Untersuchungen bahnbrechend, während
Becquerel (gest. 1878) namentlich auf elektrochemischem Gebiet thätig war und die Phosphoreszenzerscheinungen
studierte. Eine populäre
Naturlehre schrieb
Becquerel; vielgelesene physikalische
Vorträge von musterhafter
Klarheit veröffentlichte
Fr.
Arago. - Um die
Astronomie
[* 2] machten sich außer
Laplace und den andern
oben Genannten namentlich
Biot und
Arago (durch seine
»PopuläreAstronomie«) verdient. Die am meisten gelesene astronomische
Schrift des 18. Jahrh. war
Fontenelles
»Pluralité des mondes« (1686), während in neuerer Zeit besonders Camille
Flammarion und
Guillemin zur Popularisierung der
Astronomie beitrugen. - Die
Chemie kam zuerst durch die Forschungen Lemerys
(gest. 1715) von ihren frühern alchimistischen
Thorheiten zurück.
Ihre völlige Umgestaltung und daraus
entspringende
Verbindung mit der
Physik verdankte sie aber erst
Lavoisier (gest. 1794), der dem phlogistischen
System das antiphlogistische
entgegensetzte. Nächst ihm ist vor allen
Gay-Lussac (gest. 1850) zu erwähnen, der nicht nur die physikalische
Chemie und
die
Lehre
[* 3] von den
Äquivalenten vollendete, sondern auch das Gebiet der organischen
Chemie erschloß und
der gewerblichen
Chemie die wichtigsten
Förderungen gab. Als bedeutendster französischer Mineralog muß R. J.
^[RenéJuste]
Hauy (gest. 1822), der Begründer der modernen
Kristallographie, genannt werden. Zur Verbreitung physikalischer und chemischer
Kenntnisse durch populäre
Schriften haben in der Neuzeit besonders
Figuier,
Guillemin,
Tissandier und
Fonvielle mit
Erfolg beigetragen.
Litteratur.
Zum
Studium der französischen Litteratur sind zu empfehlen die Werke von
Nisard (10. Aufl. 1883, 4 Bde.),
Demogeot (20. Aufl. 1884) und
Géruzez (20. Aufl. 1884), welche die ganze Litteratur umfassen;
Godefroy,
Histoire de la littérature
française depuis le XVI. siècle jusqu'à nos jours (1859-81, 9 Bde.);
ferner die Kompendien von Bougeault (9. Aufl. 1883), A.
Noël (6. Aufl. 1884),
Barrère (2. Aufl. 1881)
u. a. Über die Zeit bis zum 16. Jahrh. handeln außer den angeführten
Werken: Gidel,
Histoire de la littérature française depuis son origine jusqu'à la renaissance (1878);
Aubertin,
Histoire de la langue et de la littérature française au moyen-âge (1878);
H. Prat, Études littéraires (14. und 15. Jahrh., 2. Aufl. 1877);
Albert, La littérature française des origines
à la fin du XVI. siècle (6. Aufl. 1884);
L. Moland, Origines littéraires
de la
France (1862).
Über das 16. Jahrh.: Sainte-Beuve,
Tableau de la poésie française au XVI. siècle
(neue Aufl. 1878);
V.
Cousin, Études sur les femmes et la société du XVII. siècle (1853-65, 8 Bde.);
Fournel, La littérature indépendante et les écrivains oubliés du XVII. siècle (1863). Über
das 18. Jahrh.:
Barante,
Tableau etc. (8. Ausg. 1857);
In
Deutschland
[* 5] ist ein diefranzösische Litteratur umfassendes Werk, abgesehen von den Kompendien von
Kreyßig (5. Aufl., Berl. 1879), de
Castres
u. a., noch nicht vorhanden. Dagegen gibt es vorzügliche
Arbeiten über einzelne Gebiete, so die
Chrestomathie von
Ideler und
Nolte;
Arnd, Geschichte der französischen Litteratur von der
Renaissance bis zur
Revolution (Berl. 1856, 2 Bde.);
Scheffler, Die französische Volksdichtung und
Sage (Leipz. 1883-84);
Sie umfaßt die Zeit von
Ludwig XII. bis
Ludwig XIII.
(ca. 1500-1640)
und beschränkte sich fast ausschließlich auf den Profanbau
(Schlösser und Stadthäuser).
Sprache.
[* 12] Wie ihre romanischen
Schwestern, ist die französische Sprache hervorgegangen aus der lateinischen
Volkssprache (lingua latina rustica), die sich neben der Schriftsprache (sermo urbanus) durch die
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Nachdem die Franken im Norden 300 Jahre lang geherrscht hatten, zeigte es sich bei der Teilung des Reichs 843, daß dort, im
westlichen Frankenreich (Francia occidentalis), die romanische Sprache (lingua romana) ebenso wie im Süden
die allgemeine Volkssprache geblieben war. Die beiden galloromanischen Sprachen des Südens und des Nordens, ohne Zweifel von
ihren Anfängen an verschieden, allmählich ihren besondern Eigentümlichkeiten nach weiter ausgebildet, behaupteten doch
insoweit ihre engere Verwandtschaft, daß man sie später die beiden Hauptmundarten Frankreichs nennen konnte.
Die hauptsächlichsten fallen in folgende, auch politisch unter eignen Herzögen oder Grafen selbständige,
drei Gebiete: Normandie, Picardie und Bourgogne. Zwischen ihnen die Mitte haltend und dazu bestimmt, sie in sich zu vereinigen
und alsdann zu überflügeln, liegt das vierte Sprachgebiet: Isle de France mit der Hauptstadt Paris.
[* 16] Seit der Usurpation des
königlichen Throns durch Hugo Capet, Herzog von Francien, also seit 987, erlangte allmählich der Dialekt
von Isle de France einen Vorrang vor den andern Dialekten, im Gegensatz zu denen man ihn speziell den französischen (le François,
le parler de France) nannte. Was man außerdem noch als einen besondern Dialekt angesehen hat, das Anglonormännische,
ist nichts andres als der normännische mit Abweichungen oder Entartungen, welche sich auf englischem Boden unter den dortigen
besondern Verhältnissen entwickelten. - Die ganze nordfranzösische Sprache vom 9. bis zum 16. Jahrh. nannte man bisher das
Altfranzösische. Es empfiehlt sich aber die Scheidung von Altfranzösisch (9.-13. Jahrh.) und Mittelfranzösisch (14.-16.
Jahrh.) nach der Analogie der verschiedenen Sprachstufen andrer Gebiete.
Die altfranzösische Sprache in dieser Begrenzung ist die eigentliche Langue d'oïl; sie ist hauptsächlich charakterisiert
durch die von Raynouard entdeckte Règle de l's (Sing. Nom. rois, Akk. roi; Plur. Nom. roi, Akk. rois), welche sie mit der provençalischen
Sprache gemein hat. Die Sprache von Paris erhielt im 13. Jahrh. entschieden das Übergewicht über alle
andern Mundarten und wurde, besonders nach den unglücklichen Albigenserkriegen, immer mehr für ganz Frankreich zur Schriftsprache
erhoben, obwohl die Mundarten auch noch weiter bis ins 15. Jahrh. hinein litterarisch benutzt wurden. Die
bedeutende Umänderung
der Sprache, welche in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. eintrat mit dem
Aufhören der Règle de l's und mit der Erhebung des s zum allgemeinen Pluralzeichen, bezeichnet den Fortgang zum Mittelfranzösischen,
welches schon Langue d'oui ist. - Seit Franz I., der 1539 eine Professur für die in französische Sprache Paris errichtete und
an die Stelle des Gebrauchs der lateinischen Sprache bei Gerichtenden der Landessprache setzte, näherte sie sich schneller dem
neufranzösischen Charakter, welchen man vom Anfang des 17. Jahrh. datiert (s.
Malherbe).
Als charakteristische Eigenschaften der französischen Sprache, die ihr wenigstens in vorzüglichem Grad zukommen, hebt man
folgende hervor: Klarheit, Bestimmtheit und Regelmäßigkeit, Reinheit der Ausdrücke, Lebhaftigkeit. Diese Vorteile, innig
verbunden mit ihrem gesamten eigentümlichen Gepräge, verleihen ihr einen Reiz, welcher sie bei allen Nationen beliebt macht.
Die Einfachheit, Natürlichkeit und Regelmäßigkeit ihrer Wortfolge im Satzbau erleichtert auch ihre Erlernung.
Man unterscheidet im Französischen, wie in andern gebildeten Sprachen, eine Aussprache für die gelegentliche, ohne besondern
Nachdruck gehaltene Rede, für das Gespräch oder die Unterhaltung (la conversation) und eine solche für die Deklamation oder
den Vortrag (getragene Rede, le discours soutenu, le style soutenu). Die Aussprache der Konversation oder
Umgangssprache zeichnet sich durch ihre Flüchtigkeit, Freiheit und eine gewisse Nachlässigkeit aus (»en France, la prononciation
est rapide comme l'esprit des Français«).
Sie gleitet leicht über hindernde Konsonanten weg und elidiert in den meisten Fällen das kurze, dumpfe
e, sowohl in der Mitte als am Ende der Wörter. Die Aussprache der Deklamation oder getragenen Rede ist dagegen im ganzen langsamer,
ernst und nachdrücklich. Die Vokale sowie die Konsonanten werden deutlicher artikuliert, das »stumme« e wird in vielen
Fällen als besondere Silbe vernehmlich gesprochen, die zulässigen Verbindungen der Endkonsonanten mit
den Anfangsvokalen der folgenden Wörter werden streng beobachtet.
Der größere Raum, wo der öffentliche Redner auftritt, der Ernst und die Wichtigkeit des Gegenstandes, den er zu behandeln
hat, legen ihm die Notwendigkeit auf, langsamer, lauter, bestimmter und deutlicher auszusprechen. Die Aussprache der Poesie
(der Vortrag der Verse) hat überdies noch ihre speziellen Vorschriften; sie verlangt die größte Sorgfalt,
die höchste Rundung, Nüancierung und sozusagen pittoreske Lebendigkeit des Ausdrucks. In ihr müssen die Gesetze der Orthoepie
(über Bindung, Doppelkonsonanten u. a.) auf das strengste befolgt werden. Die im Französischen üblichen Lautzeichen, die
lateinischen Buchstaben, reichen bei weitem nicht aus, alle Laute und Modifikationen der Sprache darzustellen;
ein und derselbe Laut wird nicht immer durch dasselbe Zeichen dargestellt, sondern durch verschiedene zusammengesetzte Zeichen,
und öfters dient dasselbe Zeichen, verschiedene Laute darzustellen.
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