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der Sächsischen Staatsbahnen. [* 2] Durch die Stadt fließt der nun größtenteils überbaute, durch Bergwerkswasser grau gefärbte Münzbach. Die altertümliche, einst befestigte innere Stadt bildet jetzt ein Ganzes mit den namentlich beim Bahnhof stark anwachsenden Vorstädten, welchen sich die Ortschaften Freibergsdorf und Friedeburg eng anschließen. Von den ehemaligen fünf Thoren ist nur der gewaltige, runde Donatsturm am Abstieg in die Sächsstadt, das älteste Stadtviertel, stehen geblieben; auch hat sich noch ein Teil der Ringmauern mit ihren Türmen und tiefem Graben erhalten. Unter den Straßen erinnern mehrere an berühmte Männer, an Kurfürst Moritz, Werner, L. v. Buch, A. v. Humboldt, Theodor Körner, den Oberberghauptmann v. Herder u. a.
Freiberg hat 5 evangelische und 1 kath. Kirche. Unter den erstern zeichnet sich besonders der nach dem Brand von 1484 in spätgotischem Stil neuerbaute Dom aus, der teilweise noch von Kreuzgängen umgeben ist. Ein Überrest des ursprünglichen Baues (der ehemaligen Marienkirche) ist die sogen. Goldene Pforte, ein unvergleichlich schönes und großartiges Denkmal romanischer Kunst (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 3] V«, [* 4] Fig. 4 u. 5; vgl. Puttrich, Die goldene Pforte der Domkirche zu Freiberg, Leipz. 1836). An den Dom schließt sich die 1594 im italienischen Renaissancestil ausgebaute, 1885 restaurierte kurfürstliche Begräbniskapelle, die Ruhestätte aller protestantischen Fürsten der Albertinischen Linie von Heinrich dem Frommen (gest. 1541) bis auf Johann Georg IV. (gest. 1694). Am sehenswertesten unter den hier befindlichen Grabmälern ist das des Kurfürsten Moritz (gest. 1553) mit dessen lebensgroßer, von dem Antwerpener Künstler Anton van Zerum gefertigter Statue von Marmor. Im Innern des Doms verdienen noch Beachtung die frei stehende steinerne Kanzel von der Form einer Tulpe und die große Orgel, ein Werk Silbermanns. Bemerkenswert ist auch die Peterskirche, auf dem höchsten Punkte der Stadt, mit drei Türmen, deren höchster, 72 m hoch, das Bergglöckchen trägt.
Zu den ältesten weltlichen Bauten gehören das 1572 vom Kurfürsten August neugebaute, 1804 in ein Militärmagazin umgewandelte Schloß Freudenstein, das 1410 begründete Rathaus mit stattlichem Uhrturm, welches gleich dem 1545 erbauten Kaufhaus (mit Altertumsmuseum) am schönen Obermarkt liegt. Auf diesem bezeichnet ein durch ein eingehauenes Kreuz [* 5] kenntlicher Stein die Stelle, wo 1455 der Prinzenräuber Kunz von Kaufungen hingerichtet wurde. In einem um 1490 errichteten altertümlichen Gebäude mit hohem Ziergiebel am Untermarkt befand sich bis 1875 das Gymnasium. Auch zahlreiche Bürgerhäuser haben sich noch aus dem 16. Jahrh. erhalten. Von den neuern öffentlichen Bauten verdienen Erwähnung: der Bahnhof (seit 1862), das Justizgebäude, die Jägerkaserne, das Theater [* 6] (1880 umgebaut), die Gebäude des Gymnasiums und des Realgymnasiums. Das vor dem Petersthor stehende Schwedendenkmal erinnert an die heldenmütige Verteidigung der Stadt gegen Torstensson (1643).
Die Bevölkerung [* 7] von Freiberg betrug 1885 einschließlich 1 Jägerbataillon Nr. 12 und 1 Abteilung Feldartillerie Nr. 28: 27,266 Einw. (darunter 701 Katholiken und 52 Juden) und hat sich seit 1840 mehr als verdoppelt. Den Haupterwerbszweig bildet das Berg- und Hüttenwesen. Der Freiberger Bergbau [* 8] besteht schon seit dem 12. Jahrh. und hat in dem Zeitraum 1524-1850: 2 Mill. kg Silber geliefert. 1884 zählte man 60 Gruben, die sich im Besitz des Staats, von Gewerkschaften oder Privaten befanden. Gegenwärtig sind die sämtlichen größern Gruben an den Staat übergegangen. Bei einer Belegschaft von 6789 Mann wurden 1884: 28,728 Ton. Erze im Wert von 5 Mill. Mk. gefördert. Die ergiebigste der Silbergruben ist »Himmelfahrt« mit 2000 Bergleuten und einer Produktion von Erzen im Wert von 1,6 Mill. Mk.
Die Lage der Hauptgruben des Freiberger Bergbaues auf einem flachen, sanft ansteigenden Gebirgsplateau zwischen dem Thal [* 9] der Freiberger Mulde und dem der Striegis in der Richtung von NO. nach SW. hat ein besonderes Wasserzuführungssystem zur Beaufschlagung der (außer den neuerdings noch eingeführten Dampfmaschinen) [* 10] erforderlichen Treibwerke nötig gemacht, welches seit dem 16. Jahrh. besteht und gegenwärtig in elf großen Sammelteichen und weitverzweigten Kanälen bis zur böhmischen Grenze erhalten wird.
Die unterirdischen Wasser finden ihren Abfluß durch verschiedene, wohl 100 km lange Revierstollen, deren großartigster und tiefster der 1844 begonnene und 1877 vollendete Rothschönberger Stollen ist; derselbe mündet bei Rothschönberg im Triebischthal und ist mit einem Kostenaufwand von 12 Mill. Mk. hergestellt. Die Verhüttung der durch den Bergbau gewonnenen Erze erfolgt in den fiskalischen Muldener u. Halsbrückener Schmelzhütten (s. Halsbrücke) bei in denen auch amerikanische Erze mit verhüttet und außer den Metallen in ausgedehnten Fabrikanlagen die wertvollsten Nebenprodukte gewonnen werden. Die Gesamtproduktion der genannten Hütten [* 11] betrug 1884: 4 Doppelzentner Gold, [* 12] 603 Doppelzentner Silber (im Wert von 9 Mill. Mk.), ferner Wismut, Nickel, Kobalt, Zink, Arsenik, Schwefelsäure [* 13] (163,000 Doppelzentner), Kupfervitriol etc. mit einem Gesamtwert von 13,4 Mill. Mk.
Andre Industriezweige sind: Gold- und Silberspinnerei, Drahtflechterei, Eisengießerei, [* 14] Maschinenbau, Fabrikation von Chemikalien, Pianofortes, mathematischen Instrumenten, Lederwaren, künstlichen Blumen, Dungmitteln, Zigarren, Pulver, Zündhölzern, Strohhüten, Wollwaren, Maschinenpapier, Treibriemen, Flachsspinnerei, Gerberei, Brauerei u. a. An öffentlichen Bankinstituten bestehen eine Vorschußbank, ein Darlehnsverein, die städtische Sparkasse (1884 mit über 8 Mill. Mk. Einlagen), ein bergmännischer Spar- und Vorschußverein. Freiberg besitzt eine Gasanstalt, eine vortreffliche Wasserleitung [* 15] und Turnerfeuerwehr, einen Schlachthof u. a. Unter den Bildungsanstalten Freibergs nimmt die berühmte, errichtete Bergakademie (1883 mit 20 Dozenten und 147 Studierenden) den ersten Rang ein.
Sie besitzt mineralogische, geognostische und petrefaktologische Sammlungen, eine ausgezeichnet Sammlung von Modellen aller Art sowie von geodätischen und markscheiderischen Instrumenten, ein Laboratorium, [* 16] eine Bibliothek von ca. 50,000 Bänden etc. Außerdem bestehen daselbst eine Bergschule, ein Gymnasium, Realgymnasium, eine Handels- und eine landwirtschaftliche Schule, Fortbildungsschule, ein naturhistorisches Museum. Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten verdienen Erwähnung: das »milde Hospital St. Johannis« (1224 bestätigt), die Revierbergknappschaftskasse und die Hüttenknappschaftskasse (beides Pensions- und Unterstützungs-
[* 1] ^[Abb.: Wappen [* 17] von Freiberg in Sachsen.] [* 18] ¶
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Anstalten), die Prüfer-Stiftung (welche den Bergmannskindern alljährlich ein Fest veranstaltet). Es bestehen in Freiberg ca. 50 Vereine, darunter ein Altertums-, ein Kunst-, ein Bergmännischer, ein Geographischer Verein. Freiberg ist Sitz eines Bergamtes und eines Oberhüttenamtes (beides Zentralbehörden Sachsens), einer Amtshauptmannschaft, eines Landgerichts (für die 14 Amtsgerichte zu Brand, Dippoldiswalde, Döbeln, [* 20] Frauenstein, Freiberg, Hainichen, Lengefeld, Marienberg, Nossen, Öderan, Roßwein, Sayda, Tharandt und Zöblitz) und eines Hauptsteueramtes. Neuerdings ist die Verlegung der königlichen Münze von Dresden [* 21] nach Freiberg beschlossen. Der Stadtrat besteht aus 13, das Kollegium der Stadtverordneten aus 30 Mitgliedern.
Seinen Ursprung verdankt Freiberg der Entdeckung seiner Silbererzlagerstätten (um 1163); um das Jahr 1175 durch Otto (den Reichen), Markgrafen von Meißen, [* 22] erbaut, erhielt es seinen Namen von seinen wichtigen Bergbaufreiheiten. Bereits 1196 soll Freiberg befestigt gewesen sein. Heinrich der Erlauchte gründete hier um 1250 eine Münze, welche bis 1556 bestand, und den 1856 aufgehobenen Bergschöppenstuhl. Die namhaftesten Privilegien erhielt die Stadt in der Zeit Friedrichs des Freidigen (1294), der gleichzeitig auch ein Bergrecht festsetzte. Bei den vielseitigen Landesteilungen, welche seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. in dem Haus Wettin vorfielen, blieb Freiberg samt den Bergwerken stets Gemeingut dieses Hauses. Der deutsche König Adolf eroberte zwar 1296 die Stadt nach langer Belagerung, aber Friedrich der Freidige nahm sie 1307 wieder ein. Unter Friedrich dem Streitbaren (gest. 1428) war ein Hauptwaffenplatz gegen die Hussiten.
Durch die Teilung der meißnisch-thüringischen Lande 1485 kam Freiberg (die Bergwerke jedoch erst 1547 durch die Wittenberger Kapitulation) für immer in den Besitz der Albertinischen Linie. Heinrich der Fromme, der in Freiberg residierte, führte hier 1537 die Reformation ein. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1632 von den Kaiserlichen eingenommen, 1639 und 1643 aber von den Schweden [* 23] vergeblich belagert. Auch der Siebenjährige Krieg (Schlachten [* 24] vom 14. und nahm Freiberg hart mit, nicht minder die Zeit der Napoleonischen Herrschaft, in welcher von 1806 bis August 1814 an 700,000 Mann fremder Truppen nebst 200,000 Pferden in Freiberg verpflegt werden mußten.
Vgl. »Freibergs Berg- und Hüttenwesen« (hrsg. vom Bergmännischen Verein, Freib. 1883);
Benseler, Geschichte Freibergs und seines Bergbaues (das. 1843, 2 Bde.);
Gerlach, Kleine Chronik von Freiberg (das. 1876);
»Urkundenbuch der Stadt Freiberg« (Bd. 1, hrsg. von Ermisch im »Codex diplomaticus Saxoniae regiae«, Leipz. 1883);
»Kunstdenkmäler Sachsens«; Steche, Amtshauptmannschaft Freiberg (Dresd. 1884).
2) (tschech. Přibor) Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Neutitschein, an der Lubina und der Stauding-Stramberger Lokalbahn, hat ein Bezirksgericht, eine gotische Dekanatskirche, ein deutsches Untergymnasium, eine tschechische Lehrerbildungsanstalt, Fabrikation von Tuch, Hüten und orientalischen Kappen, Bierbrauerei [* 25] und (1880) 4710 Einw.