Minona, ausgezeichnete Schauspielerin, geb. zu
Stuttgart,
[* 6] debütierte in
Darmstadt
[* 7] als Sängerin, nachdem sie ihre musikalische
Ausbildung in
Prag
[* 8] empfangen hatte, und nahm
dann
Engagement in
Köln
[* 9] und
Aachen
[* 10] an, wo sie, unterstützt von einem anmutigen Äußern und einem schon damals unverkennbaren
schauspielerischen
Talent, z. B. als
Rosine in
Rossinis
»Barbier«, großen Beifall erntete.
Ihre Vorliebe
für das recitierende
Drama veranlaßte sie indessen, unter
Immermanns Leitung in
Düsseldorf
[* 11] zum
Schauspiel überzutreten.
Nachdem sie in
Meiningen
[* 12] und zuletzt in
Brünn
[* 13] als jugendlich muntere Liebhaberin gewirkt hatte, verheiratete sie sich 1839 mit
dem
IngenieurFrieb und entsagte der
Bühne. Doch nahm sie auf Veranlassung
Saphirs 1842 wieder ein
Engagement
bei
DirektorCarl in
Wien
[* 14] an. Ein Gastspiel
Beckmanns war
Ursache, daß die noch junge
Frau ins Charakterfach überging. Seit 1853 ist
Frau Frieb-Blumauer am
Berliner
[* 15] Hoftheater engagiert, 1885 wurde sie zum
Ehrenmitglied desselben ernannt. Die Persönlichkeit der Künstlerin
geht in dem darzustellenden
Charakter der
Rolle vollständig auf, und der
Realismus der
Schauspielkunst feiert
in ihr seinen schönsten
Triumph. Besonders ausgezeichnet ist sie im bürgerlichen
Drama.
[* 1] 1) Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Oberbayern, 519 m ü. M., an der
LinieRegensburg-Ingolstadt der
Bayrischen
Staatsbahn, Sitz eines Bezirksamts und eines Amtsgerichts, hat ein
Schloß,
3
Kirchen (darunter eine neue
Pfarrkirche im romanischen
Stil von 1872), ein
Spital und (1885) 2624 meist kath. Einwohner,
die bedeutende Messerfabrikation, ansehnliche Bierbrauerei,
[* 20]
Obstbaumzucht und Hopfenbau betreiben. In der
Nähe die Wallfahrtskirche
Herrgottsruh. Die Stadt wurde im Dreißigjährigen
Krieg wie später im spanischen und österreichischen
Erbfolgekrieg hart
mitgenommen. Am siegten hier die
Franzosen unter
Moreau über die
Österreicher unter
Latour. -
2) in derWetterau, Kreisstadt in der hess.
ProvinzOberhessen, auf einer Anhöhe an der
Ufa und an den
LinienKassel-Marburg-Frankfurt a. M. u.
Friedberg-Hanau der Preußischen Staatsbahn, von altertümlichem Aussehen, mit
Mauern und
Türmen,
hat ein
Amtsgericht, eine alte, weitläufige
Burg mit großherzoglichem Residenzschloß und schönem
Garten,
[* 21] eine schöne gotische
evang. Stadtkirche (1290-1320 erbaut), eine evang.
Burgkirche, eine neue kath.
Kirche, eine
Synagoge, ein
Prediger- und Schullehrerseminar, eine
Realschule zweiter
Ordnung mit Progymnasialklassen,
eine Taubstummen- und eine
Blindenanstalt, eine Zuckerfabrik, eine Albuminpapierfabrik, eine Kunstwollfabrik,
Handschuh- und
Lederfabrikation, Bierbrauerei, wichtigen
Produktenhandel und (1885) 5002 Einw., darunter 643 Katholiken
und 408
Juden. In derNähe ein 348 m langer und 23 m hoher Eisenbahnviadukt. - Friedberg entwickelte sich auf
alten römischen Niederlassungen, wird zuerst im 11. Jahrh. genannt und bestand aus zwei getrennten
und selbständigen Teilen: Burgfriedberg und Stadt Friedberg, die sich öfters befehdeten.
Die Stadt ward 1211 durch
KaiserFriedrich II. freie Reichsstadt und blühte besonders im 13. und 14. Jahrh.
durch
Handel und
Gewerbe. Bis auf
KaiserKarl IV., welcher die Stadt 1349 an den
Grafen von
Schwarzburg
[* 22] verpfändete, wurden
Messen
hier gehalten. Aus den
Händen des
Grafen von
Schwarzburg kam Friedberg pfandweise an
Mainz,
[* 23] an die
Herren von Epstein,
Grafen vonIsenburg
und an die Stadt
Frankfurt,
[* 24] welche ihr
Pfandrecht dem
Burggrafen von Friedberg überließen. Friedberg schloß sich schnell der
Reformation
an. Im Dreißigjährigen
Krieg wurde es mehrfach erobert, so und durch die Kaiserlichen, dagegen 8. und von
den
Hessen
[* 25] vergeblich bestürmt. 1802 kam die Stadt an
Hessen-Darmstadt, 1806 wurde die Burgmannschaft
aufgelöst, und 1817 verkaufte auch der
Burggraf,
Graf von Westphalen-Fürstenberg, seine
Rechte an den
Staat. Aus dem
Mittelalter
stammen außer der alten
Burg das »Judenbad«, ein reich ausgeschmücktes unterirdisches Gebäude
aus dem 12. und 13. Jahrh., und der runde Festungsturm (1347 von
Adolf von
Nassau erbaut, um sich aus der
Gefangenschaft zu lösen).
Vgl.
Dieffenbach, Geschichte der Stadt Friedberg (Darmst. 1858).
»Die geltenden Verfassungsgesetze der evangelischen deutschen Landeskirche« (Freib. i. Br. 1885).
Friedberg redigiert seit 1864 mit
R. Dove die »Zeitschrift für Kirchenrecht« und besorgte eine neue kritische Ausgabe des »Corpus juris canonici«
(Leipz. 1879-81, 2 Tle.) und der »Quinque compilationes antiquae« (das.
1882).