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[Braunschweig.]
13) Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, jüngster Sohn des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand und der englischen Prinzessin Auguste, Neffe des Herzogs Friedrich August von Öls [* 2] und Bernstadt, geb. genoß eine militärische Erziehung und wurde schon 1782 zum Nachfolger seines Oheims ernannt. Nachdem er einige Zeit in Lausanne [* 3] zugebracht, trat er 1789 in preußische Kriegsdienste, ward Kapitän bei einem Infanterieregiment und wohnte den Feldzügen gegen Frankreich seit 1792 bei. Nach dem Baseler Frieden zum Generalmajor ernannt, wurde er nach dem Tod seines Oheims 1805 Herzog von Öls und Bernstadt. Er focht 1806 bei Auerstädt, [* 4] wo sein Vater tödlich verwundet ward. Mit dem Blücherschen Korps bei Lübeck [* 5] gefangen, gelangte er nach seines Vaters Tod zur Regierung, verlor aber durch Napoleons I. Machtspruch sein Erbland, das mit dem Königreich Westfalen [* 6] vereinigt wurde.
Beim Ausbruch des österreichisch-französischen Kriegs (1809) warb er in Böhmen [* 7] ein Freikorps, mit dem er in Sachsen [* 8] einfiel und, von einer Abteilung österreichischer Truppen unterstützt, Dresden [* 9] und Leipzig [* 10] nahm. Infolge des Waffenstillstandes von Znaim sich isoliert sehend, beschloß er, mit seiner kaum 1500 Mann starken Heldenschar auf britischem Boden eine Freistätte zu suchen. Von Zwickau [* 11] 25. Juli aufbrechend, bahnte er sich über Halberstadt, [* 12] wo er den westfälischen Obersten Wellingerode schlug und gefangen nahm, einen Weg nach Braunschweig, [* 13] warf in der Nähe dieser Stadt, bei dem Dorf Ölper, den General Reubel mit 6000 Mann Westfalen und eilte unter fortwährenden siegreichen Gefechten über Hannover [* 14] nach Nienburg [* 15] weiter, wo er über die Weser setzte.
Während sich ein Teil seines Korps gegen Bremen [* 16] wendete, setzte er seinen Marsch durch das Oldenburgische fort, bemächtigte sich zu Elsfleth einiger Handelsschiffe und Weserfahrzeuge, ging 7. Aug., nachdem er sich die nötigen Seeleute mit Gewalt verschafft, mit aufgezogener englischer Flagge unter Segel und erreichte glücklich Helgoland, [* 17] von wo englische Schiffe [* 18] ihn und seine Truppen nach England brachten. In England ward er mit Bewunderung aufgenommen und erhielt vom Parlament eine jährliche Pension von 7000 Pfd. Sterl. Sein Korps trat in englische Dienste [* 19] und wurde später in Portugal [* 20] und Spanien verwendet; 1813 in sein Land zurückgekehrt, ward er mit großem Jubel aufgenommen, entsprach aber als Regent nicht den Erwartungen, mit denen man ihn empfangen, und zerrüttete durch Errichtung eines Korps von 10,000 Mann die Finanzen des Landes vollends. Im J. 1815 zog er mit seinen Scharen abermals ins Feld und starb 16. Juni d. J. bei Quatrebras den Heldentod. Er war mit der Prinzessin Marie von Baden [* 21] vermählt.
Ihm folgte unter englischer Vormundschaft sein Sohn Karl. Im November 1874 wurde ihm zu Braunschweig ein Reiterstandbild, von Hänel, errichtet.
Vgl. »Skizze einer Lebensbeschreibung des Herzogs Friedrich Wilhelm« (anonym, Braunschw. 1814);
»Zur Erinnerung an Friedrich Wilhelm und seinen Zug von den Grenzen [* 22] Böhmens nach Elsfleth 1809« (Oldenb. 1859);
W. Müller, Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Öls in Liedern der Deutschen (Braunschw. 1843);
Spehr, Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig (2. Aufl., das. 1865).
[Dänemark] [* 23] 14) Friedrich I., »der Friedliebende«, König von Dänemark, jüngerer Sohn Christians I. aus dessen zweiter Ehe mit Dorothea von Brandenburg, [* 24] geb. wurde schon als Kind Kanonikus zu Köln, [* 25] kehrte aber nach dem Tod seines Vaters (1481) nach Dänemark zurück, um in Besitz der ihm zugefallenen Länder zu treten. Er hatte zuerst gemeinschaftlich mit seinem Bruder, dem König Johann, und unter dessen Vormundschaft Schleswig [* 26] und Holstein erhalten; nach seiner Volljährigkeit aber erfolgte 1490 eine Teilung, bei der Friedrich die eine Hälfte mit Schloß Gottorp erhielt.
Ein von beiden Brüdern gemeinsam unternommener Angriff auf die Dithmarschen wurde 1500 durch die Niederlage bei Hemmingstedt vereitelt. Dagegen ward Friedrich nach Vertreibung seines Neffen Christian II. 1523 von den dänischen Ständen zum König erwählt und 1524 auch von den Norwegern anerkannt. In Verbindung mit Gustav Wasa bekriegte er hierauf jenen und nahm ihn gefangen. Er war eifrig bemüht, den Wohlstand des Landes zugleich mit der königlichen Würde zu befestigen, begünstigte die Reformation, welcher er 1527 auf dem Reichstag zu Odense [* 27] Duldung zusicherte, wußte den Adel durch Verleihung vieler Vorrechte an sich zu fesseln und knüpfte die Hansestädte, besonders Lübeck, durch Bündnisse an sein Interesse. Er starb und hatte seinen Sohn Christian III. zum Nachfolger.
15) Friedrich II., König von Dänemark, Sohn Christians III. und der Dorothea von Sachsen Lauenburg, [* 28] geb. 1534, folgte seinem Vater 1559, nachdem er dem Adel bedeutende Zugeständnisse hatte machen müssen. Seine erste Regentenhandlung war die Unterjochung der Dithmarschen (s. d.), worauf er sich 1561 zu Kopenhagen [* 29] krönen ließ und öffentlich zur evangelischen Kirche übertrat. Bald darauf geriet er mit Schweden [* 30] in einen blutigen Krieg, der erst 1570 durch den Frieden von Stettin [* 31] sein Ende fand, infolgedessen sich Schweden aller Ansprüche auf Norwegen, Schonen, Gotland und Halland begab und 200,000 Thlr. an Dänemark zahlte, beide Reiche aber einander als unabhängig anerkannten. Friedrich hatte 1564 seinem Bruder Johann ansehnliche Besitzungen in Schleswig und Holstein überwacht und dadurch eine eigne Linie gestiftet; doch erhielt er dafür durch den Tod seines Oheims Johann die Hälfte von dessen Besitzungen in Schleswig und Holstein und 1570 die Anwartschaft auf sein Stammland Oldenburg. [* 32]
Unter seiner Regierung wurden die Finanzen verbessert, Ackerbau und Handel gehoben, die Privilegien der deutschen Hansa allmählich beschränkt oder abgeschafft, mehrere Bestimmungen in Bezug auf das Sundrecht getroffen und infolgedessen die Festungen Kronenborg und Frederiksborg erbaut. Auch die Wissenschaften, besonders die Astronomie, [* 33] begünstigte Friedrich. Er starb 1588 mit dem Ruf eines der ausgezeichnetsten Könige Dänemarks. Ihm folgte sein ältester Sohn, Christian IV., aus seiner Ehe mit Sophie von Mecklenburg. [* 34]
16) Friedrich III., König von Dänemark, zweiter Sohn Christians IV. und der Anna Katharina von Brandenburg, geb. ward als jüngerer Sohn 1619 Koadjutor von Verden [* 35] und 1626 von Osnabrück, [* 36] 1631 Koadjutor und 1634 Erzbischof von Bremen sowie Bischof von Verden. Übrigens war der Besitz dieser Würden wegen des Dreißigjährigen Kriegs ein sehr unsicherer und ging 1645 ganz verloren, als die Schweden Bremen und Verden in Besitz nahmen, die sie auch im Westfälischen Frieden behielten. Dagegen wurde Friedrich nach dem Tod seines ältern Bruders, des Kronprinzen Christian (1647), und seines Vaters nach Unterschreibung einer harten Wahlkapitulation zum König ernannt. Obgleich sich die Armee und die Flotte im schlechtesten Zustand befanden, erklärte er doch 1657, um die Gebiete jenseit des ¶
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Sundes wiederzuerobern, an Schweden den Krieg, da er den König Karl X. Gustav durch den Krieg in Polen beschäftigt glaubte. Als dieser aber Anfang Februar 1658 über das Eis der [* 38] Belte in Seeland eindrang und selbst Kopenhagen bedrohte, sah sich Friedrich genötigt, den Frieden von Roeskilde zu schließen, durch welchen er Schonen, Halland, Blekingen, Bohusland, die Inseln Bornholm und Hven und das Stift Drontheim an Schweden abtreten und die Souveränität des Herzogs von Holstein-Gottorp anerkennen mußte. Schon nach einigen Monaten aber brachen die Schweden den Frieden und belagerten im August Kopenhagen. Die Tapferkeit der Einwohner, an deren Spitze Friedrich selbst focht, eine holländische Hilfsflotte unter Opdam, die Vertreibung der Schweden von der Halbinsel durch die brandenburgischen, polnischen und kaiserlichen Hilfstruppen unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Sieg der alliierten Truppen bei Nyborg und der kurz darauf erfolgte Tod des Königs von Schweden retteten jedoch die Hauptstadt, und in dem den Roeskilder Frieden bestätigenden Vertrag von Kopenhagen erhielt Dänemark wenigstens Drontheim und Bornholm zurück. Friedrich berief hierauf einen Reichstag, um mit ihm über die Wiederherstellung der Finanzen, der Armee, der Marine und des Handels zu beraten.
Die Geistlichkeit und der Bürgerstand betrachteten als Mittel dazu die Demütigung des Adels und die Erhöhung der königlichen Macht, weshalb Dänemark für ein Erbreich in männlicher und weiblicher Linie und der König für völlig souverän erklärt wurde. Am ward ihm die beschlossene Souveränitätsakte überreicht, und unterzeichnete er das Königsgesetz, nach welchem in Dänemark und Norwegen eine völlig unumschränkte Monarchie hergestellt und der Reichsrat wie der Reichstag abgeschafft wurden; doch wagte man diese Neuerungen erst bei der Krönung des Nachfolgers bekannt zu machen. Im Besitz dieser unumschränkten Gewalt suchte Friedrich die materiellen Zustände in seinem Land möglichst zu verbessern; doch hatte er wiederholt den widerspenstigen Adel zu bekämpfen, gegen den er schonungslos einschritt. Ein Streit mit England 1666-67 hatte keine Bedeutung. Gegen das Ende seines Lebens überließ er sich kostspieligen alchimistischen Grübeleien und starb verschuldet Ihm folgte sein Sohn Christian V.
17) Friedrich IV., König von Dänemark, Sohn Christians V. und der Charlotte Amalie von Hessen-Kassel, geb. zu Kopenhagen, folgte seinem Vater 1699 in der Regierung. Seine erste Regentenhandlung war ein Einfall in Schleswig, um dem Herzog von Holstein-Gottorp die Souveränität wieder zu entreißen, zu welchem Zweck, sowie um die Gebiete jenseit des Sundes wiederzugewinnen, er sich mit August von Polen und dem Zar Peter I. verbündete; indes landete des Herzogs Schwager Karl XII. von Schweden plötzlich, durch eine englische und eine holländische Flotte unterstützt, auf Seeland, belagerte Kopenhagen und zwang Friedrich zu dem Vertrag von Travendal, in welchem dieser den Herzog von Gottorp zu entschädigen und Neutralität im Kriege gegen Schweden versprechen mußte.
Nachdem Friedrich 1701 zur Herstellung eines tüchtigen Heers 18,000 Bauern ausgehoben, schaffte er die Leibeigenschaft ab. Zugleich errichtete er eine Landmiliz. Um sein Heer im Krieg zu üben, gab er einen Teil desselben in den Sold der gegen Frankreich verbündeten Mächte. Im Juni 1709 schloß er zu Dresden ein Bündnis mit Sachsen gegen Schweden, infolge dessen er nach Karls XII. Niederlage bei Poltawa an Schweden den Krieg erklärte und mit 16,000 Mann nach Schweden übersetzte, wo er aber bei Helsingborg von dem schwedischen General Stenbock geschlagen wurde, worauf er in die Herzogtümer Bremen und Verden einfiel.
Als er sodann auch nach Pommern [* 39] vordrang, erlitt er bei Gadebusch von Stenbock nochmals eine Niederlage; doch gelang es ihm, mit Russen und Sachsen vereinigt, jenen, der in Holstein eingedrungen war und die Stadt Altona [* 40] verbrannt hatte, in der Festung [* 41] Tönningen zu belagern und zur Kapitulation zu zwingen, worauf Friedrich Holstein besetzte. Nach Karls XII. Tod schloß er zu Frederiksborg mit Schweden Frieden, in welchem er seine Eroberungen in Pommern abtrat, dafür aber 600,000 Thlr. und den Besitz des gottorpschen Anteils an Schleswig erhielt, während Bremen und Verden durch Kauf an Hannover kamen.
Auch einige andre Gebiete in Schleswig, wie die Grafschaft Ranzau, vereinigte er mit dem königlichen Anteil. In der nun folgenden Friedenszeit begünstigte Friedrich die Heidenmission, namentlich in Grönland, ließ das große Waisenhaus in Kopenhagen erbauen, errichtete die Kadettenschule daselbst, schuf 240 Dorfschulen auf seinen Domänen und begann den Wiederaufbau des 1728 fast ganz abgebrannten Kopenhagen. Unter seiner Regierung wurden in Westindien, [* 42] wo Dänemark schon seit 1671 die Insel St. Thomas besaß, 1719 St.-Jean und 1733 Ste.-Croix erworben. Bei seinem Tode, der zu Odense erfolgte, hinterließ er sein Land in einem blühenden Zustand. Sein ältester Sohn, Christian VI., folgte ihm.
18) Friedrich V., König von Dänemark, Sohn Christians VI. und der Sophia Magdalena von Brandenburg-Kulmbach, geb. folgte seinem Vater 1746. Er regierte, unterstützt durch den Minister H. E. v. Bernstorff, im Sinn des aufgeklärten Despotismus und im ganzen in wohlthätiger Weise. In äußere Verwickelungen kam er mit Rußland und Holstein. Als Peter III., Kaiser von Rußland, Enkel des von Friedrichs Großvater vertriebenen Herzogs von Holstein-Gottorp, 1762 mit Friedrich II. von Preußen [* 43] ein Bündnis schloß und seine Armee gegen Holstein marschieren ließ, brachte ein Heer von 60,000 Mann und eine Flotte von 22 Linienschiffen und 11 Fregatten zusammen, besetzte Travemünde und Lübeck und ließ sich von Hamburg [* 44] 1 Mill. Thlr. Kontribution bezahlen.
Doch ward Peter im Juli 1762 entthront, und Katharina II. schloß Frieden mit Dänemark. Indes veranlaßte die Vormundschaft über den jungen Herzog von Holstein-Gottorp, welche Katharina in Anspruch nahm, neue Mißhelligkeiten, die aber beseitigt wurden, als Friedrich einen Austausch der holstein-gottorpschen Besitzungen gegen Oldenburg und Delmenhorst vorschlug, der nach seinem Tod 1767 angenommen und 1773 in Ausführung gebracht ward. Friedrich widmete sich nun, vom Grafen H. E. v. Bernstorff unterstützt, der Belebung des Ackerbaues, des Handels und der Künste und Wissenschaften, verminderte die Abgaben, hob die auf mehreren Domänen wieder eingeführte Leibeigenschaft auf, erwarb die Nikobarischen Inseln und gab den Handel nach Amerika [* 45] frei. In Kopenhagen gründete er ein berühmt gewordenes Krankenhaus; [* 46] die Zeichenakademie daselbst verwandelte er in eine Akademie der bildenden Künste, stattete die Asiatische Kompanie mit großen Privilegien aus und sandte ¶