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kurzem Zögern entschieden von dem Protestantismus ab und erließ gegen sie das Edikt von Fontainebleau welches allen Richtern die strengste Bestrafung der Ketzerei als eines nicht allein religiösen, sondern auch staatsgefährlichen Verbrechens zur Pflicht machte. Trotzdem machte sich Franz durchaus kein Gewissen daraus, sich nicht allein mit den deutschen Protestanten, sondern selbst mit den furchtbarsten Feinden der Christenheit, den Türken, gegen den Kaiser zu verbünden.
Als dieser durch einen siegreichen Zug gegen die tunesischen Seeräuber seine Kräfte geschwächt hatte, eröffnete Franz seinen dritten Krieg (1536-38) gegen ihn durch die plötzliche Eroberung des mit dem Kaiser alliierten Savoyen. Nachdem ein kaiserlicher Angriff auf die Provence an den Mauern von Toulon [* 2] gescheitert war (1536), führten die Bemühungen des Papstes Paul III. den Abschluß eines zehnjährigen Waffenstillstandes auf Grund des status quo zu Nizza [* 3] herbei.
Obwohl darauf die beiden Herrscher zwei persönliche Zusammenkünfte hatten, zu Aigues-Mortes (1538) und in Paris [* 4] (1539), wo sie scheinbar freundschaftlich verkehrten, so begann Franz doch nach Karls V. unglücklicher Expedition gegen Algier einen vierten Krieg. Indem er jedoch dabei die Türken zur Verwüstung Italiens [* 5] herbeirief, erregte er den Abscheu ganz Europas. Während im Süden der Graf Franz von Enghien die Kaiserlichen bei Cérisoles schlug drangen Karl V. und Heinrich VIII. erobernd bis in die Nähe von Paris vor. So mußte Franz zu Crépy mit dem Kaiser Frieden schließen, welcher auf den Friedensbedingungen von Cambrai beruhte; mit England kam ein für Franz ungünstiger Friedensschluß erst zu stande.
Vergebens hatte also Franz 30 Jahre an der Wiederherstellung der französischen Macht in Italien [* 6] mit Aufopferung unzähliger Menschenleben und vieler Millionen an Geld gearbeitet, denn bei seinem Tod war die habsburgische Macht dort fester und ausgedehnter als je zuvor. Franz I. hinterließ außer seinem Sohn und Nachfolger Heinrich II. noch zwei Töchter, Claudia (vermählt mit Jakob V. von Schottland) und Margarete (die Gemahlin Emanuel Philiberts von Savoyen). 1855 wurde im Louvre sein Reiterstandbild errichtet.
Vgl. Herrmann, Franz I. (Leipz. 1824);
Röderer, Louis XII et François I (Par. 1825, 2 Bde.);
Capefigue, François I et la Renaisssance ^[richtig: Renaissance] (Brüssel [* 7] 1845, 4 Bde.);
Mignet, Rivalité de François I et Charles-Quint (Par. 1875, 2 Bde.);
Coignet, François I (das. 1885);
Paulin Paris, Études sur François I (das. 1885, 2 Bde.).
6) Franz II., König von Frankreich, Sohn Heinrichs II. und der Katharina von Medicis, Enkel des vorigen, geb. zu Fontainebleau, vermählte sich 1558 mit Maria Stuart von Schottland und bestieg nach dem Tod seines Vaters den Thron. [* 8] Streitigkeiten zwischen dem protestantischen Haus Bourbon und dem katholischen Haus Guise, welches den König ganz unter seinen Einfluß gebracht hatte, zerrissen unter ihm das Land, wodurch der Keim zu blutigen Bürgerkriegen gelegt ward. Franz starb schon ohne Kinder zu hinterlassen, an den Folgen eines Geschwürs im Ohr. [* 9] Ihm folgten nacheinander seine Brüder Karl IX. und Heinrich III. auf dem Thron.
Vgl. De la Barre-Duparcq, Histoire de François II (1867).
[Modena.]
7) Franz IV. Joseph Karl Ambrosius Stanislaus, Herzog von Modena, Erzherzog von Österreich, [* 10] Sohn des Erzherzogs Ferdinand von Österreich, der, ein jüngerer Bruder Josephs II., durch seine Heirat mit der Erbtochter des letzten Herzogs von Modena, Maria Beatrix von Este (geb. 1803 Erbe von Modena geworden, aber schon 1806 gestorben war, gelangte durch die Bestimmungen des Wiener Kongresses 1815 zur Erbfolge im Herzogtum Modena und folgte seiner Mutter 1829 in den Herzogtümern Massa und Carrara.
Von dem maßlosesten Haß gegen die Revolution erfüllt, sah er überall nichts als Unzufriedenheit, Verschwörungen und revolutionäres Streben. Die Jesuiten, denen er unbeschränkte Gewalt, insbesondere auch über den Jugendunterricht, einräumte, bestärkten ihn in seinem despotischen Gebaren, indem sie die Sache des Absolutismus als die Sache Gottes und der alleinseligmachenden Kirche hinstellten. Schon 1821 war er die Seele der Verfolgungen des Karbonarismus.
Noch unerbittlicher zeigte er sich nach 1830, da ihn die französische Revolution mit banger Besorgnis erfüllte, weshalb er auch den König Ludwig Philipp nicht anerkannte, dagegen Don Karlos als legitimen König von Spanien [* 11] unterstützte und Dom Miguel eine Freistätte an seinem Hof [* 12] gewährte. Einen vorbereiteten Aufstand dämpfte er 1831 durch Verhaftnahme der Verschwornen; gegen weitere an verschiedenen Orten drohende Aufstände suchte er in Wien [* 13] Hilfe, worauf er alle Verdächtigen zum Tod oder zu den Galeeren verurteilen ließ.
Das Junge Italien war der vorzüglichste Gegenstand seiner Verfolgungen. Der englischen Regierung verweigerte er die wegen einiger Schmähungen, die sich öffentliche Blätter gegen jene Macht erlaubt hatten, geforderte Genugthuung, weshalb England die diplomatische Verbindung mit ihm abbrach. Er starb Franz war Feldzeugmeister in der österreichischen Armee und seit 1812 mit Beatrix, der Tochter des Königs Viktor Emanuel von Sardinien, [* 14] vermählt. Von seinen Töchtern war die ältere, Therese, die Gemahlin des Grafen von Chambord, die jüngere, Marie, ist die des spanischen Prätendenten Johann.
8) Franz V. Ferdinand Geminian, Herzog von Modena, Sohn des vorigen, geb. folgte demselben 1846 und wußte sich nach dem Tod Marie Luisens von Parma [* 15] (1847) aus deren Erbschaft das Gebiet von Tivizzano zu verschaffen. Von Jesuiten erzogen, führte er die Regierung ganz in dem despotischen Geist seines Vaters und stützte sich auf die enge Verbindung mit Österreich, wie er denn auch 1847 österreichische Truppen nach Modena kommen ließ. Dennoch wurde er durch die Revolution im Frühjahr 1848 vertrieben und begab sich nach Österreich, von wo er aber nach der Niederlage der Piemontesen wieder in seine Hauptstadt zurückkehrte.
Anfangs milder auftretend, kehrte er doch bald, zumal nach einem auf ihn gemachten Attentat, zum alten Despotismus zurück und verfügte gegen jeden eines freien Strebens Verdächtigen die härtesten Strafen. Als Verbündeter Österreichs mußte er nach der Schlacht bei Magenta (Mai 1859) abermals sein Land verlassen und zog sich mit seinen Truppen zuerst nach Brescella und von da nach Mantua [* 16] zurück. Obgleich im Vertrag von Villafranca und im Züricher Frieden die Wiedereinsetzung des Herzogs festgesetzt war, so wurde doch mit Genehmigung Napoleons III. auf den entschiedenen Wunsch der Bevölkerung [* 17] Modena dem Königreich Sardinien einverleibt. F lebte seitdem abwechselnd in Wien und auf seinen Gütern in Böhmen [* 18] und starb in Wien. Er war seit in kinderloser Ehe mit der Prinzessin Adelgunde, Tochter des Königs Ludwig I. von Bayern, [* 19] vermählt; mit Franz ¶
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erlosch daher der Zweig Modena-Este des österreichischen Kaiserhauses.
Vgl. Bayard de Volo, Vita di Francesco V, duca di Modena (Modena 1878-86, 4 Bde.).
[Österreich.]
9) Franz Karl, Erzherzog von Österreich, Vater des jetzt regierenden Kaisers, geb. als zweiter Sohn Kaiser Franz' II. und Maria Theresias, Tochter der Königin Karoline von Neapel, [* 21] an Harmlosigkeit, Güte und Wohlthätigkeit seinem ältern Bruder, Kaiser Ferdinand I., verwandt, aber ebensowenig wie dieser den Staatsgeschäften gewachsen. Am vermählte er sich mit Prinzessin Friederike Dorothea Sophie, Tochter des Königs Joseph Maximilian von Bayern, einer Frau, die ihn an Geist, Willenskraft und Ehrgeiz weit überragte. Jedenfalls übte sie wie auf die Thronentsagung Kaiser Ferdinands I. (Dezember 1848), so auch auf die ihres Gatten, als nächstberufenen Thronfolgers, zu gunsten ihres Erstgebornen, Franz Joseph, den maßgebenden Einfluß. Franz überlebte seine Gattin (gest. 1872) und blieb bei den Armen sowie bei vielen Vereinen, deren Protektor und Förderer er war (so z. B. des Niederösterreichischen Gewerbevereins, des Vereins für Geschichte und Landeskunde Österreichs ob der Enns, dessen Museum seinen Namen: Francisco-Carolinum führt), in gutem Andenken. Er starb in Wien.
10) Franz Joseph I. Karl, Kaiser von Österreich geb. ältester Sohn des vorigen und der Prinzessin Sophie von Bayern, wurde unter der Aufsicht seiner Mutter und des ultramontan gesinnten Grafen Heinrich Bombelles erzogen. Diese Erziehung mußte in Franz J. von früh an eine möglichst unbedingte Hingebung an die Interessen der römisch-katholischen Kirche im Sinn der Jesuiten begründen und befestigen. Zwar wurden die nicht geringen Verstandesanlagen, namentlich die Empfänglichkeit für Sprachen, durch vortreffliche Lehrer (Lichtenfels, Hauslab, Rauscher u. a.) gepflegt und entwickelt; aber die Selbständigkeit des Charakters und Urteils blieb zuviel den Erfahrungen und Stürmen des Lebens als kostspieligster Schule überlassen. Im Oktober 1847 erschien er zum erstenmal als Stellvertreter Kaiser Ferdinands in Preßburg [* 22] bei der Installation des Erzherzogs Stephan als Palatin und gefiel den Magyaren in seiner ganzen Erscheinung ausnehmend. Im April 1848 sollte er zum Statthalter in Böhmen ernannt werden, doch kam man davon ab, und er machte darauf den Krieg in Italien mit.
Die Wendung der politischen Verhältnisse rief ihn unvermuteterweise auf den Thron. Um namentlich den Magyaren gegenüber durch frühere Zusagen des regierenden, den schwierigen Verhältnissen nicht gewachsenen Kaisers Ferdinand nicht gebunden zu sein, ward der junge Erzherzog im Hoflager zu Olmütz [* 23] für volljährig erklärt, worauf 2. Dez. Kaiser Ferdinand abdizierte und sein Bruder, Erzherzog Franz Karl, Verzicht auf die Succession leistete, in die nun dessen Sohn als Kaiser und als König von Ungarn [* 24] und Böhmen eintrat.
Die ersten Jahre der Regierung hatten eine Reihe von Erfolgen aufzuweisen. Franz J. begab sich (Mai 1849) selbst nach Ungarn und wirkte persönlich mit bei der Erstürmung von Raab [* 25] (28. Juni). Nachdem durch Besiegung der Ungarn und Sardiniens der Bestand des österreichischen Staats wieder gesichert war, wurde der Bundestag wiederhergestellt und durch die Exekution in Hessen [* 26] und Holstein der Einfluß der unheilvollen österreichischen Politik in Deutschland [* 27] neu begründet, nachdem Franz J. selbst in Bregenz [* 28] (Oktober 1850) mit den Königen von Bayern und Württemberg [* 29] eine Zusammenkunft gehabt hatte, bei welcher eine entschieden antipreußische Politik vereinbart wurde. Durch den Vertrag von Olmütz (November 1850) gewann Österreich einen vollständigen Sieg über die haltlose und schwache preußische Politik. Im Innern ward die Zentralisation der Monarchie als Hauptzweck verfolgt; die alten Landesverfassungen wurden aufgehoben, die Reichsverfassung abgeschafft und (Januar 1852) die absolute Monarchie der Form nach wiederhergestellt.
Franz Josephs selbständiges Wirken begann erst mit dem Tode des Fürsten Felix Schwarzenberg (April 1852). An Stelle Schwarzenbergs wurde der unbedeutende Graf Buol berufen, während für die innern Verhältnisse Bach den größten Einfluß bekam. Um die Verhältnisse des Reichs genauer kennen zu lernen, machte Franz J. in den folgenden Jahren Reisen in die verschiedenen Provinzen des Reichs. Sehr verhängnisvoll für Österreich war aber das 1855 mit dem Papst abgeschlossene Konkordat und die Haltung Österreichs während des Krimkriegs, wodurch der Grund zu einer langjährigen Feindschaft mit dem alten Alliierten, Rußland, gelegt wurde.
Einen Besuch der italienischen Provinzen (1857) bezeichnete der Erlaß einer allgemeinen Amnestie für politische Vergehen. Dieses scheinbar erfolgreiche Regierungssystem, welches in Wahrheit höchst kurzsichtig war und den Forderungen der Zeit nicht entsprach, brach zusammen im J. 1859, in welchem Österreich militärisch und politisch Bankrott machte. Franz J. eilte bei dem unglücklichen Gang des [* 30] italienischen Kriegs persönlich nach Italien, um die Kriegsoperationen zu leiten, versuchte aber umsonst, Einheit und Energie in die Leitung zu bringen, und schloß daher, um Preußen [* 31] nicht die Leitung der deutschen Angelegenheiten zu überlassen, den Frieden von Villafranca ab, der ihn die Lombardei kostete. Im Innern sollten Reformen eine Wiedergeburt Österreichs bewirken.
Buol, Bach und Grünne wurden entlassen und Schmerling berufen. Allein da Franz J. trotz der beginnenden Überzeugung von der Unhaltbarkeit des alten Systems doch mit demselben nicht ganz brechen wollte und für die liberale Richtung keine wirklichen Sympathien hatte, so begann zunächst eine veränderliche, haltlose Politik des Experimentierens. Dabei führte das »Oktoberdiplom« vom welches den einzelnen Ländern besondere Landtage gab, ebensowenig zum Ziel wie die von Schmerling gegebene zentralistische Verfassung.
Auch der zur Befestigung des österreichischen Einflusses in Deutschland in Szene gesetzte Frankfurter Fürstentag (August 1863), bei welchem Franz J. persönlich die Verhandlungen leitete, verlief ohne ein Resultat für die Reform der deutschen Bundesverfassung. Infolge davon wurde Schmerling entlassen und Belcredi berufen, und aufs neue wurde die Politik von einer Reaktion in föderalistischer Richtung beherrscht, welche im Innern die materielle und geistige Entwickelung lähmte, nach außen aber zum Ausbruch eines Konflikts über die deutsche Frage drängte. So führten die schleswig-holsteinischen Verwickelungen, bei welchen Franz J. anfangs mit Preußen zusammenging, zuletzt in Verbindung mit der Bundesreformfrage zu dem Krieg von 1866, durch welchen Österreich seine Machtstellung in Deutschland und Venetien verlor. Dagegen wurde im Innern durch den vom Reichskanzler Beust bewerkstelligten Ausgleich mit Ungarn der Friede leidlich hergestellt, freilich auf Kosten der Reichseinheit; infolge dieses Ausgleichs wurde Franz J. in Ofen feierlich zum König von Ungarn gekrönt. Die Zusammenkünfte Franz Josephs und Napoleons III. zu Salzburg [* 32] ¶