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Revolution am Ende des vorigen Jahrhunderts durchgeführt. Die gutsherrlichen Rechte wurden großenteils ohne Entschädigung aufgehoben. Unvollkommen ist die französische Agrargesetzgebung rücksichtlich der Umlegung und Zusammenlegung der zerstreuten Parzellen, und dieser Umstand ist ein Hauptgrund für die große Zerstückelung des Bodens. Dazu trägt außerdem das gesetzliche Prinzip der gleichen Erbteilung bei. Von der gesamten kultivierten Bodenfläche wird die Hälfte vom Eigentümer, die andre teils von Pachtern (fermiers, namentlich in den nördlichen und östlichen Departements), teils von Meiern, welche den halben Bruttoertrag beziehen (métayers, besonders in Zentralfrankreich), bebaut.
Die große Zerstückelung des Grund und Bodens hat in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, die Lage der Landwirtschaft in Frankreich ungünstig zu gestalten. Die Zahl der Grundeigentümer, welche Viehzucht [* 2] nicht mehr oder nur ungenügend betreiben können, wird immer größer. Anderseits sind die Arbeitslöhne wie auch die Steuern und Transportspesen relativ hoch und herrscht an Kapital und Kredit vielfach Mangel. Infolge dieser Verhältnisse ist Frankreich nicht mehr im stande, Getreide [* 3] und Fleisch in einer für den heimischen Konsum genügenden Menge zu produzieren, vielmehr auf fremde Einfuhr angewiesen.
Mit seinen hohen Erzeugungskosten muß es das Herabgehen der vom Weltmarkt diktierten Preise mitmachen, wobei der landwirtschaftliche Betrieb immer weniger gewinnbringend wird. Um diesen ungünstigen Verhältnissen teilweise entgegenzuwirken und namentlich das beständige Fallen der [* 4] Preise landwirtschaftlicher Produkte aufzuhalten, entschloß man sich auch in Frankreich zu Agrarzöllen. Mit dem Gesetz vom wurde der Einfuhrzoll auf Getreide und Mehl, [* 5] Schlachtvieh und Fleisch beträchtlich erhöht. Hand [* 6] in Hand damit sollen auch andre Schutzmaßregeln zu gunsten der Landwirtschaft gehen, wie Förderung des agrikolen Unterrichts und Kredits, Regelung der Pachtverhältnisse behufs Anbahnung besserer Kulturmethoden u. dgl.
Die wichtigsten Produkte des Ackerbaues und deren Erträgnisse im Durchschnitt der letzten zehn Jahre sind:
Weizen | 100800000 | Hektol. | Mais | 9580000 | Hektol. |
Roggen | 25084000 | " | Buchweizen | 9574000 | " |
Mengkorn | 6631000 | " | Hirse | 576000 | " |
Gerste | 18129000 | " | Kartoffeln | 124362000 | " |
Hafer | 71728000 | " | Hülsenfrüchte | 4416000 | " |
Der Cerealienertrag hat sich im vergangenen halben Jahrhundert wesentlich gesteigert. Pro Hektar betrug beispielsweise der Weizenertrag in der Periode 1815-35: 11,57, dagegen 1856-76: 14,58 hl. Ebenso hat sich der Ertrag an Roggen von 10,50 auf 13,35, an Gerste [* 7] von 13,31 auf 18,06, an Hafer [* 8] von 16 auf 22,33, an Kartoffeln von 83,35 auf 100,57 hl gesteigert. Sehr ergiebig ist der Getreidebau in den nördlichen und östlichen Departements, in welchen sich fast überall ein sehr fetter Boden vorfindet. Weizen ist die herrschende Brotfrucht Frankreichs; nur in wenigen Departements, hauptsächlich im französischen Zentralplateau, tritt an seine Stelle der Roggen. Für Gerste sind die Hauptsitze die Departements Manche, Mayenne, Eure-et-Loir, Sarthe, Somme, Pas de Calais. Hafer wird am stärksten in den nördlichen und mittlern, Mais in den südlichen Landesteilen, Buchweizen in der Bretagne und der nordwestlichen Normandie gebaut.
Die wichtigsten Industriepflanzen [* 9] und deren durchschnittlicher Ertrag sind: Zuckerrüben, womit 1884: 505,000 Hektar bepflanzt waren, 116,230,000 metr. Ztr. (namentlich in den nördlichen Departements Nord, Aisne, Somme, Pas de Calais u. a.);
Hopfen [* 10] 44,000 metr. Ztr. (in den Departements Nord, Côte d'Or, Meurthe-et-Moselle);
Tabak [* 11] 145,400 metr. Ztr. (auf 13,280 Hektar, vorzüglich im Departement Dordogne);
Flachs 462,000 metr. Ztr. (in ausgezeichneter Qualität in den nördlichen Departements Nord, Pas de Calais, Manche, Côtes du Nord sowie auch in einigen südlichen gebirgigen Departements, wie Niederpyrenäen, Gers, gebaut);
Hanf 579,000 metr. Ztr. (in einem großen Teil Frankreichs, am stärksten in den Departements Maine-et-Loire und Sarthe, angebaut).
Unter den Ölpflanzen bildet vornehmlich Raps den Gegenstand einer wichtigen Kultur in vielen Departements des Landes (Ölertrag 300,000 metr. Ztr.), während der Olivenbau (1165 qkm Anbaufläche und 198,000 metr. Ztr. Ölertrag) auf einige südliche Departements (Rhônemündungen, Var, Seealpen, Gard etc.) beschränkt ist. Zichorien bauen die Departements Nord und Pas de Calais in Menge; Trüffeln liefern die Departements Corrèze, Lot, Aveyron und Dordogne (die Périgueuxtrüffeln sind weltberühmt), Champignons besonders die mittlern und südlichen Departements.
Von Handelsgewächsen baut man außerdem: Koriander, Senf (Dijon), [* 12] spanischen Pfeffer, Meerfenchel, Kardendisteln, Sodapflanzen, Kardamome. Blumenreich sind besonders die Provence und Languedoc. Sehr interessant sind die Blumenmärkte in Marseille [* 13] und Paris, [* 14] und berühmt ist die Blumenkultur von Caen und Lille. [* 15] Äpfel und Birnen sind besonders in der Normandie und Bretagne wichtig für die Ciderbereitung, welche durchschnittlich 12 Mill. hl ergibt; die Kastanie als Nahrungsmittel [* 16] in Dordogne, Ardèche, Corrèze und mehreren andern Departements, namentlich in Zentralfrankreich (4785 qkm Anbaufläche, 6,834,000 hl Ertrag).
Der Maulbeerbaum gedeiht in 8-10 Departements des Südostens (besonders in Gard, Ardèche, Vaucluse, Drôme) und bedeckt eine Fläche von 45,000 Hektar. Die Pflaume ist ein wichtiger Handelsgegenstand in den Departements Indre-et-Loire, Lot-et-Garonne, Var. Aprikosen, Kirschen (von Montmorency), Pfirsiche (von Montreuil) werden besonders um Paris gebaut, während in der Provence Orangen, Zitronen, Feigen, Mandeln, Pistazien, Kapern gedeihen. Im S. wächst auch der Johannisbrotbaum, dessen Früchte als Viehfutter dienen. Trauben (Tafeltrauben), mehr als 100 Arten, liefert ausgezeichnet Fontainebleau (für mehrere Millionen Frank).
Weinbau.
Der Wein ist ein Hauptprodukt des Landes und Frankreich das weinreichste Land auf der ganzen Erde. Nur zehn Departements sind ganz ohne Weinbau. Das Zentrum und der Südwesten von Frankreich sind die Hauptsitze des Weinbaues, welcher 1884: 2,040,759 Hektar Anbaufläche in Anspruch nahm und in diesem Jahr einen Ertrag von 34,780,726 hl lieferte. Die weinreichsten Departements sind: Unter-Charente, Hérault, Gironde, Charente und Aude. Man unterscheidet im ganzen mehr als 1400 Varietäten von Reben. Zu den feinsten Sorten gehören die von Oberburgund und Côte d'Or, von Médoc und Grave im Bordelais, von der Côte Rôtie am Rhône, von der Champagne etc.; zu den ordinären die von Mâconnais und Beaujolais, Untermédoc, Unterburgund, der Franche-Comté, Languedoc, Roussillon etc. Die berühmtesten Likörweine kommen von Rivesaltes und Grenache (im Roussillon), Frontignan und Lunel (im Languedoc). Den besten Franzwein liefern Angoumois (nämlich den Kognak, Jarnac und Angoulême), die ¶
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Departements Hérault, Aude und Gard (Weinspiritus) und das Armagnac. Die Statistik des Weinbaues reicht bis 1788 zurück, wo die mit Reben bepflanzte Fläche 15,677 qkm betrug. Dieselbe stieg bis 1849 auf 21,930 qkm, der Ertrag 1850 bis auf 45 Mill. hl. Infolge der Ausbreitung des Oidiums unterlag der Weinbau in den 50er Jahren bedeutenden Schwankungen (1854 nur 10,8 Mill. hl Ertrag), bis von 1861 an wieder eine sich fortwährend steigernde Zunahme eintrat, welche 1869 ihren Höhepunkt mit 26,432 qkm Anbaufläche und 70 Mill. hl Ertrag erreichte.
Seit 1869 hat die Ausbreitung der Phylloxera dem Weinbau großen Schaden zugefügt, so daß der Ertrag in einzelnen der letzten Jahre selbst unter 30 Mill. hl sank. Der Ausfall mußte durch Import von Wein aus Spanien [* 18] und Italien [* 19] (jährlich mehr als 7 Mill. hl) gedeckt werden. Ein Vergleich zwischen der Ausfuhr und Einfuhr von Wein in Frankreich ergibt für das Jahrzehnt 1874-83, daß die Menge der eingeführten Weine um beinahe 10 Mill. hl größer als die der ausgeführten war, daß sie aber im Preis um 605 Mill. Fr. hinter letztern zurückstanden.
Viehzucht.
Das Grasland besteht in Frankreich zu ⅔ aus natürlichen Wiesen und Weiden und zu ⅓ aus künstlichen Wiesen (mit Klee- und Luzernebepflanzung). Am reichsten an natürlichen Wiesen sind die Normandie, die untern Bergpartien der Auvergne und Lothringens; künstliche finden sich besonders in Flandern und der Picardie. Die Anger (pâtures und pâtis), die Heiden und Steppen, welche als Viehweide dienen (⅛ des Bodens), gehören ganz den bergigen Gegenden des Südens an. Im ganzen steht das Wiesland trotz der Entwickelung der künstlichen Wiesenkultur noch immer in einem Mißverhältnis zum Kulturland, da auf 4 Hektar von letzterm nur 1 Hektar Wiese kommt, während zur Erzielung eines genügenden Viehstandes die Menge des Wieslandes doppelt so groß sein müßte.
Damit hängt es zusammen, daß die Viehzucht im allgemeinen nicht dem Bedürfnis entspricht; noch jetzt muß ein bedeutender Teil des Bedarfs an Schlachtvieh und Haustieren aus dem Ausland bezogen werden. Besonders nachteilig erscheint das Mißverhältnis des Viehstandes zum Grundbesitz, da sich bei der großen Ausdehnung [* 20] des Ackerlandes Mangel an ausreichendem Dungstoff ergibt, der nur unvollkommen durch Einfuhr aus dem Ausland behoben werden kann. Nach der letzten Erhebung betrug der Viehstand Frankreichs im J. 1881:
Pferde | 2909193 | Stück | Schafe | 22301504 | Stück |
Maultiere | 273896 | " | Schweine | 5638884 | " |
Esel | 388704 | " | Ziegen | 1466657 | " |
Rinder | 11576190 | " |
Die Pferdezucht [* 21] wird vorzüglich im N. und NW. Frankreichs betrieben. Die geschätztesten Rassen sind die normännischen (Reit- und Wagenpferde), die der Perche, Bretagne und der Ardennen (Zugpferde), die des Limousin, von Flandern und Burgund. Für die ausdauerndsten Pferde [* 22] gelten die von Morbihan und Calvados. Man sucht neuerdings die einheimischen Rassen durch Kreuzung mit ausländischen, namentlich mit reinem englischen Blut, zu verbessern. Hauptplätze für den Pferdehandel sind Fécamp und Fauville en Caux, wo jährlich bedeutende Märkte gehalten werden.
Die Maultier- und Eselzucht wird besonders in den südlichen Gebirgsdepartements betrieben. Die kräftigste Rasse von Eseln ist die von Poitou, wo man Hengste für 3-4000 Fr. verkauft. Die Rindviehzucht wird am besten in den grasreichen Gegenden betrieben, so in den an der Meeresküste gelegenen Departements und in den von Weiden bedeckten Höhen der Pyrenäen, des Jura, der Vogesen, in den Bergen [* 23] von Limousin und Morvan. Es gibt im ganzen etwa 20 Rassen. Sehr rationell wird die Milch- und Buttererzeugung betrieben, von letzterer werden auch größere Quantitäten exportiert.
Die Produktion von Käse, welche die größte Mannigfaltigkeit aufweist, genügt gleichwohl nicht dem heimischen Konsum. Ebenso genügt die Produktion von Schlachtvieh und Fleisch nicht dem Bedarf des Landes. Die Schafzucht findet durch Klima [* 24] und natürliche Beschaffenheit des Bodens in den bergigen Gegenden mit trocknerm Klima des mittlern und südlichen Frankreich treffliche Unterstützung. Insbesondere ist sie in den östlichen Pyrenäen, dem Zentralplateau, den Ebenen von Berry, Orléanais, der Champagne und der östlichen Picardie stark vertreten.
Dennoch ist die Zahl der Schafe [* 25] in Abnahme begriffen, und es kommen auf 1000 Einw. nur etwa 600 Schafe. Verfeinerten Rassen gehören von den 22,3 Mill. nur 2,6 Mill. Stück an. Die Schafhaltung wird eben in Frankreich mehr durch Fleisch- als durch Wollgewinnung nutzbar gemacht. Die Schafwollproduktion hat sich in den letzten Jahren wesentlich verringert und beträgt jährlich ca. 40 Mill. kg. Sowohl an Schafen (namentlich an Hämmeln und Lämmern) als an Wolle findet jährlich ein kolossaler Import statt.
Die Schweinezucht ist ziemlich gleichmäßig über das französische Gebiet verbreitet; den größten Stand weisen die Departements des südlichen Zentralfrankreich auf. Man unterscheidet drei Rassen. Durch Kreuzung mit kochinchinesischen Ebern hat sich auch eine Gattung verbreitet, die sich durch große Fruchtbarkeit und besondere Anlage zum Fettwerden auszeichnet. Wurst- und Speckbereitung sind in den Departements der Untern Pyrenäen, Meurthe-et-Moselle, Maas, Aube und Marne wichtig.
Die Ziegenzucht ist hauptsächlich auf die gebirgigen Departements des Rhônebeckens und Corsicas beschränkt. In großem Flor und von wachsender wirtschaftlicher Bedeutung ist die Federviehzucht, welche ca. 60 Mill. Stück umfaßt. Gute Hühnerrassen sind die von Caux, die bei Barbezieux, La Flèche und besonders bei Le Mans [* 26] ausgezeichnet gemästet werden, ferner die von Crèvecoeur, die Kochinchina- und Brahmaputrahühner, welche, mit den gewöhnlichen Rassen gekreuzt, diese bedeutend veredelt haben. Es werden jährlich etwa 500 Mill. Eier [* 27] nach England ausgeführt. Graue Gänse zieht man viel im Languedoc und an der obern Garonne, Enten [* 28] besonders in der untern Normandie und im Languedoc. Berühmt sind die Entenleberpasteten von Toulouse. [* 29]
Die Bienenzucht [* 30] bildet in manchen Gegenden, namentlich in der Bretagne, eine nicht unerhebliche Erwerbsquelle der Landwirtschaft. 1881 gab es gegen 1,670,000 Bienenstöcke, welche eine Produktion von 8,6 Mill. kg Honig und 2,6 Mill. kg Wachs lieferten. Der beste Honig kommt von Narbonne und Crèvecoeur. Seidenwürmer zieht man besonders in der Region der Olive, namentlich an deren Polargrenze, so in den Departements Gard, Ardèche, Drôme, Vaucluse; der Gesamtertrag an Kokons betrug im J. 1881 (einem Mitteljahr) 9,254,800 kg, woraus ca. 470,000 kg Rohseide gewonnen wurden. Er ist 1884 auf 6,256,968 kg zurückgegangen. Der erste Sitz der Seidengewinnung war Tours, [* 31] wo man bereits im 15. Jahrh. Maulbeerbäume angepflanzt hatte; erst im 17. Jahrh. verbreitete sie sich von da nach dem Süden. Nicht zu vergessen ist endlich die Zucht von Kaninchen [* 32] (lapins), von denen die Stadt ¶