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ausgearbeitet. Da Bonaparte erkannte, welche treffliche Unterstützung seine Regierung von einer Staatskirche haben würde, so beschloß er, den Katholizismus, der von den gebildeten Klassen schon fast ganz aufgegeben war, in Abhängigkeit von der Staatsgewalt wiederherzustellen; dies gelang ihm in der That durch das mit Papst Pius VII. abgeschlossene Konkordat. Die Mehrheit der Bevölkerung, [* 2] durch den frisch aufblühenden Handel u. Gewerbfleiß und die vortreffliche Handhabung der Verwaltung gewonnen, war ganz auf seiten des Ersten Konsuls.
Dieser durfte sich bereits eine Garde und einen förmlichen Hofstaat schaffen und so unmerklich ein wahres Herrschertum begründen. Den Emigranten ward die Rückkehr nach Frankreich gestattet; der öffentliche Unterricht wurde in strenger Abhängigkeit von der Regierung neu organisiert; die Einrichtung des Ordens der Ehrenlegion schlug allen republikanischen Grundsätzen ins Gesicht. [* 3] Endlich wurde wenn auch nicht dem Namen, so doch der Sache nach die monarchische Regierung durch die Verfassung hergestellt, welche im Mai 1802 dem Volk vorgelegt und mit 3,568,885 Stimmen von 3,577,399 angenommen ward, worauf Bonaparte 2. Aug. durch Senatsbeschluß zum Ersten Konsul auf Lebenszeit ernannt wurde. Auch die angrenzenden Republiken wurden in ähnlichem Sinn organisiert, besonders die Cisalpinische, zu deren Präsidenten sich Bonaparte selbst machte, und die Helvetische. Piemont und die Insel Elba wurden völlig Frankreich inkorporiert.
Das erste Kaiserreich.
Nachdem 1803 der Krieg mit England von neuem ausgebrochen war, wurde Frankreich wiederholt durch royalistische Verschwörungen beunruhigt. Die Entdeckung des Komplotts des Vendéers Cadoudal, der hingerichtet wurde, gab Bonaparte Anlaß, sich zweier unbequemer Nebenbuhler, der Generale Pichegru und Moreau, zu entledigen und durch die brutale Erschießung des Herzogs von Enghien die Bourbonen einzuschüchtern. Die Ruhe, die sich in der großen Mehrheit des französischen Volkes bei diesen Ereignissen kundgab, ermutigte ihn zur Krönung seines Herrschergebäudes, indem er durch das Tribunat dem Senat vorschlagen ließ, die monarchische Verfassung wiederherzustellen. Am nahm der Senat die neue Konstitution an, die Bonaparte als Napoleon I. zum erblichen Kaiser der Franzosen machte.
Von 3,574,498 Bürgern waren es wieder 3,572,329, welche für Bonapartes Erhebung zum Kaiser stimmten. Er umgab sich sofort mit außerordentlichem Glanz, mit Erzwürdenträgern, die hohe Dotationen in Grundstücken erhielten, mit Großbeamten und zahlreichen Marschällen, endlich mit einem hohen kaiserlichen Gerichtshof zur Bestrafung politischer Vergehen. Am krönte sich Napoleon selbst zum Kaiser unter Assistenz des Papstes Pius VII., der zu diesem Zweck nach Frankreich gekommen war. So war die französische Revolution wieder zu dem absoluten Regierungssystem zurückgekehrt, von dem sie ausgegangen war.
Ja, der geniale Soldat, welchen die Wogen einer wilden Demagogie auf den Thron [* 4] gehoben hatten, von dem aus er sie bändigte, war viel unumschränkter als je der ^[richtig: jeder] legitime Herrscher, da er durch keine geschichtliche Überlieferung, durch keine altüberlieferten Rechte gebunden war und seine Herrschaft nach eignem Gutdünken organisieren konnte. Aber für die Verstärkung [* 5] der Staats- und Herrschergewalt wurde das französische Volk überreichlich entschädigt durch die Vernichtung der Vorrechte von Adel und Geistlichkeit, durch die freie Laufbahn, die jetzt allen Talenten eröffnet wurde. Der Kaiserkrönung folgte auf dem Fuß die Verwandlung der Cisalpinischen Republik in ein Königreich Italien [* 6] unter der Herrschaft Napoleons, der zum Vizekönig seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais ernannte. Genua [* 7] wurde mit Frankreich vereinigt, Lucca [* 8] zu einem kaiserlichen Lehen erklärt. Hannover [* 9] war schon 1803 von französischen Truppen besetzt worden.
So viele Übergriffe Frankreichs mitten im Frieden riefen eine dritte Koalition wider dasselbe hervor, zu der England, Rußland, Österreich [* 10] und Schweden [* 11] gehörten. Zwar vernichtete Nelson die französische Flotte bei Trafalgar; aber zu Lande zwang Napoleon die österreichische Armee unter Mack in Ulm [* 12] (Mitte Oktober) zur Ergebung und schlug die Russen und Österreicher bei Austerlitz [* 13] (2. Dez.) so entscheidend, daß diese letztern im Frieden zu Preßburg [* 14] Venetien und Dalmatien an das Königreich Italien, Tirol [* 15] an Bayern [* 16] und Vorderösterreich an Württemberg [* 17] abtreten sowie das Königtum von Bayern und Württemberg und die vollkommene Unabhängigkeit Süddeutschlands anerkennen mußten.
Nach dieser Demütigung Österreichs wurde im Februar 1806 Neapel [* 18] zu gunsten Josephs, des ältern Bruders Napoleons, okkupiert und ebenso die Batavische Republik in ein Königreich Holland für des Kaisers Bruder Ludwig verwandelt. Außer den drei abhängigen Königreichen (Italien, Neapel, Holland) schuf Napoleon eine große Anzahl herzoglicher und fürstlicher Vasallitäten, die er an seine Heerführer und Staatsmänner verlieh. Daneben wurde dann in und Italien ein neuer, auf Verdienst und Vermögen beruhender Adel gegründet, welcher der neuen Dynastie eine größere Festigkeit [* 19] sichern und die ganze französische Gesellschaft in kaiserlichem Interesse umgestalten sollte; von den konfiszierten fremden Staats- und Krongütern wurden für 200 Mill. Fr. an diesen neuen Adel verteilt (1807). Die einzige noch einigermaßen selbständige Körperschaft, das Tribunat, wurde unterdrückt, der Richterstand zum Zweck vollkommener Unterwürfigkeit wiederholt gereinigt, alle geistige Bewegung durch Zensur und Polizei streng überwacht.
Diese Tyrannei wurde nur erträglich gemacht einmal durch die treffliche rationelle Neuregelung aller Gebiete des Rechtslebens und dann durch die fortgesetzten glänzenden Erfolge nach außen. Napoleon strebte ganz offen nach Wiederherstellung des abendländischen Kaisertums für Frankreich, indem er zugleich die Ausgaben der beständigen Kriege durch die ungeheuern Kontributionen der besiegten Länder bestritt. Am wurde mit allen süddeutschen Staaten der Rheinbund gestiftet, welcher die völlige und endgültige Auflösung des Deutschen Reichs zur Folge hatte. Diese unerhörte Einmischung in die deutschen Angelegenheiten von seiten Frankreichs sowie mehrere direkte Beleidigungen veranlaßten Preußen, [* 20] im Verein mit Rußland und England die vierte Koalition zu stiften. Allein die Niederlage bei Jena [* 21] und Auerstädt [* 22] führte den Zusammensturz der ganzen preußischen Monarchie herbei. Zwar schlugen sich die Preußen und Russen tapfer bei Eylau aber die gewaltige Niederlage bei Friedland (14. Juni) zwang sie zu dem Frieden von Tilsit, [* 23] in welchem Preußen alle seine Länder westlich von der Elbe sowie seine polnischen Besitzungen verlor. Die erstern wurden mit Hessen-Kassel in ein Königreich Westfalen [* 24] für Napoleons Bruder Jérôme umgeschaffen, die letztern als Großherzogtum Warschau [* 25] an das zum Königreich erhobene ¶
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Sachsen [* 27] gegeben. Mit Alexander I. von Rußland dagegen schloß Napoleon zu Tilsit Freundschaft; nicht nur verlor derselbe nichts, sondern Napoleon versprach ihm auch das Kaisertum des Orients mit Konstantinopel, [* 28] wenn er ihn selbst im Westen ungestört schalten und walten lasse.
Nun kannte der glückliche Eroberer keine Schranken mehr für seinen Ehrgeiz und seine Herrschsucht. England glaubte er durch die Kontinentalsperre bezwingen zu können, welche er von Berlin [* 29] aus dekretierte. Als Portugal [* 30] sich weigerte, sich ihr zu unterwerfen, wurde es im November 1807 ohne weiteres besetzt. Hinterlistig wußte er einen Zwist in der königlichen Familie von Spanien zu benutzen, um den schwachen König Karl IV. sowie den Kronprinzen Ferdinand nach Bayonne zu locken und hier zur Verzichtleistung auf die spanische Krone zu bewegen, worauf er Spanien an seinen eignen Bruder Joseph verlieh (Mai 1808), an dessen Stelle er seinen Schwager Murat zum König von Neapel erhob.
Allein von nationalem und religiösem Fanatismus erfüllt, erhoben sich die Spanier gegen die französische Herrschaft und nahmen in jahrelangen Kämpfen, in welchen die Spanier von England unterstützt wurden, bedeutende Streitkräfte Napoleons in Anspruch, ohne daß die Eroberung des Landes gelang. Durch das Beispiel der Spanier ermutigt, erhob sich Österreich 1809 zum viertenmal gegen Frankreich. Aber trotz heldenmütiger Tapferkeit unterlag die österreichische Armee bei Wagram [* 31] (5. und 6. Juli), und im Wiener Frieden vom mußte Österreich Westgalizien und die Provinzen in den südöstlichen Alpen [* 32] und am Adriatischen Meer opfern, welch letztere unter dem Namen eines Königreichs Illyrien mit Frankreich vereinigt wurden.
Napoleons Macht war jetzt auf ihren Gipfel gelangt. Um seine Dynastie zu befestigen, trennte er sich von seiner ersten Gattin, Josephine Beauharnais, von der er keine Kinder hatte, und vermählte sich mit der Tochter Kaiser Franz' I., Marie Luise. Unersättlich strebte Napoleon nach neuem Ländergewinn. Schon hatte er den Kirchenstaat Frankreich einverleibt; jetzt vereinigte er durch Dekret vom das Königreich Holland, 12. Nov. Wallis, 10. Dez. aber die Mündungen der Ems, [* 33] Weser, Elbe und Trave nebst den Hansestädten mit dem französischen Reich, dessen 130 Departements sich jetzt von der deutschen Ostseeküste bis in die Mitte Italiens [* 34] und bis Korfu [* 35] erstreckten.
Diese maßlosen Übergriffe erregten den Unwillen des Zaren Alexander, welchem Napoleon jede Ausdehnung [* 36] auf Kosten der Türkei [* 37] untersagte. Schon erkannten alle Einsichtigen in Frankreich selbst, wie der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten, Talleyrand, und der Polizeiminister Fouché, daß diese grenzenlose Eroberungsgier die schlimmsten Folgen haben müsse, und überwarfen sich mit Napoleon. In Spanien erlitten die Franzosen nur Niederlagen, in den unterworfenen Ländern (Holland, den deutschen und italienischen Provinzen) herrschte dumpfe Gärung, und selbst im eigentlichen Frankreich begann man des schrankenlosen Despotismus und der beständigen Aushebungen der waffenfähigen Jugend müde zu werden.
Das Zerwürfnis Napoleons mit dem Papst erhöhte in vielen Kreisen der Bevölkerung die Unzufriedenheit. Anstatt sich aber von diesen drohenden Vorzeichen warnen zu lassen, wollte Napoleon vielmehr auch mit Rußland den Entscheidungskampf herbeiführen, um unbestritten auf dem europäischen Kontinent zu herrschen. Zwar bereitete Napoleon diesen Feldzug auf das umfassendste vor: indem er nicht nur seine Vasallen, sondern auch Preußen und Österreich zur Heeresfolge zwang, brachte er ein Heer von fast 600,000 Mann zum Kampf gegen Rußland zusammen. Er siegte auch im offenen Feld - bei Smolensk und bei Borodino - und besetzte Moskau. [* 38]
Aber schon hatten die ungeheuern Märsche, die Entbehrungen und das ungewohnte Klima [* 39] das Heer um zwei Dritteile geschwächt; der von den Russen angelegte Brand Moskaus machte den Besitz dieser Stadt unnütz, und der frühzeitig und überaus streng eintretende Winter nötigte Mitte Oktober 1812 die Franzosen zum Rückzug. Von den Russen ununterbrochen verfolgt, von der Kälte und dem Hunger dezimiert, unter beständigen Gefechten ging die Armee fast gänzlich zu Grunde: 550,000 Menschen waren tot oder gefangen.
Den Untergang der großen Armee, welchen die geknechteten Völker als ein Gottesgericht ansahen, gab den Anstoß zu einer allgemeinen Erhebung Europas gegen das übermächtige und zu dem Beginn des großen Befreiungskriegs (1813-14, s. Deutscher Befreiungskrieg). Solange Rußland und Preußen allein standen, zeigten sich Napoleons Macht und Feldherrngeschick noch überlegen: die Verbündeten wurden bei Großgörschen und 21. Mai bei Bautzen [* 40] besiegt und mußten den Waffenstillstand von Poischwitz (4. Juni) schließen. Aber während desselben trat Österreich auf die Seite der Alliierten. Nun erlitten die Franzosen namentlich durch die Energie der preußischen Feldherren die Niederlagen von Großbeeren (23. Aug.), an der Katzbach (26. Aug.) und bei Dennewitz (6. Sept.), und die Völkerschlacht bei Leipzig [* 41] (16., 18. und 19. Okt.) entschied den Sieg der Verbündeten. Napoleon mußte auf das linke Rheinufer zurückweichen, und als er in verblendetem Hochmut die vorteilhaften Friedensbedingungen zurückwies, die ihm Metternich anbot, drangen die Verbündeten 1814 in Frankreich selbst ein. Zwar erschwerte der Kaiser, unterstützt von der Nation, welche die letzten Kräfte aufbot, um den vaterländischen Boden gegen die Invasion zu verteidigen, durch meisterhafte Kriegführung den Verbündeten das Vordringen in das Innere des Landes und errang noch mehrere glänzende Erfolge. Aber endlich erlag er der Übermacht. Seine falsche Annahme, durch eine Bewegung im Rücken der Verbündeten diese zur Umkehr nach dem Rhein bewegen zu können, ermöglichte es den Alliierten, bis Paris [* 42] vorzudringen, welches sie 30. März in erbittertem Kampf zur Kapitulation zwangen. Zwar eilte Napoleon nun herbei; aber jetzt kam die allgemeine Unzufriedenheit in den höhern Klassen Frankreichs zum Ausbruch, und unter dem Druck der alliierten Waffen [* 43] erklärte der stets knechtische Senat ihn für abgesetzt und berief die Bourbonen zurück.
Die erste Restauration und die Hundert Tage.
Napoleon, auch von seinen Marschällen verlassen, unterzeichnete selbst den Traktat von Fontainebleau, der seine Abdankung bestätigte und ihm die kleine toscanische Insel Elba als Besitztum und Aufenthaltsort anwies. König Ludwig XVIII., der ältere unter den beiden Brüdern Ludwigs XVI., unterzeichnete den ersten Pariser Frieden, in welchem Frankreich außerordentlich mild behandelt wurde; aus Rücksicht auf das europäische Gleichgewicht, [* 44] welches ein starkes Frankreich erfordere, und auf die wieder auf den Thron gesetzten Bourbonen bewirkten Rußland und England, daß Frankreich die Grenzen [* 45] vom nebst der Hälfte von Savoyen ¶