Marienbad, Kreuznach etc. Die Gasquelle (früher kalter Brunnen genannt), eine starke Ausströmung von Kohlensäure, die nur
sehr wenig Wasser mitreißt (eine Beimengung von Schwefelwasserstoff macht sich kaum bemerkbar), ist mit einem Pavillon für
die Bäder überdacht. Die Gasbäder bewähren sich bei Sterilität und Impotenz aus träger Innervation, bei Anämie aus
Störungen der Pubertätsentwickelung, bei Lähmungen und Neuralgien, chronischem Rheumatismus und Hautgeschwüren.
Der Franzensbader Moor, wegen seines Eisenreichtums weltbekannt, ist ein salinischer Eisenmineralmoor und übertrifft im Gehalt
an schwefelsaurem Eisenoxydul und freier Schwefelsäure jeden andern therapeutisch verwendeten Moor. Das Moorlager (in der Soos)
liefert jährlich gegen 250 Mill. metr. Ztr. Mineralmoor.
Als Anzeigen für den Gebrauch der Moorbäder gelten Anämie, Bleichsucht, manche Hautkrankheiten, chronischer Rheumatismus, Gicht
bei Anämischen, Skrofeln, Rhachitis, Skorbut, Neurosen, Sexualkrankheiten (s. oben), alte Exsudate, örtliche Stasen und Erschlaffungen.
Franzensbad besitzt vier vortrefflich eingerichtete Badeanstalten.
Die Frequenz von Franzensbad ist in stetem Zunehmen begriffen und zählte 1883: 6900 Personen; die Mineralwasserversendung
beträgt jährlich 450,000 Krüge. Auch Eisenmineralmoor und Moorsalz zu Badezwecken, welches man in einem Sudwerk durch Extraktion
und Abdampfung gewinnt, werden viel versandt (jährlich gegen 400,000 kg). Das Moorlager von
Franzensbad enthält euch den sogen. Quellenocker, welcher zur Gasentschwefelung verwendet
wird.
Vgl. Cartellieri, Das Klima und die Heilmittel von Franzensbad 2. Aufl., Wien 1870);
Fellner, und seine Heilmittel
in Beziehung auf die Krankheiten des Weibes (das. 1871);
Klein, Die Heilmittel von Franzensbad (das. 1874);
Buberl, Führer für Kurgäste
und Besucher von Franzensbad (3. Aufl., das. 1883);
Sommer, Leitfaden zur Trink- und Badekur in Franzensbad (2. Aufl., Karlsb.
1884);
Loimann, in Böhmen und seine Heilmittel (Wien 1885).
Festung in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Brixen, in der sogen. Brixener Klause, einem engen Thalgrund des
Eisack, wo die Straßen und jetzt die Eisenbahnen aus Italien und Kärnten zusammentreffen, 1833-38 angelegt, besteht aus der
Citadelle auf dem westlichen steilen Gebirgsabhang und dem Hauptfort auf einem geebneten Hügel in der
Mitte des Thals, am rechten Ufer des Eisack;
letzteres umfaßt drei terrassenförmig übereinander gebaute Werke. Im Rücken
des Forts steht auf abschüssigem Gebirge ein Blockhaus zur Deckung der hohen Brücke.
(Bácser Kanal), großer schiffbarer Kanal in Südungarn, der die Donau (bei Batina)
und die Theiß (bei Tisza-Földvár) verbindet und die Stromfahrt von 360 auf 110 km abkürzt. Er wurde von 1793 bis 1801 erbaut,
ist 108 km lang, 20 m breit, 2 m (bei hohem Wasser 2½ m) tief und hat ein Gefälle von 10 m, das in fünf Schleusen verteilt
ist.
Der Kanal dient hauptsächlich zur Verschiffung des Banater Getreides.
(Fratres minores, Minoriten, mindere Brüder, seraphische Brüder, auch Barfüßer und graue Brüder), der
erste und noch jetzt am weitesten verbreitete Bettelmönchsorden. Als mit dem Verfall der Benediktinerorden das Mönchtum
selbst seiner Auflösung entgegenzugehen schien, hemmte eine höchst einfache Maßregel, die Umwandlung
des Gelübdes der Armut in ein Gelübde
des Bettelns, nicht bloß diesen Degenerationsprozeß, sondern setzte auch die Kirche
selbst in den Besitz jenes Ideals von apostolischer Eigentumslosigkeit, wodurch bisher die ketzerischen Parteien so großen
Eindruck auf die Phantasie des Volkes erzielt hatten.
Urheber dieser Veränderung war Giovanni Bernardone, Sohn eines Kaufmanns zu Assisi, geb. 1182. Seine Gewandtheit, sich in französischer
Sprache auszudrücken, soll ihm den Namen Francesco (Französchen) gegeben haben. Neben entschiedenem Hang zum Lebensgenuß
zeigte Franz von Kindheit auf auch Neigung für Mildthätigkeit. Erst eine schwere Erkrankung führte die
Krisis seines Lebens herbei. Er beschränkte fortan zur Übung der Demut seinen Umgang auf Bettler, Kranke und Aussätzige, zog
bettelnd und singend umher, um das nötige Geld zu sammeln, mittels dessen er dann das ihm von den Benediktinern geschenkte
verfallene Kirchlein der Maria der Engel bei Assisi (Portiuncula genannt, weil der Ort einen »kleinen Teil«
des Eigentums der Benediktiner auf dem Berg. Subazzo ausmachte) restaurierte.
Eine Predigt, die er 1208 über die Worte Matth. 10, 7-10. hörte, brachte ihn endlich zum Bewußtsein seiner eigentlichen Mission;
er vertauschte seine seitherige Kleidung mit einem groben grauen Rock mit einer Kapuze und einem Strick und
trat als Bußprediger auf. Von der Beredsamkeit seines entzückten Geistes hingerissen, sammelten sich bald einige Jünger um
ihn, alle bereit, in die Welt hinauszuziehen, um Kranke zu heilen und Sünder zu bekehren. Franz, welcher in einer elenden Hütte
bei der Portiunculakirche wohnte, gab nun dem Verein eine bestimmte, in 23 Kapiteln abgefaßte Regel. Schon
in dem Namen Minores fratres (geringe oder mindere Brüder, Minoriten) sollte sich die Demut ausprägen.
Jeder Rangunterschied war verboten: die Vorsteher sollten nur ministri (Diener) sein und heißen. Für des Leibes Notdurft
durfte gebettelt, Geld aber, außer für kranke Mitbrüder, nicht angenommen werden. Auf ihren Missionswanderungen
unter Christen und Nichtchristen sollten die Brüder nicht das mindeste bei sich tragen, vor allem ihren Obern unbedingten
Gehorsam leisten. Um Bestätigung dieser Regel zu erlangen, ging Franz, begleitet von seinen sämtlichen Genossen, nach Rom.
Innocenz III. verweigerte anfangs seine Zustimmung zu einer Regel, die ihm »mehr für Schweine als für
Menschen« geschrieben zu sein schien, gab sie aber sodann wenigstens mündlich, ebenso auch die Lateransynode 1215, bei welcher
die beiden Bettelmönchsordenstifter Dominikus und Franz einander kennen lernten. Franz siedelte nunmehr bei wachsender Zahl
seiner Anhänger in die Portiunculakirche über, begründete auf einer 1211 unternommenen Missionsreise seinen Orden
auch in Arezzo, Pisa, Florenz, Perugia und Cortona und durchwanderte bis 1215 mit erfolgreicher Wirksamkeit für das Minoritentum
Spanien, Portugal und Frankreich.
Eine von ihm mit zwölf Brüdern unternommene Bekehrungsreise nach Nordafrika scheint ohne namhafte Erfolge geblieben zu sein.
Inzwischen hatte der von ihm zu seinem Stellvertreter ernannte Elias von Cortona die ihm verliehene Gewalt
benutzt, die strengen Satzungen zu mildern und namentlich gelehrte Studien sowie den Bau schöner Klöster und Kirchen zu fördern.
Franz eilte auf die Kunde hiervon sofort zurück und entsetzte Elias. Bald darauf zog er sich in die Einsamkeit zurück. Die Idee
eines asketisch-frommen Lebens in der Welt, ohne mönchische
mehr
Absonderung und feierliche Gelübde, veranlaßte Franz zur Stiftung der Laienbrüderschaft der sogen. Tertiarier (s. d.), an
welchen zugleich für die Minoriten eine breite Grundlage und mächtige Stütze im bürgerlichen Leben gewonnen ward.
Trotz der Abneigung des Ordensstifters gegen die Kunst haben die Franziskaner einen großen Einfluß auf die Entwickelung der italienischen
Kunst geübt, weil sie derselben umfangreiche Aufgaben stellten. Wo sich der Orden der Franziskaner verbreitete, wurden Kirchen und Klöster
gebaut, die sich meist an den Typus der Mutterkirchen und -Klöster in Assisi anschlossen und mit Fresken und Altarbildern geschmückt
wurden, für welche die legendarische Geschichte des Franz die Motive bot. In San Francesco in Assisi hat
die italienische Freskomalerei durch Giotto und seine Schüler den ersten Aufschwung genommen, und seitdem zogen die Franziskaner gleich
den Dominikanern die Kunst in ihren Dienst, um den Ruhm ihres Stifters allerorten zu verbreiten. Das Leben und die Wunderthaten
des Franz wurden in zusammenhängenden Cyklen dargestellt, welche eine Reihe typisch gewordener Momente
umfassen. Einer derselben, die Stigmatisation, d. h. die mystische Übertragung der Wundmale Christi auf Franz, blieb bis in
das 18. Jahrh. Gegenstand künstlerischer Darstellung.
Vgl. Thode, Franz von Assisi und die Kunst der Renaissance in Italien (Berl.
1885).
Papst Honorius III. erteilte dem Orden unter andern Privilegien auch das des Portiuncula-Ablasses (s. d.)
und sanktionierte endlich förmlich 1223 eine neue, von Franz ihm vorgelegte kürzere Regel; zugleich erteilte er den Minoriten
das Recht, überall zu predigen und Beichte zu hören (1223). Nachdem Franz 1224 auch die Klarissinnen (s. d.) konstituiert,
begab er sich abermals in die Einsamkeit, sah hier in einer Verzückung einen gekreuzigten Seraph, und dieser
drückte ihm unter brennendem Schmerz Jesu Wundmale ein, woher er den Namen des seraphischen Vaters, sein Orden den der seraphischen
Brüder erhielt.
Benedikt XI. gestattete den Minoriten ein eignes Fest der Wundmale des heil. Franziskus (Festum stigmatis S. Francisci),
und Paul V. verpflichtete sämtliche katholische Geistliche zur Feier desselben. Franz starb 4. Okt. 1226 auf dem Erdboden in seiner
Lieblingskirche (Portiuncula) und ward 1228 von Gregor IX. heilig gesprochen. Seine Biographen stellten sein Leben bis ins
einzelnste als ein Nachbild des Lebens Jesu dar; ja, sie behaupteten zuweilen, letzteres sei durch ersteres
namhaft übertroffen worden.
Als General fungierte jahrelang unter vielen Wechselfällen Elias von Cortona, welcher sofort wieder mit seinen Änderungsversuchen
hervortrat. Diesem gegenüber stellten sich an die Spitze derjenigen Franziskaner, welche die von Franz herrührende Strenge verteidigten,
der Geistesverwandte des Stifters, Antonius von Padua (s. d.), ein herzerschütternder Fastenprediger,
und Cäsarius von Speier, der 1239 die Absetzung des Elias bei Gregor IX. durchsetzte. In der Bulle Exiit erklärte Papst Nikolaus
III., daß den Franziskanern nicht der Besitz irdischer Güter, wohl aber der Nießbrauch gestattet sei; Besitzer aller Ordensgüter
der Franziskaner sei der Papst.
Auch der 1287 zum General erwählte Matteo di Aquas Spartas veranlaßte als Neuerer im Geiste des Elias wieder
große Wirren. Einer der angesehensten Führer der strengern Franziskaner, Peter Joh. de Oliva, der in seiner »Postilla super Apocalypsin«
die römische Kirche als die babylonische Hure bezeichnete, entging, mehrmals verklagt, während seines
Lebens dem päpstlichen
Anathema, das ihn erst nach seinem Tod (1297) traf. Die Opposition der Franziskaner setzte im Geist Olivas Ubertino
de Casale fort, welcher in seinem »Arbor vitae crucifixae« 1305 das Papsttum als das in der Apokalypse 13 geweissagte siebenköpfige
Tier der Lästerung darstellte.
Die Anhänger der strengen Richtung wurden Spiritualen genannt. Am weitesten gingen unter diesen in ihrer
Opposition gegen das Papsttum die Fratricellen, welche sich der bischöflichen Jurisdiktion nicht fügen wollten, sich als im
Besitz des Heiligen Geistes Stehende und als Sündlose betrachteten, die weder der Sakramente noch der Buße bedürfen. Sie fanden
sich in Italien, besonders aber in Frankreich, wo sie die Franziskaner der mildern Richtung aus Narbonne und Béziers
vertrieben; 1318-52 wurden sie von der Inquisition verfolgt.
Von neuem loderte die Flamme der Zwietracht auf, als Johann XXII. 1322 die Unterscheidung Nikolaus' III. zwischen Besitz und
Nießbrauch für eine fingierte und, durch die Dominikaner veranlaßt, 1323 die Behauptung der Franziskaner, daß
Christus und die Apostel nichts Eignes besessen hätten, für eine Ketzerei erklärte. Auch verzichtete er auf sein angebliches
Eigentumsrecht an den Ordensgütern. Hiergegen legte der Ordensprokurator Bonagratia von Bergamo 1323 Appellation ein, die
er mit einjähriger Haft büßen mußte.
An der Spitze der strengen Partei stand damals der Ordensgeneral Michael von Cesena, der von Johann XXII.
in Avignon gefangen gehalten wurde, 1328 entfloh und sich mit seinen Genossen Bonagratia und Occam (s. d.) zu dem Kaiser Ludwig
dem Bayern begab, worauf der Papst die Flüchtlinge mit Amtsentsetzung und Kirchenbann bestrafte. Jetzt appellierte der Ordensgeneral
vom Papst an die Kirche und erklärte die Päpste Johann XXII. und Benedikt XII. für Häretiker (1338). Er
hat sich bis zu seinem Tode der Kirche nicht unterworfen; das Bekenntnis seiner Reue, welches er auf seinem Totenbett abgelegt
haben soll, ist unecht.
Vgl. Gudenatz, Michael von Cesena (1876).
Aus den Kreisen der Spiritualen entsprang auch der Orden der Cölestiner-Eremiten, denen Papst Cölestin V.
die Erlaubnis erteilt hatte, eine selbständige, von dem Franziskanerorden, dem sie ursprünglich angehörten, getrennte
Gemeinschaft zu bilden. Durch die über sie seit 1302 ergehenden Verfolgungen wurden sie Gegner der Kirche; es scheint, daß
sie den Grundstock der Fratricellen bildeten. Eine aus der strengen Richtung hervorgegangene Franziskanerkongregaton
sind die Clareniner (Clareni fratres), welche, öffentliche Opposition vermeidend, bis 1566 ihre Selbständigkeit behaupteten.
Zu diesen neuen Spiritualen gehörte auch die 1368 durch den Minoriten Paolucci di Foligno gestiftete Kongregation der Observanten
(Familienbrüder), welche die Regel verschärfte. Sie selbst nannte sich nach einer den Gebirgsbauern entlehnten Tracht Soccolanti
(Sandalenträger).
Auch in andern Ländern hatten sich inzwischen, doch überall unter heftigen Kämpfen, neue, zur ursprünglichen Strenge zurückkehrende
Kongregationen gebildet, daher sich das Konzil zu Kostnitz veranlaßt fand, 13. Mai 1415 kanonisch festzusetzen, »daß fortan
alle einzelnen Zweige des Ordens den zwei großen Kongregationen der Konventualen und Observanten einverleibt sein
und keine andern Abteilungen künftig mehr geduldet werden sollten«. Konventualen hatte man schon früher die Minoriten, welche
die Milderungen der Regel festhielten, genannt; mit dem Namen der Observanten faßte man