mehr
begleitete Konradin von Schwaben, mit dem er am bayrischen Hof [* 2] erzogen worden war, 1267 nach Neapel, [* 3] wurde mit diesem von Karl von Anjou gefangen und zu Neapel enthauptet.
7) Friedrich VI., Markgraf von Baden, [* 4] Sohn des Markgrafen Friedrich V., geb. focht unter Herzog Bernhard von Weimar [* 5] und Karl X. Gustav von Schweden [* 6] in Deutschland [* 7] und Polen mit großer Auszeichnung und folgte seinem Vater 1659 in Baden-Durlach. Er war eifrig bemüht, die Wunden, welche der Dreißigjährige Krieg seinem Land geschlagen, zu heilen, und pflegte namentlich Künste und Wissenschaften. Nachdem er sich 1664 in Ungarn [* 8] gegen die Türken und 1674-76 als Reichsfeldmarschall gegen Frankreich neue Lorbeeren errungen, starb er
8) Friedrich Wilhelm Ludwig, Großherzog von Baden, zweiter Sohn des Großherzogs Leopold und der Prinzessin Sophie Wilhelmine von Schweden, geb. bildete sich gemeinsam mit seinem ältern Bruder, Ludwig, auf den Universitäten Heidelberg [* 9] und Bonn [* 10] und hielt sich dann längere Zeit in Wien [* 11] und auf Reisen auf. Da der genannte Bruder Ludwig in eine Gemütskrankheit verfiel, erhielt derselbe nach des Vaters Tod nur den großherzoglichen Titel, aber, mit Zustimmung der Agnaten, die Regentschaft. Er bewies sich derselben durch Einsicht, Takt, Wohlwollen und Energie würdig.
Nachdem er schon da sich die Krankheit seines Bruders als unheilbar erwies, den großherzoglichen Titel angenommen, ward er durch dessen erfolgtes Ableben alleiniger Großherzog. In den kirchlichen Streitigkeiten zeigte er seine Geneigtheit, sich der Volksstimme zu akkommodieren, durch die Zurücknahme des am mit dem päpstlichen Stuhl geschlossenen Konkordats. Auch später bewies er fortwährend dieselbe Entschiedenheit gegenüber den Übergriffen der Hierarchie, ohne der katholischen Kirche die ihr wirklich zukommenden Rechte zu schmälern.
Auch die protestantische Kirche nahm unter seiner Regierung freiere Verfassungsformen an, wobei den Gemeinden größere Rechte eingeräumt wurden. Ebenso ging in der Verwaltung auf dem Weg liberalen Fortschritts rüstig vorwärts. Seine äußere Politik war schon dadurch bezeichnet, daß er sich mit einer Tochter des jetzigen Kaisers Wilhelm, der Prinzessin Luise Marie Elisabeth, vermählt hatte. So vertrat er das preußische Interesse schon auf dem Fürstentag zu Frankfurt [* 12] 1863. Im J. 1866 mußte er zwar in Verbindung mit den übrigen süddeutschen Staaten an dem Kriege gegen Preußen [* 13] sich beteiligen, betrat aber sofort nach der Beendigung desselben die Bahn einer entschieden nationalen, auf die Einheit Deutschlands [* 14] unter preußischer Führung gerichteten Politik, ernannte schon 1868 den preußischen General Beyer zum badischen Kriegsminister und übertrug ihm die Reorganisation des badischen Militärs.
Dieselbe patriotische Haltung zeigte er auch während des Kriegs 1870/71, wie er auch wesentlichen Anteil an der Errichtung des deutschen Kaisertums hatte. Er ward 1877 zum Generalinspekteur der 5. Armeeinspektion des Deutschen Reichs ernannt. Sein 25jähriges Regierungsjubiläum wurde im April 1877 unter großartigen Ovationen des ganzen Landes gefeiert. Kinder sind: der Erbgroßherzog Friedrich Wilhelm, geb. Prinzessin Viktoria, geb. seit Kronprinzessin von Schweden; Prinz Ludwig Wilhelm, geb.
Vgl. v. Weech, Baden in den Jahren 1852-77 (Karlsr. 1877).
[Brandenburg.]
9) Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg, Sohn Friedrichs V. von Hohenzollern, [* 15] Burggrafen von Nürnberg, [* 16] geb. 1371, folgte seinem Vater 1398 in der Regierung des fränkischen Fürstentums Ansbach. [* 17] Er kämpfte 1396 gegen die Türken in der Schlacht bei Nikopolis, wirkte 1400 mit zur Absetzung des Kaisers Wenzel, begleitete König Ruprecht 1401 auf seinem Römerzug, unterstützte 1409 König Siegmund von Ungarn bei der Unterdrückung des Aufruhrs seiner Vasallen und veranlaßte hauptsächlich Siegmunds Kaiserwahl Zum Ersatz für die Kosten seines Beistandes und als die versprochene Belohnung übertrug ihm Siegmund sein Kurfürstentum Brandenburg [* 18] zur Verwaltung und erb- und eigentümlich, worauf zu Konstanz [* 19] die feierliche Belehnung stattfand.
Nachdem Friedrich 1412-14 den widerspenstigen Adel zur Ruhe gebracht und einen Landfrieden verkündigt hatte, bekümmerte er sich wenig mehr um die Marken. Er beschäftigte sich vorwiegend mit den Reichsangelegenheiten, war 1418 Reichsverweser und mehrmals Anführer der deutschen Heere in den Hussitenkriegen, die ihm aber keine Erfolge brachten, sondern nur Rachezüge der Hussiten in die Marken (namentlich 1432) veranlaßten. Ebensowenig glückten seine auf Vergrößerung der Macht seines Hauses, dem er Kursachsen und Polen erwerben wollte, gerichteten Pläne; wegen der Verleihung des erstern an Friedrich von Meißen [* 20] entzweite er sich ernstlich mit Siegmund.
Nach dessen Tod bewarb er sich 1438 um die Kaiserkrone, wurde indes weder 1438 noch 1440 zum Kaiser gewählt. Friedrich war ein fein gebildeter Mann von bedeutenden politischen und militärischen Gaben. Er. starb in Kadolzburg. Er verteilte seine Lande unter seine Söhne von seiner Gemahlin, der schönen Else von Bayern, [* 21] mit der er sich 1401 vermählt hatte, so, daß Johann Baireuth, [* 22] Friedrich die Mark, Albrecht Ansbach erhielt.
Vgl. Riedel, Zehn Jahre aus der Geschichte der Ahnherren des preußischen Königshauses (Berl. 1851);
Franklin, Die deutsche Politik Friedrichs I. (das. 1851).
10) Friedrich II., der Eiserne, Kurfürst von Brandenburg, geb. Sohn des vorigen, ward 1421 mit einer polnischen Prinzessin verlobt und als mutmaßlicher Erbe Polens dort erzogen, kehrte nach deren Tod 1431 nach Brandenburg zurück und trat 1440 die Regierung an. Er regierte mit Kraft [* 23] und Klugheit, brach die Selbständigkeit der Städte, namentlich der Zwillingsstädte Berlin-Kölln (1448), erwarb durch Kauf Kottbus und die Neumark (1455) sowie die Grafschaft Wernigerode; [* 24] ein Versuch, sich Pommern-Stettins nach Erlöschen der Herzöge zu bemächtigen, mißlang jedoch (1468). Da sein einziger Sohn vor ihm gestorben war, so trat er 1470 die Regierung an seinen Bruder Albrecht Achilles ab und zog sich auf die Plassenburg zurück, wo er starb.
11) Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm und der Kurfürstin Elisabeth Charlotte, einer pfälzischen Prinzessin, geb. 16. Febr. (n. St.) 1620 zu Kölln an der Spree, wurde infolge der Kriegsnöte entfernt vom Hof in einfachen Verhältnissen, aber von tüchtigen Männern erzogen; besonders wichtig für seine geistige Entwickelung wurde sein dreijähriger Aufenthalt in den Niederlanden auf der Universität zu Leiden [* 25] und am Hof und im Feldlager des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien. Als er nach dem Tod seines Vaters 20 Jahre alt, die Regierung seiner Lande ¶
mehr
übernahm, fand er sich den schwierigsten Aufgaben gegenüber: mit Preußen wollte Polen ihn nur unter den drückendsten Bedingungen belehnen, die klevischen Lande waren seit Jahren Schauplätze der Kämpfe zwischen Spaniern und Holländern und zumeist im Besitz der letztern, die Mark war gänzlich verwüstet und zu einem großen Teil von dem seit dem Prager Frieden feindlichen Schweden besetzt, während die kurfürstlichen Truppen geradezu den Gehorsam verweigerten und schlimmer als Feinde hausten.
Durch Klugheit und Energie überwand der junge Fürst alle diese Schwierigkeiten. Er erlangte 1641 die Belehnung mit Preußen, schloß mit Schweden einen Waffenstillstand, entließ die verwilderte Soldateska, bildete sich ein kleines, aber zuverlässiges Heer, mit dem er Frieden und Ordnung in den Marken aufrecht erhielt, und erwirkte für seine westlichen Lande wenigstens die Neutralität. Eifrig betrieb er nun das Zustandekommen des Westfälischen Friedens; er brachte demselben ein großes Opfer, indem er auf Vorpommern und die Mündungen der Oder zu gunsten Schwedens und damit auf seine auf rasche Entwickelung des Seehandels gerichteten Pläne verzichtete; von der pommerschen Erbschaft erhielt er bloß Hinterpommern sowie zur Entschädigung die Bistümer Halberstadt, [* 27] Minden, [* 28] Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg. [* 29]
Auch war die Ausdehnung [* 30] der Religionsfreiheit auf das reformierte Bekenntnis wesentlich dem Einfluß des Kurfürsten zu danken. Seine Bemühungen, in den nun folgenden Friedensjahren die Grundlagen eines geordneten Staatswesens zu legen, ein stehendes Heer zu errichten, die Finanzen zu regeln, die Privilegien der Stände zu beschränken, die Schäden des Kriegs zu heilen, Handel und Verkehr zu heben etc., wurden bereits 1655 durch den Ausbruch des schwedisch-polnischen Kriegs unterbrochen, in den der Kurfürst wider Willen verwickelt wurde.
Zwischen den kriegführenden Mächten eine selbständige Stellung zu behaupten, gelang ihm nur durch die größte Umsicht und kühne Wendungen in seiner Politik. Nachdem er an Schwedens Seite den Sieg bei Warschau [* 31] (28.-30. Juli 1656) mit erfochten und von Karl X. Gustav die Anerkennung der Souveränität Preußens [* 32] erlangt hatte, schloß er 1657, während der Schwedenkönig sich gegen Dänemark [* 33] wendete, mit Polen unter Vermittelung des Königs Leopold von Ungarn, der des Kurfürsten Stimme für seine Kaiserwahl nötig hatte, den Vertrag von Wehlau welcher ihm die Souveränität Preußens sicherte. Er nahm nun an der großen Koalition gegen Schweden und an dem Krieg in Schleswig [* 34] und Dänemark erfolgreichen Anteil, und der Friede von Oliva verschaffte Brandenburg allein von allen kriegführenden Staaten einen Gewinn in der Bestätigung der Unabhängigkeit Preußens von Polen.
Zwölf Jahre äußerer Ruhe waren dem Kurfürsten nun gegönnt, um das 1655 unterbrochene Werk fortzuführen. Zunächst galt es, die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften mit dem allgemeinen Staatsinteresse, welches eine einheitliche, geregelte Finanzwirtschaft und unbedingte Anerkennung und im Notfall militärische Aufrechthaltung der landesherrlichen Autorität verlangte, in Einklang zu bringen. Am leichtesten fügten sich die Stände der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten dagegen bereiteten die von Kleve und Preußen, wo die Selbständigkeitsbestrebungen an den benachbarten Republiken der Niederlande [* 35] und Polens einen wirksamen Rückhalt suchten und fanden.
Heftig entbrannte namentlich der Kampf in Preußen, wo die Stände, als strenge Lutheraner auch im konfessionellen Gegensatz zum reformierten Kurfürsten, demselben namentlich die Anerkennung seiner Souveränität verweigerten und die Polen zum Schutz ihrer Privilegien aufriefen. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder, wie des Königsberger Schöppenmeisters Johannes Roth und der beiden Kalckstein, die Einheit der ständischen Opposition lockerten, gelang es dem Kurfürsten, der an der Spitze einer ansehnlichen Truppenmacht in Königsberg [* 36] erschien, 1663 die Huldigung der Stände zu erhalten; Roth war verhaftet worden und starb nach 16jähriger Gefangenschaft; der General Kalckstein war gestorben, sein Sohn, der Oberst, flüchtete nach Polen, wurde von da mit Gewalt nach Preußen zurückgeschafft und 1672 wegen Hochverrats hingerichtet.
Durch die Einführung einer Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen gewann der Kurfürst nun die Mittel, um ein stehendes Heer zu unterhalten, das, aus den Regimentskadres gebildet, im Fall eines Kriegs durch Werbungen leicht auf 20,000 Mann gebracht werden konnte. Nach Möglichkeit suchte er den Wohlstand zu fördern durch Hebung [* 37] des Ackerbaues, Urbarmachung von Wüstungen, Begünstigung der Einwanderung, Befreiung der Gewerbe und des Verkehrs von allerlei Schranken, wobei er freilich mit der Trägheit und Engherzigkeit der damaligen Zeit viel zu kämpfen hatte und auf viele Maßregeln verzichten mußte, weil die Unterthanen zu energischen Widerstand leisteten.
Zwischen den verschiedenen Konfessionen [* 38] suchte er Frieden und Eintracht zu stiften und verbot den lutherischen Geistlichen das Gezänk auf den Kanzeln gegen die Reformierten. Am meisten lag ihm die Entwickelung eines lebhaften Binnen- und Seehandels am Herzen: der Bau des Müllroser Kanals, die Einrichtung einer Post, die Gründung einer Marine, die Anlegung von überseeischen Kolonien, die Errichtung einer afrikanischen Handelskompanie sollten diesem Zweck dienen.
Indes die Mittel des Kurfürsten waren zu beschränkt, die Armut des Landes zu groß und der Unternehmungsgeist der Geschäftsleute zu gering, als daß die Erfolge auch nur entfernt den großartigen Ideen des Kurfürsten entsprochen hätten, ebenso wie auch desselben wissenschaftliche und künstlerische Projekte nur zum geringsten Teil verwirklicht werden konnten. Dagegen legte er den Grund zu einem thätigen, intelligenten Beamtenstand und zu einem tapfern, ergebenen Offizierkorps, den beiden Hauptstützen des preußischen Staatsorganismus; im erstern zeichneten sich die beiden Freiherren v. Schwerin, [* 39] die beiden Jena, [* 40] Hoverbeck, Krockow, Meinders, Fuchs [* 41] u. a. aus, im letztern Graf Waldeck, [* 42] Sparr, Derfflinger, Fürst Anhalt, [* 43] Schöning.
Trotz dieser rastlosen Thätigkeit im Innern verfolgte der Kurfürst mit eifrigster Teilnahme alle politischen Ereignisse im Osten und Westen Europas, und der Besitz seiner rheinischen Lande sowie sein allgemeines Interesse an der Unabhängigkeit Deutschlands und Europas und der Erhaltung der evangelischen Religion zogen ihn in die Verwickelungen hinein, welche der Ehrgeiz Ludwigs XIV. und dessen Streben nach dem Erwerb der spanischen Niederlande hervorriefen. Als dieser 1672 die Republik der Niederlande mit Übermacht überfiel, um diesen protestantischen Freistaat zu vernichten, zögerte der Kurfürst nicht, dem bedrohten Nachbarstaat zu Hilfe zu kommen, da er erkannte, daß von der Erhaltung dieses Bollwerkes auch die der deutschen Unabhängigkeit und der Religionsfreiheit abhänge. Um den Beistand wirksam zu ¶