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Verdrängung Findels aus dem Vorstand zu erschlaffen begann, gründete dieser 1884 den Lessingbund deutscher Freimaurer, der die Reformarbeit von neuem aufnahm.
Stand der Freimaurerei in der Gegenwart.
In Großbritannien [* 2] bestehen drei Großlogen: Die Vereinigte große Loge von England zu London [* 3] mit 1994 Logen, Großmeister ist der Prinz von Wales;
die Großloge von Schottland in Edinburg [* 4] mit 535 Töchterlogen;
die Großloge von Irland zu Dublin [* 5] mit 497 Logen. In Frankreich bestehen der Grand-Orient de France mit 301 Logen, der Conseil Suprême mit 70 Logen und die Symbol-Großloge mit 20 Logen.
Präsident des Bundesrats (des Grand-Orient) ist Dalsace. Der Groot-Oosten (Großloge) des Königreichs der Niederlande [* 6] zählt 82 Logen; Großmeister ist Richter van Diggelen in Zwolle. An der Spitze der belgischen Logen steht der aus den Deputierten der einzelnen Logen gebildete Grand-Orient de Belgique zu Brüssel [* 7] mit 14 Logen, dessen Großmeister Prof. Goblet d'Alviella ist. Daneben besteht, für die Hochgrade, der Conseil Suprême de Belgique. Unter dem Conseil Suprême zu Luxemburg [* 8] arbeiten 2 Logen.
Die Großloge der Schweiz, [* 9] »Alpina«, gegründet 1844, zählt 34 Logen; Großmeister ist Ingenieur Jung in Winterthur. Die Großloge von Dänemark, [* 10] an deren Spitze als Ordensmeister der Kronprinz Friedrich steht, hat 9 Logen unter sich. Die Große Landesloge von Schweden, [* 11] deren Ordensmeister der König Oskar II ist, zählt 21 Johannislogen. In Deutschland [* 12] arbeiten im ganzen 378 Logen unter folgenden Großlogen, die sich seit 1872 zu einem Großlogenbund mit wechselndem Vorsitz vereinigt haben, und in 5 unabhängigen (isolierten) Logen: die Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin; [* 13]
die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin;
die Große Loge von Preußen, [* 14] genannt Royal York zur Freundschaft;
die Große Mutterloge des eklektischen Bundes in Frankfurt [* 15] a. M.;
die Große Loge zu Hamburg [* 16] (nach Schröderschem System);
die Große Landesloge von Sachsen [* 17] zu Dresden; [* 18]
die Große Loge zur Sonne [* 19] in Baireuth; [* 20]
die Großloge des Freimaurerbundes zur Eintracht in Darmstadt. [* 21]
Isolierte Logen bestehen zu Altenburg, [* 22] Gera, [* 23] Hildburghausen [* 24] und 2 in Leipzig. [* 25]
In der österreichischen Monarchie, wo die Freimaurerei seit 1794 untersagt war, haben sich in Wien [* 26] die Logen »Humanitas«, »Zukunft«, »Sokrates«, »Eintracht«, »Konkordia«, »Freundschaft« und »Schiller« aufgethan, die indessen auf ungarischem Boden arbeiten müssen. Im Königreich Ungarn [* 27] haben sich die bisher bestandenen 2 Großlogen (mit 37 Logen) Anfang 1886 vereinigt;
ihr Großmeister ist Freimaurerei Pulszky. In Italien [* 28] besteht ein Großorient zu Rom [* 29] mit 200 Logen;
in Portugal [* 30] der Großorient von Lusitanien mit 70 Logen;
in Spanien bestehen 3 Großlogen mit über 400 Logen. In Athen [* 31] hat die Großloge für Griechenland [* 32] 9 Logen.
Außerdem bestehen die Großlogen von Neubraunschweig in St. John (32 Logen), von Kanada in Hamilton (349 Logen), von Quebec in Montreal [* 33] (85 Logen), von Nova Scotia zu Halifax [* 34] (66 Logen), von Britisch-Columbia in Victoria [* 35] (6 Logen), von Manitoba (28 Logen), von Prince Edwards Island [* 36] (10 Logen), von Peru [* 37] in Lima [* 38] (10 Logen), von Chile [* 39] in Valparaiso [* 40] (19 Logen), 2 von Brasilien [* 41] in Rio de Janeiro [* 42] (169 Logen), von Venezuela in Caracas (40 Logen), von Kolumbien in Bogotá, von Neugranada in Cartagena, von Uruguay in Montevideo [* 43] (34 Logen), von Argentinien in Buenos Ayres [* 44] (53 Logen), von Haïti [* 45] in Port au Prince (18 Logen), von San Domingo (11 Logen), von Cuba in Santiago (76 Logen), von Mexiko [* 46] (12 Logen) und von Liberia [* 47] in Monrovia (6 Logen), von Tunis, [* 48] von Victoria (12 Logen). In den Vereinigten Staaten [* 49] von Nordamerika [* 50] bestehen gegenwärtig 43 Großlogen mit 7981 Töchterlogen und über 500,000 Mitgliedern, darunter 86 deutsche Logen; außerdem hat fast jeder Staat eine Großloge Farbiger mit vielen Töchterlogen, deren älteste die Prince Hall-Großloge in Boston [* 51] ist.
[Litteratur.]
Die Litteratur über die Lehre, [* 52] gesetzlichen Einrichtungen, Geschichte der Freimaurerei ist äußerst reich; wohl an 10,000 Schriften sind seit der ersten Ausgabe des Konstitutionsbuchs von 1723 erschienen.
Wir führen aus der neuern Zeit nur die bedeutendern hier an. Die Aufgabe, das vorhandene Material zu ordnen und zu verzeichnen, hat nach dem Vorgang Thorys zuerst Kloß erfüllt in seiner »Bibliographie der Freimaurerei« (Frankf. a. M. 1844),
mit 5381 Nummern. Ihm schließen sich die Nachträge von R. Barthelmeß (»Bibliographie der in Amerika«) [* 53] und von J. G. ^[Josef Gabriel] Findel (»Büchersammlung«) sowie vor allen R. Taute (»Bücherkunde mit litterarischen Nachweisen«, Leipz. 1886) an. Von den zahlreichen englischen Schriften sind nur wenige von Wert und Interesse, so die Schriften von Hughan, Gould und Lyon; [* 54] die amerikanischen sind fast vollständig zu entbehren. Die Litteratur der Niederlande besteht zum großen Teil aus Übersetzungen; wertvolle selbständige Arbeiten enthält das gut geleitete offizielle Bulletin des Großostens. In Frankreich haben Thory, E. Rebold, Jouaust namentlich für die Geschichte der Freimaurerei Anerkennenswertes geleistet. An erbaulichen Schriften bietet Frankreich eine geringe Auswahl, dagegen hat die rituelle Seite eifrige Pflege gefunden. Von den Schweizer Maurern sind zu erwähnen: Heldmann (»Mitteilungen über die Freimaurerei«, Frankf. 1836),
Zschokke, Bobrik, Schauberg (»Handbuch der Symbolik der Freimaurerei«, Schaffh. 1861-63, 3 Bde.) und O. Henne (»Adhuc stat«, 4. Aufl., St. Gallen 1870; »Fiat lux! Verteidigung der Freimaurerei«, Leipz. 1866).
Die maurerische Litteratur Deutschlands [* 55] überragt an Umfang, Gründlichkeit und Gediegenheit weit die des Auslandes. In Bezug auf Erkenntnis des Wesens der Freimaurerei sind zu nennen: Lessing, Ernst und Falk (erläutert von Merzdorf, Hannov. 1855);
Kloß, Die in ihrer wahren Bedeutung (Leipz. 1845);
R. Seydel, Reden über an denkende Nichtmaurer (2. Aufl., das. 1860);
in Bezug auf Methodologie der Freimaurerei: Findel, Geist und Form der Freimaurerei, Instruktionen (4. Aufl., das. 1883);
Derselbe, Grundsätze der Freimaurerei im Völkerleben (2. Aufl., das. 1881);
in Bezug auf Symbolerklärung und Erbauung: Marbach, Katechismusreden (2. Aufl., das. 1874), dessen »Arbeiten am rohen Stein« (das.);
R. Fischer, Katechismuserläuterungen (4. Aufl., Gera 1873-74);
Rumpelt-Walther, Aus meiner Werkstätte (Dresd. 1874);
Löwe, Baustücke (Stuttg. 1878),
u. a.;
in Bezug auf Ritualistik: Marbach, Agenden (Leipz. 1874, 3 Tle.) Krause, Kunsturkunden (Dresd.);
in Bezug auf Geschichte der Freimaurerei: Kloß, Geschichte der in England, Irland und Schottland, und dessen »Geschichte der in Frankreich« (Darmst. 1852-53, 2 Bde.);
W. Keller, Geschichte des eklektischen Freimaurerbundes (Gieß. 1857);
Derselbe, Geschichte der in Deutschland (das. 1859);
Findel, Geschichte der Freimaurerei seit ihrem Entstehen (Leipz. 1861-62, 2 Bde.; 5. Aufl. in 2 Bdn. 1882);
Nettelbladt, Geschichte freimaurerischer Systeme in England, Frankreich ¶
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und Deutschland (Berl. 1879); zur Kritik des Logenwesens: Konrad, Flammen (Leipz.) und »Der Freimaurer« (das. 1885). Das umfassendste Werk der neuern Zeit ist das »Handbuch der Freimaurerei«, als 2. Aufl. von Lenning-Moßdorfs »Encyklopädie der Freimaurerei« (hrsg. von Schletter u. Zille, Leipz. 1863-79, 4 Bde.). Beschreibungen der maurerischen Münzen [* 57] haben geliefert Zacharias (»Numotheca numismatica«, Dresd. 1840-46) und Merzdorf (»Denkmünzen der Freimaurerbrüderschaft«, Oldenb. 1851). Von den maurerischen Dichtern erwähnen wir Mahlmann, Winkler, Hessemer, Feod.
Löwe, Marbach und Emil Rittershaus. Maurerische Zeitschriften erscheinen in fast allen Sprachen (vgl. van Dalens Kalender), in Deutschland: »Freimaurerzeitung« (Leipz., seit 1847 redigiert von Fischer, seit 1852 von Zille, dann von O. Henne-Am Rhyn, jetzt von K. Pilz); [* 58]
»Die Bauhütte« (redigiert von Findel, das. 1858 ff.);
»Latomia« (das., seit 1878, redigiert von B. Cramer);
»Asträa«, Taschenbuch für Freimaurer, herausgegeben von Müller und Bechstein (Sondersh. 1837 ff., jetzt von Rob. Fischer);
die »Zirkelkorrespondenz« für die Logenmeister der Großen Landesloge von Deutschland;
»Reißbrett«, redigiert von Fuchs [* 59] (Leipz.);
»Kalender für Freimaurer«, begründet von C. van Dalen (das., seit 1861).
In Wien erscheint der »Zirkel«; außerdem Logenblätter (Lokalblätter) in Dresden, Hamburg, Breslau, [* 60] Braunschweig [* 61] und Berlin.