Titel
Elemente zu
Friedland:
1) Stadt im nördlichen Böhmen
2) Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Mistek
3) Mecklenburgisch-F., Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz
4) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Waldenburg
5) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt a. O., Kreis Lübben
6) Märkisch-F., Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder
7) Friedland in Oberschlesien, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln
8) Friedland in Ostpreußen,
9) Preußisch-F., Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder
[6.691] Friedland Valentin
Böhmen, Mähren und Öst
* 25
Böhmen .
1) Stadt im nördlichen
Böhmen ,
[* 25 ] am Wittigfluß und an der
Eisenbahn von
Reichenberg
[* 26 ] nach
Görlitz ,
[* 27 ] Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Dekanalkirche mit schönem Grabdenkmal
des
Feldmarschalls v.
Rädern von 1610, ein
Spital , eine
Sparkasse und (1880) 4817 Einw., welche
Tuch -
und Wollwarenfabrikation,
Baumwollspinnerei und
-Weberei , Druckerei u.
Appretur , Bierbrauerei
[* 28 ] u. a. treiben. Das dortige
Schloß , auf einem die Stadt
überragenden, 60 m hohen Basaltfelsen, im 13. Jahrh. erbaut, 1869 durch
den gegenwärtigen
Besitzer
Grafen
Clam-Gallas teilweise renoviert, enthält eine
Kapelle und Originalporträte von
Wallenstein
und dessen Tochter. Im Wittigthal aufwärts die industriellen
Dörfer
Mildenau , Raspenau, Haindorf und
Weisbach . In der
Nähe
wird auch Braunkohlenbergbau betrieben. -
Die Stadt Friedland gab dem Herzogtum Friedland den
Namen , welches einst
Albrecht von
Waldstein
(Wallenstein ) besaß. Nachdem
dieser nämlich teils durch das
Vermächtnis eines Oheims, der ihm 14
Güter und Herrschaften in
Böhmen und
Mähren hinterließ,
teils durch den aus dem
Vermögen seiner ersten Gemahlin 1621-23 für mehr als 7 Mill.
Gulden gemachten Ankauf von
konfiszierten
Gütern böhmischer
Rebellen einen bedeutenden
Komplex von Ländereien erworben hatte, erhob ihn
Kaiser
Ferdinand 1623 zum
Reichsfürsten und
Herzog von Friedland
Laut des darüber ausgestellten
Majestätsbriefs umfaßte das Herzogtum Friedland neun
Städte , (Friedland,
Reichenberg ,
Arnau ,
Weißwasser ,
Münchengrätz ,
Böhmisch-Leipa ,
Turnau ,
Gitschin und Aicha) und 57
Schlösser und
Dörfer .
Als
Reichsfürst und
Herzog hatte
Wallenstein vom
Kaiser zugleich die Lehnshoheit über die innerhalb des
Herzogtums Friedland gelegenen Lehnsgüter erhalten. Nachdem
Wallenstein ermordet und die
Konfiskation seiner
Güter ausgesprochen
worden war, wurden die einzelnen Besitzungen des ganzen Herzogtums an die von ihm abgefallenen
Offiziere verteilt;
Graf
Gallas
z. B. erhielt die friedländischen Herrschaften und
Reichenberg ,
Leslie die Herrschaft
Neustadt .
[* 29 ] -
2)
Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Mistek , an der Ostrawitza und der
Ostrau-Friedländer
Eisenbahn , mit (1880) 2695 Einw.
und bedeutendem Eisenwerk. -
Staraja-Russa - Starhe
* 30
Stargard .
3) Mecklenburgisch-Friedland, Stadt im Großherzogtum
Mecklenburg-Strelitz ,
Kreis
Stargard ,
[* 30 ] an der
Eisenbahn
Neubrandenburg-Friedland , ist regelmäßig
gebaut, hat ein
Amtsgericht , 2
Kirchen ,
Gymnasium und (1885) 5502 evangelische Einwohner, die meist
Landwirtschaft
betreiben. Die Stadt, seit 1244 erbaut, erhielt 1247 von den
Markgrafen von
Brandenburg
[* 31 ] das Stendalsche
Recht . -
4) Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Breslau ,
[* 32 ]
Kreis
Waldenburg ,
[* 33 ] 446 m ü. M., an der
Steine und der
Linie
Breslau-Sorgau-Halbstadt
der Preußischen Staatsbahn, nahe der böhmischen
Grenze , hat ein
Amtsgericht , eine evangelische und eine
kath.
Pfarrkirche ,
Lein - und Baumwollweberei und (1885) 2191 meist evang. Einwohner.
Dabei das Dorf
Alt-Friedland mit (1880) 1386 Einw. und großer Papierfabrik.
-
5) Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Frankfurt
[* 34 ] a. O.,
Kreis
Lübben ,
[* 35 ] in der
Nähe des Schwielochsees, hat eine evang.
Pfarrkirche
und (1885) 1126 Einw. Nahebei der
Flecken
Schloß-Friedland mit 140 Einw. -
6) Märkisch-Friedland, Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Marienwerder ,
[* 36 ]
Kreis
Deutschkrone , hat ein
Amtsgericht , ein altes
Schloß , eine
evang.
Kirche und (1885) 2439 meist evang. Einwohner (303
Juden ). -
7) in Oberschlesien, Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Oppeln ,
[* 37 ]
Kreis
Falkenberg , an der
Steinau (zur
Neiße ),
[* 38 ] hat ein
Amtsgericht , eine evangelische und eine kath.
Pfarrkirche , mehrere
milde Stiftungen , einen Artillerieschießplatz und
(1885) 2140 meist kath. Einwohner; dabei das gleichnamige
Schloß des
Grafen von Burghauß. -
Friedland - Friedlände
* 40
Seite 6.691.
8) in
Ostpreußen ,
[* 39 ]
¶
mehr
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg ,
[* 41 ] Kreis an der Alle , hat eine evang. Pfarrkirche , ein Amtsgericht , ein Hauptsteueramt ,
eine Ölmühle und 1885 mit der 1886 verlegten Garnison (2 Eskadrons Ulanen Nr. 12) 3182 Einw. Der Ort ward 1312 gegründet und
ist historisch merkwürdig durch den am 14. Juni 1807 erfochtenen Sieg Napoleons I. über die Russen und Preußen
[* 42 ] unter Bennigsen . -
9) Preußisch-Friedland , Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder , Kreis Schlochau , an der Dobrinka, hat ein Amtsgericht , ein Progymnasium ,
eine evangelische und eine kath. Kirche , ein evang. Schullehrerseminar und (1885) 3472 meist
evang. Einwohner.
Witteboom - Wittenberg
* 44
Wittenberg .
Valentin , von seinem Geburtsort gewöhnlich Trotzendorf genannt, berühmter humanistischer
Schulmann, geb. 14. Febr. 1490 zu Trotzendorf (Troitschendorf) in der Oberlausitz , besuchte die Schule zu Görlitz , studierte in
Leipzig
[* 43 ] und kam 1515 als Lehrer wieder nach Görlitz , wo er die Kenntnis des Griechischen verbreitete. Luthers Auftreten bewog
ihn, sein Amt niederzulegen und 1518 nach Wittenberg
[* 44 ] zu gehen, wo er sich den Reformatoren , namentlich Melanchthon ,
innig anschloß. Im J. 1523 folgte er dem Ruf als Rektor des Gymnasiums zu Goldberg in Schlesien ,
[* 45 ] ging vier Jahre darauf als Lehrer
nach Liegnitz
[* 46 ] und von da 1529 wieder nach Wittenberg , 1531 aber zum zweitenmal nach Goldberg .
Unter seiner 33jährigen Leitung gelangte die Schule daselbst zu europäischer Berühmtheit. Ausschließliche
Unterrichts - und Umgangssprache war das Lateinische . Der Schulcötus war nach dem Muster der römischen Republik organisiert:
da gab es Konsuln , Senatoren , Zensoren , Quästoren , Senat und Komitien ;
über dem ganzen kleinen Staat stand Trotzendorf selbst als
gestrenger Dictator perpetuus.
»Er war« , wie Melanchthon von ihm sagt, »zum Rektor geboren, wie der ältere
Scipio Africanus zum Feldherrn .« Als 1554 das Schulhaus zu Goldberg abbrannte, zog er mit seiner Schule nach Liegnitz , wo er 26. April 1556 starb.
Vgl. Pinzger, Valentin Friedland, genannt Trotzendorf (Hirschb. 1825);
Löschke, Val . Trotzendorf (Bresl. 1856).