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86 Fregatten und 148 kleinere Kriegsschiffe mit zusammen 14,000 Kanonen und einer Bemannung von 78,000 Mann vorhanden. Beim Beginn des Krimkriegs verfügte Frankreich über eine Flotte von 252 Segelschiffen und 112 Dampfern. Dieser Krieg gab Napoleon III. Veranlassung zum Bau gepanzerter schwimmender Batterien, welche sich beim Bombardement von Kinburn so bewährten, daß sie zum Bau der ersten gepanzerten Fregatte, Gloire, welche 1858 vom Stapel lief, Veranlassung wurden. Im J. 1861 verfügte die französische Kriegsmarine bereits über 20 Panzerschiffe. [* 2] Frankreich hat großes Verdienst um die Entwickelung des Baues von Panzerschiffen.
Die Küste Frankreichs ist gegenwärtig in fünf Bezirke und die Marine dementsprechend in fünf Marinedivisionen geteilt, davon je eine in den fünf Kriegshäfen Cherbourg, [* 3] Brest, Lorient, Rochefort u. Toulon. [* 4] An der Spitze der Kriegsmarine steht der Marineminister, ihm zur Seite ein Kabinettschef und ein Admiralsrat (conseil d'amirauté). Das Personal besteht aus etwa 32 Vizeadmiralen, 50 Konteradmiralen, 110 Kapitänen zur See, 240 Fregattenkapitänen, 700 Leutnants und 490 Schiffsfähnrichen. Diesem Offizierkorps entspricht ein Mannschaftsstand von 47,000 Mann, darunter 28,000 Mann an Bord.
Vgl. v. Pfister, Das französische Heerwesen (2. Aufl., Kassel [* 5] 1877);
Jähns, Das französische Heer von der großen Revolution bis zur Gegenwart (Leipz. 1873);
Dussieux, L'armée en France, histoire et organisation (1884, 3 Bde.);
v. Busse, Die Heere der französischen Republik 1870-71 (Hannov. 1874);
Duc d'Aumale, Les institutions militaires de la France (Brüss. 1867);
Vinoy, L'armée française (Par. 1873);
»Frankreichs Kriegsbereitschaft, eine Studie« (3. Aufl., Berl. 1884);
»Die Befestigung und Verteidigung der deutsch-französischen Grenze« (das. 1879);
»Frankreichs Landesbefestigung« (Bd. 88 des »Archivs für die Artillerie- und Ingenieuroffiziere des deutschen Reichsheers«, das. 1881);
Obermair, Die Befestigungen Frankreichs (das. 1886);
»Registrande des Großen Generalstabs« (das. 1875 ff.);
v. Löbell, Jahresberichte (das. 1874 ff.);
Chassériau, Précis historique de la marine française (1876);
J. Delabarre ^[richtig: Jules Delarbre], La marine militaire de la France, organisation et administration (1877);
v. Kronenfels, Das schwimmende Flottenmaterial der Seemächte (Wien [* 6] 1881);
Derselbe, Die Kriegsschiffbauten 1881-82 (das. 1883).
Kolonien.
Die außereuropäischen Besitzungen der Krone Frankreich waren vor der Revolution von 1789 weit ansehnlicher als jetzt. Die bedeutendste derselben ist jetzt Algerien [* 7] (s. d.) mit einem Flächeninhalt von 667,065 qkm (12,115 QM.) und (1881) 3,310,412 Einw. Eigentliche Kolonien (unter dem Marineministerium stehend) sind in Asien: [* 8] Ponditscherri, Tschandarnagar, Karikal, Mahé und Janaon in Indien mit 508 qkm (9,24 QM.) und (1882) 273,283 Einw., das französische Kochinchina mit 59,800 qkm (1086 QM.) und (1882) 1,642,185 Einw., Kambodscha mit 83,860 qkm (1523 QM.) und 1,500,000 Einw. und Tongking [* 9] mit 90,000 qkm (1634 QM.) und 9 Mill. Einwohnern;
in Afrika: [* 10] Senegal und Gabun mit 700,000 qkm (12,710 QM.) und 4 Mill. Einw., Obok mit 10,000 qkm (181 QM.) und (1884) 22,370 Einw., die Insel Réunion mit 2512 qkm (45,6 QM.) und (1882) 170,518 Einw., die Inseln Mayotta, Nossi Bé und Ste.-Marie mit 824 qkm (14,9 QM.) und (1882) 28,726 Einw.;
in Amerika: [* 11] St.-Pierre und Miquelon mit 235 qkm (4,3 QM.) und (1882) 5554 Einw., Martinique und Guadeloupe mit Dependenzen mit 2858 qkm (51,9 QM.) und (1882) 364,884 Einw., Französisch-Guayana mit 121,414 qkm (2205 QM.) und (1882) 24,656 Einw.;
in Ozeanien: [* 12] Neukaledonien [* 13] und Dependenzen mit 19,950 qkm (362 QM.) und (1884) 60,703 Einw. und Tahiti [* 14] nebst Dependenzen mit 3658 qkm (66 QM.) und (1884) 25,050 Einw. Schutzstaaten sind in Asien: das Königreich Anam mit 275,300 qkm (5000 QM.) und 6,045,000 Einw.;
in Afrika: Tunis mit 116,348 qkm (2113 QM.) und 1,500,000 Einw. Die auswärtigen Besitzungen Frankreichs (s. Karte »Kolonien«) [* 15] beziffern sich sonach:
Besitzungen | QKilom. | QMeilen | Einwohner |
---|---|---|---|
Algerien | 667065 | 12115 | 3310412 |
Kolonien | 1096010 | 19903 | 17117929 |
Schutzstaaten | 391648 | 7113 | 7545000 |
Zusammen: | 2154723 | 39131 | 27973341 |
Die Nationalfarben und die Flagge Frankreichs sind Weiß, Rot und Blau (Trikolore). Die Oriflamme (s. Fahne) dient seit Karl VII. nicht mehr als Reichspanier. Das alte bourbonische Wappen [* 16] bildeten zwei zusammengeschobene Schilde, auf dem rechten blauen drei goldene Lilien. [* 17] Während der Revolution wichen die drei Lilien dem gallischen Hahn [* 18] und unter Napoleon I. dem goldenen, auf Blitzen fahrenden Adler; [* 19] mit der Restauration kehrten sie zurück, wurden aber nach der Julirevolution abgeschafft. Napoleon III. brachte den Adler wieder ins Wappen zurück. Gegenwärtig enthält das Wappen eine die Republik darstellende allegorische [* 1] Figur. Der einzige Orden [* 20] in Frankreich ist der Orden der Ehrenlegion (s. d.). S. die Tafeln »Flaggen«, [* 21] »Orden«, »Wappen«.
Litteratur.
Vgl. für die Geographie: »Dictionnaire topographique de la France« (auf Veranlassung des Unterrichtsministeriums herausgegeben; jedes Departement bildet einen Band, [* 22] 1861 ff.);
Gindre de Mancy, Nouveau dictionnaire complet des communes de la France, etc. (5. Ausg. 1874);
Joanne, Dictionnaire géographique, administratif etc. de la France (3. Aufl. 1886);
Derselbe, Géographies départementales de la France (87 Bdchn.);
Maltebrun, La France et ses colonies (Par. 1857);
Derselbe, La France illustrée (neue Ausg. 1879 ff.);
Cortambert, Géographie physique et politique de la France (zuletzt 1886);
Reclus, La France (1877, Bd. 2 der »Géographie universelle«);
Levasseur, Précis de la géographie de la France et de ses colonies (1886);
Heuzé, La France agricole (mit 46 Karten, 1875, offiziell);
Hillebrand, und die Franzosen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (3. Aufl., Berl. 1879);
Hellwald, in Wort und Bild (Leipz. 1884 ff.);
Vignon, Les colonies françaises (1885);
Rambaud, La France coloniale (das. 1886);
Lebon, Das Staatsrecht der französischen Republik (Freiburg [* 23] 1886);
Voisin-Bey, Die Seehäfen Frankreichs (deutsch, Leipz. 1886);
die offizielle »Statistique de la France«; »Annuaire statistique de la France« (seit 1878);
Block, Dictionnaire de l'administration française (2. Aufl. 1875-79, mit jährlichen Supplementen) und den jährlich erscheinenden »Almanach national« (Staatshandbuch).
Kartenwerke (Spezialkarten): Cassini, Carte topographique de la France (1:86,400, Par. 1744-1793, in 182 Bl.);
»Carte de la France« (1:80,000, das. 1818-82, in 267 Bl.; offiziell vom Depot de la guerre);
seit 1881 wird eine neue Ausgabe dieser ¶
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Karte im Maßstab [* 25] 1:50,000 in 950 Bl. vorbereitet; »Carte de France dressé par le service vicinal« (1:100,000, offiziell vom Ministerium des Innern, etwa 120 Sektionen erschienen); die »Carte de la France« (im Maßstab 1:320,000 in 33 Bl., 1852-1881). - Generalkarte von Vogel (1:1,500,000, in Stielers »Handatlas«, 4 Bl.);
Leuzinger, Physikalische und geographische Karte von Frankreich (1:2,000,000, Bern [* 26] 1880);
Levasseur, France au 600,000 (12 Bl., Par. 1878) - Höhenschichtenkarten: Carte du nivellement général de la France (1:800,000, 1872, 6 Bl.);
H. Pigeonnot und Frankreich Drivet, Carte hypsométrique de la France (1:800,000, 1877, 9 Bl.). - Dufrénoy und Elie de Beaumont, Carte géologique et minéralogique de la France (1:500,000, 1841, 2. Ausg. 1855, 6 Bl. mit 2 Bdn. Text). Für die Topographie ist Joanne, Atlas [* 27] de la France 2. Aufl. 1872, 95 Bl.), von Wert.
Geschichte Frankreichs.
Am Ende des 5. Jahrh. n. Chr. gründete der westdeutsche Stamm der Franken in Gallien (s. d.) das Frankenreich (s. d.), welches sich durch Eroberung allmählich über die meisten deutschen Stämme Mitteleuropas ausdehnte. Dieses Frankenreich war insofern noch ein deutsches, als seine Könige nach deutschen Gesetzen und Sitten lebten, Deutsch die Sprache [* 28] ihres Hofs blieb, während allerdings die Masse des Volkes in Gallien romanisiert war. Eine besondere Existenz erlangte das alte Gallien erst wieder durch die Teilung, welche die Enkel Karls d. Gr., die Söhne Ludwigs des Frommen, 843 zu Verdun [* 29] mit dem Reich ihrer Ahnen vornahmen.
Während der zweite Sohn, Ludwig, die fränkischen Besitzungen östlich vom Rhein, der älteste, Lothar, Italien [* 30] und die Länder erhielt, welche östlich von Reuß [* 31] und Rhein, westlich von Rhône, Saône und Maas begrenzt wurden, fiel das Frankenland westlich von diesen letztern drei Flüssen (auch das Gebiet zwischen Pyrenäen und Ebro gehörte dazu) als Westfranken dem jüngsten Bruder, Karl dem Kahlen, anheim. Damit beginnt die gesonderte Geschichte des westfränkischen Reichs, des eigentlichen Frankreich. Die Bevölkerung [* 32] desselben war keineswegs eine gleichartige; es bestanden in ihr Unterschiede, welche für die gesamte französische Geschichte von Wichtigkeit geblieben sind.
Den Grundstock derselben bildeten die unter der römischen Herrschaft mit römischen Elementen durchmengten und romanisierten Kelten, neben denen im Südwesten Basken, im Nordwesten, in der Bretagne, nicht romanisierte Kelten wohnten. Aber während nördlich von der Loire die in großer Menge einwandernden Franken eine bedeutende Einwirkung aus Wesen und Art der Bevölkerung ausübten, blieb in den Gegenden südlich von der Loire, wo die Franken erst später erschienen waren und sich nur in sehr geringer Anzahl niedergelassen hatten, das galloromanische Element in fast unvermischter Reinheit fortbestehen. In Sprache, Sitte und Rechtsleben unterschieden sich daher Nord- und Südfranzosen, die einander viele Jahrhunderte lang bei weitem schroffer gegenüberstanden als je die Nord- und Süddeutschen.
Aus dem fränkischen Idiom der Sieger und dem verderbten lateinischen Dialekt der Gallier entwickelte sich nun eine neue Sprache, die französische, in welcher freilich die gewandtere, feinere und genauere Redeweise der geistig überlegenen Galloromanen überwog. Das erste litterarische Zeugnis, das wir von der französischen Sprache besitzen, stammt aus dem Jahr 842, also gerade aus dem Zeitraum, wo ein besonderes Frankreich zuerst in der Geschichte erscheint.
Frankreich unter den Karolingern (843-987).
Zunächst befand sich Westfranken unter der Herrschaft der Nachkommen Karls d. Gr., der Karolinger, in sehr trüben Zuständen. Die großen Vasallen hatten in dem Krieg der drei Söhne Ludwigs des Frommen gegeneinander die Macht an sich gerissen und betrachteten den Staat als ihre Beute. Sie stürzten sich auf das Besitztum der kleinen Freien und der Kirchen und rissen es an sich, wie es ihnen gefiel. Das Königtum stand machtlos in dieser allgemeinen Verwirrung; wenn es nicht ganz zu Boden gerissen wurde, so hatte es dies lediglich dem Übermaß des Übels selbst zu danken: die großen Vasallen waren so egoistisch, so roh und einander so feindlich, daß sie sich nicht einmal zu Schritten wider ihren gemeinschaftlichen Gegner, das Königtum, zu vereinigen vermochten.
Karl (II.) der Kahle (843-877), obwohl nicht ohne Begabung und voll Ehrgeiz, vermochte die innere Zerrüttung nicht zu bemeistern, zumal er auch durch die alljährlich wiederholten Raubanfälle der Normannen und der Sarazenen zu leiden hatte. Bordeaux, [* 33] Paris, [* 34] Nantes, [* 35] Angers, Orléans [* 36] und viele andre große Städte des Landes wurden von den Normannen geplündert und niedergebrannt. Der Süden Frankreichs zwischen Loire und Pyrenäen, Aquitanien, machte sich völlig unabhängig von dem König in Paris, ebenso die Bretagne. Je weniger Karl den eignen Besitz behaupten konnte, desto eifriger strebte er aber nach fremdem.
Nach dem Tod seines Neffen Lothar II. teilte er ohne Rücksicht auf den rechtmäßigen Erben dessen Land, Lotharingien (Lothringen), mit seinem Bruder Ludwig dem Deutschen in dem Vertrag zu Mersen (870): Ourthe, Maas und Jura wurden die Grenzen [* 37] Westfrankens gegen Ostfranken oder Deutschland. [* 38] Ebensowenig Bedenken trug er, bei der Erledigung des Kaisertums 875 dasselbe seinem ältern Bruder, Ludwig, vorwegzunehmen, indem er nach Rom [* 39] eilte und sich dort vom Papst Johann VIII. die Kaiserkrone aufsetzen ließ.
Ja, als im nächsten Jahr Ludwig der Deutsche [* 40] starb, wollte Karl sich auch Ostfrankens bemächtigen, wurde aber von dessen Sohn Ludwig dem Jüngern bei Andernach aufs Haupt geschlagen (Oktober 876), sogar 877 aus Italien vertrieben und starb auf der Flucht in einer Hütte am Fuß des Mont Cenis. Seine Nachfolger, Ludwig II. (»der Stammler«, 877-879), Ludwig III. (879-882) und Karlmann (882-884), konnten den trotzigen Großen gegenüber um so weniger Einfluß üben, als ein früher Tod (das Zeichen erschöpfter Lebenskraft in der karolingischen Dynastie) sie alle wegraffte.
Inzwischen hausten die Normannen furchtbarer denn je. In ihrer Verzweiflung riefen 884 die westfränkischen Großen den Kaiser und König von Ostfranken, Karl den Dicken, auch zu ihrem Herrscher aus. Indes hatte diese neue Vereinigung des großen fränkischen Reichs keinen Bestand; denn als Karl der Dicke die Paris belagernden Normannen, anstatt sie zu bekämpfen, schmachvollerweise mit Geld zum Abzug bewog, wurde er 887 auf dem Reichstag zu Tribur abgesetzt; die zwei fränkischen Reiche trennten sich von neuem, und jedes ging fortan seinen eignen Weg. Damals sagten sich die Beherrscher von Niederburgund oder der Provence und von Oberburgund von der Herrschaft der Karolinger los und stifteten eigne Königreiche. In Westfranken selbst übergingen die Großen den einzigen noch lebenden Sohn Ludwigs II., Karl, und setzten dafür den tapfern Grafen Odo von Paris zum König ein, welcher der Enkel eines in Frankreich angesiedelten Sachsen, [* 41] Witichin, und der ¶