Eine
AufforderungViktorEmanuels, an dem
Kampf gegen
Österreich teilzunehmen, wurde natürlich zurückgewiesen. Am gab
Palermo
[* 5] das
Signal zum
Aufstand. Zwar wurde derselbe hier rasch unterdrückt, verbreitete sich aber schnell über das ganze
Land, zumal als
Garibaldi11. Mai mit seiner
Freischar inMarsala landete.
Garibaldi nahm
Palermo,
Messina
[* 6] und
setzte sodann aufs
Festland über, um sich gegen
Neapel
[* 7] selbst zuwenden, wobei er durch die
Feigheit und Unzuverlässigkeit
der königlichen
Generale wesentlich unterstützt wurde. Zu spät entließ Franz seine
Minister, berief Spinelli
und andre
Konstitutionelle in das
Ministerium, stellte die alte
Verfassung von 1848 wieder her, verkündete
eine ausnahmslose
Amnestie für alle politischen Vergehungen, ließ die dreifarbige
Fahne aufziehen u. dgl. Die Versprechungen,
welche so oft nicht gehalten worden waren, fanden aber keinen
Glauben mehr; das königliche
Heer löste sich auf, die
Flotte
fiel ab, selbst in den
Rat desKönigs hatte sich der
Verrat eingeschlichen, und Franz blieb nichts weiter
übrig, als sich mit dem kleinen ihm treu gebliebenen Rest seiner
Truppen hinter den
Volturno zurückzuziehen und, als die
sardinischen
Truppen in den
Kampf eingriffen, sich in die
Festung
[* 8]
Gaeta zu werfen, wo er sich (gestützt auf seine energische
und ritterliche Gemahlin) noch drei
Monate hielt. Erst kapitulierte er und begab sich mit der
Königin nach
Rom,
[* 9] wo er einige Jahre lebte, später nach
Bayern. Vergeblich protestierte er gegen die
Annexion seiner
Länder
an das
KönigreichItalien
[* 10] und suchte durch
Unruhen, welche
Briganten in seinem
Sold anstifteten, die sardinische
Herrschaft wieder zu stürzen. Er lebt jetzt meist in
Rom und ist kinderlos.
2)
Johannes,
Hellenist, geb. zu
Nürnberg,
[* 21] studierte in
München,
[* 22] habilitierte sich 1830 daselbst, begleitete 1832 als
Dolmetsch den König
Otto nach
Griechenland,
[* 23] mußte es aber schon Ende 1833 aus politischen
Gründen wieder verlassen, lebte
hierauf in
Italien, hauptsächlich in
Rom, siedelte 1839 als Mitarbeiter am
»Corpus inscriptionum graecarum«
nach
Berlin
[* 24] über, wurde dort 1840 außerordentlicher, 1846 ordentlicher
Professor an der
Universität und starb auf der Heimreise
aus dem
Bad
[* 25] Langewiese Franz besaß eine hervorragende Kenntnis der alt- und neugriechischen
Sprache,
[* 26] so daß er sie
mündlich und schriftlich mit gleicher Gewandtheit handhabte.
das deutsch-griechische
Wörterbuch (das. 1838, 2 Bde.).
SeinerBerliner
[* 27] Thätigkeit verdanken wir den 3.
Band
[* 28] des
»Corpus inscriptionum graecarum« und Vorarbeiten
zu der von E.
Curtius vollendeten 1. Abteilung des 4.
Bandes (s.
Böckh 2) sowie die »Elementa epigraphices graecae« (Berl.
1840). Er edierte außerdem den
Lysias
(Münch. 1831) und die Orestie des
Äschylos mit deutscher Übersetzung (Leipz. 1846).
3)
Robert, Liederkomponist, geb. zu
Halle
[* 29]
a. d. Saale, zeigte frühzeitig entschiedene
Anlage zur
Musik, konnte jedoch, da seine Eltern ihn ausschließlich zum wissenschaftlichen
Studium anhielten, mit
Ausbildung derselben
erst im 20. Jahr beginnen. Nach Absolvierung des
Gymnasiums 1835 begab er sich nach
Dessau,
[* 30] um unter Leitung Friedr.
SchneidersMusik zu studieren, und machte sich hier mit derKunst des Tonsatzes völlig vertraut, obwohl ihm die künstlerische
Richtung und die trockne Lehrmethode seines
Meisters wenig zusagten. 1837 nach
Halle zurückgekehrt, hatte er jahrelang zu warten,
bis er einen seinen Fähigkeiten entsprechenden Wirkungskreis und einen Verleger für seine
Kompositionen fand; er benutzte
diese Zeit zu einem gründlichen
Studium der Werke
Bachs und
Händels, welches ihn zu den später unternommenen
Bearbeitungen des instrumentalen Teils derselben vorbereitete, zunächst aber sein eignes
Schaffen vorteilhaft beeinflußte. 1843 trat
er mit seinen ersten Liedern (Op. 1) in die
Öffentlichkeit, welche R.
Schumann in der
»NeuenZeitschrift für
Musik« so warm
empfahl, daß die musikalischeWelt auf den
Künstler aufmerksam wurde und sich ihm nun auch in seiner
Vaterstadt ein Wirkungskreis eröffnete, zuerst als
Organist der Ulrichskirche, dann als
Dirigent der Singakademie, endlich
als Universitätsmusikdirektor. In der
Folge¶
mehr
drangen seine Lieder, deren er über 250 veröffentlicht hat, in immer weitere Kreise.
[* 32] Seit 1853 wurde ihm seine Thätigkeit
durch ein schon früher hervorgetretenes Gehörleiden außerordentlich erschwert, und nachdem noch eine allgemeine Schwächung
des Nervensystems hinzugetreten war, sah er sich 1868 gezwungen, seine Ämter niederzulegen. Die materielle Lage des Meisters
wäre von nun an eine mißliche gewesen, hätten sich nicht unter der Initiative seines Schülers und Freundes, des Sängers
A. Senfft v. Pilsach, die Verehrer seiner Kunst vereinigt, um ihm ein Ehrengeschenk von 40,000 Thaler darzubieten, wodurch
er aller Nahrungssorgen überhoben wurde.
Während der Zeit seines Siechtums beschäftigten ihn vorzugsweise die erwähnten Bearbeitungen der Meisterwerke
Bachs (»Matthäus-Passion«, »Magnifikat«
u. a.) und Händels (»L'allegro, il pensieroso ed li moderato«, »Arion« etc.), mit deren Technik und Kunstgeist er sich in diesen
Arbeiten völlig vertraut zeigt. Gleichwohl liegt der Schwerpunkt
[* 33] seines Schaffens in seinen Liedern, in denen er denGeist der
Romantik, den Ernst und die Formreinheit des klassischen Stils und den Charakter des Volkstümlichen in einer
Weise zu vereinigen und zu verschmelzen gewußt hat, wie es seit Franz Schubert keinem Liederkomponisten gelungen war. Im Vollbesitz
seiner geistigen Kräfte konnte Franz noch 1885 seinen 70. Geburtstag feiern, bei welcher Veranlassung ihm von ganz Deutschland
[* 34] sowie vom Ausland die glänzendsten Huldigungen dargebracht wurden.
4) Julius, Bildhauer, geb. 1824 zu Berlin, besuchte seit 1838 WichmannsAtelier, wo er sein Erstlingswerk,
den Schmetterlingsfänger, bildete. Nacheinander besuchte er darauf die Ateliers von Fischer, Wredow und endlich das von Rauch,
dem er zwei Jahre lang am Friedrichsdenkmal half. Seine selbständige Thätigkeit eröffnete er 1851 mit der Gruppe eines Schäfers
mit seinem Hund im Kampf gegen einen Tiger. Im folgenden Jahr schuf er als Pendant eine Amazonengruppe.
Zwei 1858 modellierte kolossale Gruppen einer schwermütig und einer heiter sinnenden Najade, jede auf einem Seetier, erhielten
auf der BerlinerAusstellung die goldene Medaille. Im J. 1859 unternahm Franz auf Staatskosten eine Reise nach Italien. Von da ab
wurde seine Thätigkeit vorwiegend durch umfangreiche Aufträge mehr dekorativer Bildwerke von allegorischem
Charakter und großem Maßstab
[* 35] in Anspruch genommen. Wir nennen: den Jäger, den Fischer, die Schnitterin, den Landmann, die
Spinnerin,
[* 36] als Personifikationen verschiedener Monate;