht und gründete für sie 1619 Friedrichstadt an der Eider. Während des Dreißigjährigen Kriegs bemühte er sich, Neutralität zu beobachten, vermochte aber sein Land nicht vor Plünderung zu bewahren, als nach der Niederlage des Königs Christian IV. von Dänemark Tillys und Wallensteins Heere 1627 in die Halbinsel eindrangen.
Doch kam durch seine Bemühungen der Lübecker Friede zu stande, welcher den Herzogtümern keine materiellen Verluste auferlegte. Schon bei einem Regierungsantritt hatte Friedrich die Stände zur Aufgebung ihres Wahlrechts bewogen und mit Zustimmung Dänemarks und des Kaisers die Primogenitur bei seiner Linie eingeführt. Nach dem Aussterben der Grafen von Schaumburg (1640) mußte er aus deren Erbe den Dänen die Grafschaft Pinneberg überlassen, erwarb aber das Amt Barmstedt, das der Kaiser 1650 zu einer reichsfreien Grafschaft erhob.
Zum Dank für seine Neutralität im dänisch-schwedischen Krieg (1657-58) erwirkte ihm sein Schwiegersohn Karl X. Gustav von Schweden im Frieden von Roeskilde 1658 die Aufhebung der dänischen Lehnshoheit über Schleswig. Als jedoch bald darauf die Schweden den Krieg erneuerten, wurde der herzogliche Anteil von den Dänen heimgesucht, obgleich dem Herzog Neutralität zugesichert war. Inmitten dieser Wirren starb er in Tönning und hatte seinen Sohn Christian Albrecht zum Nachfolger.
64) Friedrich Christian, Herzog von Schleswig-Holstein, geb. zu Augustenburg, Sohn des Herzogs Friedrich Christian aus der Sonderburg-Augustenburgischen Linie, erhielt eine vortreffliche Erziehung, bezog 1783 die Universität Leipzig, wo er besonders philosophische Studien unter Ernst Platner betrieb, begab sich 1785 nach Kopenhagen, wo er sich 1786 mit der Prinzessin Luise Auguste, der einzigen Tochter des Königs Christian VII., vermählte, welche damals Aussicht auf die Thronfolge hatte, und wo er zum Geheimen Staatsminister ernannt wurde.
Seiner Neigung und seinen Studien entsprechend, übernahm er 1790 die Leitung des höhern Unterrichtswesens in Dänemark, das er wesentlich gefördert hat. Auf Anregung des dänischen Dichters Baggesen, den Friedrich C. wirksam unterstützt hatte, schrieb er einen Brief an den damals schwer erkrankten Schiller, in welchem er in Gemeinschaft mit dem Finanzminister Schimmelmann Schiller ein jährliches Geschenk von 1200 Thlr. anbot, das dieser auch annahm, und das fünf Jahre lang gezahlt wurde; es hat wesentlich dazu beigetragen, Schiller aus drückenden Verhältnissen zu befreien und seine Genesung zu befördern.
Zum Dank richtete Schiller an ihn 1793 die »Briefe über die ästhetische Erziehung«, deren Originale beim Brande des Christiansborger Schlosses in Kopenhagen zu Grunde gingen, und die lange Zeit nur in der neuen Bearbeitung bekannt waren, die 1795 in den »Horen« erschien. Neuerdings sind sie aber größtenteils in Abschrift wieder aufgefunden und herausgegeben worden (vgl. Max Müller, Schillers Briefwechsel mit dem Herzog Friedrich Christian von Schleswig-Holstein, Berl. 1875; »Schillers Briefe an Herzog Friedrich Christian«, hrsg. von Michelsen, das. 1876). 1479 ward Friedrich C. durch den Tod seines Vaters Herzog und Chef des Hauses, infolgedessen er sich fortan viel auf Augustenburg und Gravenstein aufhielt.
Als 1806 der König Friedrich VI. nach Auflösung des Deutschen Reichs Holstein vollständig in Dänemark inkorporieren wollte, widersetzte sich Friedrich C. dem mit Erfolg, verlor aber dadurch die Gunst und das Vertrauen des Königs. Der völlige Bruch erfolgte, als 1810 nach dem Tode des jüngern Bruders von Friedrich C., des zum Kronprinzen von Schweden gewählten Prinzen Christian August, die Schweden nicht den König Friedrich VI., obwohl Friedrich C. selbst zu seinen gunsten verzichtet hatte, zum Nachfolger wählten, sondern Friedrich C. trotzdem wählen wollten. Friedrich C. zog sich nun ganz nach Augustenburg zurück, wo er starb.
65) Friedrich Christian August, Prinz von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, ältester Sohn des Herzogs Christian (s. Christian 16) und der Herzogin Luise, gebornen Gräfin von Daneskjold-Samsöe (gest. geb. im Schloß Augustenburg auf der Insel Alsen, trat bei der Erhebung Schleswig-Holsteins 1848 in die schleswig-holsteinische Armee ein, machte den dreijährigen Krieg gegen Dänemark als Offizier im Generalstab mit und überbrachte im April 1849, im Auftrag der Statthalterschaft der Herzogtümer, Flagge und Wimpel des bei Eckernförde vernichteten dänischen Linienschiffs Christian VIII. der deutschen Reichsgewalt in Frankfurt. Nach Besiegung der Herzogtümer verbannt, studierte Friedrich zwei Jahre lang in Bonn, trat
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in die preußische Armee ein, verließ aber dieselbe 1856 wieder als Major à la suite im 1. Garderegiment zu Fuß und lebte zurückgezogen auf dem von ihm erkauften Rittergut Dolzig in der Niederlausitz. Nach dem Tod Friedrichs VII. protestierte er in einer Proklamation vom 16. Nov. gegen die Usurpation der Herzogtümer durch König Christian IX., erklärte, daß er nach dem Verzicht seines Vaters als rechtmäßiger Erbe die Regierung der Herzogtümer Schleswig-Holstein antrete, und nannte sich »Herzog Friedrich VIII.« Mehrere Fürsten erkannten Friedrich als legitimen Herzog an, der badische Bundestagsgesandte v. Mohl legte 21. Nov. seine Vollmacht für Friedrich VIII. der Bundesversammlung vor, welche die Prüfung derselben dem holsteinischen Ausschuß überwies.
Nachdem die dänischen Truppen durch die Bundesexekutionstruppen aus Holstein hinausgedrängt waren und in allen Gemeinden des Landes und in der großen Volksversammlung zu Elmshorn 27. Dez. als der rechtmäßige Landesherr proklamiert worden war, begab er sich nach Kiel, um die Regierung des Landes zu übernehmen. Seine Anerkennung von seiten des Deutschen Bundes zog sich aber infolge der Langsamkeit der vom Bund veranstalteten Untersuchung seines Erbrechts und des schnellen Vorrückens der preußisch-österreichischen Truppen hinaus, und Friedrich sah sich den neuen Besitzern Schleswig-Holsteins, Preußen und Österreich, gegenübergestellt. Es fanden Unterhandlungen mit Preußen statt.
Während dieses die Anerkennung Friedrichs als Herzogs von Schleswig-Holstein davon abhängig machte, daß dieser die preußischen Forderungen, welche die Verfügung über die See- und Landmacht der Herzogtümer betrafen, einging, verlangte Friedrich seine sofortige Einsetzung und wollte dann erst, in Gemeinschaft mit der Landesvertretung, über die Preußen zu machenden Konzessionen entscheiden. Ein Besuch des Prinzen in Berlin und eine Unterredung mit Bismarck veranlaßte letztern, Friedrich fallen zu lassen.
Dieser blieb auch nach dem Gasteiner Vertrag 1865 unter österreichischem Schutz in Kiel, da Preußen ihm den Besuch Schleswigs verbot. Als bei dem Einrücken der preußischen Truppen in Holstein die Österreicher unter Feldmarschallleutnant v. Gablenz Holstein verließen, entfernte sich auch Friedrich nach 2½jährigem Aufenthalt aus Holstein und verlor durch den Prager Frieden alle Aussichten auf die Erbfolge in den Herzogtümern. Die formelle Verwahrung, welche er nach dem Kriege gegen die Annektierung der Herzogtümer durch Preußen einlegte, wurde gar nicht beachtet.
Seitdem lebte Friedrich als Privatmann in Gotha; den deutsch-französischen Krieg machte er im Stab des Kronprinzen von Preußen mit. Am starb er plötzlich in Wiesbaden. Er war seit vermählt mit Prinzessin Adelheid, Tochter des verstorbenen Fürsten Ernst von Hohenlohe-Langenburg (geb. Kinder dieser Ehe sind: Prinzessin Augusta Viktoria, geb. seit vermählt mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen;
Prinzessin Karoline Mathilde, geb. 1885 vermählt mit dem Prinzen Friedrich Ferdinand von Glücksburg;
[Schwaben] 66) Friedrich II., der Einäugige, Herzog von Schwaben, älterer Sohn Friedrichs I., des ersten Herzogs aus dem staufischen Haus, und der Tochter Kaiser Heinrichs IV., Agnes, geb. 1090, erhielt nach dem Tode des Vaters 1105 das Herzogtum Schwaben, während sein Bruder Konrad die fränkischen Güter, die königliche Mitgift der Mutter, empfing. Friedrich kämpfte mit unwandelbarer Treue für die Sache seines Oheims Heinrich V. und leistete, als der Kaiser 1116 nach Italien gezogen war, als Reichsverweser den vereinten Angriffen der geistlichen und weltlichen Fürsten, welche Heinrichs V. Feinde waren, kraftvollen Widerstand in Schwaben und am Rhein, obgleich er dafür von einer Kirchenversammlung zu Köln 1118 in den Bann gethan wurde.
Kaiser Heinrich hinterließ ihm und seinem Bruder das reiche Erbe des salischen Hauses. Obgleich Friedrich als Neffe Heinrichs V. sowie wegen seiner Macht und seiner persönlichen Tüchtigkeit den nächsten Anspruch auf die Kaiserwürde hatte, wurde doch, nachdem ihn der Erzbischof von Mainz durch List zur Herausgabe der von Heinrich V. ihm übergebenen Reichsinsignien gebracht hatte, sein Nebenbuhler Lothar von Sachsen zum Kaiser gewählt (1125). Friedrich huldigte zwar Lothar; als dieser aber die Herausgabe der Reichsgüter, welche das salische Königshaus mit seinem Privatgut vereinigt habe, verlangte und Friedrich auf seine Weigerung hin in die Reichsacht erklärte (Januar 1126), befestigte dieser sofort seine Städte und Burgen am Rhein, im Elsaß und in Schwaben, entsetzte das vom König und von böhmischen Mietstruppen belagerte Nürnberg, verfolgte den erstern bis Würzburg und kämpfte, selbst als sein Schwager, der Herzog von Bayern, von ihm abgefallen war, glücklich in Schwaben, Franken und am Rhein.
Aber zuletzt konnte er der Übermacht nicht mehr widerstehen, und als der Herzog Welf Ulm einnahm und plünderte und Lothar in Schwaben einfiel, unterwarf sich Friedrich auf dem Reichstag zu Bamberg im März 1135 und erhielt unter Vermittelung der Kaiserin Richenza Verzeihung und Bestätigung seines schwäbischen Herzogtums. Auch sein Bruder Konrad, Herzog von Franken, unterwarf sich. Als er nach Lothars Tod wiederum übergangen und sein Bruder Konrad zum Reichsoberhaupt ernannt wurde, stand Friedrich gleichwohl diesem treu zur Seite. Friedrich starb in Hagenau.
67) Friedrich V., Herzog von Schwaben, zweiter Sohn Kaiser Friedrichs I. und der Beatrix von Burgund, geb. 1168, folgte 1169 dem Herzog Friedrich IV., Sohn Konrads III., der 1167 kinderlos gestorben war, als Herzog von Schwaben, anfangs unter Vormundschaft seines Vaters, begleitete diesen 1189 auf dem Kreuzzug, verlobte sich in Ungarn mit der Tochter des Königs Bela, bestand siegreich mehrere Gefechte gegen die Griechen in Bulgarien, wo er die nach Makedonien führenden Pässe erstürmte, und gegen die Türken in Asien, eroberte Ikonion und befehligte nach dem Tode des Kaisers das Kreuzheer, dessen Rest er nach Antiochia führte. Darauf wandte er sich nach Akka, welches eben von den Christen belagert wurde, und starb nach tapfern Thaten, eine Zierde der deutschen Ritterschaft,
[Schweden.]
68) König von Schweden, dritter Sohn des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel, geb. zu Kassel, trat sehr jung in englische Militärdienste und kommandierte das hessische Hilfskorps im englisch-holländischen Heer während des spanischen Erbfolgekriegs. Seit 1715 in zweiter Ehe mit Ulrike Eleonore, der einzigen Schwester König Karls XII. von Schweden, vermählt, trat er mit dem Titel eines Generalissimus in schwedische Dienste und ward nach Karls XII. Tod mit Bewilligung der Stände auf Grund einer Wahlkapitulation, welche die königlichen Rechte erheblich beschränkte, König von
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Schweden Er schloß 1721 den Frieden von Nystad ab, in welchem Schweden Finnland zurückerhielt, aber die übrigen Ostseeprovinzen an Rußland abtrat. Ein neuer Krieg mit Rußland (1740) führte 1743 im Frieden von Abo den Verlust der finnländischen Provinz Kymengard herbei. Während Friedrichs Regierung dehnte sich der Handel des Landes über ganz Europa, bis nach China und Amerika aus; ein neues Zivil- und Kriminalgesetzbuch entstand, und die Akademie der Wissenschaften zu Stockholm erhielt die königliche Bestätigung. Durch den Tod seines Vaters (1730) ward er auch Landgraf von Hessen-Kassel, überließ aber die Regierung daselbst seinem Bruder Wilhelm. Er starb kinderlos, ihm folgte Adolf Friedrich von Holstein-Gottorp.
[Sizilien.]
69) Friedrich I. von Aragonien, König von Sizilien, dritter Sohn Peters von Aragonien und Konstanzes, der Tochter des Hohenstaufen Manfred, war Statthalter in Sizilien und wurde nach der Verzichtleistung seines ältern Bruders, Jakob, auf die Krone von Sizilien zu gunsten Karls II. von Anjou 1296 von den Sizilianern zum König gewählt. Es gelang ihm nicht nur, die Insel zu gleicher Zeit gegen den König von Neapel und den Papst Bonifacius VIII. zu verteidigen und in dem Frieden von Caltabellota 1302 die Anerkennung seiner Krone zu erzwingen, sondern er suchte auch die schweren Wunden des Landes zu heilen, beförderte die bürgerliche Betriebsamkeit und hielt den unruhigen Adel in Schranken. Bei dem Römerzug Kaiser Heinrichs VII. war er dessen treuer Bundesgenosse u. wurde von demselben zum Admiral ernannt; auch ward Friedrichs Sohn Peter mit Heinrichs Tochter Beatrix verlobt. Friedrich starb 1327. Noch bei seinem Leben hatte er seinen ältesten Sohn zum Mitregenten angenommen, der ihm als Peter II. folgte.
[Thüringen, s. oben »Meißen-Thüringen«, 32-37.]
[Württemberg.]
70) Friedrich I. Wilhelm Karl, König von Württemberg, Sohn des damals in preußischen Diensten stehenden Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg (1732-97) und der Sophia Dorothea von Brandenburg-Schwedt, geb. zu Treptow in Hinterpommern, erhielt seine Erziehung zum Teil in Lausanne, und schon damals nahm er eine Sympathie für französisches Wesen in sich auf. 1777 trat er in preußische Kriegsdienste und stieg im bayrischen Erbfolgekrieg bis zum Generalmajor. 1780 vermählte er sich mit der Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel, welche 1788 starb, nachdem sie ihm zwei Söhne (den nachherigen König Wilhelm I. und den Prinzen Paul) und eine Tochter (Katharina, die spätere Gemahlin des Königs Jérôme von Westfalen) geboren hatte.
Nach seiner Rückkehr aus Italien, wohin er seine Schwester und deren Gemahl, den Großfürsten Paul von Rußland, begleitet, wurde er von der Kaiserin Katharina II. 1783 als Generalleutnant und Generalgouverneur in Russisch-Finnland angestellt. Doch gab er den Posten 1787 auf und lebte nun erst zu Monrepos bei Lausanne, sodann zu Bodenheim bei Mainz und seit 1790 in Ludwigsburg. Nachdem sein Vater 1795 nach dem Ableben zweier Brüder ohne männliche Deszendenten zur Regierung in Württemberg gelangt war, nahm Friedrich den Titel Erbprinz an und stellte sich als solcher 1796 dem Eindringen der Franzosen entgegen.
Von der Übermacht jedoch zurückgedrängt, flüchtete er sich nach Ansbach und lebte dann eine Zeitlang in Wien und London, wo er sich mit der Tochter des Königs Georg III., Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde, vermählte, welche Ehe kinderlos blieb. 1797 kehrte er nach Stuttgart zurück und wurde nach seines Vaters Tod als Friedrich II. Herzog von Württemberg. Seine Verbindungen mit Österreich, Rußland und England, von welch letzterm er Subsidien bezog, brachten nach den Siegen der Franzosen dem Land große Verluste.
Nachdem er das ihm von Rußland gemachte Anerbieten, sein Stammland gegen das Kurfürstentum Hannover abzutreten, entschieden zurückgewiesen hatte, kehrte er nach dem Lüneviller Frieden nach Württemberg zurück, worauf nach dem Frieden von Amiens zu Paris ein besonderer Friedenstraktat zwischen Frankreich und Württemberg zu stande kam, infolge dessen 1803 Württemberg nicht nur die Kurwürde, sondern auch im Reichsdeputationshauptschluß eine angemessene Entschädigung für den Länderverlust am linken Rheinufer (Mömpelgard) erhielt, welche neuerworbenen Besitzungen Friedrich zu einem eignen Staat unter dem Namen Neuwürttemberg mit unabhängigen Regierungs- und Verwaltungsbehörden vereinigte.
In dem Krieg Frankreichs mit Österreich 1805 mußte er 8000 Mann gegen Österreich ins Feld stellen. Nach dem Preßburger Frieden erhielt Württemberg neue bedeutende Gebietsvergrößerung, worauf sich Friedrich zum König von Württemberg erklärte. Zugleich hob er in Altwürttemberg die von ihm beim Regierungsantritt beschworne Verfassung auf und organisierte Regierung und Verwaltung neu, wobei viele veraltete Mißbräuche beseitigt und manche vortreffliche Einrichtungen geschaffen wurden.
Mit dem Tod seines edlen und geistvollen Freundes, des Grafen von Zeppelin (1801), war sein guter Geist von ihm gewichen; unwürdige Günstlinge, wie der berüchtigte Graf von Dillen, benutzten die sinnlichen Begierden des Königs, um ihn zu beherrschen. Eine üppige Hofhaltung, an welcher besonders verarmte Adlige aus Mecklenburg ihren Unterhalt suchten, verschlang einen großen Teil der Einkünfte; die Abgaben stiegen aufs höchste und zerstörten den allgemeinen Wohlstand; Stempel, Zoll, Accise, Regien lähmten Handel, Gewerbe und Verkehr. Am drückendsten, besonders für die niedern Klassen des Volkes, war das Jagdwesen, das in der rücksichtslosesten Weise betrieben wurde.
Auch die Bildungsanstalten, wie die Universität Tübingen, mußten ganz nach den despotischen Launen des Königs eingerichtet werden. Das von ihm gegründete Militärinstitut für Bildung künftiger Offiziere mußte sogleich nach seinem Tod als seinem Zweck nicht entsprechend wieder aufgehoben werden. Im Innern regierte Friedrich ganz wie ein orientalischer Herrscher; in seiner äußern Politik war er ein eifriges Mitglied des Rheinbundes und getreuer Alliierter Napoleons, ohne sich jedoch zum gehorsamen Diener desselben zu erniedrigen.
Von Truppensendungen nach Spanien wußte er sich freizumachen. Dagegen nahm er an dem Kriege gegen Österreich 1809 thätigen Anteil, indem er nicht nur das württembergische Kontingent ins Feld rücken ließ, sondern auch persönlich einen Feldzug gegen die aufständischen Vorarlberger unternahm. Durch eine Reise nach Paris Ende 1809 erwarb er sich einen Länderzuwachs mit 110,000 Einw., so daß der Flächenraum des Königreichs auf mehr als 20,000 qkm mit 1,400,000 Einw. stieg. Auch nach Napoleons I. unglücklichem Feldzug nach Rußland, zu dem er ein Kontingent von 15,000 Mann stellte, blieb er dessen Sache unerschütterlich treu und setzte den General Normann ab, der mit zwei Kavallerieregimentern in der Schlacht bei Leipzig zu den Verbündeten übergegangen war. Erst nach dieser Schlacht näherte er sich den Verbündeten und erhielt durch den Vertrag zu Fulda
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seine sämtlichen Staaten und die Anerkennung seiner Unabhängigkeit garantiert. Auf dem Wiener Kongreß widersetzte er sich vergeblich mehreren Bestimmungen, durch welche er sich in seiner fürstlichen Souveränität beeinträchtigt glaubte, wußte aber durch seine Zähigkeit und Entschiedenheit jeden Gebietsverlust abzuwenden. Doch zögerte er mit seinem Beitritt zum Deutschen Bund bis zum Ein Verfassungsgesetz, das er seinem Land als Ordonnanz aufdringen wollte, ward von den Ständen durch allgemeine Akklamation verworfen, und ehe ein neuer Entwurf zur Beratung kam, starb Friedrich in Stuttgart.