hervor, siedelte bald darauf nach Wien über und trat als Mitarbeiter in die Redaktion der genannten Zeitung. Seine volkswirtschaftlichen
Aufsätze hatten einen bedeutenden Erfolg; insbesondere lenkten seine Aufsätze über den politischen Tendenzprozeß gegen
Richter, den Direktor der Kreditanstalt, die er unter den drückendsten Preßverhältnissen schrieb, die allgemeine Aufmerksamkeit
auf ihn. Nach dem italienischen Krieg führte er einen erfolgreichen publizistischen Feldzug für die Einführung
einer konstitutionellen Verfassung und gegen den Schmerlingschen Scheinliberalismus. Mit M. Etienne (s. d.) begründete er
im September 1864 die »Neue Freie Presse« und blieb mit jenem vereint bis zu seinem Tod an der Spitze des großen Blattes thätig.
Er starb in Nizza.
Gottfried, Mathematiker und Philolog, geb. war folgeweise Studienlehrer in Erlangen, Professor der
Mathematik in Ansbach, Rektor des Gymnasiums zu Hof und starb Seine wissenschaftliche Thätigkeit war besonders der
Erforschung der antiken Mathematik zugewandt; er gab den Pediasimus, Boethius, Victorius und Proklos nach
den besten Kodices heraus und behandelte in Programmen gründlich die Rechenkunst der alten Völker und die Mathematik der Ägypter.
Er schrieb: »Gerbert, die Geometrie des Boethius und die indischen Ziffern« (Erlang. 1861) und »Die Zahlzeichen und das elementare
Rechnen der Griechen und Römer« (das. 1869).
1) Siegwart, trefflicher Schauspieler, geb. zu Budapest, kam mit 14 Jahren nach Wien, um hier in
den Handelsstand einzutreten, faßte aber während seiner Lehrzeit eine ernste Neigung, sich der Bühne
zu widmen, und hatte das Glück, Dawisons Interesse zu erregen, der ihn in seinem eignen Hause ausbilden ließ und den dramatischen
Teil des Unterrichts selbst übernahm. So vorbereitet, betrat Friedmann 1863 in Breslau zuerst die Bretter, spielte 1864 neben Dawison
in Wien, von 1864 bis 1871 am Hoftheater zu Berlin, 1871-72 in Schwerin, 1872 unter Laubes Leitung am Stadttheater
zu Wien, bis er 1876 von Pollini für Hamburg gewonnen ward. 1879 kehrte er nach Wien ans Stadttheater zurück und wirkte 1880 bei
den Wiener Gesamtgastspielen mit. Seit 1883 ist er Societär des Deutschen Theaters in Berlin. Hochtragische
Rollen und Gemütsmenschen sind seine eigentliche Domäne. Auf seinem Repertoire stehen Rollen wie Richard IV., Hamlet, Shylock,
Othello und Jago, Alba, Philipp, Franz Moor, Marinelli, Königsleutnant, daneben Bonjour, Rocheferrier, Schumrich, Bolz u. a. obenan.
2) Alfred, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Frankfurt a. M., wurde zum Kaufmann bestimmt,
widmete sich daneben aber wissenschaftlichen Studien, die er während eines längern Aufenthalts in Paris und London noch zu
erweitern suchte, studierte dann noch seit 1868 auf den Universitäten Heidelberg und Zürich,
wo er 1870 zum Doktor promoviert wurde,
lebte dann, litterarischer Thätigkeit gewidmet, in Wien, redigierte daselbst 1884 die »Bibliothek für
Ost und West« und siedelte 1886 nach Berlin über.
Seine formgewandten Dichtungen verraten Geist und Empfindung. Es sind: »Savilia« (Wien 1873);
»Aus Hellas«, Gesänge (das. 1874);
»Merlin. Orpheus«, zwei Gesänge (das. 1874);
»Biblische Sterne«, drei Idylle (Hamb. 1875);
»Vertauscht«, Novelle (Leipz. 1878);
»Die Feuerprobe der Liebe. Angioletta« (3. Aufl., Wien 1879);
»Leichtsinnige Lieder« (Hamb. 1878);
»Lebensmärchen«,
Novellen (Leipz. 1879);
»Die Vestalin«, episches Gedicht (das. 1880);
»Ersetzter Verlust«, Novelle in Versen (Hamb. 1881);
»Gedichte« (Leipz. 1882);
»Optimistische Novellen« (das. 1883);
»Neue Lebensmärchen«
(Wien 1884);
»Erlaubt und Unerlaubt«, Novellen (Mind. 1886);
»Aus Höhen und Tiefen« (das. 1886).
Von seinen Bühnenstücken
erwähnen wir die Lustspiele: »Beim Coiffeur« (1878),
»Geben ist seliger denn Nehmen« (1879),
»Der Ausgleich« (1880),
»Ein Wiedersehen«
(1880);
ferner »Don Juans letztes Liebesabenteuer« (1881) und das Trauerspiel »Eine Mediceische Hochzeitsnacht« (Leipz. 1882).
Nikolaus, Mediziner, geb. zu Würzburg, studierte seit 1845 daselbst und in Heidelberg, trat 1850 als
Assistenzarzt in das Juliushospital zu Würzburg, habilitierte sich 1853 als Privatdozent an der Universität daselbst und widmete
sich unter Virchows Leitung pathologisch-anatomischen Studien. 1857 ward er zum außerordentlichen Professor der pathologisch-anatomischen
Lehrfächer in Würzburg ernannt, aber schon 1858 ging er als ordentlicher Professor der Pathologie und Therapie und
Direktor der medizinischen Klinik nach Heidelberg, wo er starb.
Seine hervorragendsten Arbeiten beziehen sich auf Krankheiten des Herzens und des Blutgefäßsystems sowie der Muskeln. Er schrieb:
»Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten innerhalb der Schädelhöhle«, Habilitationsschrift (Würzb. 1853);
»Die Krankheiten
der Nasenhöhlen, des Larynx, der Trachea, der Thyroidea und der Thymus« (Erlang. 1854);
»Krankheiten des
Herzens« (das. 1861, 2. Aufl. 1867; auch ins Russische und Französische übersetzt);
»Die Heidelberger Baracken für Kriegsepidemien
während des Feldzugs 1870/71« (Heidelb. 1871);
»Über progressive Muskelatrophie«, »Über wahre und falsche Muskelhypertrophie«
(Berl. 1873, mit 11 Tafeln);
»Der akute Milztumor und seine Beziehungen zu den akuten Infektionskrankheiten«
(Leipz. 1874).
(mittelhochd. Friderîch, »Friedensfürst«, lat. Fridericus, franz. Frédéric,
engl. Frederick), deutscher Vorname, Name zahlreicher Fürsten.
Übersicht nach den Ländern.
Deutsche Kaiser
1-4.
Anhalt
5.
Baden
6-8.
Brandenburg
9-12.
Braunschweig
13.
Dänemark
14-20.
Hessen
21-23.
Hohenzollern
24, 25.
Liegnitz
26.
Mainz
27.
Mecklenburg
28-31.
Meißen
32-37.
Niederlande
38-40.
Österreich
41-43.
Pfalz
44-48.
Preußen, Könige
49-54.
" Prinzen
55-57.
Sachsen
58-62.
Schleswig-Holstein
63-65.
Schwaben
66, 67.
Schweden
68.
Sizilien
69.
Thüringen, s. Meißen
32-37.
Württemberg
70.
[Deutsche Kaiser.]
1) Friedrich I., Barbarossa, »der Rotbart«, als Herzog von Schwaben Friedrich III., geboren um 1123, Sohn des
Herzogs Friedrich II. von Schwaben, des Bruders von König Konrad III., und Judiths, einer Schwester des Welfen Heinrich des Stolzen.
Seiner Abstammung entsprechend, nahm er in Konrads III. Streit mit den Welfen vielfach eine vermittelnde Stellung ein. Großen
Ruhm erwarb sich Friedrich, der zu Anfang 1147 seinem Vater im Herzogtum Schwaben gefolgt war, auf dem unglücklichen
Kreuzzug Konrads III. (1147-48), wo er namentlich die Griechen für ihre Treulosigkeit mit Strenge züchtigte. 1149 eilte
er Konrad voraus nach Deutschland, wo
mehr
er die durch die Welfen gestörte Ruhe wiederherstellte, aber den von Konrad gewollten strengen Maßregeln gegen dieselben entgegentrat
und einen für sie noch günstigen Frieden vermittelte. So hielt sich Friedrich denn auch von dem letzten, kläglich endenden Kampf
Konrads gegen Heinrich den Löwen gänzlich fern. In der Erkenntnis von der Notwendigkeit eines dauernden
Friedens mit den Welfen und von Friedrichs schon in seiner Abstammung liegender Fähigkeit, einen solchen zu stande zu bringen,
empfahl Konrad III. selbst sterbend Friedrich zum Nachfolger. Am wurde Friedrich von den Fürsten in Frankfurt a. M. zum deutschen
König gewählt, 9. März in Aachen gekrönt. In seinem Äußern schildern die Zeitgenossen Friedrich als von frischer,
weiß und roter Gesichtsfarbe, mit blondem, ins Rötliche spielendem, lockigem Haar und Bart, klarem und lebhaftem Blick, kräftigen
und schnellen Bewegungen, von heiterm Gesichtsausdruck, den fast stets ein Lächeln umschwebte.
In F. lebte ein frischer und männlicher Geist. Scharfsinn, Entschlossenheit, Leutseligkeit und Freigebigkeit,
ein edles Streben nach Ruhm werden ihm nachgerühmt. Aber auch unerbittliche Strenge und, gereizt, sich zur Grausamkeit verirrende
Härte waren ihm eigen. Die Schwierigkeiten, die einer starken Monarchie von seiten des Papsttums und der mächtigen Reichsvasallen
entgegenstanden, waren allerdings bedeutend. Die letztern suchte Friedrich durch große Schenkungen zu gewinnen
und im reichen Italien die Mittel zur Verstärkung seiner Macht zu erlangen.
Schon im Herbst 1154 unternahm er seinen ersten Römerzug, hielt auf den Ronkalischen Gefilden Gericht und Heerschau und ließ
sich 1155 in Pavia mit der lombardischen und in Rom 18. Juni von Hadrian IV. mit der Kaiserkrone krönen, nachdem
er dem Papste den Reformprediger Arnold von Brescia zum Feuertod ausgeliefert hatte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland
schlichtete er 1156 den Streit über das Herzogtum Bayern, welches Heinrich der Löwe zurückerhielt, während Österreich zu
einem Herzogtum erhoben wurde.
Friede und Recht wurden überall im Reich wiederhergestellt oder befestigt. So konnte Friedrich im Frühjahr 1158 mit
einem stattlichen Heer wieder nach Italien ziehen, wo seine Gegner sich um das mächtige Mailand einigten und auch der Papst
denselben sich zuneigte. Nach vierwöchentlicher Belagerung ergab sich Mailand im September 1158. Auf einer großen Versammlung
der italienischen Großen auf den Ronkalischen Feldern wurde die volle Herstellung aller einst den römischen
Imperatoren zustehenden Rechte beschlossen.
Als die Durchführung dieses Beschlusses die Freiheit der Städte zu vernichten drohte, griffen diese, voran wieder Mailand,
zu den Waffen. Im Winter 1159-60 zerstörte Friedrich Crema und hielt dann ein Konzil zu Pavia, wo er den von den
wenigen kaiserlich gesinnten Kardinälen ungesetzlich erwählten Viktor IV. als Papst anerkannte, den thatkräftigen und begabten,
aber hierarchischen Alexander III. dagegen verwarf: seitdem fiel Friedrichs Kampf gegen die Lombarden und gegen die Hierarchie
zusammen.
Nach zweijähriger Belagerung wurde 1162 Mailand bezwungen, seine Einwohnerschaft in Flecken angesiedelt, die Stadt ihren
lombardischen Gegnern zur Zerstörung preisgegeben. Alle Städte beugten sich und nahmen die von Friedrich ihnen gesetzten Podestas
(Gewaltboten, Statthalter) auf. Die Lombardei lag zu Friedrichs Füßen, dessen Macht damals ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Er kehrte nach Deutschland zurück, belehnte König Waldemar mit Dänemark, vermochte aber die wachsende Anerkennung Alexanders
III. nicht zu hindern, selbst als er auf dem
Reichstag zu Würzburg 1165 die Fürsten zur Anerkennung des
nach Viktors IV. Tod neugewählten Gegenpapstes Paschalis III. genötigt hatte.
Ein Besuch Friedrichs in Oberitalien 1164 brachte den furchtbar geknechteten Lombarden nicht die gehoffte Erleichterung; zur
Abschüttelung des Joches entstand im Osten Oberitaliens unter Leitung Veronas und Paduas ein Bund. Den von
seiner Fluchtreise aus Frankreich nach Rom zurückgekehrten Alexander III. zu stürzen und die Anerkennung des von ihm eingesetzten
zweiten Gegenpapstes zu erzwingen, zog Friedrich 1166 zum drittenmal mit Heeresmacht nach Italien. Unbekümmert um die Gärung in
seinem Rücken, wo Cremona einen Bund der Städte stiftete, zog er über den Apennin, belagerte das von den
Griechen und den dem Papst verbündeten Normannen aufgereizte Ancona vergeblich, zog dann vor Rom, erstürmte 1167 die Leostadt
und die brennende Peterskirche und ließ seine Gemahlin dort durch Paschalis III. krönen. Schon hatten nach Alexanders III.
Flucht die Römer sich unterworfen, als eine furchtbare Pest (August 1167) ausbrach und Friedrich mit seinem völlig
zusammenschwindenden Heer zu schleunigster Flucht nötigte. Nun brach der Aufstand auch in der Lombardei offen aus, und unter
großen Gefahren entkam Friedrich nach Burgund.
Auch in Deutschland fand er traurige Zustände: die sächsischen Fürsten standen in offenem Kampf gegen
den übermütigen und übermächtigen Heinrich den Löwen, der Landfriede war überall gestört, wüste Fehden herrschten. Mit
Nachdruck stellte Friedrich die Ordnung wieder her. Dem dritten Gegenpapst, Calixtus III., Anerkennung zu verschaffen, mußte er aber
zu den äußersten Gewaltmaßregeln greifen, unter denen namentlich die zu Alexander III. haltenden Gebiete
von Salzburg, Österreich und Böhmen zu leiden hatten.
Dennoch drang Friedrich hiermit nicht durch; dagegen war er glücklich in der Erweiterung seines Hausbesitzes, indem
ihm namentlich durch den Erbvertrag mit Herzog Welf VI. glänzende Aussichten eröffnet wurden. Erst 1174 konnte Friedrich wieder nach
Italien ziehen, wo inzwischen der Cremoneser und der Veroneser Bund zu dem großen lombardischen Städtebund
geeinigt, Mailand wiederhergestellt und der Anhang Friedrichs zum Anschluß an dessen Feinde gezwungen worden war. Alessandria,
die Bundesfestung der Lombarden, wurde belagert; doch mußte Friedrich bei Annäherung eines Entsatzheers und nach einem vergeblichen
Sturm die Belagerung aufheben. Er sandte nun um Verstärkungen nach Deutschland; Heinrich der Löwe verweigerte
jede Hilfe, und selbst Friedrichs persönliche Bitte auf einer Zusammenkunft im März 1176, vermutlich zu Chiavenna, blieb resultatlos
(der Fußfall Friedrichs gehört in die Sage). So wurde Friedrich denn von den Lombarden bei Legnano total geschlagen.
Nun entschloß er sich auf Andringen der geistlichen Fürsten Deutschlands zum Frieden mit Alexander III.
Da dieser jedoch nicht ohne seine lombardischen Bundesgenossen abschließen wollte, kam es erst nach langen Unterhandlungen in
Venedig zum Frieden mit Alexander, der nun anerkannt wurde, und zu einem sechsjährigen Waffenstillstand mit den in
ihren Rechten gelassenen lombardischen Städten. Auf derselben Grundlage kam dann mit diesen 1183 zu Konstanz der endgültige
Friede zu stande. Nach Deutschland zurückkehrend, ließ sich Friedrich zum König von Burgund krönen, ächtete den treubrüchigen
Heinrich den Löwen, der mit seinen Vasallen in Sachsen in erbittertem Kampf lag, besiegte ihn 1180 und 1181 mühelos
und gab Westfalen an das Erzbistum Köln, Ostsachsen an Bernhard von Anhalt; Braunschweig
mehr
und Lüneburg blieben dem Welfen, der auf mehrere Jahre in die Verbannung gehen mußte. Friedrichs Macht stand glänzender da
als zuvor; das zeigte namentlich das berühmte, Pfingsten 1184 zu Mainz gefeierte Fest der »Schwertleite« seiner beiden ältesten
Söhne, König Heinrichs (seit 1169) und Friedrichs. Wegen der endgültigen Entscheidung über die streitigen
Mathildischen Güter, die Friedrich 1177 einfach behalten hatte, und über seinen Plan, seinen Sohn Heinrich noch bei seinen Lebzeiten
zum Kaiser gekrönt zu sehen, zerfiel Friedrich noch einmal mit der Kurie, trug aber, durch die Lombarden und die deutschen Bischöfe
eifrig unterstützt, einen vollständigen Sieg davon. 1186 vermählte er zu Mailand seinen Sohn Heinrich
mit Konstanze, der Erbin des Normannenreichs in Unteritalien und Sizilien, und ließ ihn zum »Cäsar« krönen.
Als erster Fürst der Christenheit geehrt, wollte Friedrich auch den Pflichten eines solchen nachkommen; deshalb nahm er 1188 das Kreuz
und rüstete zum Zug
zur Befreiung Jerusalems. Im Mai 1189 brach er von Regensburg mit einem glänzenden Heer
auf, zog durch Ungarn, Serbien und Griechenland, wo er Verrat und Feindschaft durch Strenge vergelten mußte, und betrat, von
Gallipoli aus übersetzend, den Boden Asiens. Unter furchtbaren Entbehrungen und großen Verlusten erreichte das
Heer Ikonion, wo es wie durch ein Wunder über die feindliche Übermacht einen glänzenden Sieg davontrug
(18. Mai). Ungefährdet kam man dann in das christliche Armenien. Den Taurus übersteigend, wandte sich das Heer südwärts nach
Selefke (Seleukia), um dies durch das sehr mühsam zu passierende Bergland am Kalykadnos (Gök-su) zu erreichen.
Den schwierigen Weg abzukürzen und vor dem Heer Selefke zu erreichen, schlug Friedrich einen andern,
direkt in das Thal des Gök-su hinabführenden Pfad ein. Bei der Mittagsrast am Flusse suchte er trotz der Warnungen seiner
Begleitung Erquickung in einem Bad, aber von einem Schlagfluß gelähmt, ward er von den Wellen weggerissen
und als Leiche aus dem Fluß gezogen. Friedrichs Herz und Eingeweide wurden in Tarsos, das von den Gebeinen gelöste Fleisch in
Antiochia, die Gebeine wahrscheinlich in Tyrus bestattet. In Deutschland erregte die Kunde allgemeine Trauer, besonders in den
untern Schichten der Nation; in den spätern Zeiten der Ohnmacht Deutschlands galt Friedrich als der mächtigste
Herrscher des Reichs, und man ersehnte seine Rückkehr; daher wurde die eigentlich seinen Enkel Friedrich II. betreffende
Sage, er sei gar nicht gestorben, auf ihn übertragen.
Nach dieser Sage schläft er nur in dem Untersberg bei Salzburg oder in dem Kyffhäuser in Thüringen, um, wenn es
notthut, zu künftiger Rettung Deutschlands wieder aufzustehen. Unterdes wächst der rote Bart durch den Tisch von Stein, und
von Zeit zu Zeit bewegt der Kaiser das blonde Haupt, um zu vernehmen, ob die Raben noch um den Berg kreisen oder die Stunde des
Erwachens für ihn erschienen sei und das goldene Zeitalter für Deutschland beginnen solle. Nächst Karls
d. Gr. Heldenthaten ist keines deutschen Kaisers Angedenken tiefer mit dem Volksbewußtsein verwachsen, keinen hat das Lied
und die Sage mehr verherrlicht als Friedrich den Rotbart.
Vgl. J. ^[Johannes] Voigt, Geschichte des Lombardenbundes und seines Kampfes
mit Kaiser Friedrich I. (Königsb. 1818);
Friedrich v. Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Bd. 2 (5. Aufl.,
Leipz. 1878);
Prutz, Kaiser Friedrich I. (Danz. 1871-73, 3 Bde.);
Kallsen, Friedrich Barbarossa (Halle 1882);
Dettloff, Der erste Römerzug
Friedrichs I. (Götting. 1877);
Ribbeck, Friedrich I. und die römische Kurie 1157-59 (Leipz. 1881);
Scheffer-Boichorst,
Kaiser Friedrichs
I. letzter Streit mit der Kurie (Berl. 1866);
Fischer, Geschichte des Kreuzzugs Friedrichs I. (Leipz. 1870).
2) Friedrich II., Enkel des vorigen, Sohn des Kaisers Heinrich VI. und der Konstanze von Neapel, als König von Sizilien Friedrich I. genannt,
geb. zu Jesi in der Mark Ancona, ward, noch ungetauft, von den deutschen Fürsten zum dereinstigen
Nachfolger seines Vaters ernannt und schon im 4. Lebensjahr durch den Tod seines Vaters Erbe der Krone von Sizilien.
In kurzem auch seiner Mutter beraubt, die ohnmächtig unter den aufständischen Großen die Vormundschaft über ihn dem Papst
Innocenz III., den sie als ihren Lehnsherrn anerkannte, übertragen hatte, verlebte das Kind von Apulien
zu Palermo eine überaus klägliche Jugend; aber frühzeitig ward er Meister seines Willens und seiner vielseitigen Begabung.
Im 14. Jahr erklärte ihn der Papst für mündig, und bald nachher vermählte er ihn mit der zehn Jahre ältern Konstanze,
der Tochter des Königs Alfons von Aragonien, der kinderlosen Witwe des Königs Emmerich von Ungarn.
Als nun der Kaiser Otto IV. nach dem Tod seines Gegners Philipp von Schwaben mit dem Papst zerfiel, forderte dieser 1210 die deutschen
Fürsten auf, einen andern Kaiser zu wählen, und schlug den jungen Friedrich vor. Dieser erhielt 1211 die Einladung,
nach Deutschland zu kommen, um die Königskrone zu empfangen. Der 18jährige Jüngling, vom Geist seines Ahnen Barbarossa ergriffen,
folgte, nachdem er seinen erstgebornen Sohn, Heinrich, zum König von Sizilien hatte krönen lassen, dem Ruf, leistete Innocenz
zu Rom noch einmal den Lehnseid, empfing dessen Segen und brach darauf, machtlos und einem Pilger gleich,
in Begleitung eines päpstlichen Legaten und weniger Großen Siziliens in abenteuerlicher Weise zur See über Genua nach der Lombardei
auf, sein väterliches Reich zu erobern.
Glücklich gelangte er auf beschwerlichem Weg 1212 über die Alpen und gewann seinem Gegner Konstanz ab, dann
auch Breisach, den Schlüssel des Reichs, worauf ganz Schwaben, ja die meisten deutschen Fürsten und Städte dem ebenso freigebigen
wie ritterlichen Hohenstaufen zufielen. Friedrich schloß sogleich ein Bündnis mit König Philipp August von Frankreich gegen Otto, trieb
diesen den Rhein hinab und ließ sich 1215 in Aachen krönen. Mit dem Glück entwickelten sich in dem jugendlichen
Fürsten immer umfassendere Pläne.
Zunächst lag ihm daran, die Fürsten des Reichs für die Wahl seines Sohns Heinrich zum römischen König zu gewinnen; sodann
hoffte er trotz seines Versprechens, nach erlangter Kaiserkrone seinen Sohn aus der väterlichen Gewalt entlassen und sich selbst
nicht mehr König von Sizilien nennen zu wollen, vom Papste die Vereinigung Siziliens und des Kaiserreichs
in seiner Person zugestanden zu erhalten. Beides gelang ihm wider Erwarten. Um des Reichsfriedens willen und aus Dankbarkeit
für die von Friedrich gewährten Hoheitsrechte erwählten die Reichsfürsten den jungen Heinrich, der schon im Sommer 1216 mit seiner
Mutter nach Deutschland gekommen war, im April 1220 kurz vor Friedrichs Aufbruch nach Italien in Frankfurt zum römischen König.
Der Nachfolger Innocenz' III., der milde und friedliebende Honorius III., erkannte, wenn auch widerwillig, die Personalunion
des Reichs und Siziliens an und setzte Friedrich in Rom die Kaiserkrone auf. Friedrich seinerseits kam den Wünschen
der Kirche durch bedeutende Konzessionen, durch Erlassung strenger Gesetze gegen die Ketzer und die in den städtischen Kommunen
zum Nachteil der kirchlichen Macht
mehr
erlassenen Statuten, sodann durch die Erneuerung des schon in Deutschland aus eignem Antrieb abgelegten Kreuzzugsgelübdes
entgegen. Im August des nächsten Jahrs sollte er nach dem Orient aufbrechen. Bis dahin hoffte er der im Königreich seit dem
Tod seines Vaters eingerissenen zügellosen Willkürherrschaft der Großen und dem Ungehorsam der Sarazenen auf
dem Inselland ein Ende zu machen. Mit staatsmännischer Einsicht und rücksichtsloser Machtentwickelung ging er, auch der
Geistlichkeit gegenüber, an die Restitution der königlichen Rechte.
Die widerspenstigen Großen mußten sich beugen; nur die Unterwerfung der Sarazenen war in so kurzer Zeit nicht durchzusetzen.
Wiederholt schob Honorius, der die Verwirklichung seines heiß ersehnten Ziels, der Eroberung Jerusalems,
nur von der Macht des Kaisers hoffen konnte, den Kreuzzug, zuletzt im Juli 1225, auf weitere zwei Jahre hinaus. Um Friedrich, der
übrigens von seinem Ernst hinsichtlich des Kreuzzugs durch umfangreiche Rüstungen bereits hinlänglich Zeugnis abgelegt hatte,
auf das engste an die päpstlichen Interessen im Orient zu fesseln, bestimmte er ihn zur Vermählung mit
Jolante, der Tochter Johanns von Brienne, Königs von Jerusalem.
Der zweijährige Aufschub reichte zwar aus, den Geist der Rebellion im Königreich, besonders durch die Verpflanzung der Sarazenen
nach der Stadt Luceria in der Landschaft Capitanata, zu brechen, aber nicht den der auf ihre Macht trotzenden
Lombarden. Als sie Friedrich zum Reichstag nach Cremona berief, blieben die Mailänder mit ihren Anhängern aus und erneuerten 6. März, im
ganzen 15 Städte, den alten Lombardenbund. Friedrich ließ sich im Augenblick daran genügen, über sie die Acht auszusprechen, und
willigte ein, als Honorius seine Vermittelung anbot, die so einseitig ausfiel, daß zwar die Rechte der
Kirche, nicht aber die des Reichs gewahrt waren.
Selbst diese parteiische Entscheidung erkannte an, um den Kreuzzug nicht wiederum verzögern zu müssen. Dennoch verfiel er
dem Bann von seiten des Nachfolgers des Honorius, des leidenschaftlichen Gregor IX., als er 1227 zwar sich
in Brindisi nach Palästina einschiffte, aber, auf der See erkrankt, wieder umkehrte. Dennoch erfüllte Friedrich sein Gelübde und
trat im Juni 1228 den Kreuzzug an. Aber der unversöhnliche Papst betrieb in Deutschland den Sturz der staufischen Dynastie
und die Wahl eines Gegenkönigs; ein Heer geworbener Schlüsselsoldaten fiel in das Königreich Neapel ein
und eroberte es fast ganz. Im Königreich Jerusalem suchte der fanatische Haß der vom Patriarchen geführten Päpstlichen die
Pläne Friedrichs zu vereiteln, ja ihm den Untergang zu bereiten. Gleichwohl zog Gregor in allen Stücken den kürzern.
Auf die Nachricht von dem Verlust seines Königreichs wußte Friedrich den Sultan Alkâmil zu einem für die Christen
höchst vorteilhaften zehnjährigen Vertrag zu bewegen; dann brach er, nachdem er sich zu Jerusalem in der Grabeskirche selbst
die Krone auf das Haupt gesetzt hatte, nach Italien auf, eroberte sein Königreich wie im Flug zurück und zwang dem
noch immer starren Gregor doch endlich, vornehmlich durch den von den deutschen Fürsten, die über die reichsfeindlichen Agitationen
der Päpstlichen empört waren und von der staufischen Dynastie nicht lassen wollten, ausgeübten Nachdruck, im August 1230 den
Frieden von San Germano ab, der freilich nur die Geltung eines Waffenstillstandes hatte; denn die königliche
Macht, deren Entfaltung und Befestigung der Kaiser nunmehr in seinem Erbreich Sizilien seine ganze Thätigkeit zuwandte, blieb
für die römische Kirche ein Stein des Anstoßes.
Die ganze
staatliche, wirtschaftliche und militärische Neuorganisation des Königreichs im Sinn des aufgeklärten Absolutismus
erhielt ihren Ausdruck durch ein neues Gesetzbuch, die sizilischen Konstitutionen, an deren Abfassung neben
dem Kaiser der Erzbischof Jakob von Capua, dann auch der Großhofrichter Peter de Vinea den vornehmsten Anteil hatten. Trotz des
päpstlichen Zorns über diese ruchlosen Gesetze wurden sie im August 1231 zu Melfi publiziert. So erstarkt, zögerte Friedrich nicht,
an die Stillung der Zwietracht in ganz Italien zu gehen.
Auf den 1. Nov. schrieb er einen Reichstag nach Ravenna aus, worauf die feindlichen Kommunen in der Lombardei den Lombardenbund
erneuerten und sich mit Friedrichs eignem Sohn Heinrich, der bisher in Deutschland vieles zur Unzufriedenheit des Vaters unternommen
hatte und 1235, von gewissenlosen Ministerialen bethört, zum offenen Aufstand überging, verbanden. Friedrich erschien
ohne Heer in Deutschland, Fürsten und Städte schlossen sich ihm an; Heinrich mußte sich demütigen und ward über die Alpen
geschickt, wo er 1242 zu Martorano starb. Friedrich verheiratete sich 1235, seit 1227 zum zweitenmal verwitwet, mit
Isabella, der Schwester König Heinrichs III. von England.
Dann hielt er einen glänzenden Reichstag zu Mainz, übergab daselbst dem einzigen Nachkommen Heinrichs des Löwen, Otto, seine
Stammländer als Herzogtum, endete so den langen Streit zwischen Hohenstaufen und Welfen und sicherte sich Schwaben und andres
Erbgut. Hierauf wurden die Rechte der Fürsten, meist auf Kosten der Freiheiten der Städte, bestätigt und
ein allgemeiner Landfriede in deutscher Sprache bekannt gemacht. Huldigend erschienen die Stände von Arelat und Burgund: Friedrich stand
auf der Höhe seines Glückes. 1236 entriß er dem widerspenstigen Herzog Friedrich dem Streitbaren Österreich und Steiermark
und nahm diese Herzogtümer in eigne Verwaltung und erreichte 1237 die Wahl seines zweiten Sohns, Konrad,
zum römischen König.
Mit stattlicher Reichsmacht brach Friedrich darauf nach der Lombardei auf und erfocht über die Mailänder den großen
Sieg von Cortenuova; nun zogen sich aber die Lombarden hinter die Mauern ihrer schwer einnehmbaren Städte zurück und schöpften
neuen Mut infolge der mißglückten Belagerung von Brescia, und als Friedrich seinen natürlichen Sohn Enzio mit
einer sardinischen Fürstin vermählte und, trotz des Widerspruchs des Papstes, als König von Sardinien ausrufen ließ, traf
ihn ein neuer Bannfluch Gregor begann den Vernichtungskampf mit einer Denkschrift voll der schwersten und ungerechtesten
Anklagen zum Beweis der Ketzerei des Kaisers, wogegen dieser in einer Verteidigungsschrift protestierte
und die Hilfe aller christlichen Fürsten aufrief.
Zugleich betrieb Gregor im Deutschen Reich die Erhebung eines Gegenkönigs, der sich aber weder in Deutschland noch in Dänemark,
Frankreich und England finden wollte, und rief die sizilischen Großen zur Empörung auf. Friedrich brach indessen
in den Kirchenstaat ein, den er 1240 bis auf Rom eroberte, und erfocht Friedrichs Flotte unter König Enzio in der Nähe
der Insel Monte Cristo einen glänzenden Sieg über die genuesische, auf welcher sich die von Gregor zu einem Konzil nach Rom berufenen,
dem Kaiser feindlichen Prälaten Frankreichs und Spaniens befanden. Nachdem Gregor IX. gestorben,
schien die erst zwei Jahre danach erfolgte Wahl des Friedrich befreundeten Innocenz IV. den italienischen wilden Parteikämpfen eine
Schranke zu setzen; doch scheiterten die Unterhandlungen zwischen Papst und Kaiser, in denen dieser vor allem die Lösung
vom
mehr
Bann verlangte, daran, daß Innocenz, ganz für die hierarchischen Pläne gewonnen, 1244 über Genua nach Lyon floh. Dorthin berief
er eine große Kirchenversammlung (1245) und bestand darauf, daß der Kaiser persönlich erscheinen solle, um sich von der
Anklage des Meineides, Friedensbruchs, Kirchenraubes, der Heiligenschändung und Ketzerei zu reinigen, entsetzte den
Kaiser, der hierauf nicht einging, 17. Juli aller seiner Würden, befahl den Deutschen die Wahl eines neuen Königs, verband sich
auf das engste mit den Lombarden und ward sogar Teilnehmer einer Verschwörung zur heimlichen Ermordung des Kaisers, die aber
entdeckt ward.
Wohl stellte sich Friedrich dem Bannfluch kühn entgegen, erließ an alle Monarchen Europas Schreiben, worin er
die Rechtmäßigkeit seines Strebens nach Befreiung der weltlichen Macht von den Ketten der Hierarchie darzustellen suchte, und
entwickelte in Deutschland und Italien eine außerordentliche Thätigkeit zur Verteidigung seiner Rechte; die Geistlichen, welche
gegen ihn das Kreuz und Rebellion predigten, und die Kriegsgefangenen bestrafte er mit dem Tod. Indessen
predigten Scharen von Bettelmönchen im ganzen römischen Reich erfolgreich den Abfall vom Kaiser, und in Deutschland erhoben zuerst
die geistlichen Fürsten das Banner des Aufruhrs und wählten den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen, nach dessen Tod (1247)
Wilhelm von Holland zum Gegenkönig. Friedrich erhielt aus Deutschland nun keinen Zuzug mehr, und auch die Kräfte
Siziliens waren erschöpft.
Die Niederlage, welche er vor Parma erlitt, vernichtete seine letzte Streitmacht. Die Bolognesen nahmen in dem Treffen
bei Fossalta Friedrichs Lieblingssohn, König Enzio, gefangen, und sein vertrautester Rat, Peter de Vinea, wurde,
von den Päpstlichen bestochen, zum Verräter seines Herrn. Nicht überwunden, aber wegen Erschöpfung seiner Hilfsmittel ohne
Aussicht auf dauernden Sieg und innerlich gebrochen, starb Friedrich zu Fiorentino in Apulien. Im Testament hatte er seinen
Sohn, den römischen König Konrad IV., und für den Fall, daß dieser kinderlos sterben sollte, Isabellas
Sohn Heinrich und dann in gleichem Fall Manfred, den Sohn seiner Geliebten Blanca von Lancia, mit der er sich erst auf dem Sterbebett
trauen ließ, zu Haupterben ernannt. Für seinen unehelichen Sohn Friedrich von Antiochia (gest. 1258) hatte er Toscana bestimmt.
- Ein an Schicksalen und Bestrebungen reicheres Fürstenleben als das Friedrichs II. hat das ganze Mittelalter
nicht aufzuweisen, und überhaupt kennt die Geschichte niemand, der bei solcher Fülle des Gemüts, bei solcher Unerschöpflichkeit
seiner Pläne und Mittel, bei so raschem Wechsel von Glück und Unglück eine größere Elastizität des Geistes und Charakters
gezeigt hätte als Friedrich. Unter allen Hohenstaufen ist ihm an geistigen Vorzügen keiner gleichzustellen,
in sittlicher Beziehung aber steht ihm sein Großvater Friedrich I. weit voran. Friedrich war dem sinnlichen Genuß über Gebühr
ergeben.
Krieger und Dichter, Gesetzgeber und Künstler, mit dem Kreuz bezeichnet und doch von den Christen verraten und von Sarazenen
geehrt, heftig in der Liebe wie im Haß, fromm und Ketzer, in seiner Ansicht über Kirchentum und Papst seiner
Zeit weit vorauseilend und doch ihr huldigend, einen Städtebund bekämpfend und anderswo die Städte hebend, endlich, fast
sein Ziel erreichend, vom Schicksal selbst erreicht, ist Friedrich eine schwer festzuhaltende, schwer zu begreifende
und doch bei allen Fehlern bezaubernde und unwiderstehliche Erscheinung.
Von seiner Irreligiosität hat die päpstliche
Partei viel Übertriebenes ausgesagt. Nicht zu leugnen möchte sein, daß Friedrich im
Umgang mit Menschen so verschiedenen Glaubens, so geistreich und so genial, oft in bitterster Stimmung gegen die Kirche, den strengen
Kirchenglauben zwar, wenn es die Umstände zu fordern schienen, äußerlich bekannt, im Herzen aber nur
zum kleinsten Teil zu dem seinigen gemacht habe. Trotzdem er sich wenig um Deutschland gekümmert und selten dagewesen, blieb
er dem deutschen Volk als letzter gewaltiger Vertreter des großen Staufengeschlechts in lebendigstem Gedächtnis; man hielt
ihn nicht für tot, und noch 30 Jahre nach seinem Tode traten Männer auf, die sich für Friedrich ausgaben und
viel Anhang fanden; ja, die Sage vom Zauberschlaf in einem Berg bezieht sich ursprünglich auf Friedrich (s. oben unter Friedrich I.).
Vgl. Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit (5. Aufl., Leipz. 1878, 6 Bde.);
Höfler, Kaiser Friedrich II. (Münch. 1844);
Abel, Kaiser Otto IV. und König Friedrich II. (Berl. 1856);
Schirrmacher, Kaiser Friedrich II. (Götting.
1859-1865, 4 Bde.);
Winkelmann, Kaiser Friedrich II. (Bd. 1, Berl.
1863; Bd. 2, Reval 1865);
Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Friderici II. (Par. 1852-61, 12 Bde.);
A. del Vecchio, La legislazione di Federico II Imperatore (Turin 1874).
3) Friedrich (III.) der Schöne, Sohn Albrechts I. und Elisabeths von Kärnten, geb. 1286, übernahm nach dem Tod seines ältern Bruders,
Rudolf, und der Ermordung seines Vaters 1308 als der älteste noch lebende Sohn die Regierung des Herzogtums Österreich für
sich und seine jüngern Brüder. Mit seinem Vetter Ludwig von Bayern zugleich erzogen, war er durch ein inniges
Freundschaftsband mit diesem verbunden, als die Übertragung der Vormundschaft über die niederbayrischen Herzöge an Friedrich den
darüber eifersüchtigen Ludwig gegen den Freund unter die Waffen rief. Friedrich ward bei Gamelsdorf von
Ludwig geschlagen und verzichtete 1314 auf die Vormundschaft.
Nach Heinrichs VII. Tod bewarb sich Friedrich um die Kaiserkrone, doch auf Antrieb des Erzbischofs von Mainz wurde im Oktober 1314 von
vier Kurstimmen Ludwig zum Kaiser erwählt, während Friedrich nur drei Stimmen auf sich vereinigte. Auch mit der Krönung zu Aachen
kam Ludwig Friedrich zuvor, der sich nun vom Kölner Erzbischof in Bonn die Krone aufsetzen ließ. Nach einem mehrjährigen blutigen
Bürgerkrieg neigte sich der Sieg endlich auf Friedrichs Seite, der besonders an seinem Bruder Leopold eine mächtige Hilfe hatte.
Bei Mühldorf auf der Ampfinger Heide ward jedoch Friedrichs Heer völlig geschlagen und er selbst
nebst 1300 der Vornehmsten vom österreichischen und salzburgischen Adel gefangen.
Ludwig hielt ihn drei Jahre lang auf der Burg Trausnitz in der Oberpfalz in ritterlicher Haft, und erst der fortgesetzte Widerstand
Leopolds, der Abfall des Königs von Böhmen und der Bannfluch des Papstes machten ihn willig, Friedrich durch den
Trausnitzer Vertrag freizugeben. Dafür erkannte dieser Ludwig als rechtmäßiges Reichsoberhaupt an und verpflichtete
sich, sich wieder als Gefangenen zu stellen, wenn es ihm nicht gelingen würde, seine Brüder zur Unterwerfung unter Ludwig
zu bewegen. Als ihm dies aber wegen der Hartnäckigkeit Leopolds nicht gelang, kehrte er, seinem Eide treu,
obgleich ihn der Papst desselben entband, als Gefangener nach München zurück. Ludwig, durch solchen Edelmut überwunden, erneuerte
hierauf das alte innige Verhältnis und teilte mit Friedrich, wie sonst, Wohnung, Tisch und Bett, und beide kamen überein, die Regierung
des Reichs gemeinsam zu führen. Da
mehr
dieser Traktat jedoch vom Papst und den Kurfürsten heftig angefochten wurde, kam ein zweiter zu Ulm zu stande, nach
welchem Friedrich als römischer König Deutschland verwalten solle, während Ludwig nach Italien zur Kaiserkrönung gehe. Doch zog
sich Friedrich nach Leopolds Tod (gest. 1326) von der Reichsregierung zurück und ward auch in der
Herrschaft über Österreich von seinen Brüdern beschränkt. Er starb auf Schloß Gutenstein im Wiener Wald und wurde
zu Mauerbach in dem von ihm gestifteten Kloster bestattet, nach dessen Aufhebung 1783 seine irdischen Überreste im Stephansdom
zu Wien beigesetzt wurden.
Friedrichs Söhne von Elisabeth, Tochter des Königs Jakob I. von Aragonien, starben früh. Friedrichs großherzige
Rückkehr in die Gefangenschaft begeisterte Schiller zu seinem schönen Gedicht »Deutsche Treue« und Uhland zu dem Drama »Ludwig
der Bayer«.
Vgl. Kurz, Österreich unter Friedrich dem Schönen (Linz 1818);
Kopp, Die Gegenkönige und Ludwig und ihre Zeit
(Berl. 1858);
Döbner, Die Auseinandersetzungen zwischen Ludwig IV. und Friedrich dem Schönen 1325 (Götting. 1875).
4) Friedrich III. (in Österreich auch wohl Friedrich IV. genannt), als Erzherzog von Österreich Friedrich V., Sohn Herzog Ernsts des Eisernen von
Österreich und der Cimburgis von Masovien, wurde zu Innsbruck geboren und folgte nach dem Tod
seines Vaters (1424) diesem unter Vormundschaft in der Regierung über Steiermark, Kärnten und Krain. 1435 trat er mit seinem
Bruder Albrecht dem Verschwender die Regierung seiner Länder selbständig an und war zugleich Vormund für seine Vettern Siegmund
von Tirol und Ladislaus Posthumus von Niederösterreich, Ungarn und Böhmen.
Nach Kaiser Albrechts II. Tod zum deutschen König erwählt, kam er erst 1442 ins Reich und ward 17. Juni zu Aachen gekrönt.
Gleich im Anfang seiner Regierung schloß er 1445 mit Papst Eugen einen schmählichen Vertrag, in dem er gegen das Versprechen der
Kaiserkrönung (welche, die letzte in Rom, 1452 stattfand) und die Zahlung von 220,000 Dukaten sowie einige
andre pekuniäre Vorteile sich vom Konzil zu Basel
lossagte, das infolgedessen unverrichteter Sache sich auflösen mußte; die deutsche
Kirche ward durch das Wiener Konkordat 1448 wehrlos dem Papsttum überliefert. Friedrich kümmerte sich fast nur um die
Vergrößerung seiner Erblande und verwickelte sich in viele unglückliche Kriege. Um die Eidgenossen zu unterwerfen, rief
er die Armagnaken (s. d.) unter der Führung des Dauphins ins Reich, die nach dem blutigen Kampf bei St. Jakob 1444 die deutschen
Lande diesseit und jenseit des Rheins furchtbar verwüsteten, während Friedrich 1450 die Herrschaft in der Schweiz
für immer verlor.
Die österreichischen Erblande wurden durch die Fehde Friedrichs mit seinem Bruder Albrecht und durch einen Einfall des ungarischen
Gubernators Johann Hunyadi heimgesucht, der den jungen König Wladislaw den Händen des Vormundes entreißen wollte. Nach jahrelangen
Kämpfen und Aufständen der Bevölkerung Österreichs, auch Wiens, gelangte Friedrich endlich nach Albrechts Tod (1463)
zum alleinigen Besitz Österreichs. Das Erbe Wladislaws (gest. 1457), die Königreiche Böhmen und Ungarn, glückte ihm indes nicht
an sein Haus zu bringen. In Böhmen wurde Georg Podiebrad auf den Thron erhoben, in Ungarn Matthias Corvinus, und als Friedrich auf Anstiften
einer ungarischen Adelspartei sich zum König von Ungarn krönen ließ, reizte er Matthias zum Krieg, der
schließlich mit der Einnahme Wiens durch diesen (1485) endete.
Erst nach Matthias' Tod (1490) eroberte Friedrichs Sohn Maximilian Österreich wieder. Unthätig
sah Friedrich den immer häufigern und
weiter vordringenden Einfällen der Türken zu. Er begnügte sich, Reichstag auf Reichstag zu berufen, auf
diesen von den Ständen Hilfe zu fordern, sich aber zu beruhigen, wenn dieselbe wegen der Schwerfälligkeit der Reichsverfassung
nicht bewilligt oder nicht geleistet wurde. Große Kriege wüteten in Deutschland unter den Fürsten und Städten, ohne daß Friedrich einen
Versuch machte, den Landfrieden aufrecht zu erhalten.
Namentlich als er, aus seinen Erblanden vertrieben, ohne festen Aufenthalt umherzog, zeigte sich die kaiserliche Ohnmacht in
kläglichster Blöße. Friedrich selbst ließ sich indes durch solche Dinge wenig anfechten. In Armut und Verbannung schmiedete er
Pläne auf Erhebung des Hauses Habsburg zur Weltherrschaft, und wenn auch seine Zusammenkunft mit Karl dem
Kühnen 1473 in Trier noch keinen Erfolg hatte, da Friedrich Trier plötzlich verließ, ehe er Karl die Königswürde verliehen, so
brachte er doch nach Karls Tod 1477 die Heirat von dessen Tochter Maria mit seinem Sohn Maximilian zu stande, welche die Weltmacht
seines Hauses begründete.
Auf seinen Büchern, Gefäßen und Palästen befand sich das Anagramm A. E. I. O. U. (Austriae Est Imperare
Orbi Universo, »Es ist Österreichs Bestimmung, über den Erdkreis zu herrschen«). Nach Österreichs Wiedereroberung (1490)
überließ er seinem Sohn Maximilian die Regierung, während er selbst zu Linz seinen Lieblingsneigungen, Astrologie, Alchimie
und Botanik, lebte. In den letzten Jahren seines Lebens mußte er sich noch ein Bein abnehmen lassen. Er starb Der
Stephansdom zu Wien enthält sein Denkmal, das noch zu Lebzeiten des Kaisers von Lerch begonnen, 1513 von M. Dichter vollendet
ward. Ihm folgte sein 1486 zum römischen König ernannter Sohn Maximilian, der Sprößling aus Friedrichs
Ehe mit Eleonore von Portugal.
Vgl. Kurz, Österreich unter Kaiser Friedrich IV. (Wien 1812, 2 Bde.);
Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs
IV. (Hamb. 1840-43, 2 Bde.).
[Anhalt.]
5) Friedrich Leopold Franz Nikolaus, Herzog von Anhalt, Sohn des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau und der Herzogin Friederike,
einer gebornen Prinzessin von Preußen, geb. machte seine Studien auf der Universität zu Bonn
und in Genf,
trat 1851 in das 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam ein, nahm aber seit 1853 seinen bleibenden Aufenthalt in Dessau. 1864 machte
er im Stab seines Schwagers, des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, den schleswigschen Feldzug mit, wurde 1867 Generalleutnant
à la suite der Armee und beteiligte sich auch 1870/71 am deutsch-französischen Krieg.
Als sein Vater starb, folgte ihm in der Regierung über die zum Herzogtum Anhalt vereinigten Länder Anhalt-Dessau-Köthen-Bernburg.
Er ist seit vermählt mit der Prinzessin Antoinette von Sachsen (geb. Tochter des
verstorbenen Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg. Kinder dieser Ehe sind: der Erbprinz Friedrich, geb. 1856 (der frühere Erbprinz,
Leopold, geb. 1855, starb 1886);
die Prinzessin Elisabeth, geb. 1857;
Prinz Eduard, geb. 1861;
Prinz Aribert, geb. 1864;
Prinzessin
Alexandra, geb. 1868.
[Baden.]
6) Friedrich I., Markgraf von Baden, Sohn des Markgrafen Hermann VI. zu Baden und Gertruds, Tochter des Herzogs Heinrich des Gottlosen
von Österreich, geb. 1249, folgte seinem Vater 1250 unter der Vormundschaft seiner Mutter in der Regierung, ward aber vom König
Ottokar von Böhmen aus der Erbschaft in Österreich verdrängt; gleichwohl nannte er sich noch immer Herzog
von Österreich. Er
mehr
begleitete Konradin von Schwaben, mit dem er am bayrischen Hof erzogen worden war, 1267 nach Neapel, wurde mit diesem von Karl
von Anjou gefangen und zu Neapel enthauptet.
7) Friedrich VI., Markgraf von Baden, Sohn des Markgrafen Friedrich V., geb. focht unter Herzog Bernhard von
Weimar und Karl X. Gustav von Schweden in Deutschland und Polen mit großer Auszeichnung und folgte seinem Vater 1659 in Baden-Durlach.
Er war eifrig bemüht, die Wunden, welche der Dreißigjährige Krieg seinem Land geschlagen, zu heilen, und pflegte namentlich
Künste und Wissenschaften. Nachdem er sich 1664 in Ungarn gegen die Türken und 1674-76 als Reichsfeldmarschall
gegen Frankreich neue Lorbeeren errungen, starb er
8) Friedrich Wilhelm Ludwig, Großherzog von Baden, zweiter Sohn des Großherzogs Leopold und der Prinzessin Sophie Wilhelmine von Schweden,
geb. bildete sich gemeinsam mit seinem ältern Bruder, Ludwig, auf den Universitäten Heidelberg
und Bonn und hielt sich dann längere Zeit in Wien und auf Reisen auf. Da der genannte Bruder Ludwig in eine Gemütskrankheit verfiel,
erhielt derselbe nach des Vaters Tod nur den großherzoglichen Titel, aber, mit Zustimmung der Agnaten, die Regentschaft.
Er bewies sich derselben durch Einsicht, Takt, Wohlwollen und Energie würdig.
Nachdem er schon da sich die Krankheit seines Bruders als unheilbar erwies, den großherzoglichen Titel angenommen,
ward er durch dessen erfolgtes Ableben alleiniger Großherzog. In den kirchlichen Streitigkeiten zeigte er seine
Geneigtheit, sich der Volksstimme zu akkommodieren, durch die Zurücknahme des am mit dem päpstlichen
Stuhl geschlossenen Konkordats. Auch später bewies er fortwährend dieselbe Entschiedenheit gegenüber den Übergriffen der
Hierarchie, ohne der katholischen Kirche die ihr wirklich zukommenden Rechte zu schmälern.
Auch die protestantische Kirche nahm unter seiner Regierung freiere Verfassungsformen an, wobei den Gemeinden
größere Rechte eingeräumt wurden. Ebenso ging in der Verwaltung auf dem Weg liberalen Fortschritts rüstig vorwärts. Seine
äußere Politik war schon dadurch bezeichnet, daß er sich mit einer Tochter des jetzigen Kaisers Wilhelm, der Prinzessin
Luise Marie Elisabeth, vermählt hatte. So vertrat er das preußische Interesse schon auf dem Fürstentag
zu Frankfurt 1863. Im J. 1866 mußte er zwar in Verbindung mit den übrigen süddeutschen Staaten an dem Kriege gegen Preußen
sich beteiligen, betrat aber sofort nach der Beendigung desselben die Bahn einer entschieden nationalen, auf die Einheit Deutschlands
unter preußischer Führung gerichteten Politik, ernannte schon 1868 den preußischen General Beyer zum badischen
Kriegsminister und übertrug ihm die Reorganisation des badischen Militärs.
Dieselbe patriotische Haltung zeigte er auch während des Kriegs 1870/71, wie er auch wesentlichen Anteil an der Errichtung
des deutschen Kaisertums hatte. Er ward 1877 zum Generalinspekteur der 5. Armeeinspektion des Deutschen Reichs ernannt.
Sein 25jähriges Regierungsjubiläum wurde im April 1877 unter großartigen Ovationen des ganzen Landes gefeiert. Kinder sind:
der Erbgroßherzog Friedrich Wilhelm, geb. Prinzessin Viktoria, geb. seit Kronprinzessin von
Schweden; Prinz Ludwig Wilhelm, geb.
Vgl. v. Weech, Baden in den Jahren 1852-77 (Karlsr. 1877).
[Brandenburg.]
9) Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg, Sohn Friedrichs V. von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg, geb. 1371, folgte
seinem Vater 1398 in der Regierung des fränkischen Fürstentums Ansbach. Er kämpfte 1396 gegen die Türken in der Schlacht bei
Nikopolis, wirkte 1400 mit zur Absetzung des Kaisers Wenzel, begleitete König Ruprecht 1401 auf seinem Römerzug,
unterstützte 1409 König Siegmund von Ungarn bei der Unterdrückung des Aufruhrs seiner Vasallen und veranlaßte hauptsächlich
Siegmunds Kaiserwahl Zum Ersatz für die Kosten seines Beistandes und als die versprochene Belohnung übertrug
ihm Siegmund sein Kurfürstentum Brandenburg zur Verwaltung und erb- und eigentümlich,
worauf zu Konstanz die feierliche Belehnung stattfand.
Nachdem Friedrich 1412-14 den widerspenstigen Adel zur Ruhe gebracht und einen Landfrieden verkündigt hatte, bekümmerte er sich wenig
mehr um die Marken. Er beschäftigte sich vorwiegend mit den Reichsangelegenheiten, war 1418 Reichsverweser
und mehrmals Anführer der deutschen Heere in den Hussitenkriegen, die ihm aber keine Erfolge brachten, sondern nur Rachezüge
der Hussiten in die Marken (namentlich 1432) veranlaßten. Ebensowenig glückten seine auf Vergrößerung der Macht seines
Hauses, dem er Kursachsen und Polen erwerben wollte, gerichteten Pläne; wegen der Verleihung des erstern
an Friedrich von Meißen entzweite er sich ernstlich mit Siegmund.
Nach dessen Tod bewarb er sich 1438 um die Kaiserkrone, wurde indes weder 1438 noch 1440 zum Kaiser gewählt. Friedrich war ein fein
gebildeter Mann von bedeutenden politischen und militärischen Gaben. Er. starb in Kadolzburg. Er verteilte
seine Lande unter seine Söhne von seiner Gemahlin, der schönen Else von Bayern, mit der er sich 1401 vermählt hatte, so, daß
Johann Baireuth, Friedrich die Mark, Albrecht Ansbach erhielt.
Vgl. Riedel, Zehn Jahre aus der Geschichte der Ahnherren des preußischen
Königshauses (Berl. 1851);
Franklin, Die deutsche Politik Friedrichs I. (das. 1851).
10) Friedrich II., der Eiserne, Kurfürst von Brandenburg, geb. Sohn des vorigen, ward 1421 mit einer polnischen Prinzessin
verlobt und als mutmaßlicher Erbe Polens dort erzogen, kehrte nach deren Tod 1431 nach Brandenburg zurück und trat 1440 die
Regierung an. Er regierte mit Kraft und Klugheit, brach die Selbständigkeit der Städte, namentlich der
Zwillingsstädte Berlin-Kölln (1448), erwarb durch Kauf Kottbus und die Neumark (1455) sowie die Grafschaft Wernigerode; ein Versuch,
sich Pommern-Stettins nach Erlöschen der Herzöge zu bemächtigen, mißlang jedoch (1468). Da sein einziger Sohn vor ihm gestorben
war, so trat er 1470 die Regierung an seinen Bruder Albrecht Achilles ab und zog sich auf die Plassenburg
zurück, wo er starb.
11) Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm und der Kurfürstin Elisabeth Charlotte, einer pfälzischen
Prinzessin, geb. 16. Febr. (n. St.) 1620 zu
Kölln an der Spree, wurde infolge der Kriegsnöte entfernt vom Hof in einfachen Verhältnissen, aber von
tüchtigen Männern erzogen; besonders wichtig für seine geistige Entwickelung wurde sein dreijähriger Aufenthalt in den
Niederlanden auf der Universität zu Leiden und am Hof und im Feldlager des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien. Als er nach dem
Tod seines Vaters 20 Jahre alt, die Regierung seiner Lande
mehr
übernahm, fand er sich den schwierigsten Aufgaben gegenüber: mit Preußen wollte Polen ihn nur unter den drückendsten Bedingungen
belehnen, die klevischen Lande waren seit Jahren Schauplätze der Kämpfe zwischen Spaniern und Holländern und zumeist im Besitz
der letztern, die Mark war gänzlich verwüstet und zu einem großen Teil von dem seit dem Prager Frieden
feindlichen Schweden besetzt, während die kurfürstlichen Truppen geradezu den Gehorsam verweigerten und schlimmer als Feinde
hausten.
Durch Klugheit und Energie überwand der junge Fürst alle diese Schwierigkeiten. Er erlangte 1641 die Belehnung mit Preußen,
schloß mit Schweden einen Waffenstillstand, entließ die verwilderte Soldateska, bildete sich ein kleines,
aber zuverlässiges Heer, mit dem er Frieden und Ordnung in den Marken aufrecht erhielt, und erwirkte für seine westlichen Lande
wenigstens die Neutralität. Eifrig betrieb er nun das Zustandekommen des Westfälischen Friedens; er brachte demselben ein
großes Opfer, indem er auf Vorpommern und die Mündungen der Oder zu gunsten Schwedens und damit auf seine
auf rasche Entwickelung des Seehandels gerichteten Pläne verzichtete; von der pommerschen Erbschaft erhielt er bloß Hinterpommern
sowie zur Entschädigung die Bistümer Halberstadt, Minden, Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg.
Auch war die Ausdehnung der Religionsfreiheit auf das reformierte Bekenntnis wesentlich dem Einfluß des Kurfürsten zu
danken. Seine Bemühungen, in den nun folgenden Friedensjahren die Grundlagen eines geordneten Staatswesens zu legen, ein
stehendes Heer zu errichten, die Finanzen zu regeln, die Privilegien der Stände zu beschränken, die Schäden des Kriegs zu heilen,
Handel und Verkehr zu heben etc., wurden bereits 1655 durch den Ausbruch des schwedisch-polnischen Kriegs
unterbrochen, in den der Kurfürst wider Willen verwickelt wurde.
Zwischen den kriegführenden Mächten eine selbständige Stellung zu behaupten, gelang ihm nur durch die größte Umsicht
und kühne Wendungen in seiner Politik. Nachdem er an Schwedens Seite den Sieg bei Warschau (28.-30. Juli 1656) mit erfochten
und von Karl X. Gustav die Anerkennung der Souveränität Preußens erlangt hatte, schloß er 1657, während
der Schwedenkönig sich gegen Dänemark wendete, mit Polen unter Vermittelung des Königs Leopold von Ungarn, der des Kurfürsten
Stimme für seine Kaiserwahl nötig hatte, den Vertrag von Wehlau welcher ihm die Souveränität Preußens sicherte.
Er nahm nun an der großen Koalition gegen Schweden und an dem Krieg in Schleswig und Dänemark erfolgreichen
Anteil, und der Friede von Oliva verschaffte Brandenburg allein von allen kriegführenden Staaten einen Gewinn in der
Bestätigung der Unabhängigkeit Preußens von Polen.
Zwölf Jahre äußerer Ruhe waren dem Kurfürsten nun gegönnt, um das 1655 unterbrochene Werk fortzuführen.
Zunächst galt es, die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften mit dem allgemeinen Staatsinteresse,
welches eine einheitliche, geregelte Finanzwirtschaft und unbedingte Anerkennung und im Notfall militärische Aufrechthaltung
der landesherrlichen Autorität verlangte, in Einklang zu bringen. Am leichtesten fügten sich die Stände
der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten dagegen bereiteten die von Kleve und Preußen, wo die Selbständigkeitsbestrebungen
an den benachbarten Republiken der Niederlande und Polens einen wirksamen Rückhalt suchten und fanden.
Heftig entbrannte namentlich der Kampf in Preußen, wo die Stände,
als strenge Lutheraner auch im konfessionellen Gegensatz
zum reformierten Kurfürsten, demselben namentlich die Anerkennung seiner Souveränität verweigerten und die Polen zum Schutz
ihrer Privilegien aufriefen. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder, wie des Königsberger Schöppenmeisters Johannes
Roth und der beiden Kalckstein, die Einheit der ständischen Opposition lockerten, gelang es dem Kurfürsten, der an der Spitze
einer ansehnlichen Truppenmacht in Königsberg erschien, 1663 die Huldigung der Stände zu erhalten; Roth
war verhaftet worden und starb nach 16jähriger Gefangenschaft; der General Kalckstein war gestorben, sein Sohn, der Oberst,
flüchtete nach Polen, wurde von da mit Gewalt nach Preußen zurückgeschafft und 1672 wegen Hochverrats hingerichtet.
Durch die Einführung einer Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen gewann der Kurfürst nun die
Mittel, um ein stehendes Heer zu unterhalten, das, aus den Regimentskadres gebildet, im Fall eines Kriegs durch Werbungen leicht
auf 20,000 Mann gebracht werden konnte. Nach Möglichkeit suchte er den Wohlstand zu fördern durch Hebung des Ackerbaues, Urbarmachung
von Wüstungen, Begünstigung der Einwanderung, Befreiung der Gewerbe und des Verkehrs von allerlei Schranken,
wobei er freilich mit der Trägheit und Engherzigkeit der damaligen Zeit viel zu kämpfen hatte und auf viele Maßregeln verzichten
mußte, weil die Unterthanen zu energischen Widerstand leisteten.
Zwischen den verschiedenen Konfessionen suchte er Frieden und Eintracht zu stiften und verbot den lutherischen
Geistlichen das Gezänk auf den Kanzeln gegen die Reformierten. Am meisten lag ihm die Entwickelung eines lebhaften Binnen- und
Seehandels am Herzen: der Bau des Müllroser Kanals, die Einrichtung einer Post, die Gründung einer Marine, die Anlegung von überseeischen
Kolonien, die Errichtung einer afrikanischen Handelskompanie sollten diesem Zweck dienen.
Indes die Mittel des Kurfürsten waren zu beschränkt, die Armut des Landes zu groß und der Unternehmungsgeist der Geschäftsleute
zu gering, als daß die Erfolge auch nur entfernt den großartigen Ideen des Kurfürsten entsprochen hätten, ebenso wie auch
desselben wissenschaftliche und künstlerische Projekte nur zum geringsten Teil verwirklicht werden konnten.
Dagegen legte er den Grund zu einem thätigen, intelligenten Beamtenstand und zu einem tapfern, ergebenen Offizierkorps, den
beiden Hauptstützen des preußischen Staatsorganismus; im erstern zeichneten sich die beiden Freiherren v. Schwerin, die beiden
Jena, Hoverbeck, Krockow, Meinders, Fuchs u. a. aus, im letztern Graf Waldeck, Sparr, Derfflinger, Fürst Anhalt,
Schöning.
Trotz dieser rastlosen Thätigkeit im Innern verfolgte der Kurfürst mit eifrigster Teilnahme alle politischen Ereignisse im
Osten und Westen Europas, und der Besitz seiner rheinischen Lande sowie sein allgemeines Interesse an der Unabhängigkeit Deutschlands
und Europas und der Erhaltung der evangelischen Religion zogen ihn in die Verwickelungen hinein, welche
der Ehrgeiz Ludwigs XIV. und dessen Streben nach dem Erwerb der spanischen Niederlande hervorriefen. Als dieser 1672 die Republik
der Niederlande mit Übermacht überfiel, um diesen protestantischen Freistaat zu vernichten, zögerte der Kurfürst nicht,
dem bedrohten Nachbarstaat zu Hilfe zu kommen, da er erkannte, daß von der Erhaltung dieses Bollwerkes
auch die der deutschen Unabhängigkeit und der Religionsfreiheit abhänge. Um den Beistand wirksam zu
mehr
machen, zog er den Kaiser mit in das Bündnis; da dieser sich indes in einem geheimen Vortrag mit Frankreich zur Neutralität verpflichtet
hatte, so vereitelten die kaiserlichen Feldherren Montecuccoli und Bournonville in dem mit dem brandenburgischen Heer gemeinsam
unternommenen Feldzug am Rhein und in Westfalen (1672-73) jeden feindlichen Zusammenstoß mit dem französischen
Befehlshaber Turenne und verschafften diesem dadurch die Möglichkeit, tief in Westfalen einzudringen, so daß sich der Kurfürst
genötigt sah, um seine westlichen Lande vor gänzlichem Ruin zu retten, vom Bündnis abzufallen und den übrigens günstigen
Separatfrieden zu Vossem abzuschließen, ohne den Niederlanden mehr als eine indirekte Hilfe
geleistet zu haben. Am schloß er sich allerdings von neuem der inzwischen sehr verstärkten Koalition gegen Frankreich
an, aber auch der wieder in Gemeinschaft mit Bournonville unternommene Feldzug gegen Turenne im Winter 1674 auf 1675 endete statt
mit Siegen und Eroberungen infolge der Uneinigkeit der Verbündeten mit dem kläglichen Rückzug aus dem
Elsaß.
Durch den von Frankreich veranlaßten Einfall der Schweden in die Marken zum Schutz seiner Lande vom Rhein abberufen, stellte der
Kurfürst durch den Überfall bei Rathenow und den Sieg bei Fehrbellin (28. Juni) den brandenburgischen Waffenruhm im
strahlendsten Glanz wieder her, eroberte 1675-78 nach und nach sämtliche Festungen Vorpommerns, namentlich
nach hartnäckigem Widerstand durch eine schwierige Belagerung das stark befestigte Stettin, und trieb in einem anstrengenden
Winterfeldzug 1678-79 die in Preußen eingefallenen Schweden nach Livland zurück, mußte aber den Preis dieser Anstrengungen
und Opfer (ohne durch Hilfsgelder unterstützt zu werden, brachte er sein Heer zeitweise auf 40,000 Mann),
das seit 1648 kaum verschmerzte Vorpommern, im Frieden von St.-Germain wieder herausgeben, da ihn seine Verbündeten,
die Niederlande und der eifersüchtige kaiserliche Hof, im Stiche ließen und er mit Dänemark allein dem übermächtigen Frankreich
gegenüberstand.
Entrüstet über das Betragen seiner Verbündeten und jeden Widerstand gegen Ludwig XIV. für nutzlos haltend,
schloß er sich nun eng an Frankreich an, verpflichtete sich sogar in einem geheimen Vertrag vom Ludwig XIV. bei
einer neuen Kaiserwahl seine Stimme zu geben, und lehnte trotz der Reunionen und andrer Gewaltthätigkeiten Ludwigs
jede Beteiligung an einer Koalition gegen den neuen Verbündeten hartnäckig ab. Im Gegenteil trat er gegen Spanien, das ihm
die Zahlung der schuldigen Subsidien verweigerte, feindselig auf, indem er seine Flotte auf spanische Schiffe, wiewohl ohne großen
Erfolg, Jagd machen ließ, geriet mit den Holländern ebenfalls über nicht gezahlte Hilfsgelder und über
die in Guinea angelegten Kolonien in heftige Streitigkeiten und erhob an den Kaiser den Anspruch auf Entschädigung für seine
Erbrechte auf Schlesien.
Doch als 1685 die großen Gefahren, die der evangelischen Religion drohten, offenbar wurden, in England ein katholischer König,
Jakob II., den Thron bestieg, Ludwig XIV. durch die Aufhebung des Edikts von Nantes die Protestanten in seinem
Reich unterdrücken wollte, vergaß der Kurfürst seine gerechten Beschwerden und schloß mit den Generalstaaten und dem Kaiser
ein neues Bündnis, indem er gegen Abtretung des kleinen Schwiebuser Kreises auf seine schlesischen Erbansprüche verzichtete
und sogar ein Hilfskorps von 8000 Mann gegen die Türken schickte.
Durch das
Potsdamer Edikt vom lud er die aus Frankreich flüchtenden Protestanten zur Ansiedelung in seinen Staaten
ein, und mehr als 15,000 folgten seinem Ruf und vergalten die gastliche Aufnahme mit der Begründung nützlicher Industriezweige,
namentlich in Berlin. Den Ausbruch des neuen Kriegs mit Frankreich erlebte der Kurfürst nicht mehr. Er starb nach
schwerem Todeskampf, aber im vollen Bewußtsein dessen, was er geleistet und was seinem Nachfolger zu thun noch übrigblieb,
an der Brustwassersucht, die sich aus der Gicht entwickelt hatte, an welcher der Kurfürst seit langem gelitten.
Friedrich W. war bis in das Greisenalter eine stattliche Erscheinung: eine schöne Gestalt von würdiger Haltung,
ein imposanter Kopf mit wallendem Haar, später langlockiger Perücke, einer Adlernase, strahlenden, geistvollen Augen. Sein Temperament
war lebhaft und leicht erregbar bis zum Jähzorn, sein Benehmen liebenswürdig und wohlwollend gegen seine Umgebung, würdevoll
gegen Fremde. Im Krieg lebte er einfach und teilte mit seinen Soldaten alle Mühen und Entbehrungen, im
Frieden liebte er Pracht und Feierlichkeiten. Er war zweimal vermählt, 1646-67 mit Luise Henriette, Prinzessin von Oranien, von der
ihn nur ein Sohn, der Kurprinz Friedrich, überlebte, seit 1668 mit der verwitweten Herzogin Dorothea von Lüneburg,
gebornen Prinzessin von Holstein-Glücksburg, die ihm sieben Kinder gebar.
Der Wunsch des Kurfürsten, auch seine vier Söhne zweiter Ehe, Philipp (1669-1711), Karl (1672-95), Albrecht (1673-1731) und Christian
(1677-1734), mit fürstlichem Besitz auszustatten, um den Bestand seiner Dynastie und die davon abhängige Erhaltung des neugegründeten
Staats zu sichern, erweckte das Mißtrauen des Kurprinzen gegen die Stiefmutter, welche der letztere beschuldigte,
in eigennützigem Interesse diesen Plan veranlaßt zu haben; über das Testament des Kurfürsten, welches hierüber Bestimmungen
traf, entstanden häßliche Zwistigkeiten in der kurfürstlichen Familie, welche die letzten Jahre Friedrich Wilhelms verbitterten.
Auch sonst mußte er sich überzeugen, daß viele seiner Maßregeln keinen Erfolg gehabt, daß namentlich
die kriegerische Politik seit 1672 viele Früchte seiner friedlichen Thätigkeit wieder zerstört hatte. Trotzdem ist das Ergebnis
seiner langen, vielbewegten Regierung ein bedeutendes zu nennen, wenn man die Lage seiner Staaten 1640 mit der auswärtigen
Stellung und der innern Organisation Brandenburgs 1688 vergleicht. Sein Reiterstandbild, ein Meisterwerk
Schlüters, befindet sich auf der Langen Brücke zu Berlin.
Vgl. Pufendorf, De rebus gestis Friderici Wilhelmi (Berl. 1695);
L. v.
Orlich, Geschichte des preußischen Staats im 17. Jahrhundert (das. 1838-39, 3 Bde.);
Derselbe, Friedrich W., der Große Kurfürst (das. 1836);
Förster, Geschichte Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten (4.
Aufl., das. 1855);
Pierson, Der Große Kurfürst (das. 1873);
Kaehler, Der Große Kurfürst (das. 1875);
J. G. ^[Johann Gustav]
Droysen, Geschichte der preußischen Politik, Teil 3: »Der Staat des Großen Kurfürsten« (2. Aufl., Leipz. 1870-72);
H. Peter,
Der Krieg des Großen Kurfürsten gegen Frankreich 1672-75 (Halle 1870);
Moritz Meyer, Die Handwerkerpolitik
des Großen Kurfürsten und König Friedrichs I. (Minden 1884);
»Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von
Brandenburg« (Berl. 1864 ff., 10 Bde.);
ferner Volksschriften von Hiltl (Leipz. 1880), Stein (Halle 1885) u. a.
12) Friedrich III., Sohn des vorigen, erster König von Preußen, s. unten bei Preußen 49).
mehr
[Braunschweig.]
13) Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, jüngster Sohn des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand und der englischen Prinzessin
Auguste, Neffe des Herzogs Friedrich August von Öls und Bernstadt, geb. genoß eine militärische Erziehung und wurde
schon 1782 zum Nachfolger seines Oheims ernannt. Nachdem er einige Zeit in Lausanne zugebracht, trat er 1789 in
preußische Kriegsdienste, ward Kapitän bei einem Infanterieregiment und wohnte den Feldzügen gegen Frankreich seit 1792 bei.
Nach dem Baseler Frieden zum Generalmajor ernannt, wurde er nach dem Tod seines Oheims 1805 Herzog von Öls und Bernstadt. Er focht 1806 bei
Auerstädt, wo sein Vater tödlich verwundet ward. Mit dem Blücherschen Korps bei Lübeck gefangen, gelangte
er nach seines Vaters Tod zur Regierung, verlor aber durch Napoleons I. Machtspruch sein Erbland, das mit dem Königreich
Westfalen vereinigt wurde.
Beim Ausbruch des österreichisch-französischen Kriegs (1809) warb er in Böhmen ein Freikorps, mit dem er
in Sachsen einfiel und, von einer Abteilung österreichischer Truppen unterstützt, Dresden und Leipzig nahm. Infolge des Waffenstillstandes
von Znaim sich isoliert sehend, beschloß er, mit seiner kaum 1500 Mann starken Heldenschar auf britischem Boden
eine Freistätte zu suchen. Von Zwickau 25. Juli aufbrechend, bahnte er sich über Halberstadt, wo er den westfälischen
Obersten Wellingerode schlug und gefangen nahm, einen Weg nach Braunschweig, warf in der Nähe dieser Stadt, bei dem Dorf Ölper,
den General Reubel mit 6000 Mann Westfalen und eilte unter fortwährenden siegreichen Gefechten über Hannover nach Nienburg weiter,
wo er über die Weser setzte.
Während sich ein Teil seines Korps gegen Bremen wendete, setzte er seinen Marsch durch das Oldenburgische fort, bemächtigte
sich zu Elsfleth einiger Handelsschiffe und Weserfahrzeuge, ging 7. Aug., nachdem er sich die nötigen Seeleute mit Gewalt verschafft,
mit aufgezogener englischer Flagge unter Segel und erreichte glücklich Helgoland, von wo englische Schiffe
ihn und seine Truppen nach England brachten. In England ward er mit Bewunderung aufgenommen und erhielt vom Parlament eine jährliche
Pension von 7000 Pfd. Sterl. Sein Korps trat in englische Dienste und wurde später in Portugal und Spanien verwendet; 1813 in
sein Land zurückgekehrt, ward er mit großem Jubel aufgenommen, entsprach aber als Regent nicht den Erwartungen,
mit denen man ihn empfangen, und zerrüttete durch Errichtung eines Korps von 10,000 Mann die Finanzen des Landes vollends.
Im J. 1815 zog er mit seinen Scharen abermals ins Feld und starb 16. Juni d. J. bei Quatrebras den Heldentod. Er war mit der
Prinzessin Marie von Baden vermählt.
Ihm folgte unter englischer Vormundschaft sein Sohn Karl. Im November 1874 wurde ihm zu Braunschweig ein Reiterstandbild, von
Hänel, errichtet.
Vgl. »Skizze einer Lebensbeschreibung des Herzogs Friedrich Wilhelm« (anonym, Braunschw. 1814);
»Zur Erinnerung an
Friedrich Wilhelm und seinen Zug
von den Grenzen Böhmens nach Elsfleth 1809« (Oldenb. 1859);
W. Müller, Friedrich Wilhelm,
Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Öls in Liedern der Deutschen (Braunschw. 1843);
Spehr, Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig (2.
Aufl., das. 1865).
[Dänemark] 14) Friedrich I., »der Friedliebende«, König
von Dänemark, jüngerer Sohn Christians I. aus dessen zweiter Ehe mit Dorothea von Brandenburg, geb.
wurde schon als Kind Kanonikus zu Köln, kehrte aber nach dem Tod seines Vaters
(1481) nach Dänemark zurück, um in Besitz der
ihm zugefallenen Länder zu treten. Er hatte zuerst gemeinschaftlich mit seinem Bruder, dem König Johann, und unter dessen
Vormundschaft Schleswig und Holstein erhalten; nach seiner Volljährigkeit aber erfolgte 1490 eine Teilung,
bei der Friedrich die eine Hälfte mit Schloß Gottorp erhielt.
Ein von beiden Brüdern gemeinsam unternommener Angriff auf die Dithmarschen wurde 1500 durch die Niederlage bei Hemmingstedt
vereitelt. Dagegen ward Friedrich nach Vertreibung seines Neffen Christian II. 1523 von den dänischen Ständen zum König erwählt
und 1524 auch von den Norwegern anerkannt. In Verbindung mit Gustav Wasa bekriegte er hierauf jenen und
nahm ihn gefangen. Er war eifrig bemüht, den Wohlstand des Landes zugleich mit der königlichen Würde zu befestigen, begünstigte
die Reformation, welcher er 1527 auf dem Reichstag zu Odense Duldung zusicherte, wußte den Adel durch Verleihung
vieler Vorrechte an sich zu fesseln und knüpfte die Hansestädte, besonders Lübeck, durch Bündnisse an sein Interesse. Er
starb und hatte seinen Sohn Christian III. zum Nachfolger.
15) Friedrich II., König von Dänemark, Sohn Christians III. und der Dorothea von Sachsen Lauenburg, geb. 1534, folgte
seinem Vater 1559, nachdem er dem Adel bedeutende Zugeständnisse hatte machen müssen. Seine erste Regentenhandlung war die
Unterjochung der Dithmarschen (s. d.), worauf er sich 1561 zu Kopenhagen krönen ließ und öffentlich zur evangelischen Kirche
übertrat. Bald darauf geriet er mit Schweden in einen blutigen Krieg, der erst 1570 durch den Frieden von
Stettin sein Ende fand, infolgedessen sich Schweden aller Ansprüche auf Norwegen, Schonen, Gotland und Halland begab und 200,000
Thlr. an Dänemark zahlte, beide Reiche aber einander als unabhängig anerkannten. Friedrich hatte 1564 seinem Bruder Johann ansehnliche
Besitzungen in Schleswig und Holstein überwacht und dadurch eine eigne Linie gestiftet; doch erhielt er
dafür durch den Tod seines Oheims Johann die Hälfte von dessen Besitzungen in Schleswig und Holstein und 1570 die Anwartschaft
auf sein Stammland Oldenburg.
Unter seiner Regierung wurden die Finanzen verbessert, Ackerbau und Handel gehoben, die Privilegien der deutschen Hansa allmählich
beschränkt oder abgeschafft, mehrere Bestimmungen in Bezug auf das Sundrecht getroffen und infolgedessen
die Festungen Kronenborg und Frederiksborg erbaut. Auch die Wissenschaften, besonders die Astronomie, begünstigte Friedrich. Er starb 1588 mit
dem Ruf eines der ausgezeichnetsten Könige Dänemarks. Ihm folgte sein ältester Sohn, Christian IV., aus seiner Ehe mit Sophie
von Mecklenburg.
16) Friedrich III., König von Dänemark, zweiter Sohn Christians IV. und der Anna Katharina von Brandenburg, geb.
ward als jüngerer Sohn 1619 Koadjutor von Verden und 1626 von Osnabrück, 1631 Koadjutor und 1634 Erzbischof von Bremen sowie
Bischof von Verden. Übrigens war der Besitz dieser Würden wegen des Dreißigjährigen Kriegs ein sehr unsicherer
und ging 1645 ganz verloren, als die Schweden Bremen und Verden in Besitz nahmen, die sie auch im Westfälischen Frieden behielten.
Dagegen wurde Friedrich nach dem Tod seines ältern Bruders, des Kronprinzen Christian (1647), und seines Vaters nach Unterschreibung
einer harten Wahlkapitulation zum König ernannt. Obgleich sich die Armee und die Flotte im schlechtesten
Zustand befanden, erklärte er doch 1657, um die Gebiete jenseit des
mehr
Sundes wiederzuerobern, an Schweden den Krieg, da er den König Karl X. Gustav durch den Krieg in Polen beschäftigt glaubte. Als
dieser aber Anfang Februar 1658 über das Eis der Belte in Seeland eindrang und selbst Kopenhagen bedrohte, sah sich Friedrich genötigt, den
Frieden von Roeskilde zu schließen, durch welchen er Schonen, Halland, Blekingen, Bohusland, die Inseln Bornholm
und Hven und das Stift Drontheim an Schweden abtreten und die Souveränität des Herzogs von Holstein-Gottorp anerkennen mußte.
Schon nach einigen Monaten aber brachen die Schweden den Frieden und belagerten im August Kopenhagen. Die Tapferkeit der Einwohner,
an deren Spitze Friedrich selbst focht, eine holländische Hilfsflotte unter Opdam, die Vertreibung der Schweden
von der Halbinsel durch die brandenburgischen, polnischen und kaiserlichen Hilfstruppen unter dem Großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm von Brandenburg, der Sieg der alliierten Truppen bei Nyborg und der kurz darauf erfolgte Tod des Königs von
Schweden retteten jedoch die Hauptstadt, und in dem den Roeskilder Frieden bestätigenden Vertrag von Kopenhagen
erhielt Dänemark wenigstens Drontheim und Bornholm zurück. Friedrich berief hierauf einen Reichstag, um mit ihm über die Wiederherstellung
der Finanzen, der Armee, der Marine und des Handels zu beraten.
Die Geistlichkeit und der Bürgerstand betrachteten als Mittel dazu die Demütigung des Adels und die Erhöhung
der königlichen Macht, weshalb Dänemark für ein Erbreich in männlicher und weiblicher Linie und der König für völlig
souverän erklärt wurde. Am ward ihm die beschlossene Souveränitätsakte überreicht, und unterzeichnete
er das Königsgesetz, nach welchem in Dänemark und Norwegen eine völlig unumschränkte Monarchie hergestellt und der Reichsrat
wie der Reichstag abgeschafft wurden; doch wagte man diese Neuerungen erst bei der Krönung des Nachfolgers bekannt zu machen.
Im Besitz dieser unumschränkten Gewalt suchte Friedrich die materiellen Zustände in seinem Land möglichst zu
verbessern; doch hatte er wiederholt den widerspenstigen Adel zu bekämpfen, gegen den er schonungslos einschritt. Ein Streit
mit England 1666-67 hatte keine Bedeutung. Gegen das Ende seines Lebens überließ er sich kostspieligen alchimistischen Grübeleien
und starb verschuldet Ihm folgte sein Sohn Christian V.
17) Friedrich IV., König von Dänemark, Sohn Christians V. und der Charlotte Amalie von Hessen-Kassel, geb. zu
Kopenhagen, folgte seinem Vater 1699 in der Regierung. Seine erste Regentenhandlung war ein Einfall in Schleswig, um dem Herzog
von Holstein-Gottorp die Souveränität wieder zu entreißen, zu welchem Zweck, sowie um die Gebiete jenseit
des Sundes wiederzugewinnen, er sich mit August von Polen und dem Zar Peter I. verbündete; indes landete des Herzogs Schwager Karl
XII. von Schweden plötzlich, durch eine englische und eine holländische Flotte unterstützt, auf Seeland, belagerte Kopenhagen
und zwang Friedrich zu dem Vertrag von Travendal, in welchem dieser den Herzog von Gottorp zu entschädigen
und Neutralität im Kriege gegen Schweden versprechen mußte.
Nachdem Friedrich 1701 zur Herstellung eines tüchtigen Heers 18,000 Bauern ausgehoben, schaffte er die Leibeigenschaft
ab. Zugleich errichtete er eine Landmiliz. Um sein Heer im Krieg zu üben, gab er einen Teil desselben in
den Sold der gegen Frankreich verbündeten Mächte.
Im Juni 1709 schloß er zu Dresden ein Bündnis mit Sachsen gegen Schweden,
infolge dessen er nach Karls XII. Niederlage bei Poltawa an Schweden den Krieg erklärte und mit 16,000 Mann nach Schweden übersetzte,
wo er aber bei Helsingborg von dem schwedischen General Stenbock geschlagen wurde, worauf er in
die Herzogtümer Bremen und Verden einfiel.
Als er sodann auch nach Pommern vordrang, erlitt er bei Gadebusch von Stenbock nochmals eine Niederlage; doch gelang
es ihm, mit Russen und Sachsen vereinigt, jenen, der in Holstein eingedrungen war und die Stadt Altona verbrannt
hatte, in der Festung Tönningen zu belagern und zur Kapitulation zu zwingen, worauf Friedrich Holstein besetzte. Nach Karls
XII. Tod schloß er zu Frederiksborg mit Schweden Frieden, in welchem er seine Eroberungen in Pommern abtrat,
dafür aber 600,000 Thlr. und den Besitz des gottorpschen Anteils an Schleswig erhielt, während Bremen und Verden durch Kauf an
Hannover kamen.
Auch einige andre Gebiete in Schleswig, wie die Grafschaft Ranzau, vereinigte er mit dem königlichen Anteil. In der nun folgenden
Friedenszeit begünstigte Friedrich die Heidenmission, namentlich in Grönland, ließ das große Waisenhaus in
Kopenhagen erbauen, errichtete die Kadettenschule daselbst, schuf 240 Dorfschulen auf seinen Domänen und begann den Wiederaufbau
des 1728 fast ganz abgebrannten Kopenhagen. Unter seiner Regierung wurden in Westindien, wo Dänemark schon seit 1671 die Insel
St. Thomas besaß, 1719 St.-Jean und 1733 Ste.-Croix erworben. Bei seinem Tode, der zu Odense
erfolgte, hinterließ er sein Land in einem blühenden Zustand. Sein ältester Sohn, Christian VI., folgte ihm.
18) Friedrich V., König von Dänemark, Sohn Christians VI. und der Sophia Magdalena von Brandenburg-Kulmbach, geb. folgte
seinem Vater 1746. Er regierte, unterstützt durch den Minister H. E. v. Bernstorff, im Sinn des aufgeklärten
Despotismus und im ganzen in wohlthätiger Weise. In äußere Verwickelungen kam er mit Rußland und Holstein. Als Peter III.,
Kaiser von Rußland, Enkel des von Friedrichs Großvater vertriebenen Herzogs von Holstein-Gottorp, 1762 mit Friedrich II. von
Preußen ein Bündnis schloß und seine Armee gegen Holstein marschieren ließ, brachte ein Heer von 60,000
Mann und eine Flotte von 22 Linienschiffen und 11 Fregatten zusammen, besetzte Travemünde und Lübeck und ließ sich von Hamburg 1 Mill.
Thlr. Kontribution bezahlen.
Doch ward Peter im Juli 1762 entthront, und Katharina II. schloß Frieden mit Dänemark. Indes veranlaßte
die Vormundschaft über den jungen Herzog von Holstein-Gottorp, welche Katharina in Anspruch nahm, neue Mißhelligkeiten, die
aber beseitigt wurden, als Friedrich einen Austausch der holstein-gottorpschen Besitzungen gegen Oldenburg und Delmenhorst vorschlug,
der nach seinem Tod 1767 angenommen und 1773 in Ausführung gebracht ward. Friedrich widmete sich nun, vom
Grafen H. E. v. Bernstorff unterstützt, der Belebung des Ackerbaues, des Handels und der Künste und Wissenschaften, verminderte
die Abgaben, hob die auf mehreren Domänen wieder eingeführte Leibeigenschaft auf, erwarb die Nikobarischen Inseln und gab den
Handel nach Amerika frei. In Kopenhagen gründete er ein berühmt gewordenes Krankenhaus; die Zeichenakademie
daselbst verwandelte er in eine Akademie der bildenden Künste, stattete die Asiatische Kompanie mit großen Privilegien aus
und sandte
mehr
1761 eine Gesellschaft Gelehrter nach Ägypten und Asien. Auch zog er viele deutsche und französische Künstler und Gelehrte
nach Kopenhagen. Klopstock, dem er einen Jahresgehalt aussetzte, widmete ihm seinen »Messias«. Friedrich starb nach langem Siechtum Die
Asiatische Kompanie ließ ihm durch Sally eine prächtige Reiterstatue errichten. Ihm folgte sein Sohn
Christian VII.
19) Friedrich VI., König von Dänemark, Sohn Christians VII. und der Königin Karoline Mathilde, geb. ward anfangs unter
der Leitung Struensees, nach dessen Sturz 1772 unter der Aufsicht seiner Großmutter, der Königin-Witwe Juliane, und seines
Stiefoheims Friedrich erzogen und von allen Geschäften fern gehalten; doch erzwang er nachdem
er sich der Person seines schwachsinnigen Vaters bemächtigt hatte, seine Ernennung zum Mitregenten. In dieser Eigenschaft erwarb
er sich durch Abstellung vieler Gebrechen in der Verwaltung die Liebe seines Volkes.
Vollkommene Preßfreiheit ward gestattet, die gänzliche Aufhebung der Leibeigenschaft dekretiert und die
des Sklavenhandels für die dänischen Kolonien beschlossen, die bürgerliche Stellung der Juden gehoben. Die Verbesserung der
Rechtspflege, des Heer- und Volksunterrichtswesens, die Förderung des Ackerbaues und Handels und die Regulierung der Finanzen
waren weitere Gegenstände seiner Thätigkeit, bei welcher der Graf A. P. v. Bernstorff, den Friedrich gleich 1784 berufen
hatte, die Seele der Reformen war.
Nach dessen Tod aber, 1797, schlug Friedrich, der seitdem nur mittelmäßige Kräfte in seinen Rat zog, in den Napoleonischen Kriegen
eine unglückliche Politik ein. Während Bernstorff in den Zeiten der Revolution eine achtunggebietende Neutralität behauptet
hatte, trat Friedrich 1801 der nordischen bewaffneten Neutralität bei und besetzte Lübeck und Hamburg, weshalb
(2. April) eine englische Flotte vor Kopenhagen erschien und Dänemark zum Waffenstillstand nötigte. Das Bombardement Kopenhagens im
Sommer 1807 und die Wegnahme der ganzen dänischen Flotte war eine weitere Folge der dänischen Politik. Friedrich, seit dem Tod seines
Vaters (1808) König, schloß darauf mit Napoleon ein Bündnis, trat dem Kontinentalsystem bei und unterstützte
Frankreich mit seinen Truppen. 1814 zum Kieler Frieden genötigt, mußte er Norwegen an Schweden abtreten, wofür er Lauenburg erhielt,
wohnte dann dem Kongreß zu Wien bei, ließ sich 1815 in Kopenhagen krönen und ward wegen Holsteins und Lauenburgs Mitglied des
Deutschen Bundes.
Eine neue Kriegsflotte ward gebaut, neue Häfen wurden eingerichtet u. Chausseen angelegt; der Handel erfreute sich eines fortdauernden
Gedeihens. Dagegen wurde die bereits seit 1799 eingeschränkte Presse sehr streng überwacht, wie denn Friedrich überhaupt jeder
Beschränkung seiner absoluten Macht hartnäckig widerstrebte. Erst infolge der Julirevolution von 1830 wurden durch
Gesetz vom und beratende Provinzialstände eingeführt, von denen wenigstens ein Anstoß zu Reformen
in der Verwaltung und Gesetzgebung ausging. Friedrich starb worauf Christian VIII. in der Regierung folgte. Er war vermählt
mit Sophie Friederike von Hessen-Kassel, die ihm zwei Töchter schenkte, welche die Prinzen Ferdinand und
Friedrich Karl Christian von Dänemark heirateten.
Vgl. Giessing, Zur Regierungsgeschichte Friedrichs VI. (bearbeitet von Jenssen-Tusch,
Kiel 1851-52, 2 Bde.).
20) Friedrich VII. Karl Christian, König von Dänemark, ältester Sohn des Königs Christian VIII. und der Prinzessin Charlotte
Friederike
von Mecklenburg-Schwerin, geb. vermählte sich 1828 mit der Prinzessin Wilhelmine Marie von Dänemark,
sodann, nach Lösung dieser Ehe, 1841 mit Karoline, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, und, nachdem auch diese kinderlose Ehe 1846 geschieden
worden (die Königin starb in Neustrelitz), 1850 morganatisch mit Demoiselle Rasmussen, die er zur Gräfin Danner erhob.
Am folgte er seinem Vater auf dem dänischen Thron, und schon 28. Jan. veröffentlichte er die
Gesamtstaatsverfassung für die ganze Monarchie mit Einschluß Schleswigs und Holsteins, wodurch die Erhebung der Herzogtümer
hervorgerufen wurde, deren Resultat infolge der traurigen Haltung des deutschen Bundestags das Londoner Protokoll vom war,
welches den Prinzen Christian von Glücksburg zum Thronfolger in der ganzen Monarchie ernannte.
In den unterworfenen Herzogtümern ließ Friedrich jetzt die rücksichtsloseste Unterdrückung des Deutschtums
geschehen. Dagegen war er in Dänemark aus ebendiesem Grund populär, um so mehr als er durch das Staatsgrundgesetz vom die
dänische Verfassung auf entschieden demokratische Grundlagen stellte. Persönlich bekümmerte sich übrigens
Friedrich wenig um die Politik und überließ als konstitutioneller König und Anhänger der eiderdänischen Partei die Staatsleitung
ganz den eiderdänischen Ministern.
Seine liebste Beschäftigung war die Erforschung der vaterländischen Altertümer, welcher er mit unausgesetzter Thätigkeit
oblag. Er war Vorsitzender der Königlichen und Nordischen Altertumsgesellschaft zu Kopenhagen. In den Schriften
dieser letztern hat er auch wiederholt Abhandlungen veröffentlicht, von denen eine »Über
den Bau der Riesenbetten der Vorzeit« 1857 in besonderm Abdruck erschienen ist. Der größte Teil seiner Sammlungen ging durch
den Brand seines Lieblingsaufenthalts, des Schlosses Frederiksborg auf Seeland, 1859 zu Grunde.
Was übrigblieb, ist nach seinem Tod in das Museum nordischer Altertümer zu Kopenhagen gekommen. Friedrich starb unerwartet auf
dem schleswigschen Schloß Glücksburg, auf dem er einen Teil des Herbstes zuzubringen pflegte. Mit ihm erlosch die ältere Linie
des Hauses, und es folgte ihm in Dänemark der Prinz Christian von Glücksburg als König Christian IX.
Vgl.
Giessing, Kong Frederik VII Ungdoms- og Regjeringshistorie (Kopenh. 1865);
Thorsoe, Kong Frederik den syvendes Regjering (das.
1885).
[Hessen.]
21) Friedrich II., Landgraf von Hessen, Sohn des Landgrafen Wilhelm VIII., geb. ward in Genf
erzogen, kämpfte als
General im hessischen Heer im österreichischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen, 1745-46 in Schottland gegen den Stuartschen
Prätendenten, trat 1749 in Köln heimlich zur katholischen Religion über, wurde, als sein Vater von der Konversion erfuhr, 1754 zur
Assekurationsakte gezwungen, welche die reformierte Religion in Hessen sicherte, ging 1756 in preußische Dienste
und folgte 1760 seinem Vater in der Regierung.
Berüchtigt machte er sich durch seinen Menschenhandel, indem er im nordamerikanischen Krieg nach und nach 17,000 Hessen gegen 22 Mill.
Thlr. in britischen Sold gab. Er liebte übrigens Künste und Wissenschaften, gründete das Museum Fridericianum, stiftete die
Akademie der Künste und that viel für die Verschönerung Kassels. Er starb
Vgl. Pfister, Landgraf
Friedrich II. und sein Hessen (Kassel 1879);
Kapp, Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika (2. Aufl., Berl. 1875).
mehr
22) Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Hessen, einziger Sohn des Kurfürsten Wilhelm II. und der Prinzessin Auguste, Tochter Friedrich
Wilhelms II. von Preußen, geb. zu Hanau, studierte in Marburg und Leipzig und hielt sich sodann, mit seinem Vater infolge
von dessen Verhältnis zu Emilie Ortlöpp auf gespanntem Fuß lebend, teils in Bonn, teils in Marburg auf.
Als im Januar 1831 die kurfürstliche Mätresse durch einen Tumult aus Kassel vertrieben worden und Wilhelm II. ihr nach Hanau
gefolgt war, übertrug dieser Friedrich W. nicht allein die Mitregentschaft, sondern auch einstweilen die
alleinige Regierung.
Durch manche Einschränkungen im Hofhaushalt und andre zweckmäßige Maßregeln war Friedrich W.
eine Zeitlang populär. Seine morganatische Ehe mit Gertrud Falkenstein, der geschiedenen Frau eines preußischen Leutnants, Lehmann,
die er 1831 zur Gräfin von Schaumburg und 1833 zur Fürstin von Hanau (s. d.) erhob, gab zuerst, da die seit 1831 nach Kassel
zurückgekehrte Kurfürstin diese Verbindung nicht anerkennen wollte, zu Unruhen Veranlassung. Friedrich W. lenkte
unter Hassenpflugs Einfluß bald in eine ganz reaktionäre Strömung ein, und seine Regierung war ein fortwährender, auf schikanöse
Weise geführter Kampf mit der Landesvertretung, die zuletzt sich gar nicht mehr geltend machen konnte. Nachdem Friedrich W., nach
dem Tod seines Vaters Kurfürst geworden, einen verunglückten Versuch gemacht, sich seiner
Verbindlichkeit der Verfassung gegenüber zu entledigen, zwangen ihn die Ereignisse von 1848, die Forderungen des stürmisch
mahnenden Volkes zu gewähren und aus den Mitgliedern der konstitutionellen Opposition das Ministerium Eberhard zu bilden.
Kaum aber hatte die Reaktion wieder festen Fuß in Deutschland gefaßt, als der Kurfürst das
Ministerium entließ und Hassenpflug wieder berief. Hierauf wurde mit energischen Gewaltmaßregeln gegen das Land vorgegangen;
als dieselben keinen Erfolg hatten, ging Friedrich W. nach Bockenheim und rief den Bund um Hilfe an, der dann auch durch
Exekutionstruppen den Widerstand des Volkes brach. Darauf kehrte der Kurfürst nach Kassel zurück. Die Verfassung
von 1831 ward aufgehoben und eine neue oktroyiert, die das Zweikammersystem adoptierte.
Doch dauerten die Streitigkeiten zwischen Regierung und Ständen fort, auch als der in seinen Launen unberechenbare Kurfürst 1855 sein
getreues Werkzeug Hassenpflug entlassen hatte. Trotz der Mahnungen Preußens, den Wünschen des Volkes durch Wiederherstellung
der Verfassung von 1831 nachzugeben, oktroyierte er Kurhessen eine neue Verfassung, die mit 1. Juli Kraft treten sollte;
doch entschied der Ausfall der Wahlen für die Kammer dreimal nacheinander gegen dieselbe, indem sie nur
unter Vorbehalt der Verfassung von 1831 zu stande kamen.
Endlich glaubten Preußen und auch Österreich gegen das Willkürregiment des Kurfürsten einschreiten zu müssen. Ein eigenhändiges
Schreiben des Königs von Preußen an letztern ward aber von demselben in einer solchen Weise aufgenommen, daß Preußen als
Genugthuung Entlassung des kurhessischen Ministeriums forderte und, da diese verweigert wurde, zwei Armeekorps
kriegsbereit machte. Erst jetzt fügte sich der Kurfürst dem am erfolgten Bundesbeschluß; das Ministerium ward
entlassen und die Verfassung von 1831 wiederhergestellt.
Doch suchte der eigensinnige Fürst dem Volk nach Kräften die Freude am Sieg zu verbittern. Bei den Kämpfen
zwischen Preußen und Österreich stand Friedrich W. stets zum letztern und weigerte sich 1866
auch nach Besetzung Kassels, dem neuen
preußischen Bund beizutreten. Da er trotzdem ruhig in seiner Residenz ausharrte, wurde er 23. Juni als Staatsgefangener nach Stettin
gebracht. Nach dem Prager Frieden und der definitiven Annexion Kurhessens durch Preußen wurde zwischen diesem
und dem Kurfürsten in Stettin ein Vertrag abgeschlossen, in welchem letzterer, ohne jedoch auf seine Hoheitsrechte
definitiv zu verzichten, gegen eine finanzielle Abfindung seine Unterthanen von den Pflichten gegen ihn entband.
Seine durch Denkschriften u. dgl. fortgesetzten Agitationen gegen die preußische Herrschaft in Hessen waren
jedoch der Anlaß, daß über das ihm zur Nutznießung abgetretene Fideikommißvermögen von Preußen 1869 die Sequestration
verhängt wurde. Auch die Ereignisse 1870/71 erschütterten den Kurfürsten nicht in seiner Zuversicht auf die Wiederherstellung
seines Throns, und unversöhnt mit Preußen starb er in Prag, nachdem er die letzten Jahre auf
seinen Besitzungen zu Horzowitz in Böhmen gelebt hatte. Er hinterließ seine Witwe, die Fürstin von Hanau, mit sechs Söhnen
und drei Töchtern, die den Titel ihrer Mutter führen und das beträchtliche Privatvermögen erbten; das Anrecht an das Hausfideikommiß
ging auf den Landgrafen Friedrich von Hessen über.
23) Friedrich II., Landgraf von Hessen-Homburg (der »Prinz von Homburg«),
geb. als fünfter Sohn des Landgrafen Friedrich I.,
besuchte die Akademie in Genf,
bereiste dann Italien und Frankreich, trat 1654 in schwedische Dienste und nahm unter König Karl Gustav
am Kriege gegen Polen und Dänemark teil. Vor Kopenhagen ward ihm das linke Bein zerschmettert;
von dem künstlichen Bein mit silbernen Gelenken, welches er seitdem trug, erhielt er den Beinamen »mit dem silbernen Beine«.
Nachdem er sich 1661 mit der bereits bejahrten Gräfin Margarete Brahe, Witwe des Grafen Johann Oxenstierna, vermählt
hatte, verließ er den schwedischen Dienst und kaufte sich von dem Vermögen seiner Gemahlin, die schon 1669 starb, bedeutende
Güter. 1670 verheiratete er sich zum zweitenmal mit Luise von Kurland, einer Base des Großen Kurfürsten, trat von der lutherischen
zur reformierten Konfession über und wurde zum brandenburgischen General der Kavallerie ernannt.
Seinen Kriegsruhm begründete er 1675 bei Fehrbellin, wo er mit der Vorhut den Kampf glücklich eröffnete. Nach dem Tod seines
ältern Bruders, Georg Christian, übernahm er 1681 die Regierung von Homburg, baute das Schloß daselbst und suchte durch Aufnahme
flüchtiger Hugenotten und Waldenser Einwohnerzahl, Gewerbthätigkeit und Wohlstand des Landes zu heben.
Nach dem Tod seiner zweiten Gemahlin (1690) vermählte er sich zum drittenmal 1691 mit Sophie Sibylle von Leiningen und starb Von
seinen 15 Kindern überlebten ihn 7; sein Nachfolger ward Friedrich Jakob. Sein entschlossener und praktischer Sinn steht zu
dem romantischen »Prinzen von Homburg« Kleists allerdings in Widerspruch.
Vgl. Hamel, Friedrich II., mit dem silbernen
Bein, Landgraf von Hessen-Homburg (Berl. 1861).
[Hohenzollern.]
24) Friedrich. Franz Xavier, Prinz von Hohenzollern-Hechingen, österreich. Feldmarschall, geb. zu Gheule bei
Maastricht, trat 1773 in holländische, bald darauf aber in österreichische Dienste, deckte 1788 mit seinem Kürassierregiment
die Festung Belgrad gegen die Türken, befehligte in dem Revolutionskrieg von 1793 bis 1795 fast ununterbrochen
die Vorhut des verbündeten Heers und wohnte den Schlachten von Neerwinden und