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übernahm, fand er sich den schwierigsten Aufgaben gegenüber: mit Preußen wollte Polen ihn nur unter den drückendsten Bedingungen belehnen, die klevischen Lande waren seit Jahren Schauplätze der Kämpfe zwischen Spaniern und Holländern und zumeist im Besitz der letztern, die Mark war gänzlich verwüstet und zu einem großen Teil von dem seit dem Prager Frieden feindlichen Schweden besetzt, während die kurfürstlichen Truppen geradezu den Gehorsam verweigerten und schlimmer als Feinde hausten.
Durch Klugheit und Energie überwand der junge Fürst alle diese Schwierigkeiten. Er erlangte 1641 die Belehnung mit Preußen, schloß mit Schweden einen Waffenstillstand, entließ die verwilderte Soldateska, bildete sich ein kleines, aber zuverlässiges Heer, mit dem er Frieden und Ordnung in den Marken aufrecht erhielt, und erwirkte für seine westlichen Lande wenigstens die Neutralität. Eifrig betrieb er nun das Zustandekommen des Westfälischen Friedens; er brachte demselben ein großes Opfer, indem er auf Vorpommern und die Mündungen der Oder zu gunsten Schwedens und damit auf seine auf rasche Entwickelung des Seehandels gerichteten Pläne verzichtete; von der pommerschen Erbschaft erhielt er bloß Hinterpommern sowie zur Entschädigung die Bistümer Halberstadt, Minden, Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg.
Auch war die Ausdehnung der Religionsfreiheit auf das reformierte Bekenntnis wesentlich dem Einfluß des Kurfürsten zu danken. Seine Bemühungen, in den nun folgenden Friedensjahren die Grundlagen eines geordneten Staatswesens zu legen, ein stehendes Heer zu errichten, die Finanzen zu regeln, die Privilegien der Stände zu beschränken, die Schäden des Kriegs zu heilen, Handel und Verkehr zu heben etc., wurden bereits 1655 durch den Ausbruch des schwedisch-polnischen Kriegs unterbrochen, in den der Kurfürst wider Willen verwickelt wurde.
Zwischen den kriegführenden Mächten eine selbständige Stellung zu behaupten, gelang ihm nur durch die größte Umsicht und kühne Wendungen in seiner Politik. Nachdem er an Schwedens Seite den Sieg bei Warschau (28.-30. Juli 1656) mit erfochten und von Karl X. Gustav die Anerkennung der Souveränität Preußens erlangt hatte, schloß er 1657, während der Schwedenkönig sich gegen Dänemark wendete, mit Polen unter Vermittelung des Königs Leopold von Ungarn, der des Kurfürsten Stimme für seine Kaiserwahl nötig hatte, den Vertrag von Wehlau welcher ihm die Souveränität Preußens sicherte. Er nahm nun an der großen Koalition gegen Schweden und an dem Krieg in Schleswig und Dänemark erfolgreichen Anteil, und der Friede von Oliva verschaffte Brandenburg allein von allen kriegführenden Staaten einen Gewinn in der Bestätigung der Unabhängigkeit Preußens von Polen.
Zwölf Jahre äußerer Ruhe waren dem Kurfürsten nun gegönnt, um das 1655 unterbrochene Werk fortzuführen. Zunächst galt es, die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften mit dem allgemeinen Staatsinteresse, welches eine einheitliche, geregelte Finanzwirtschaft und unbedingte Anerkennung und im Notfall militärische Aufrechthaltung der landesherrlichen Autorität verlangte, in Einklang zu bringen. Am leichtesten fügten sich die Stände der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten dagegen bereiteten die von Kleve und Preußen, wo die Selbständigkeitsbestrebungen an den benachbarten Republiken der Niederlande und Polens einen wirksamen Rückhalt suchten und fanden.
Heftig entbrannte namentlich der Kampf in Preußen, wo die Stände, als strenge Lutheraner auch im konfessionellen Gegensatz zum reformierten Kurfürsten, demselben namentlich die Anerkennung seiner Souveränität verweigerten und die Polen zum Schutz ihrer Privilegien aufriefen. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder, wie des Königsberger Schöppenmeisters Johannes Roth und der beiden Kalckstein, die Einheit der ständischen Opposition lockerten, gelang es dem Kurfürsten, der an der Spitze einer ansehnlichen Truppenmacht in Königsberg erschien, 1663 die Huldigung der Stände zu erhalten; Roth war verhaftet worden und starb nach 16jähriger Gefangenschaft; der General Kalckstein war gestorben, sein Sohn, der Oberst, flüchtete nach Polen, wurde von da mit Gewalt nach Preußen zurückgeschafft und 1672 wegen Hochverrats hingerichtet.
Durch die Einführung einer Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen gewann der Kurfürst nun die Mittel, um ein stehendes Heer zu unterhalten, das, aus den Regimentskadres gebildet, im Fall eines Kriegs durch Werbungen leicht auf 20,000 Mann gebracht werden konnte. Nach Möglichkeit suchte er den Wohlstand zu fördern durch Hebung des Ackerbaues, Urbarmachung von Wüstungen, Begünstigung der Einwanderung, Befreiung der Gewerbe und des Verkehrs von allerlei Schranken, wobei er freilich mit der Trägheit und Engherzigkeit der damaligen Zeit viel zu kämpfen hatte und auf viele Maßregeln verzichten mußte, weil die Unterthanen zu energischen Widerstand leisteten.
Zwischen den verschiedenen Konfessionen suchte er Frieden und Eintracht zu stiften und verbot den lutherischen Geistlichen das Gezänk auf den Kanzeln gegen die Reformierten. Am meisten lag ihm die Entwickelung eines lebhaften Binnen- und Seehandels am Herzen: der Bau des Müllroser Kanals, die Einrichtung einer Post, die Gründung einer Marine, die Anlegung von überseeischen Kolonien, die Errichtung einer afrikanischen Handelskompanie sollten diesem Zweck dienen.
Indes die Mittel des Kurfürsten waren zu beschränkt, die Armut des Landes zu groß und der Unternehmungsgeist der Geschäftsleute zu gering, als daß die Erfolge auch nur entfernt den großartigen Ideen des Kurfürsten entsprochen hätten, ebenso wie auch desselben wissenschaftliche und künstlerische Projekte nur zum geringsten Teil verwirklicht werden konnten. Dagegen legte er den Grund zu einem thätigen, intelligenten Beamtenstand und zu einem tapfern, ergebenen Offizierkorps, den beiden Hauptstützen des preußischen Staatsorganismus; im erstern zeichneten sich die beiden Freiherren v. Schwerin, die beiden Jena, Hoverbeck, Krockow, Meinders, Fuchs u. a. aus, im letztern Graf Waldeck, Sparr, Derfflinger, Fürst Anhalt, Schöning.
Trotz dieser rastlosen Thätigkeit im Innern verfolgte der Kurfürst mit eifrigster Teilnahme alle politischen Ereignisse im Osten und Westen Europas, und der Besitz seiner rheinischen Lande sowie sein allgemeines Interesse an der Unabhängigkeit Deutschlands und Europas und der Erhaltung der evangelischen Religion zogen ihn in die Verwickelungen hinein, welche der Ehrgeiz Ludwigs XIV. und dessen Streben nach dem Erwerb der spanischen Niederlande hervorriefen. Als dieser 1672 die Republik der Niederlande mit Übermacht überfiel, um diesen protestantischen Freistaat zu vernichten, zögerte der Kurfürst nicht, dem bedrohten Nachbarstaat zu Hilfe zu kommen, da er erkannte, daß von der Erhaltung dieses Bollwerkes auch die der deutschen Unabhängigkeit und der Religionsfreiheit abhänge. Um den Beistand wirksam zu
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machen, zog er den Kaiser mit in das Bündnis; da dieser sich indes in einem geheimen Vortrag mit Frankreich zur Neutralität verpflichtet hatte, so vereitelten die kaiserlichen Feldherren Montecuccoli und Bournonville in dem mit dem brandenburgischen Heer gemeinsam unternommenen Feldzug am Rhein und in Westfalen (1672-73) jeden feindlichen Zusammenstoß mit dem französischen Befehlshaber Turenne und verschafften diesem dadurch die Möglichkeit, tief in Westfalen einzudringen, so daß sich der Kurfürst genötigt sah, um seine westlichen Lande vor gänzlichem Ruin zu retten, vom Bündnis abzufallen und den übrigens günstigen Separatfrieden zu Vossem abzuschließen, ohne den Niederlanden mehr als eine indirekte Hilfe geleistet zu haben. Am schloß er sich allerdings von neuem der inzwischen sehr verstärkten Koalition gegen Frankreich an, aber auch der wieder in Gemeinschaft mit Bournonville unternommene Feldzug gegen Turenne im Winter 1674 auf 1675 endete statt mit Siegen und Eroberungen infolge der Uneinigkeit der Verbündeten mit dem kläglichen Rückzug aus dem Elsaß.
Durch den von Frankreich veranlaßten Einfall der Schweden in die Marken zum Schutz seiner Lande vom Rhein abberufen, stellte der Kurfürst durch den Überfall bei Rathenow und den Sieg bei Fehrbellin (28. Juni) den brandenburgischen Waffenruhm im strahlendsten Glanz wieder her, eroberte 1675-78 nach und nach sämtliche Festungen Vorpommerns, namentlich nach hartnäckigem Widerstand durch eine schwierige Belagerung das stark befestigte Stettin, und trieb in einem anstrengenden Winterfeldzug 1678-79 die in Preußen eingefallenen Schweden nach Livland zurück, mußte aber den Preis dieser Anstrengungen und Opfer (ohne durch Hilfsgelder unterstützt zu werden, brachte er sein Heer zeitweise auf 40,000 Mann), das seit 1648 kaum verschmerzte Vorpommern, im Frieden von St.-Germain wieder herausgeben, da ihn seine Verbündeten, die Niederlande und der eifersüchtige kaiserliche Hof, im Stiche ließen und er mit Dänemark allein dem übermächtigen Frankreich gegenüberstand.
Entrüstet über das Betragen seiner Verbündeten und jeden Widerstand gegen Ludwig XIV. für nutzlos haltend, schloß er sich nun eng an Frankreich an, verpflichtete sich sogar in einem geheimen Vertrag vom Ludwig XIV. bei einer neuen Kaiserwahl seine Stimme zu geben, und lehnte trotz der Reunionen und andrer Gewaltthätigkeiten Ludwigs jede Beteiligung an einer Koalition gegen den neuen Verbündeten hartnäckig ab. Im Gegenteil trat er gegen Spanien, das ihm die Zahlung der schuldigen Subsidien verweigerte, feindselig auf, indem er seine Flotte auf spanische Schiffe, wiewohl ohne großen Erfolg, Jagd machen ließ, geriet mit den Holländern ebenfalls über nicht gezahlte Hilfsgelder und über die in Guinea angelegten Kolonien in heftige Streitigkeiten und erhob an den Kaiser den Anspruch auf Entschädigung für seine Erbrechte auf Schlesien.
Doch als 1685 die großen Gefahren, die der evangelischen Religion drohten, offenbar wurden, in England ein katholischer König, Jakob II., den Thron bestieg, Ludwig XIV. durch die Aufhebung des Edikts von Nantes die Protestanten in seinem Reich unterdrücken wollte, vergaß der Kurfürst seine gerechten Beschwerden und schloß mit den Generalstaaten und dem Kaiser ein neues Bündnis, indem er gegen Abtretung des kleinen Schwiebuser Kreises auf seine schlesischen Erbansprüche verzichtete und sogar ein Hilfskorps von 8000 Mann gegen die Türken schickte.
Durch das Potsdamer Edikt vom lud er die aus Frankreich flüchtenden Protestanten zur Ansiedelung in seinen Staaten ein, und mehr als 15,000 folgten seinem Ruf und vergalten die gastliche Aufnahme mit der Begründung nützlicher Industriezweige, namentlich in Berlin. Den Ausbruch des neuen Kriegs mit Frankreich erlebte der Kurfürst nicht mehr. Er starb nach schwerem Todeskampf, aber im vollen Bewußtsein dessen, was er geleistet und was seinem Nachfolger zu thun noch übrigblieb, an der Brustwassersucht, die sich aus der Gicht entwickelt hatte, an welcher der Kurfürst seit langem gelitten.
Friedrich W. war bis in das Greisenalter eine stattliche Erscheinung: eine schöne Gestalt von würdiger Haltung, ein imposanter Kopf mit wallendem Haar, später langlockiger Perücke, einer Adlernase, strahlenden, geistvollen Augen. Sein Temperament war lebhaft und leicht erregbar bis zum Jähzorn, sein Benehmen liebenswürdig und wohlwollend gegen seine Umgebung, würdevoll gegen Fremde. Im Krieg lebte er einfach und teilte mit seinen Soldaten alle Mühen und Entbehrungen, im Frieden liebte er Pracht und Feierlichkeiten. Er war zweimal vermählt, 1646-67 mit Luise Henriette, Prinzessin von Oranien, von der ihn nur ein Sohn, der Kurprinz Friedrich, überlebte, seit 1668 mit der verwitweten Herzogin Dorothea von Lüneburg, gebornen Prinzessin von Holstein-Glücksburg, die ihm sieben Kinder gebar.
Der Wunsch des Kurfürsten, auch seine vier Söhne zweiter Ehe, Philipp (1669-1711), Karl (1672-95), Albrecht (1673-1731) und Christian (1677-1734), mit fürstlichem Besitz auszustatten, um den Bestand seiner Dynastie und die davon abhängige Erhaltung des neugegründeten Staats zu sichern, erweckte das Mißtrauen des Kurprinzen gegen die Stiefmutter, welche der letztere beschuldigte, in eigennützigem Interesse diesen Plan veranlaßt zu haben; über das Testament des Kurfürsten, welches hierüber Bestimmungen traf, entstanden häßliche Zwistigkeiten in der kurfürstlichen Familie, welche die letzten Jahre Friedrich Wilhelms verbitterten.
Auch sonst mußte er sich überzeugen, daß viele seiner Maßregeln keinen Erfolg gehabt, daß namentlich die kriegerische Politik seit 1672 viele Früchte seiner friedlichen Thätigkeit wieder zerstört hatte. Trotzdem ist das Ergebnis seiner langen, vielbewegten Regierung ein bedeutendes zu nennen, wenn man die Lage seiner Staaten 1640 mit der auswärtigen Stellung und der innern Organisation Brandenburgs 1688 vergleicht. Sein Reiterstandbild, ein Meisterwerk Schlüters, befindet sich auf der Langen Brücke zu Berlin.
Vgl. Pufendorf, De rebus gestis Friderici Wilhelmi (Berl. 1695);
L. v. Orlich, Geschichte des preußischen Staats im 17. Jahrhundert (das. 1838-39, 3 Bde.);
Derselbe, Friedrich W., der Große Kurfürst (das. 1836);
Förster, Geschichte Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten (4. Aufl., das. 1855);
Pierson, Der Große Kurfürst (das. 1873);
Kaehler, Der Große Kurfürst (das. 1875);
J. G. ^[Johann Gustav] Droysen, Geschichte der preußischen Politik, Teil 3: »Der Staat des Großen Kurfürsten« (2. Aufl., Leipz. 1870-72);
H. Peter, Der Krieg des Großen Kurfürsten gegen Frankreich 1672-75 (Halle 1870);
Moritz Meyer, Die Handwerkerpolitik des Großen Kurfürsten und König Friedrichs I. (Minden 1884);
»Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg« (Berl. 1864 ff., 10 Bde.);
ferner Volksschriften von Hiltl (Leipz. 1880), Stein (Halle 1885) u. a.
12) Friedrich III., Sohn des vorigen, erster König von Preußen, s. unten bei Preußen 49).
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[Braunschweig.]
13) Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, jüngster Sohn des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand und der englischen Prinzessin Auguste, Neffe des Herzogs Friedrich August von Öls und Bernstadt, geb. genoß eine militärische Erziehung und wurde schon 1782 zum Nachfolger seines Oheims ernannt. Nachdem er einige Zeit in Lausanne zugebracht, trat er 1789 in preußische Kriegsdienste, ward Kapitän bei einem Infanterieregiment und wohnte den Feldzügen gegen Frankreich seit 1792 bei. Nach dem Baseler Frieden zum Generalmajor ernannt, wurde er nach dem Tod seines Oheims 1805 Herzog von Öls und Bernstadt. Er focht 1806 bei Auerstädt, wo sein Vater tödlich verwundet ward. Mit dem Blücherschen Korps bei Lübeck gefangen, gelangte er nach seines Vaters Tod zur Regierung, verlor aber durch Napoleons I. Machtspruch sein Erbland, das mit dem Königreich Westfalen vereinigt wurde.
Beim Ausbruch des österreichisch-französischen Kriegs (1809) warb er in Böhmen ein Freikorps, mit dem er in Sachsen einfiel und, von einer Abteilung österreichischer Truppen unterstützt, Dresden und Leipzig nahm. Infolge des Waffenstillstandes von Znaim sich isoliert sehend, beschloß er, mit seiner kaum 1500 Mann starken Heldenschar auf britischem Boden eine Freistätte zu suchen. Von Zwickau 25. Juli aufbrechend, bahnte er sich über Halberstadt, wo er den westfälischen Obersten Wellingerode schlug und gefangen nahm, einen Weg nach Braunschweig, warf in der Nähe dieser Stadt, bei dem Dorf Ölper, den General Reubel mit 6000 Mann Westfalen und eilte unter fortwährenden siegreichen Gefechten über Hannover nach Nienburg weiter, wo er über die Weser setzte.
Während sich ein Teil seines Korps gegen Bremen wendete, setzte er seinen Marsch durch das Oldenburgische fort, bemächtigte sich zu Elsfleth einiger Handelsschiffe und Weserfahrzeuge, ging 7. Aug., nachdem er sich die nötigen Seeleute mit Gewalt verschafft, mit aufgezogener englischer Flagge unter Segel und erreichte glücklich Helgoland, von wo englische Schiffe ihn und seine Truppen nach England brachten. In England ward er mit Bewunderung aufgenommen und erhielt vom Parlament eine jährliche Pension von 7000 Pfd. Sterl. Sein Korps trat in englische Dienste und wurde später in Portugal und Spanien verwendet; 1813 in sein Land zurückgekehrt, ward er mit großem Jubel aufgenommen, entsprach aber als Regent nicht den Erwartungen, mit denen man ihn empfangen, und zerrüttete durch Errichtung eines Korps von 10,000 Mann die Finanzen des Landes vollends. Im J. 1815 zog er mit seinen Scharen abermals ins Feld und starb 16. Juni d. J. bei Quatrebras den Heldentod. Er war mit der Prinzessin Marie von Baden vermählt.
Ihm folgte unter englischer Vormundschaft sein Sohn Karl. Im November 1874 wurde ihm zu Braunschweig ein Reiterstandbild, von Hänel, errichtet.
Vgl. »Skizze einer Lebensbeschreibung des Herzogs Friedrich Wilhelm« (anonym, Braunschw. 1814);
»Zur Erinnerung an Friedrich Wilhelm und seinen Zug von den Grenzen Böhmens nach Elsfleth 1809« (Oldenb. 1859);
W. Müller, Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Öls in Liedern der Deutschen (Braunschw. 1843);
Spehr, Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig (2. Aufl., das. 1865).
[Dänemark] 14) Friedrich I., »der Friedliebende«, König von Dänemark, jüngerer Sohn Christians I. aus dessen zweiter Ehe mit Dorothea von Brandenburg, geb. wurde schon als Kind Kanonikus zu Köln, kehrte aber nach dem Tod seines Vaters (1481) nach Dänemark zurück, um in Besitz der ihm zugefallenen Länder zu treten. Er hatte zuerst gemeinschaftlich mit seinem Bruder, dem König Johann, und unter dessen Vormundschaft Schleswig und Holstein erhalten; nach seiner Volljährigkeit aber erfolgte 1490 eine Teilung, bei der Friedrich die eine Hälfte mit Schloß Gottorp erhielt.
Ein von beiden Brüdern gemeinsam unternommener Angriff auf die Dithmarschen wurde 1500 durch die Niederlage bei Hemmingstedt vereitelt. Dagegen ward Friedrich nach Vertreibung seines Neffen Christian II. 1523 von den dänischen Ständen zum König erwählt und 1524 auch von den Norwegern anerkannt. In Verbindung mit Gustav Wasa bekriegte er hierauf jenen und nahm ihn gefangen. Er war eifrig bemüht, den Wohlstand des Landes zugleich mit der königlichen Würde zu befestigen, begünstigte die Reformation, welcher er 1527 auf dem Reichstag zu Odense Duldung zusicherte, wußte den Adel durch Verleihung vieler Vorrechte an sich zu fesseln und knüpfte die Hansestädte, besonders Lübeck, durch Bündnisse an sein Interesse. Er starb und hatte seinen Sohn Christian III. zum Nachfolger.
15) Friedrich II., König von Dänemark, Sohn Christians III. und der Dorothea von Sachsen Lauenburg, geb. 1534, folgte seinem Vater 1559, nachdem er dem Adel bedeutende Zugeständnisse hatte machen müssen. Seine erste Regentenhandlung war die Unterjochung der Dithmarschen (s. d.), worauf er sich 1561 zu Kopenhagen krönen ließ und öffentlich zur evangelischen Kirche übertrat. Bald darauf geriet er mit Schweden in einen blutigen Krieg, der erst 1570 durch den Frieden von Stettin sein Ende fand, infolgedessen sich Schweden aller Ansprüche auf Norwegen, Schonen, Gotland und Halland begab und 200,000 Thlr. an Dänemark zahlte, beide Reiche aber einander als unabhängig anerkannten. Friedrich hatte 1564 seinem Bruder Johann ansehnliche Besitzungen in Schleswig und Holstein überwacht und dadurch eine eigne Linie gestiftet; doch erhielt er dafür durch den Tod seines Oheims Johann die Hälfte von dessen Besitzungen in Schleswig und Holstein und 1570 die Anwartschaft auf sein Stammland Oldenburg.
Unter seiner Regierung wurden die Finanzen verbessert, Ackerbau und Handel gehoben, die Privilegien der deutschen Hansa allmählich beschränkt oder abgeschafft, mehrere Bestimmungen in Bezug auf das Sundrecht getroffen und infolgedessen die Festungen Kronenborg und Frederiksborg erbaut. Auch die Wissenschaften, besonders die Astronomie, begünstigte Friedrich. Er starb 1588 mit dem Ruf eines der ausgezeichnetsten Könige Dänemarks. Ihm folgte sein ältester Sohn, Christian IV., aus seiner Ehe mit Sophie von Mecklenburg.
16) Friedrich III., König von Dänemark, zweiter Sohn Christians IV. und der Anna Katharina von Brandenburg, geb. ward als jüngerer Sohn 1619 Koadjutor von Verden und 1626 von Osnabrück, 1631 Koadjutor und 1634 Erzbischof von Bremen sowie Bischof von Verden. Übrigens war der Besitz dieser Würden wegen des Dreißigjährigen Kriegs ein sehr unsicherer und ging 1645 ganz verloren, als die Schweden Bremen und Verden in Besitz nahmen, die sie auch im Westfälischen Frieden behielten. Dagegen wurde Friedrich nach dem Tod seines ältern Bruders, des Kronprinzen Christian (1647), und seines Vaters nach Unterschreibung einer harten Wahlkapitulation zum König ernannt. Obgleich sich die Armee und die Flotte im schlechtesten Zustand befanden, erklärte er doch 1657, um die Gebiete jenseit des
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Sundes wiederzuerobern, an Schweden den Krieg, da er den König Karl X. Gustav durch den Krieg in Polen beschäftigt glaubte. Als dieser aber Anfang Februar 1658 über das Eis der Belte in Seeland eindrang und selbst Kopenhagen bedrohte, sah sich Friedrich genötigt, den Frieden von Roeskilde zu schließen, durch welchen er Schonen, Halland, Blekingen, Bohusland, die Inseln Bornholm und Hven und das Stift Drontheim an Schweden abtreten und die Souveränität des Herzogs von Holstein-Gottorp anerkennen mußte. Schon nach einigen Monaten aber brachen die Schweden den Frieden und belagerten im August Kopenhagen. Die Tapferkeit der Einwohner, an deren Spitze Friedrich selbst focht, eine holländische Hilfsflotte unter Opdam, die Vertreibung der Schweden von der Halbinsel durch die brandenburgischen, polnischen und kaiserlichen Hilfstruppen unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Sieg der alliierten Truppen bei Nyborg und der kurz darauf erfolgte Tod des Königs von Schweden retteten jedoch die Hauptstadt, und in dem den Roeskilder Frieden bestätigenden Vertrag von Kopenhagen erhielt Dänemark wenigstens Drontheim und Bornholm zurück. Friedrich berief hierauf einen Reichstag, um mit ihm über die Wiederherstellung der Finanzen, der Armee, der Marine und des Handels zu beraten.
Die Geistlichkeit und der Bürgerstand betrachteten als Mittel dazu die Demütigung des Adels und die Erhöhung der königlichen Macht, weshalb Dänemark für ein Erbreich in männlicher und weiblicher Linie und der König für völlig souverän erklärt wurde. Am ward ihm die beschlossene Souveränitätsakte überreicht, und unterzeichnete er das Königsgesetz, nach welchem in Dänemark und Norwegen eine völlig unumschränkte Monarchie hergestellt und der Reichsrat wie der Reichstag abgeschafft wurden; doch wagte man diese Neuerungen erst bei der Krönung des Nachfolgers bekannt zu machen. Im Besitz dieser unumschränkten Gewalt suchte Friedrich die materiellen Zustände in seinem Land möglichst zu verbessern; doch hatte er wiederholt den widerspenstigen Adel zu bekämpfen, gegen den er schonungslos einschritt. Ein Streit mit England 1666-67 hatte keine Bedeutung. Gegen das Ende seines Lebens überließ er sich kostspieligen alchimistischen Grübeleien und starb verschuldet Ihm folgte sein Sohn Christian V.
17) Friedrich IV., König von Dänemark, Sohn Christians V. und der Charlotte Amalie von Hessen-Kassel, geb. zu Kopenhagen, folgte seinem Vater 1699 in der Regierung. Seine erste Regentenhandlung war ein Einfall in Schleswig, um dem Herzog von Holstein-Gottorp die Souveränität wieder zu entreißen, zu welchem Zweck, sowie um die Gebiete jenseit des Sundes wiederzugewinnen, er sich mit August von Polen und dem Zar Peter I. verbündete; indes landete des Herzogs Schwager Karl XII. von Schweden plötzlich, durch eine englische und eine holländische Flotte unterstützt, auf Seeland, belagerte Kopenhagen und zwang Friedrich zu dem Vertrag von Travendal, in welchem dieser den Herzog von Gottorp zu entschädigen und Neutralität im Kriege gegen Schweden versprechen mußte.
Nachdem Friedrich 1701 zur Herstellung eines tüchtigen Heers 18,000 Bauern ausgehoben, schaffte er die Leibeigenschaft ab. Zugleich errichtete er eine Landmiliz. Um sein Heer im Krieg zu üben, gab er einen Teil desselben in den Sold der gegen Frankreich verbündeten Mächte. Im Juni 1709 schloß er zu Dresden ein Bündnis mit Sachsen gegen Schweden, infolge dessen er nach Karls XII. Niederlage bei Poltawa an Schweden den Krieg erklärte und mit 16,000 Mann nach Schweden übersetzte, wo er aber bei Helsingborg von dem schwedischen General Stenbock geschlagen wurde, worauf er in die Herzogtümer Bremen und Verden einfiel.
Als er sodann auch nach Pommern vordrang, erlitt er bei Gadebusch von Stenbock nochmals eine Niederlage; doch gelang es ihm, mit Russen und Sachsen vereinigt, jenen, der in Holstein eingedrungen war und die Stadt Altona verbrannt hatte, in der Festung Tönningen zu belagern und zur Kapitulation zu zwingen, worauf Friedrich Holstein besetzte. Nach Karls XII. Tod schloß er zu Frederiksborg mit Schweden Frieden, in welchem er seine Eroberungen in Pommern abtrat, dafür aber 600,000 Thlr. und den Besitz des gottorpschen Anteils an Schleswig erhielt, während Bremen und Verden durch Kauf an Hannover kamen.
Auch einige andre Gebiete in Schleswig, wie die Grafschaft Ranzau, vereinigte er mit dem königlichen Anteil. In der nun folgenden Friedenszeit begünstigte Friedrich die Heidenmission, namentlich in Grönland, ließ das große Waisenhaus in Kopenhagen erbauen, errichtete die Kadettenschule daselbst, schuf 240 Dorfschulen auf seinen Domänen und begann den Wiederaufbau des 1728 fast ganz abgebrannten Kopenhagen. Unter seiner Regierung wurden in Westindien, wo Dänemark schon seit 1671 die Insel St. Thomas besaß, 1719 St.-Jean und 1733 Ste.-Croix erworben. Bei seinem Tode, der zu Odense erfolgte, hinterließ er sein Land in einem blühenden Zustand. Sein ältester Sohn, Christian VI., folgte ihm.
18) Friedrich V., König von Dänemark, Sohn Christians VI. und der Sophia Magdalena von Brandenburg-Kulmbach, geb. folgte seinem Vater 1746. Er regierte, unterstützt durch den Minister H. E. v. Bernstorff, im Sinn des aufgeklärten Despotismus und im ganzen in wohlthätiger Weise. In äußere Verwickelungen kam er mit Rußland und Holstein. Als Peter III., Kaiser von Rußland, Enkel des von Friedrichs Großvater vertriebenen Herzogs von Holstein-Gottorp, 1762 mit Friedrich II. von Preußen ein Bündnis schloß und seine Armee gegen Holstein marschieren ließ, brachte ein Heer von 60,000 Mann und eine Flotte von 22 Linienschiffen und 11 Fregatten zusammen, besetzte Travemünde und Lübeck und ließ sich von Hamburg 1 Mill. Thlr. Kontribution bezahlen.
Doch ward Peter im Juli 1762 entthront, und Katharina II. schloß Frieden mit Dänemark. Indes veranlaßte die Vormundschaft über den jungen Herzog von Holstein-Gottorp, welche Katharina in Anspruch nahm, neue Mißhelligkeiten, die aber beseitigt wurden, als Friedrich einen Austausch der holstein-gottorpschen Besitzungen gegen Oldenburg und Delmenhorst vorschlug, der nach seinem Tod 1767 angenommen und 1773 in Ausführung gebracht ward. Friedrich widmete sich nun, vom Grafen H. E. v. Bernstorff unterstützt, der Belebung des Ackerbaues, des Handels und der Künste und Wissenschaften, verminderte die Abgaben, hob die auf mehreren Domänen wieder eingeführte Leibeigenschaft auf, erwarb die Nikobarischen Inseln und gab den Handel nach Amerika frei. In Kopenhagen gründete er ein berühmt gewordenes Krankenhaus; die Zeichenakademie daselbst verwandelte er in eine Akademie der bildenden Künste, stattete die Asiatische Kompanie mit großen Privilegien aus und sandte
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1761 eine Gesellschaft Gelehrter nach Ägypten und Asien. Auch zog er viele deutsche und französische Künstler und Gelehrte nach Kopenhagen. Klopstock, dem er einen Jahresgehalt aussetzte, widmete ihm seinen »Messias«. Friedrich starb nach langem Siechtum Die Asiatische Kompanie ließ ihm durch Sally eine prächtige Reiterstatue errichten. Ihm folgte sein Sohn Christian VII.
19) Friedrich VI., König von Dänemark, Sohn Christians VII. und der Königin Karoline Mathilde, geb. ward anfangs unter der Leitung Struensees, nach dessen Sturz 1772 unter der Aufsicht seiner Großmutter, der Königin-Witwe Juliane, und seines Stiefoheims Friedrich erzogen und von allen Geschäften fern gehalten; doch erzwang er nachdem er sich der Person seines schwachsinnigen Vaters bemächtigt hatte, seine Ernennung zum Mitregenten. In dieser Eigenschaft erwarb er sich durch Abstellung vieler Gebrechen in der Verwaltung die Liebe seines Volkes.
Vollkommene Preßfreiheit ward gestattet, die gänzliche Aufhebung der Leibeigenschaft dekretiert und die des Sklavenhandels für die dänischen Kolonien beschlossen, die bürgerliche Stellung der Juden gehoben. Die Verbesserung der Rechtspflege, des Heer- und Volksunterrichtswesens, die Förderung des Ackerbaues und Handels und die Regulierung der Finanzen waren weitere Gegenstände seiner Thätigkeit, bei welcher der Graf A. P. v. Bernstorff, den Friedrich gleich 1784 berufen hatte, die Seele der Reformen war.
Nach dessen Tod aber, 1797, schlug Friedrich, der seitdem nur mittelmäßige Kräfte in seinen Rat zog, in den Napoleonischen Kriegen eine unglückliche Politik ein. Während Bernstorff in den Zeiten der Revolution eine achtunggebietende Neutralität behauptet hatte, trat Friedrich 1801 der nordischen bewaffneten Neutralität bei und besetzte Lübeck und Hamburg, weshalb (2. April) eine englische Flotte vor Kopenhagen erschien und Dänemark zum Waffenstillstand nötigte. Das Bombardement Kopenhagens im Sommer 1807 und die Wegnahme der ganzen dänischen Flotte war eine weitere Folge der dänischen Politik. Friedrich, seit dem Tod seines Vaters (1808) König, schloß darauf mit Napoleon ein Bündnis, trat dem Kontinentalsystem bei und unterstützte Frankreich mit seinen Truppen. 1814 zum Kieler Frieden genötigt, mußte er Norwegen an Schweden abtreten, wofür er Lauenburg erhielt, wohnte dann dem Kongreß zu Wien bei, ließ sich 1815 in Kopenhagen krönen und ward wegen Holsteins und Lauenburgs Mitglied des Deutschen Bundes.
Eine neue Kriegsflotte ward gebaut, neue Häfen wurden eingerichtet u. Chausseen angelegt; der Handel erfreute sich eines fortdauernden Gedeihens. Dagegen wurde die bereits seit 1799 eingeschränkte Presse sehr streng überwacht, wie denn Friedrich überhaupt jeder Beschränkung seiner absoluten Macht hartnäckig widerstrebte. Erst infolge der Julirevolution von 1830 wurden durch Gesetz vom und beratende Provinzialstände eingeführt, von denen wenigstens ein Anstoß zu Reformen in der Verwaltung und Gesetzgebung ausging. Friedrich starb worauf Christian VIII. in der Regierung folgte. Er war vermählt mit Sophie Friederike von Hessen-Kassel, die ihm zwei Töchter schenkte, welche die Prinzen Ferdinand und Friedrich Karl Christian von Dänemark heirateten.
Vgl. Giessing, Zur Regierungsgeschichte Friedrichs VI. (bearbeitet von Jenssen-Tusch, Kiel 1851-52, 2 Bde.).
20) Friedrich VII. Karl Christian, König von Dänemark, ältester Sohn des Königs Christian VIII. und der Prinzessin Charlotte Friederike von Mecklenburg-Schwerin, geb. vermählte sich 1828 mit der Prinzessin Wilhelmine Marie von Dänemark, sodann, nach Lösung dieser Ehe, 1841 mit Karoline, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, und, nachdem auch diese kinderlose Ehe 1846 geschieden worden (die Königin starb in Neustrelitz), 1850 morganatisch mit Demoiselle Rasmussen, die er zur Gräfin Danner erhob. Am folgte er seinem Vater auf dem dänischen Thron, und schon 28. Jan. veröffentlichte er die Gesamtstaatsverfassung für die ganze Monarchie mit Einschluß Schleswigs und Holsteins, wodurch die Erhebung der Herzogtümer hervorgerufen wurde, deren Resultat infolge der traurigen Haltung des deutschen Bundestags das Londoner Protokoll vom war, welches den Prinzen Christian von Glücksburg zum Thronfolger in der ganzen Monarchie ernannte.
In den unterworfenen Herzogtümern ließ Friedrich jetzt die rücksichtsloseste Unterdrückung des Deutschtums geschehen. Dagegen war er in Dänemark aus ebendiesem Grund populär, um so mehr als er durch das Staatsgrundgesetz vom die dänische Verfassung auf entschieden demokratische Grundlagen stellte. Persönlich bekümmerte sich übrigens Friedrich wenig um die Politik und überließ als konstitutioneller König und Anhänger der eiderdänischen Partei die Staatsleitung ganz den eiderdänischen Ministern.
Seine liebste Beschäftigung war die Erforschung der vaterländischen Altertümer, welcher er mit unausgesetzter Thätigkeit oblag. Er war Vorsitzender der Königlichen und Nordischen Altertumsgesellschaft zu Kopenhagen. In den Schriften dieser letztern hat er auch wiederholt Abhandlungen veröffentlicht, von denen eine »Über den Bau der Riesenbetten der Vorzeit« 1857 in besonderm Abdruck erschienen ist. Der größte Teil seiner Sammlungen ging durch den Brand seines Lieblingsaufenthalts, des Schlosses Frederiksborg auf Seeland, 1859 zu Grunde.
Was übrigblieb, ist nach seinem Tod in das Museum nordischer Altertümer zu Kopenhagen gekommen. Friedrich starb unerwartet auf dem schleswigschen Schloß Glücksburg, auf dem er einen Teil des Herbstes zuzubringen pflegte. Mit ihm erlosch die ältere Linie des Hauses, und es folgte ihm in Dänemark der Prinz Christian von Glücksburg als König Christian IX.
Vgl. Giessing, Kong Frederik VII Ungdoms- og Regjeringshistorie (Kopenh. 1865);
Thorsoe, Kong Frederik den syvendes Regjering (das. 1885).
[Hessen.]
21) Friedrich II., Landgraf von Hessen, Sohn des Landgrafen Wilhelm VIII., geb. ward in Genf erzogen, kämpfte als General im hessischen Heer im österreichischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen, 1745-46 in Schottland gegen den Stuartschen Prätendenten, trat 1749 in Köln heimlich zur katholischen Religion über, wurde, als sein Vater von der Konversion erfuhr, 1754 zur Assekurationsakte gezwungen, welche die reformierte Religion in Hessen sicherte, ging 1756 in preußische Dienste und folgte 1760 seinem Vater in der Regierung.
Berüchtigt machte er sich durch seinen Menschenhandel, indem er im nordamerikanischen Krieg nach und nach 17,000 Hessen gegen 22 Mill. Thlr. in britischen Sold gab. Er liebte übrigens Künste und Wissenschaften, gründete das Museum Fridericianum, stiftete die Akademie der Künste und that viel für die Verschönerung Kassels. Er starb
Vgl. Pfister, Landgraf Friedrich II. und sein Hessen (Kassel 1879);
Kapp, Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika (2. Aufl., Berl. 1875).
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22) Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Hessen, einziger Sohn des Kurfürsten Wilhelm II. und der Prinzessin Auguste, Tochter Friedrich Wilhelms II. von Preußen, geb. zu Hanau, studierte in Marburg und Leipzig und hielt sich sodann, mit seinem Vater infolge von dessen Verhältnis zu Emilie Ortlöpp auf gespanntem Fuß lebend, teils in Bonn, teils in Marburg auf. Als im Januar 1831 die kurfürstliche Mätresse durch einen Tumult aus Kassel vertrieben worden und Wilhelm II. ihr nach Hanau gefolgt war, übertrug dieser Friedrich W. nicht allein die Mitregentschaft, sondern auch einstweilen die alleinige Regierung.
Durch manche Einschränkungen im Hofhaushalt und andre zweckmäßige Maßregeln war Friedrich W. eine Zeitlang populär. Seine morganatische Ehe mit Gertrud Falkenstein, der geschiedenen Frau eines preußischen Leutnants, Lehmann, die er 1831 zur Gräfin von Schaumburg und 1833 zur Fürstin von Hanau (s. d.) erhob, gab zuerst, da die seit 1831 nach Kassel zurückgekehrte Kurfürstin diese Verbindung nicht anerkennen wollte, zu Unruhen Veranlassung. Friedrich W. lenkte unter Hassenpflugs Einfluß bald in eine ganz reaktionäre Strömung ein, und seine Regierung war ein fortwährender, auf schikanöse Weise geführter Kampf mit der Landesvertretung, die zuletzt sich gar nicht mehr geltend machen konnte. Nachdem Friedrich W., nach dem Tod seines Vaters Kurfürst geworden, einen verunglückten Versuch gemacht, sich seiner Verbindlichkeit der Verfassung gegenüber zu entledigen, zwangen ihn die Ereignisse von 1848, die Forderungen des stürmisch mahnenden Volkes zu gewähren und aus den Mitgliedern der konstitutionellen Opposition das Ministerium Eberhard zu bilden.
Kaum aber hatte die Reaktion wieder festen Fuß in Deutschland gefaßt, als der Kurfürst das Ministerium entließ und Hassenpflug wieder berief. Hierauf wurde mit energischen Gewaltmaßregeln gegen das Land vorgegangen; als dieselben keinen Erfolg hatten, ging Friedrich W. nach Bockenheim und rief den Bund um Hilfe an, der dann auch durch Exekutionstruppen den Widerstand des Volkes brach. Darauf kehrte der Kurfürst nach Kassel zurück. Die Verfassung von 1831 ward aufgehoben und eine neue oktroyiert, die das Zweikammersystem adoptierte.
Doch dauerten die Streitigkeiten zwischen Regierung und Ständen fort, auch als der in seinen Launen unberechenbare Kurfürst 1855 sein getreues Werkzeug Hassenpflug entlassen hatte. Trotz der Mahnungen Preußens, den Wünschen des Volkes durch Wiederherstellung der Verfassung von 1831 nachzugeben, oktroyierte er Kurhessen eine neue Verfassung, die mit 1. Juli Kraft treten sollte; doch entschied der Ausfall der Wahlen für die Kammer dreimal nacheinander gegen dieselbe, indem sie nur unter Vorbehalt der Verfassung von 1831 zu stande kamen.
Endlich glaubten Preußen und auch Österreich gegen das Willkürregiment des Kurfürsten einschreiten zu müssen. Ein eigenhändiges Schreiben des Königs von Preußen an letztern ward aber von demselben in einer solchen Weise aufgenommen, daß Preußen als Genugthuung Entlassung des kurhessischen Ministeriums forderte und, da diese verweigert wurde, zwei Armeekorps kriegsbereit machte. Erst jetzt fügte sich der Kurfürst dem am erfolgten Bundesbeschluß; das Ministerium ward entlassen und die Verfassung von 1831 wiederhergestellt.
Doch suchte der eigensinnige Fürst dem Volk nach Kräften die Freude am Sieg zu verbittern. Bei den Kämpfen zwischen Preußen und Österreich stand Friedrich W. stets zum letztern und weigerte sich 1866 auch nach Besetzung Kassels, dem neuen preußischen Bund beizutreten. Da er trotzdem ruhig in seiner Residenz ausharrte, wurde er 23. Juni als Staatsgefangener nach Stettin gebracht. Nach dem Prager Frieden und der definitiven Annexion Kurhessens durch Preußen wurde zwischen diesem und dem Kurfürsten in Stettin ein Vertrag abgeschlossen, in welchem letzterer, ohne jedoch auf seine Hoheitsrechte definitiv zu verzichten, gegen eine finanzielle Abfindung seine Unterthanen von den Pflichten gegen ihn entband.
Seine durch Denkschriften u. dgl. fortgesetzten Agitationen gegen die preußische Herrschaft in Hessen waren jedoch der Anlaß, daß über das ihm zur Nutznießung abgetretene Fideikommißvermögen von Preußen 1869 die Sequestration verhängt wurde. Auch die Ereignisse 1870/71 erschütterten den Kurfürsten nicht in seiner Zuversicht auf die Wiederherstellung seines Throns, und unversöhnt mit Preußen starb er in Prag, nachdem er die letzten Jahre auf seinen Besitzungen zu Horzowitz in Böhmen gelebt hatte. Er hinterließ seine Witwe, die Fürstin von Hanau, mit sechs Söhnen und drei Töchtern, die den Titel ihrer Mutter führen und das beträchtliche Privatvermögen erbten; das Anrecht an das Hausfideikommiß ging auf den Landgrafen Friedrich von Hessen über.
23) Friedrich II., Landgraf von Hessen-Homburg (der »Prinz von Homburg«),
geb. als fünfter Sohn des Landgrafen Friedrich I., besuchte die Akademie in Genf, bereiste dann Italien und Frankreich, trat 1654 in schwedische Dienste und nahm unter König Karl Gustav am Kriege gegen Polen und Dänemark teil. Vor Kopenhagen ward ihm das linke Bein zerschmettert; von dem künstlichen Bein mit silbernen Gelenken, welches er seitdem trug, erhielt er den Beinamen »mit dem silbernen Beine«. Nachdem er sich 1661 mit der bereits bejahrten Gräfin Margarete Brahe, Witwe des Grafen Johann Oxenstierna, vermählt hatte, verließ er den schwedischen Dienst und kaufte sich von dem Vermögen seiner Gemahlin, die schon 1669 starb, bedeutende Güter. 1670 verheiratete er sich zum zweitenmal mit Luise von Kurland, einer Base des Großen Kurfürsten, trat von der lutherischen zur reformierten Konfession über und wurde zum brandenburgischen General der Kavallerie ernannt.
Seinen Kriegsruhm begründete er 1675 bei Fehrbellin, wo er mit der Vorhut den Kampf glücklich eröffnete. Nach dem Tod seines ältern Bruders, Georg Christian, übernahm er 1681 die Regierung von Homburg, baute das Schloß daselbst und suchte durch Aufnahme flüchtiger Hugenotten und Waldenser Einwohnerzahl, Gewerbthätigkeit und Wohlstand des Landes zu heben. Nach dem Tod seiner zweiten Gemahlin (1690) vermählte er sich zum drittenmal 1691 mit Sophie Sibylle von Leiningen und starb Von seinen 15 Kindern überlebten ihn 7; sein Nachfolger ward Friedrich Jakob. Sein entschlossener und praktischer Sinn steht zu dem romantischen »Prinzen von Homburg« Kleists allerdings in Widerspruch.
Vgl. Hamel, Friedrich II., mit dem silbernen Bein, Landgraf von Hessen-Homburg (Berl. 1861).
[Hohenzollern.]
24) Friedrich. Franz Xavier, Prinz von Hohenzollern-Hechingen, österreich. Feldmarschall, geb. zu Gheule bei Maastricht, trat 1773 in holländische, bald darauf aber in österreichische Dienste, deckte 1788 mit seinem Kürassierregiment die Festung Belgrad gegen die Türken, befehligte in dem Revolutionskrieg von 1793 bis 1795 fast ununterbrochen die Vorhut des verbündeten Heers und wohnte den Schlachten von Neerwinden und
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Wattignies sowie den Kämpfen um Charleroi mit Auszeichnung bei. Im J. 1796 als Generalmajor nach Italien beordert, zeichnete er sich bei Mantua aus und behauptete bei Caldiero die die Ebene beherrschenden Hügel San Mattia und Rocca gegen die Franzosen. Dagegen mißlang die Entsetzung Mantuas, und der Prinz mußte nach dem blutigen Kampf bei dem Lustschloß Favorite kapitulieren. Nach dem Frieden von Campo Formio 1797 erhielt er den Oberbefehl über die Provinzen Treviso und Belluno, rettete nach Wiederausbruch des Kriegs 1799 Verona, nahm die Festung Pizzighettone, trieb den über den Monte Cenere vordringenden Feind zurück, zwang Mailand zur Übergabe, rückte hierauf vor Modena, hemmte den Zug des französischen Generals Macdonald und machte es dadurch den verbündeten Feldherren möglich, sich zu vereinigen und Moreau und Macdonald getrennt zu schlagen.
Hierauf erstürmte er Soults Verschanzungen an der Bocchetta und deckte so die Belagerung Genuas, bei welcher er tapfer mitkämpfte. Nach der Übergabe hielt er die Stadt besetzt, bis infolge des Vertrags von Alessandria die Räumung Genuas erfolgte. Mit dem Hauptheer wieder vereinigt, leitete er 25. Sept. die Schlacht von Bozzolo, schloß dann die beiden Waffenstillstände, welche dem Lüneviller Frieden vorangingen, ab und ward nach dem Frieden Militärkommandant von Westgalizien mit dem Sitz in Krakau. 1805 befehligte er ein Korps, ohne jedoch Hervorragendes zu leisten.
Bei dem Feldzug von 1809 rückte er nach den unglücklichen Gefechten bei Regensburg über Furth nach der nordwestlichen Grenze Böhmens. Infolge seiner bei Aspern bewiesenen Tapferkeit erhielt er bei Wagram den Befehl über das Zentrum, deckte nach dem Verlust dieser Schlacht den Rückzug und ward nach dem Friedensschluß zum Befehlshaber in Innerösterreich ernannt. 1812 kommandierte er das in Galizien zusammengezogene Reservekorps bis zum Frühjahr 1813 und 1815 die zweite deutsche Heeresabteilung, mit welcher er das von Rapp besetzte Straßburg einschloß, worauf er auf seinen Posten als Kommandant in Innerösterreich nach Graz zurückkehrte. Im J. 1825 zum Präsidenten des Hofkriegsrats, 1826 zum Kapitän der ersten Arcierengarde und 1830 zum Feldmarschall ernannt, starb er in Wien.
Vgl. v. Smola, Das Leben des Feldmarschalls Prinzen Friedrich. Franz Xavier zu Hohenzollern-Hechingen (Wien 1845).
25) Friedrich Wilhelm Konstantin, Fürst von Hohenzollern-Hechingen, geb. leitete bei der Kränklichkeit seines Vaters seit 1834 die Regierungsgeschäfte und überkam 1838 die Regierung selbständig. Durch den Tod seiner Mutterschwester ward er 1842 auch Herzog von Sagan. Übereinstimmend mit der verwandten sigmaringischen Linie entsagte er infolge der Unruhen von 1848 durch Übereinkunft vom der Regierung und überließ, vorbehaltlich der Rechte eines souveränen Fürsten, sein Fürstentum dem Chef des hohenzollerischen Hauses, dem König von Preußen, gegen eine Leibrente von 10,000 Thlr. Seitdem lebte er mit den Prärogativen eines nachgebornen Prinzen des preußischen Königshauses zu Löwenberg in Schlesien, wo er namentlich die Musik pflegte und eine vortreffliche Kapelle hielt. Er war vermählt mit der Prinzessin Eugenie von Leuchtenberg und nach deren Tod (September 1847) seit 1850 morganatisch mit Freiin Amalie Schenk v. Geijern, die von dem König von Preußen zur Gräfin von Rothenburg erhoben ward. Er starb
[Liegnitz.]
26) Friedrich II., Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau, Sohn des Herzogs Friedrich I. von Liegnitz und der Ludmilla Podiebrad, geb. übernahm, nachdem sein älterer Bruder, Johann, schon 1495 gestorben, 1499 die Regierung von Liegnitz, während er Brieg seinem jüngern Bruder, Georg, überließ. Als dieser, ohne Kinder zu hinterlassen, starb, nahm Friedrich 1521 Brieg in Besitz und erwarb 1524 das Herzogtum Wohlau durch Kauf. Er führte 1523 die Reformation in seinem Land ein und verteidigte seinen religiösen Standpunkt 1527 in zwei Schriften, der »Grund-Ursach« und der »Apologie«. 1537 schloß er mit Joachim II. von Brandenburg jene berühmte Erbverbrüderung, welche die Grundlage für Brandenburg-Preußens Ansprüche auf Schlesien wurde. Dieselbe wurde durch eine Doppelheirat besiegelt. Mit Nichtachtung eines Privilegiums des Königs Wladislaw von Böhmen, des frühern Lehnsherrn Friedrichs, von 1511 erklärte König Ferdinand I. 1546 die Erbverbrüderung für ungültig. Friedrich war zweimal vermählt, zunächst mit der polnischen Prinzessin Elisabeth, dann mit Prinzessin Sophie von Brandenburg. Er starb
[Mainz.]
27) Erzbischof von Mainz erlangte 937 nach dem Tod Hildeberts diesen Bischofsitz. Von Anfang an zeigte er sich als Gegner Ottos d. Gr. Bereits 939 beteiligte er sich an der Empörung der Herzöge Eberhard und Giselbert, ward gefangen und ein Jahr zu Hammelburg in Haft gehalten, war 941 in den verbrecherischen Mordanschlag Heinrichs gegen seinen Bruder Otto I. verwickelt, reinigte sich aber durch die Abendmahlsprobe vom Verdacht und erlangte Verzeihung. 951 begleitete er den König nach Italien und ward nach Rom gesendet, um vom Papst die Kaiserkrönung zu erwirken, erreichte aber seinen Zweck nicht. An der Verschwörung des Sohns und Schwiegersohns Ottos, Liudolfs und Konrads des Roten, gegen den Vater nahm er ebenfalls teil und lockte 953 den König nach Mainz in die Gewalt der Verschwornen. Doch zog er sich, nachdem er Mainz den Aufständischen überlassen, nach Breisach zurück und hielt sich vom Kampf gänzlich fern. Noch vor dem Ende desselben starb er im Oktober 954. Für die Hebung der Kirche in seiner Diözese hatte er trefflich gesorgt.
[Mecklenburg.]
28) Friedrich. Franz I., Herzog, dann Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, Sohn des Herzogs Ludwig und der Prinzessin Charlotte von Sachsen-Koburg-Saalfeld, geb. folgte seinem Oheim, dem Herzog Friedrich, Er trat 1786 dem Deutschen Fürstenbund bei, löste 1787 die vier an Preußen verpfändeten Ämter ein und erwarb 1803 sieben dem Bistum Lübeck gehörige, von Mecklenburg eingeschlossene Dörfer, ferner die Stadt Wismar nebst den Ämtern Poel und Neukloster gegen eine Entschädigung von 1,250,000 Thlr. von Schweden als Pfand, jedoch zum vollen Besitz. Im November 1806 wurde sein Land von den Franzosen in Besitz genommen, der Herzog aber im Tilsiter Frieden auf Verwendung Kaiser Alexanders wieder eingesetzt. Am trat er dem Rheinbund bei, garantierte aber, indem er die ihm jetzt zustehende Souveränität verschmähte, die Verfassung von neuem. Zu dem Feldzug Napoleons von 1812 stellte er 1700 Mann Hilfstruppen, war aber der erste Fürst, welcher dem Rheinbund entsagte Seine Truppen ließ er dann an den Feldzügen von 1813 bis 1815 gegen Frankreich und Dänemark teilnehmen. Am nahm der Herzog unter Beitritt zum Deutschen Bunde die großherzogliche
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Würde mit dem Prädikat »Königliche Hoheit« an. Nachdem er in den nun folgenden Friedensjahren mannigfache Verbesserungen in den wirtschaftlichen und Rechtsverhältnissen seines Landes durchgeführt, starb er Er war mit der Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha vermählt, welche ihm vier Söhne und zwei Töchter gebar.
29) Friedrich. Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, Sohn des Großherzogs Paul Friedrich und der Prinzessin Alexandrine von Preußen, geb. erhielt seine Bildung seit 1838 im Blochmannschen Institut zu Dresden und studierte dann in Bonn, von wo ihn der Tod seines Vaters zur Regierung rief. In den Jahren 1848 und 1849 bot er die Hand zu einer zeitgemäßen Reform der Landesverfassung, fand sich aber durch den Widerstand der Aristokratie, die an Preußen und der Restaurationspolitik Verbündete fand, bewogen, die alten Verhältnisse wiederherzustellen.
Vielfache Mißstimmung erregte auch seine Begünstigung der exklusiven kirchlichen Partei, welche auch von seiner ersten Gemahlin, Auguste, Tochter Heinrichs LXIII. von Reuß-Schleiz, sehr begünstigt wurde. Aus dieser Ehe entsprangen außer dem Erbprinzen Friedrich Franz Paul (s. Friedrich 30) noch zwei Prinzen und eine Prinzessin. Nach dem Tode der Großherzogin vermählte sich Friedrich mit der Prinzessin Anna, Tochter des Prinzen Karl zu Hessen und bei Rhein, welche aber schon mit Hinterlassung einer Tochter starb.
Eine dritte Ehe ging er mit der Prinzessin Marie von Schwarzburg-Rudolstadt ein, aus welcher noch eine Tochter und drei Söhne entsprossen. Friedrich, der schon 1842 preußischer General geworden, machte 1864 im Hauptquartier Wrangels den Feldzug gegen die Dänen mit und befehligte 1866 selbständig die zweite preußische Reservearmee, mit welcher er in Bayern einrückte. 1870 hatte er anfangs den Oberbefehl über einen Teil der zum Schutz der Küsten zurückbleibenden Truppen, erhielt aber im August das Kommando über das 13. Armeekorps und nahm an der Zernierung von Metz teil.
Sodann erhielt er seinen Sitz in Reims und leitete von da aus die Belagerung von Toul und Soissons. Von Paris aus wurde er sodann beauftragt, die französische Loirearmee in Schach zu halten, eine Aufgabe, die er trotz erheblicher Schwierigkeiten befriedigend löste. Er nahm hierauf wesentlichen Anteil an den unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl stattfindenden Kämpfen bei Orléans und kommandierte im Januar 1871 den rechten Flügel der gegen Le Mans vordringenden Armee. Nach der Schlacht bei Le Mans besetzte er Alençon, später Rouen und kehrte im Februar wieder nach Versailles zurück. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er vom Kaiser zum Generalinspekteur der zweiten Armeeinspektion und zum Generalobersten der Infanterie mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls ernannt. Er starb tief betrauert wegen seiner Herzensgüte und seiner edlen, patriotischen Gesinnung.
30) Friedrich. Franz III. Paul, Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. Sohn des vorigen, folgte diesem doch hält er sich wegen eines Brustleidens meist im Ausland auf. Er ist seit vermählt mit der russischen Großfürstin Anastasia Michailowna (geb. die ihm den Erbgroßherzog Friedrich Franz (geb. gebar.
31) Friedrich Wilhelm, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, Sohn des Großherzogs Georg und der Prinzessin Marie von Hessen-Kassel, geb. ward von Strelitzer Gymnasiallehrern unterrichtet und studierte sodann in Bonn. Im September 1860 folgte er seinem Vater in der Regierung, erfüllte indes keineswegs die in liberalem Interesse von ihm gehegten Erwartungen, sprach sich vielmehr bei der Huldigung in einer merkwürdigen Rede mit großer Entschiedenheit für die Fortdauer des Feudalsystems aus. Er ist seit 1843 mit Prinzessin Auguste, der Tochter des verstorbenen Herzogs Adolf von Cambridge, vermählt. Am ward der Erbgroßherzog Adolf Friedrich geboren.
In der Krisis des deutschen Staatslebens während des Jahrs 1866 machte es dem Großherzog die Lage seines Landes unmöglich, sich den Gegnern Preußens anzuschließen; doch zögerte er mit thätiger Teilnahme so lange, daß sein Kontingent erst marschfertig wurde, als die Friedenspräliminarien unterzeichnet wurden. Auch nach dem Krieg von 1870/71 und der Begründung des neuen Deutschen Reichs gab er seine Abneigung gegen die neue Ordnung der deutschen Verhältnisse deutlich genug zu erkennen.
[Meißen-Thüringen.]
32) Friedrich der Kleine, Sohn Markgraf Heinrichs des Erlauchten von Meißen und der Elisabeth v. Maltitz, der Tochter eines Ministerialen, erhielt wegen Nichtebenbürtigkeit seiner Mutter von dem väterlichen Gebiet nur die Herrschaft Dresden und Radeberg und wird daher gewöhnlich Herr der Stadt und Pflege Dresden genannt; den Titel eines meißnischen und östlichen Markgrafen maßte er sich nur an. Er verkaufte seine Herrschaft 1289 an seinen Neffen Friedrich Tutta, Markgrafen von Meißen, erhielt jene dagegen nach Tuttas Tod vom Bischof von Meißen wieder zu Lehen. Da er kinderlos starb (1316), beerbte ihn Friedrich der Freidige.
33) Friedrich. Tuto oder Tutta, was vielleicht der Stammler bedeutet, Sohn des Markgrafen Dietrich des Weisen von Landsberg und Meißen, geb. 1269, erbte zu seinen väterlichen Ländern, die er 1285 übernahm, bei Heinrichs des Erlauchten Tod (1288) neben dessen Söhnen Albrecht und Friedrich dem Kleinen, seinen Oheimen, den dritten Teil der Mark Meißen und brachte auch deren Anteile 1289 durch Vertrag an sich. Er starb 1291, ohne männliche Nachkommen von seiner Gemahlin Katharina von Niederbayern zu hinterlassen.
34) Friedrich der Freidige, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, Sohn Albrechts des Entarteten, geb. 1257, nach der Sage, daß seine Mutter Margarete, welche vor ihrem Gemahl 1270 von der Wartburg floh, vom Abschiedsschmerz übermannt, ihn in die Wange gebissen habe, auch der Gebissene genannt, wurde schon als Knabe von den lombardischen Ghibellinen als Enkel Kaiser Friedrichs II. zur Übernahme der staufischen Erbschaft in Italien eingeladen, seit 1280 Pfalzgraf von Sachsen.
Weil sein Vater den Halbbruder Apitz bevorzugte, bekriegte er in Verbindung mit seinem Bruder Diezmann denselben, geriet zwar 1281 in Gefangenschaft, nötigte aber nach längerm Kampf den Vater 1289 zur Anerkennung ihres Rechts. Nach dem Tod ihres Oheims Friedrich Tutta (1291) setzten sich beide Brüder in den Besitz von dessen Ländern, wobei Friedrich die Mark Meißen erhielt, ihrem Vater nur die Mark Landsberg überlassend. Da aber König Adolf von Nassau Meißen und Osterland als durch Tuttas Tod heimgefallene Lehen betrachtete und Thüringen dem verschuldeten Albrecht abkaufte, so griffen beide zur Verteidigung ihres Erbes abermals zu den Waffen, mußten aber aus dem Land weichen, und Friedrich
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verweilte in der Fremde, bis ihm der Tod Adolfs bei Göllheim den Besitz seines Landes zurückgab. Auch sein Vater versöhnte sich jetzt mit ihm. Bald darauf aber erhob König Albrecht Ansprüche auf Thüringen und hatte auch die Städte, die reichsfrei zu werden wünschten, auf seiner Seite. Die landgräfliche Familie ward auf der Wartburg von den Eisenachern belagert, doch gelang es Friedrich, sie zu befreien. Aber erst der Sieg bei Lucka schaffte dem bedrängten Brüderpaar wieder Raum (s. Diezmann), und neuen Rüstungen des Königs kam dessen blutiges Ende zuvor.
Nach Diezmanns Tod (1307) huldigten die Vasallen Friedrich allein, da Albrecht schon früher gegen ein Jahrgeld auf die Regierung verzichtet hatte; nur die Städte zeigten sich noch abgeneigt. Aber Erfurt wurde mit Gewalt unterworfen, und auch mit dem Kaiser Heinrich VII., welchem sich Friedrich anfangs nicht hatte unterwerfen wollen, versöhnte er sich und erhielt von ihm 1310 seine Länder in feierlicher Belehnung zurück. Mit Brandenburg dauerte aber der Kampf noch fort, und als in des Markgrafen Waldemar Gefangenschaft geriet, mußte er seine Freiheit im Vertrag von Tangermünde (1312) mit 32,000 Mark Silber und der Abtretung der Niederlausitz erkaufen.
Die 1316 erneuerte Fehde wurde 1317 durch den Magdeburger Frieden beendigt. Bei dem Aussterben des askanischen Hauses gewann Friedrich alles Verlorne wieder bis auf Landsberg und die Niederlausitz. Jetzt erst konnte er einen allgemeinen Landfrieden aufrichten. Seit 1322 durch einen Schlagfluß gelähmt, starb er Seine Gebeine wurden später von Eisenach nach dem Grimmenstein in Gotha gebracht und bei dessen Abbruch im Friedenstein versenkt, sein Grabmal aber in Reinhardsbrunn aufgestellt. Er vermählte sich 1285 mit Agnes, der Tochter Graf Meinhards von Görz und Tirol, der verwitweten Mutter Konradins, und nach deren Tod 1303 mit Elisabeth von Arnshaugk, der Tochter seiner Stiefmutter. Nur zwei Kinder überlebten ihn, die 1322 an Heinrich II. von Hessen vermählte Elisabeth und Friedrich, sein Nachfolger.
Vgl. Wegele, Friedrich der Freidige etc. und die Wettiner seiner Zeit (Nördling. 1870).
35) Friedrich II., der Ernsthafte, Sohn des vorigen, geb. 1310, folgte seinem Vater 1324 unter Vormundschaft seiner Mutter Elisabeth, unter Beistand des Grafen Heinrich von Schwarzburg und nach dessen Tode des Grafen Heinrich XII. Reuß von Plauen. Seine Gemahlin Mathilde, Tochter des Kaisers Ludwig des Bayern, brachte ihm als Pfand für ihre Mitgift die Schutzherrschaft über Mühlhausen, Nordhausen und Goslar zu. Mündig geworden, hatte er vieljährige Kämpfe mit seinen Vasallen und Nachbarn, namentlich den Grafen von Weimar und Schwarzburg (Grafenkrieg 1342-45), zu bestehen, in denen er das Übergewicht der landesherrlichen Macht über die der Grafen für alle Zeit entschied.
Nach des Kaisers Ludwig Tod suchte ihn die bayrische Partei zur Annahme der deutschen Krone zu bewegen; er wies zwar solches Ansinnen ab, ließ sich jedoch von Karl IV. 10,000 Mark Silber für die Verzichtleistung auf seine Ansprüche bezahlen; auch wurde, als Friedrich zu Dresden 1342 dem Kaiser huldigte, eine alte und noch oft zwischen Sachsen und Böhmen erneute Einigung zu gegenseitigem Schutz bestätigt. Friedrich starb plötzlich auf der Wartburg und wurde zu Altenzelle beigesetzt. Von seinen Söhnen ward Ludwig Kurfürst von Mainz, die andern drei, Friedrich, Balthasar und Wilhelm, folgten ihm in der Regierung.
36) Friedrich III., der Strenge wegen seiner Tapferkeit und der Freundholdige wegen seiner Körperschönheit genannt, ältester Sohn des vorigen, geb. 1332, übernahm nach des Vaters Tode die Vormundschaft für seine jüngern Brüder und erhielt für sich und diese von Karl IV. zu Budissin 1350 die Belehnung. Auch als seine Brüder mündig geworden, führte er auf Grund eines Vertrags die Regierung fort bis zu der Eroberung von 1379, durch welche Friedrich das Osterland erhielt. Außer dem ihm von seiner Gemahlin Katharina von Henneberg zugebrachten großen Teil der Pflege Koburg und außer dem Heiratsgut, welches Balthasar von seiner Gemahlin erhielt, wurden durch Kauf Elgersburg, die Stadt Zörbig, die von den Wettiner Landen abgelösten Teile von Landsberg und die Stadt Sangerhausen wiedererworben, die Vögte von Plauen aber und die Grafen von Schwarzburg mit Gewalt zu einer Reihe von Abtretungen genötigt. Die zur Vernichtung des Sternerbundes im Verein mit Heinrich II. von Hessen unternommene Fehde führte 1373 die erste Erbverbrüderung mit Hessen herbei. Friedrich starb in Altenburg; seine Söhne waren Friedrich der Streitbare und Wilhelm II.
37) Friedrich der Friedfertige, auch der Einfältige genannt, des Landgrafen Balthasar Sohn aus erster Ehe, Neffe des vorigen, geb. 1385, folgte seinem Vater 1406 in Thüringen. Mit seinen Vettern Friedrich dem Streitbaren und Wilhelm geriet er infolge der Abhängigkeit, in welche er zu dem Vater seiner Gemahlin Anna, dem Grafen Günther von Schwarzburg, stand, in mancherlei Mißhelligkeiten. Da er 1439 kinderlos starb, fielen seine Länder an Kurfürst Friedrich den Sanftmütigen und dessen Bruder Wilhelm.
[Niederlande-Oranien.]
38) Friedrich Heinrich, Prinz von Oranien und Erbstatthalter der Niederlande, jüngster Sohn des Prinzen Wilhelm I. und seiner Gemahlin Luise Coligny, wenige Monate vor der Ermordung seines Vaters zu Delft geboren, wuchs unter der Leitung seines ältern Bruders, Moritz, auf und zeichnete sich schon früh in dem Freiheitskrieg gegen Spanien durch seinen Mut und sein militärisches Geschick aus. 1625 wurde er nach Moritz' Tod Statthalter der Republik, und diese erlebte unter seiner Leitung die Zeit ihrer höchsten Blüte und Machtentwickelung. Im Innern suchte der Prinz die religiösen Parteiungen zu beschwichtigen; obwohl er selbst vermöge seiner milden Gesinnung mehr zu den Remonstranten neigte, trat er doch nicht gegen die intoleranten Gomaristen auf, weil sie zu mächtig waren und das niedere Volk beherrschten, dessen Eifer für den spanischen Krieg nötig war, und begnügte sich, die Remonstranten gegen die Verfolgungssucht ihrer Gegner zu schützen.
Die auswärtige Politik leitete er vortrefflich und wehrte die große Gefahr, welche den Niederlanden von der vereinigten habsburgischen Macht drohte, durch die Bündnisse mit Dänemark, Schweden und namentlich 1635 mit Frankreich ab. Vor allem aber ausgezeichnet war er als Feldherr, besonders im Festungskrieg, und sein Hauptquartier galt als die hohe Schule der Kriegskunst, in der sich die größten Feldherren des 17. Jahrh., Torstensson, Turenne, Karl X. Gustav von Schweden und der Große Kurfürst von Brandenburg, gebildet haben. Berühmt ist namentlich die Belagerung und Eroberung von Herzogenbusch 1629. 1632 eroberte er Maastricht, 1637 Breda und verschaffte der Republik die vortreffliche Verteidigungslinie im Süden, welche sie im Frieden von Münster behauptete. Allgemein geachtet und beliebt, starb er und hinterließ seine Würden seinem einzigen
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Sohn von seiner Gemahlin Amalie von Solms, Prinzen Wilhelm II. Friedrich Heinrichs Feldzüge sind in den von ihm selbst verfaßten »Mémoires de Frédéric Henri« beschrieben.
39) Friedrich Wilhelm Georg, Prinz, zweiter Sohn des Erbstatthalters Wilhelm V. der Niederlande und der Prinzessin Friederike Sophie von Preußen, geb. im Haag, trat früh in niederländische Kriegsdienste, nahm 1793, als Holland von Dumouriez angegriffen wurde, mit einem aus zerstreut liegenden Truppen zusammengerafften Korps den Franzosen Geertruidenberg und Klundert wieder ab und drängte den Feind über die Lys zurück. 1794 ward er General der Kavallerie, legte aber nach der Eroberung der Provinz Utrecht 1795 seine Befehlshaberstelle nieder und folgte seinem Vater nach England. 1796 trat er als Generalmajor bei der Armee am Niederrhein in österreichische Dienste und zeichnete sich mit seiner Brigade besonders vor Kehl aus, dessen Übergabe durch seine Erstürmung der Schwabenschanze erfolgte. Im Februar 1797 kam er zur Armee des Erzherzogs Karl nach Italien, ward Feldmarschallleutnant und erhielt im November 1798 den Oberbefehl über das ganze österreichische Heer in Italien als Feldzeugmeister, starb aber schon in Padua.
40) Friedrich Wilhelm Karl, Prinz der Niederlande, zweiter Sohn des Königs Wilhelm I. und der Prinzessin Wilhelmine Luise von Preußen, geb. wurde größtenteils am preußischen Hof erzogen, machte den Feldzug von 1813 mit, trat dann in das niederländische Heer und focht in der Schlacht von Belle-Alliance. Nach dem Familienvertrag vom sollte er, sobald sein älterer Bruder König von Holland würde, die deutschen Erblande der Familie Oranien-Nassau, da diese aber ausgetauscht wurden, als souveräner Großherzog Luxemburg erhalten; doch trat er seine Ansprüche 1816 gegen eine Entschädigung in Domänen mit 190,000 Gulden jährlicher Einkünfte ab und erhielt den Titel Prinz der Niederlande.
Bald darauf wurde er Generalkommissar des Kriegsdepartements, Generaloberst und Feldmarschall der Landmacht, 1829 Admiral des Königreichs und Großmeister der Artillerie und entwickelte in diesen Ämtern große Thätigkeit. 1830 an die Spitze eines Korps gestellt, welches Brüssel unterwerfen sollte, ward er zum Rückzug gezwungen. Um die Organisation des Heers und die Kriegsverwaltung machte er sich mannigfach verdient, bis ihn der Rücktritt seines Vaters von der Regierung bestimmte, sich von allen öffentlichen Geschäften zurückzuziehen. Er lebte teils in den Niederlanden, teils in dem von ihm gekauften Muskau in der Lausitz und starb ohne Söhne zu hinterlassen. Er war seit 1825 mit der Prinzessin Luise von Preußen, Tochter des Königs Friedrich Wilhelm III., vermählt, welche starb.
[Österreich.]
41) Friedrich der Streitbare, Herzog von Österreich, geb. 1211, Sohn Leopolds VI., des Glorreichen, folgte diesem 1230 und schrieb sich Herzog von Österreich und Steiermark, Herr von Krain. Tapfer, aber heftig und wild, lag er nicht nur mit allen Nachbarfürsten, insbesondere Böhmens und Ungarns, und den Edlen und Ministerialen seiner Lande in stetem Kampf, sondern verstieß auch seine zweite und dritte Gemahlin, beraubte Schwester und Mutter ihrer Güter, belegte Adel und Geistlichkeit mit hohen Steuern und war daher gehaßt und gefürchtet.
Nachdem er 1235 an der Empörung des jungen Königs Heinrich VII. gegen seinen Vater Friedrich II. teilgenommen, ward er 1236 vom Kaiser geächtet und seiner Länder beraubt, die derselbe selbst in Besitz nahm. Als aber Friedrich II. 1239 mit dem Bann belegt wurde, fiel Friedrich wieder in Österreich ein, eroberte es und erhielt es, nachdem er sich mit dem Kaiser versöhnt, aus dessen Händen zurück. 1241 zog er den Ungarn gegen die Mongolen zu Hilfe, 1246 besiegte er den Herzog Ulrich von Kärnten und nahm ihn gefangen, fiel aber im siegreichen Kampf gegen König Bela von Ungarn. Mit ihm erlosch das ruhmreiche Haus der Babenberger.
Vgl. Ficker, Herzog Friedrich II., der letzte Babenberger (Innsbruck 1883).
42) Friedrich mit der leeren Tasche, Herzog von Österreich, Sohn des Herzogs Leopold des Gütigen von Steiermark, erhielt bereits 1404 interimistisch, seit dem Tod seines Bruders, Herzog Leopold IV. (1411), definitiv Tirol und die vorderösterreichischen Besitzungen am Bodensee. Er führte 1405 einen Krieg gegen die Appenzeller, durch welche er die Niederlage am Stoß erlitt. Die starke Adelspartei in Tirol, aus welcher eine Fraktion herauswuchs, die unter Führung Oswalds v. Wolkenstein die Reichsunmittelbarkeit Tirols anstrebte, machte ihm viel zu schaffen.
Da er 1415 auf dem Konstanzer Konzil dem Papst Johann XXIII., der ihn zum Gonfaloniere der päpstlichen Truppen und zu seinem Geheimrat ernannt hatte, zur Flucht verhalf und ihm ein Asyl auf einem seiner Schlösser gab, ward er vom Kaiser geächtet und hart verfolgt, so daß er in den letzten Höfen des Ötzthals Zuflucht suchte; zugleich fielen Herren, Städte und Bischöfe, insbesondere aber die Eidgenossen über seine Besitzungen her. Infolge davon unterwarf er sich dem Kaiser und wurde in Konstanz gefangen gehalten, entfloh aber von da nach Tirol, wurde daher 1417 von neuem in Acht und Bann gethan und verband sich nun mit einigen andern Fürsten, besonders seinem Bruder, Herzog Ernst, worauf der Kaiser 1418 ihn in den größten Teil seiner Besitzungen wieder einsetzte; nur der Aargau und einige schweizerische Städte, wie Schaffhausen, Diessenhofen u. a., behaupteten ihre Unabhängigkeit von Habsburg.
Den Spottnamen »mit der leeren Tasche« machte er durch seine finanziell geordnete, vom Bergsegen begünstigte Regierung wett. Die Sage setzt damit das sogen. »goldene Dachl« zu Innsbruck in Verbindung. 1424-36 war er Vormund der Söhne seines Bruders Ernst des Eisernen. Mit König Siegmund söhnte er sich 1425 völlig aus. Friedrich starb
Vgl. Brandis, Tirol unter Friedrich von Österreich (Wien 1821);
B. Weber, Oswald von Wolkenstein und Friedrich mit der leeren Tasche (Innsbr. 1850).
43) Friedrich Ferdinand Leopold, Erzherzog von Österreich, Sohn des Erzherzogs Karl und der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, geb. widmete sich dem Seedienst, ward Oberst und Inhaber des 16. Infanterieregiments und Schiffskapitän. Als solcher wohnte er 1840 der von den Mächten der Londoner Quadrupelallianz gegen Syrien abgesandten Expedition bei und that sich besonders vor Beirut hervor. Er unternahm sodann auf einer eignen Fregatte eine Seereise durch das Mittelmeer nach Lissabon, England etc.; starb als Vizeadmiral und Oberkommandant der Marine.
Vgl. Bergmann, Erzherzog Friedrich von Österreich und sein Anteil am Kriegszug in Syrien im Jahr 1840 (Wien 1857).
[Pfalz.]
44) Friedrich I., der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz, von seinen Feinden »der böse Fritz« genannt, zweiter Sohn des Kurfürsten Ludwig III., geb. erbte nach seines Vaters Tod 1439
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einige Teile der pfälzischen Länder, überließ aber dieselben freiwillig seinem ältern Bruder, dem Kurfürsten Ludwig IV. Als dieser 1449 seinem minderjährigen Sohn Philipp das Kurfürstentum hinterließ, wurde Friedrich Vormund und Administrator des Landes. Um den Angriffen der fehdelustigen Nachbarn erfolgreicher entgegentreten zu können, ließ er sich 1452 von den Ständen des Landes die Regierung als Kurfürst auf Lebenszeit mit der Bedingung übertragen, daß er sich nie standesgemäß vermählen und seinen Neffen Philipp als Sohn und Nachfolger annehmen wolle.
Kaiser Friedrich III. versagte jedoch seine Einwilligung, und gleichzeitig verweigerten die zum kurfürstlichen Präzipuum gehörigen Städte der Oberpfalz den Gehorsam; doch brachte Friedrich die letztern schon 1454 zur Unterwerfung, besiegte auch die Lützelsteiner Grafen und vereinigte ihre Grafschaft mit der Pfalz, demütigte den Pfalzgrafen von Veldenz und schloß mit Baden und Kurmainz Frieden. Als er später den abgesetzten Erzbischof Dietrich von Mainz gegen den an seine Stelle gesetzten Adolf von Nassau unterstützte, sprach Kaiser Friedrich III. die Reichsacht gegen Friedrich aus und sandte ein Heer unter dem Brandenburger Kurfürsten Albrecht Achilles gegen ihn; auch wußte der Kaiser den Grafen Ulrich von Württemberg, den Markgrafen Karl von Baden und den Bischof Georg von Metz zur Teilnahme an diesem Krieg zu bewegen, der, unter dem Namen des Pfälzer Kriegs bekannt, anfangs unglücklich für Friedrich verlief, bis es ihm gelang, Ulrich, Karl und den Bischof Georg bei Seckenheim zu Schlagen und gefangen zu nehmen.
Alle drei mußten sich mit schwerem Lösegeld und Gebietsabtretung loskaufen und versprechen, den Kurfürsten mit dem Papst und mit dem Kaiser auszusöhnen. Letzteres gelang zwar nicht, doch blieb Friedrich fortan unangefochten im Besitz seiner Eroberungen. Seiner Ehe mit Klara Dett aus Augsburg, die er zum Fräulein v. Dettingen erhob und 1472 heiratete, entsprangen zwei Söhne, Friedrich und Ludwig, von denen der letztere Stammvater der Fürsten von Löwenstein-Wertheim wurde. Friedrich starb nach erfolgreicher Regierung ihm folgte sein Neffe Philipp der Aufrichtige.
Vgl. Kremer, Geschichte des Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz (Mannh. 1766, 2 Bde.);
K. Menzel, Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz (Münch. 1861).
45) Friedrich II., Kurfürst von der Pfalz, vierter Sohn des Kurfürsten Philipp, geb. 1482, diente als junger Prinz und Freund Philipps des Schönen den Interessen des habsburgischen Hauses und der habsburgischen Politik ebensowohl als diplomatischer Unterhändler wie als militärischer Führer, sah sich aber für seine treuen Dienste schlecht belohnt, da man ihm die Hand einer habsburgischen Prinzessin unter allerlei Vorwänden versagte. Er folgte 1544 seinem ältern Bruder, Ludwig, in der Regierung, ließ die Reformation in der Pfalz sich ausbreiten und starb 1556. Seine Ehe mit der dänischen Prinzessin Dorothea war kinderlos. Wir besitzen eine sehr interessante Lebensgeschichte dieses ritterlichen Fürsten, von seinem Geheimsekretär verfaßt: Hubertus Thomas Leodius' »Annales de vita et rebus gestis Friderici II. electoris palatini« (Frankf. 1624), auch wiederholt ins Deutsche übersetzt, ein vortrefflicher Fürstenspiegel des 16. Jahrh.
46) Friedrich III., der Fromme, Kurfürst von der Pfalz, Sohn des Pfalzgrafen Johann II. von Pfalz-Simmern, geb. zu Simmern, folgte dem kinderlosen Kurfürsten Otto Heinrich (1556-1559) in der pfälzischen Kur. In den Wissenschaften früh unterrichtet, ward Friedrich seit 1546 ein eifriger, überzeugungstreuer Anhänger der Reformation. Vermählt mit Maria, der Tochter des Markgrafen Kasimir von Kulmbach 1537, hatte er eine zahlreiche Familie; er war ein armer, mit materieller Not vielfach kämpfender Fürst, als er die Kur erhielt.
Als Kurfürst stand er im Reich in großem Ansehen wegen der Energie, mit der er die protestantische Sache vertrat. Der reformierten Auffassung sich zuneigend, trat er bei der seit 1560 immer schroffer werdenden Parteiung zwischen Lutheranern und Reformierten immer entschiedener für die Sache der Reformierten auf. Sein Werk ist der »Heidelberger Katechismus«, auf dessen Redaktion bis ins einzelne hinein er großen Einfluß ausgeübt hat; er setzte es durch, daß die Pfalz diesem Bekenntnis anhing; die Lutheraner wichen aus dem Lande.
Diese pfälzische Religionsveränderung wurde von den deutschen Protestanten nicht gern gesehen. Man bestritt den Calvinisten die »Zugehörigkeit zu den Augsburger Konfessionsverwandten«, denen der Religionsfriede von 1555 Duldung zuerkannt hatte; man wollte die Reformierten als außerhalb des Friedens stehende Sektierer bezeichnen. Auf dem Augsburger Reichstag von 1566 hatte Kurfürst Friedrich deshalb heftige Anfechtungen zu bestehen: sein Glaubensmut und seine Energie überwanden damals die Gegner.
Aber der Zwiespalt und Gegensatz der beiden protestantischen Richtungen, die vornehmlich durch Kursachsen und Kurpfalz repräsentiert wurden, that der allgemeinen Sache des Protestantismus großen Schaden. Auch im eignen Haus hatte Friedrich Ärger: der älteste Sohn, Ludwig, war Lutheraner, der zweite, Johann Kasimir, Anhänger der väterlichen Religion und Politik. Mit allen Gegnern der habsburgisch-katholischen Partei in Europa stand in Verbindung: in England, in Frankreich und in den Niederlanden reichte er den kämpfenden Protestanten die Hand.
Besonders die französischen Hugenotten erfreuten sich wiederholt seines Rats und seiner Hilfe, so 1562 und 1567. Im J. 1568 nahm Joh. Kasimir im Auftrag des Vaters am Hugenottenkrieg teil, und der niederländische Aufstand wurde von einem pfälzischen Heer unterstützt. Der dritte Sohn Friedrichs, Christoph, fand in der Schlacht auf der Mooker Heide (April 1574) den Tod. Im Innern suchte der Kurfürst auf alle Weise die Blüte der Heidelberger Universität zu heben und sorgte unablässig für das Kirchen- und Schulwesen seines Landes. Er starb
Vgl. Kluckhohn, Briefe Friedrichs des Frommen, Kurfürsten von der Pfalz (Braunschw. 1868-72, 2 Bde.);
Derselbe, Friedrich der Fromme, der Schützer der reformierten Kirche (Nördling. 1878).
47) Friedrich IV., Kurfürst von der Pfalz, Enkel des vorigen, Sohn Ludwigs IV. (1576-83), geb. zu Amberg, war beim Tod seines Vaters minderjährig und stand bis 1592 unter der Vormundschaft seines Oheims Johann Kasimir, der das unter Ludwig lutherisch gewordene Land wieder zu dem reformierten Bekenntnis Friedrichs III. zurückführte. Wie Johann Kasimir, so gehörte auch Friedrich IV. zu den entschiedensten und energischten Vorkämpfern des Protestantismus, zu den kräftigsten Gegnern der habsburgisch-katholischen Partei: in die kölnischen Händel (1583), in die Straßburger Wirren (1592) mischte er sich ein;
mit Heinrich von Béarn (dem nachmaligen König Heinrich IV.) unterhielt er Verbindungen, und auch die deutschen Protestanten zu einer Union zusammenzufassen machte die pfälzische Politik wiederholte Versuche,
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besonders 1594 auf dem Heilbronner Konvent, 1598 auf dem Reichstag und in der Frankfurter Versammlung. Endlich 1603 schien die pfälzische Unionsidee sich ihrer Verwirklichung zu nähern; aber erst kam die Union wirklich zu stande. An ihrer Spitze stand die Pfalz, gestützt auf die Bundesgenossenschaft Heinrichs IV. von Frankreich. Klare Einsicht in die Notwendigkeiten der Lage und eifriges Festhalten an der einmal erfaßten Idee charakterisieren Friedrich IV., seine Mittel reichten aber nicht hin, alles, was nötig erschien, wirklich zu leisten. Er starb
48) Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz, Sohn des vorigen und der Luise Juliane von Nassau-Oranien, geb. zu Amberg, folgte seinem Vater 1610 unter der Vormundschaft des Pfalzgrafen von Zweibrücken, Johann IV., in der Kurwürde. Nachdem er sich 1613 mit Elisabeth, der Tochter König Jakobs I. von England, vermählt, übernahm er 1615 die Regierung und trat an die Spitze der protestantischen Union. Wegen dieser Stellung wurde er, obgleich er keineswegs hervorragende Eigenschaften besaß, 1619 von den böhmischen Ständen fast einstimmig zum König von Böhmen gewählt. Friedrich verweigerte anfangs die Annahme der Krone, ließ sich aber von seiner Gemahlin und seinem Oheim, im Vertrauen auf die Union und seinen Schwiegervater, dazu überreden und wurde zu Prag gekrönt. Zu schwach, um die Krone gegen Kaiser Ferdinand II. zu behaupten, und unter Lustbarkeiten die Anstalten zur Verteidigung versäumend, ward er am Weißen Berg bei Prag von den Kaiserlichen und Bayern unter Tilly geschlagen, während auch sein Erbland, die Pfalz, von den Spaniern und Bayern erobert wurde. Er flüchtete nach Holland und erhielt wegen seiner kurzen Herrschaft den Beinamen Winterkönig. 1621 in die Reichsacht erklärt, glaubte er nach dem Sieg Ernsts von Mansfeld über Tilly bei Wiesloch (1622) sein Land wieder in Besitz nehmen zu können, sah sich aber nach der Niederlage des Herzogs Christian von Braunschweig bei Höchst zum zweitenmal zur Flucht genötigt, worauf er sein Schicksal der Gnade des Kaisers anheimstellte. Dieser aber verlieh 1623 die Kurpfalz dem Herzog Maximilian von Bayern. Friedrich starb in Mainz. Erst sein Sohn wurde wieder in die Kur eingesetzt.
Vgl. Lipowski, Friedrich V. (Münch. 1824).
[Preußen.]
49) Friedrich I., erster König von Preußen, als Kurfürst von Brandenburg Friedrich III., Sohn des Großen Kurfürsten (s. oben 11) von dessen erster Gemahlin, Luise Henriette von Oranien, war zu Königsberg geboren. Von Jugend an kränklich und von schwächlichem, durch ein schiefes Rückgrat entstelltem Körperbau, geistig nicht sehr begabt, wuchs er unter der trefflichen Erziehung erst des ältern Schwerin, dann Eberhard Dankelmanns auf. Seit dem Tod seines ältern Bruders, Karl Emil Kurprinz, lebte er meist zurückgezogen und vom Vater wenig beachtet.
Diese Zurücksetzung und die Fernhaltung von aller Teilnahme an den politischen Geschäften erregten in dem mißtrauischen Gemüt des Kurprinzen Argwohn gegen seinen eignen Vater und einige Personen seiner Umgebung, so daß er 1687 sogar nach Kassel flüchtete, weil er eine Vergiftung fürchtete, und verleiteten ihn zu heimlichen Abmachungen mit dem Kaiser in Sachen des väterlichen Testaments und des Schwiebuser Kreises. Als er zur Regierung gelangte, ordnete er vor allem diese beiden Angelegenheiten.
Der freiwillige Verzicht seiner Stiefmutter und seiner Stiefbrüder auf die zu ihren gunsten erlassenen Bestimmungen des Testaments ermöglichte die Erhaltung der Einheit des Staats. Den Kreis Schwiebus gab er 1694 dem Kaiser zurück, obwohl er erst jetzt erfuhr, daß derselbe eine Entschädigung für Erbansprüche, nicht bloß eine Belohnung für das Bündnis gewesen war, und erhielt dafür die Anwartschaft auf Ostfriesland und die Grafschaft Limburg. Er wollte sich mit dem Kaiser nicht veruneinigen, um nicht das allgemeine Interesse zu schädigen. Denn für die Sache Deutschlands und des Protestantismus schlug sein Herz ebenso warm wie das seines Vaters. Während er 6000 Mann nach den Niederlanden schickte, welche teils an der Expedition des Prinzen von Oranien nach England teilnahmen, teils die Republik während derselben schützen halfen, zog er selbst mit einem ansehnlichen Heer an den Rhein und erwarb sich durch die Eroberung Bonns ein hervorragendes Verdienst um die Vertreibung der Franzosen vom deutschen Boden.
Ja, sein Eifer veranlaßte ihn, weit mehr zu thun, als das Interesse und die Kräfte seiner Staaten erlaubten: seine Truppen fochten zu gleicher Zeit in den Niederlanden, in Italien und in Ungarn für den Kaiser, der keinen der Wünsche Friedrichs erfüllte, ja denselben nicht einmal zu den Friedensverhandlungen in Ryswyk zuließ. Trotzdem schloß Friedrich einen Vertrag mit dem Kaiser, durch welchen er den Einfluß und die militärische Macht seines Staats der habsburgischen Politik völlig zur Verfügung stellte, nur um die Zustimmung Leopolds zur Erhebung des souveränen Preußen zu einem Königreich zu erlangen.
Indem Friedrich zu Königsberg sich selbst die Königskrone aufsetzte, verlieh er seinem Staate den ihm gebührenden Rang unter den europäischen Mächten und förderte auch die Erstarkung der Einheit und eines Nationalitätsbewußtseins, zugleich aber wurde dadurch seine Eitelkeit und Prachtliebe ins Maßlose gesteigert, und ungeheure Summen wurden für einen glänzenden Hofstaat und prunkvolle Feste vergeudet, während seine Verpflichtung gegen den Kaiser ihn nötigte, im spanischen Erbfolgekrieg seine Truppen (1709: 32,000 Mann) zwölf Jahre lang auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen für die Interessen der habsburgischen Dynastie kämpfen zu lassen.
In den Schlachten von Höchstädt, Turin, Oudenaarde und Malplaquet erwarben sich die preußischen Regimenter zwar große Verdienste um den Sieg der Verbündeten und begründeten den Kriegsruhm der preußischen Armee, aber die Kosten waren fast unerschwinglich, und der König war nicht nur nicht im stande, in den preußische Interessen vielmehr berührenden Nordischen Krieg entscheidend einzugreifen, sondern mußte sogar zum Schutz seiner Neutralität die friedliche Bevölkerung seiner Lande aufbieten und als Miliz organisieren.
Auch sonst hatten die edlen Bestrebungen des Königs, welche auf die Vermehrung seiner Lande, die Hebung der geistigen und materiellen Wohlfahrt seiner Unterthanen hinarbeiteten, nur teilweise Erfolg, weil er sich oft mit dem Schein begnügte, bei der Ausführung nicht die nötige Ausdauer bewies, endlich bei der ungeheuern Verschwendung des Hofs und der Günstlinge auch zu den notwendigsten Dingen die Gelder fehlten. Er erwarb durch Kauf Quedlinburg und die Grafschaft Tecklenburg, aus der oranischen Erbschaft Lingen und Mörs; er war, wie sein Vater, der Schutzherr verfolgter Protestanten und nahm zahlreiche Flüchtlinge aus Frankreich und der Pfalz in seine Lande auf; er eröffnete der freiern Richtung der deutschen Wissenschaft eine Zufluchtsstätte durch
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Gründung der Universität Halle, an der Thomasius und Francke lehrten, ließ in Berlin durch Schlüter und Eosander herrliche Kunstwerke errichten (das Denkmal seines Vaters, das Zeughaus, das Schloß), und die 1696 gestiftete Akademie der bildenden Künste sollte seine Residenz zu einem Mittelpunkt der Kunst machen; endlich zog er auf Veranlassung seiner geistvollen Gemahlin, der philosophischen Königin Sophie Charlotte, das größte Genie seiner Zeit, Leibniz, an seinen Hof und gründete mit seinem Beirat und seiner Hilfe 1700 die Societät der Wissenschaften.
Aber alle diese Anstalten krankten bald an der Kärglichkeit der Mittel, die der Hof und die auswärtige Kriegführung ihnen übrigließen. Besonders seitdem Friedrich seinen frühern Erzieher, den Oberpräsidenten Dankelmann, 1697 wegen seines schroffen Auftretens gegen seine Gemahlin und ihn selbst in Ungnaden entlassen hatte, geriet er ganz in die Hände unwürdiger Günstlinge, welche seiner Eitelkeit und seiner Schwäche schmeichelten. Um die Kosten des Hofhalts zu bestreiten und sich selbst zu bereichern, griffen diese, an der Spitze Graf Kolb von Wartenberg und Graf Wittgenstein, zu den verderblichsten Mitteln: Domänen wurden verschleudert, ganz unvernünftige, ja lächerliche Steuern wurden eingeführt, viele Monopole errichtet.
Die Staatseinkünfte stiegen dadurch auf 4½ Mill. Thlr., reichten aber trotzdem nicht aus. So hinterließ Friedrich, als er, schon lange kränklich, starb, das junge Königreich inmitten gefährlicher Kriege finanziell zerrüttet, das Beamtentum durch ehrgeizige Parteiungen und Eigennutz verderbt, einzelne Lande, wie namentlich Preußen, durch Unglücksfälle fast ruiniert. Er war dreimal vermählt, von 1679 bis 1683 mit der Prinzessin Elisabeth von Hessen-Kassel, die ihm eine Tochter, Luise, spätere Gemahlin des Landgrafen Friedrich von Kassel, Königs von Schweden, gebar, 1684-1705 mit Sophie Charlotte von Hannover, von der ihn ein Sohn, König Friedrich Wilhelm I., überlebte; seine dritte Ehe mit einer mecklenburgischen Prinzessin (1708) war eine unglückliche, da diese, streng lutherisch, an dem religiös-freisinnigen Hofe von Gewissensbissen verfolgt in Schwermut und dann in Wahnsinn verfiel.
Vgl. Droysen, Geschichte der preußischen Politik, Bd. 4, Abt. 1 (2. Aufl., Leipz. 1872);
W. Hahn, Friedrich, der erste König von Preußen (3. Aufl., Berl. 1876);
Ledebur, König Friedrich I. von Preußen (das. 1878);
Graf von Dohna, Mémoires originaux sur le règne et la cour de Frédéric I (das. 1833).
50) Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Sophie Charlotte, ward zu Berlin geboren. Als Knabe strotzte er von Gesundheit und Kraft, zeigte aber schon unbändige Heftigkeit und starren Eigensinn. Die Erziehung, die ihm zuteil wurde, beseitigte weder diese Mängel, noch entwickelte sie seine geistigen Anlagen; er blieb geistig ungebildet und roh, bewahrte aber einen geraden, redlichen Charakter und einen klaren, nüchternen Verstand, der alles Schöne und Erhabene verachtete, um so schneller und schärfer aber das Richtige und Nützliche erkannte, das er nun mit unbeugsamer Willenskraft ausführte.
Mit Unwillen hatte Friedrich W. als Kronprinz die Günstlingswirtschaft am Hof seines Vaters angesehen. Die Entfernung Wartenbergs und Wittgensteins 1710 war seinem Einfluß zu danken. Seine Ideen konnte er indes erst nach seiner Thronbesteigung ausführen. Das Leichenbegängnis Friedrichs I. war das letzte Prachtfest. Der junge Fürst erklärte sich nunmehr für den Finanzminister und Feldmarschall des Königs von Preußen und ging sofort daran, der Verschwendung ein Ende zu machen: die Besoldungen der Hofbeamten verringerte er mit einem Federstrich von 250,000 auf 50,000 Thlr. Er betrachtete sich als von der Vorsehung zu seinem königlichen Amt berufen und nur Gott für die Verwaltung desselben zum Wohl seines Landes verantwortlich. Er widmete dieser Aufgabe alle seine Kräfte und handelte nach Recht und Gewissen, verlangte aber dafür von seinen Unterthanen unbedingten Gehorsam, sah sich als Herrn über ihr Eigentum, ihr Leben an, und überzeugt, daß er ja nur das Rechte, das Beste wolle, verfügte er darüber rücksichtslos.
Widerspruch und Widersetzlichkeit gegen seinen Willen reizten sein heftiges Temperament zu den gewaltthätigsten, ja grausamsten Handlungen. Das Hauptziel seiner staatsmännischen Thätigkeit war nun, Preußen unabhängig zu machen, indem er ein großes und tüchtiges Heer aufstellte und dasselbe allein aus Landesmitteln, nicht aus fremden Subsidien, wie seine Vorgänger, unterhielt. Durch unermüdliche Sorgfalt bis ins einzelne brachte er allmählich ein stehendes Heer von mehr als 80,000 Mann zusammen, vortrefflich bewaffnet und ausgerüstet und geschult wie keine Armee sonst, schuf ein tapferes Offizierkorps, das den ersten Stand im Staat bildete, dessen Glieder der König alle selbst ernannte, und zu dem er sich auch rechnete, und regelte die Ergänzung der Armee teils durch Werbung, teils durch Rekrutierung aus Landeskindern, indem der Staat in verschiedene Kantone geteilt wurde, die den einzelnen Regimentern zugewiesen wurden.
Die Kosten dieser Armee betrugen gegen 6 Mill. Thlr. jährlich und konnten aus dem armen Land nur durch größte Sparsamkeit beschafft werden. Der König konzentrierte deshalb das gesamte Finanzwesen 1723 durch Errichtung des Generaldirektoriums, welches alle Staatseinkünfte einnahm und alle Ausgaben verfügte; für jedes Jahr mußte ein Voranschlag aufgestellt werden, welchen der König selbst genau prüfte, und von dem unter keinen Umständen abgegangen werden durfte.
Jede Unredlichkeit eines Beamten wurde auf strengste bestraft. Die Steuerkraft des Landes war der König ferner durch Hebung des Wohlstandes zu vermehren bemüht. Überall drang er darauf, daß die wüsten Feldmarken, die verödeten Hofstellen wieder mit Bauern besetzt wurden, und zog zu diesem Zweck teilweise mit großen Geldopfern aus allen Ländern Kolonisten in seine Staaten. Bemerkenswert ist besonders die Ansiedelung von 17,000 Salzburger Protestanten in Ostpreußen 1732. Mit einem Kostenaufwand von 6 Mill. Thlr. wurden allein in der Provinz Preußen, welche unter Friedrich I. durch eine Pest verheert worden war, 6 Städte und 332 Dörfer neu aufgebaut. In Handel und Industrie befolgte er das Merkantilsystem, doch hatten hier seine Zwangsmaßregeln nicht so sichtbaren Erfolg; nur die Tuchfabrikation begründete er von neuem in der Mark. Große Verdienste erwarb sich Friedrich W. um die Rechtspflege, deren Gang er vereinfachte und beschleunigte, um auch den geringern Leuten den Rechtsweg zugänglich zu machen. In die Kriminalgerichtsbarkeit griff er oft selbst ein und änderte oder verschärfte aus eigner Machtvollkommenheit die Urteile; namentlich über Vergehen gegen das Eigentum verhängte er öfters grausame Strafen. Sein leidenschaftlicher Haß gegen das Unrecht, wie er es auffaßte, verleitete ihn oft zu übereilten und ungerechten Handlungen. Auch seine Polizeiverordnungen, welche in alles, selbst in das Privatleben der Unterthanen