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Departement | Areal in QKilom. | QMeil. | Bevölkerung 1881 | auf 1 QKil. |
---|---|---|---|---|
Seine-et-Marne | 5736 | 104.2 | 348991 | 61 |
Seine-et-Oise | 5604 | 101.8 | 577798 | 103 |
Sèvres (Deux-) | 6000 | 109.0 | 350103 | 58 |
Somme | 6161 | 111.9 | 550837 | 89 |
Tarn | 5742 | 104.3 | 359223 | 63 |
Tarn-et-Garonne | 3720 | 67.6 | 217056 | 58 |
Var | 6028 | 109.5 | 288577 | 48 |
Vaucluse | 3548 | 64.4 | 244149 | 69 |
Vendée | 6704 | 121.7 | 421642 | 63 |
Vienne | 6970 | 126.6 | 340295 | 49 |
" Obervienne | 5517 | 100.2 | 349332 | 63 |
Vogesen (Vosges) | 5853 | 106.3 | 406862 | 70 |
Yonne | 7428 | 134.9 | 357029 | 48 |
Zusammen: | 528572 | 9599.4 | 37672048 | 71 |
Zu- und Abnahme der Bevölkerung.
Die Zahl der Einwohner Frankreichs ward zu Ende des 17. Jahrh., wo der Staat Lothringen, Corsica [* 2] und Avignon noch nicht besaß, auf 19½ Mill. geschätzt. Die Zählung von 1762 ergab 21,769,163; 1784 schätzte Necker die Bevölkerung [* 3] Frankreichs auf 24,800,000. Die seither vorgenommenen Volkszählungen ergaben:
Zur Vermehrung der Bevölkerung von 1856 auf 1861 trug hauptsächlich die Erwerbung von Savoyen und Nizza [* 4] (mit etwa 669,000 Einw.), zur Verminderung von 1866 auf 1872 der Verlust von Elsaß-Lothringen [* 5] (mit ca. 1,600,000 Einw.) bei. In dem Zeitraum 1872-76 ist die Einwanderung von Bewohnern Elsaß-Lothringens nach Frankreich auf etwa 200,000 Seelen zu veranschlagen, und auch von 1876 auf 1881 hat Frankreich durch Einwanderung 259,283 Einw. gewonnen. Es ergibt sich demnach eine sehr geringe normale und natürliche Bevölkerungsvermehrung. In einigen westlichen und südlichen Departements (Orne, Manche, Calvados, Eure, Sarthe, Lot-et-Garonne, Tarn-et-Garonne u. a.) ist infolge der verhältnismäßig geringen Anzahl der Geburten seit Jahren eine konstante Verminderung der Bevölkerung zu verzeichnen, in andern (wie Vaucluse und Var) verringert sich die Bevölkerung durch stetige Auswanderung.
Eine beträchtliche Zunahme der Bevölkerung weisen nur die Departements, welche die großen Städte enthalten, vor allen Seine, dann Rhônemündungen, Rhône und Gironde, ferner die industriellen Departements, insbesondere Nord, Pas de Calais und Loire, auf. Die Volksdichtigkeit, welche sich 1881 auf etwas über 71 Einw. pro Quadratkilometer stellte, hat sich infolge dieser Verhältnisse nur wenig gehoben (1846 betrug sie gegen 67). Die größte Volksdichtigkeit besitzen außer dem Departement Seine (mit Paris), [* 6] wo 5844 Menschen auf dem Quadratkilometer wohnen, die Departements Nord mit 282, Rhône mit 266, Niederseine mit 135, im allgemeinen aber die nördlichen Departements. Die weibliche Bevölkerung hatte zu Anfang des Jahrhunderts infolge der Kriege ein bedeutendes Übergewicht über die männliche erlangt (1800: 725,000, 1821: 868,000), welches aber seither fast ganz geschwunden ist (1866: 39,000) und auch infolge der letzten Kriegsjahre nur in geringem Maß (1872: 142,000, 1881: 92,254) wieder zum Vorschein kam. Nach dem Zivilstand kamen bei der letzten Zählung auf je 1000 Einw.:
ledige | 270 Männer, | 248 Weiber |
verheiratete | 201 " | 201 " |
verwitwete | 27 " | 53 " |
Die Bevölkerungsbewegung ergibt in Frankreich die bekannte Thatsache, daß sich die Bevölkerung trotz normaler Zahl von Eheschließungen wegen der verhältnismäßig geringen Zahl der Geburten äußerst langsam vermehrt. Auf 1000 lebende Einwohner kommen im Durchschnitt der letzten Jahre nicht ganz 8 Trauungen, 25 Lebendgeburten (im Anfang des Jahrhunderts noch 30, in Preußen [* 7] in den letzten Jahren über 38), wovon die unehelichen Geburten ungefähr 7½ Proz. betragen.
Die Sterblichkeit ist allerdings in Frankreich eine geringe, ca. 23 auf 1000 lebende Personen; aber der Überschuß der Geburten über die Sterbefälle ist gleichwohl ein sehr geringer (1880: 61,000, 1881: 108,000). Die Bevölkerung des platten Landes hat, wie auch in andern Kulturstaaten, abgenommen, während die der größern Städte zunahm. In dem Zeitraum von 1861 bis 1881 wuchs die Bevölkerung der Städte mit mehr als 10,000 Einw. fast um 29 Proz., wogegen die der kleinern Gemeinden um 0,20 Proz. abnahm. Im J. 1851 wohnten nur 25,52 Proz. der Gesamtbevölkerung in Städten, 1881 schon 34,76 Proz. Haushaltungen gab es 1881: 10,399,885 in 7,609,464 Wohnhäusern. Die bevölkertsten Städte waren nach der letzten Zählung: Paris mit 2,269,023, Lyon [* 8] 376,613, Marseille [* 9] 360,099, Bordeaux [* 10] 221,305, Lille [* 11] 178,144, Toulouse [* 12] 140,289, Nantes [* 13] 124,319, St.-Etienne 123,813, Rouen [* 14] 105,906, Le [* 15] Havre [* 16] 105,867 Einw. Frankreich hat außerdem 18 Städte von 50-100,000 u. 60 Städte von 20-50,000 Seelen.
Nationalität.
Die französische Nation ist überwiegend keltischen Ursprungs mit im S. stärkerer, im N. schwächerer römischer, dagegen stärkerer germanischer Mischung, daher die Südfranzosen kleiner, etwas dunkler gefärbt, lebhafter, die Nordfranzosen größer, ernster, häufiger blond und von frischer Gesichtsfarbe sind. Dazu kamen aber schon in ältester Zeit im SW. iberische Aquitanen, im SO. nichtkeltische Ligurer, im NO. die den Kelten verwandten Belgen. Weniger fällt ins Gewicht die normännische Beimischung im N., sarazenische im S. Gehört auch die große Masse der Bevölkerung der französischen Nationalität an, so gibt es doch an den Grenzen [* 17] noch bedeutende nichtfranzösische Bevölkerungsbestandteile, die allerdings mehr und mehr französischen Charakter annehmen. So sitzen in der Bretagne noch Kelten, meist im 5. Jahrh. aus England eingewanderte Kymren, ungefähr 1¼ Mill., westlich einer Linie von der Vilainemündung nach St.-Brieuc. Im äußersten Nordosten sitzen in Französisch-Flandern noch 165,000 vlämische Niederdeutsche, im äußersten Südwesten 116,000 Basken, in Nizza und Corsica etwas über 300,000 Italiener; auch macht sich in Roussillon noch das katalonische, im Ardennengebiet das wallonische Element bemerklich.
Die Zahl der Fremden, welche nicht nationalisiert sind, belief sich 1881 auf 1,001,090, nämlich 432,265 Belgier, 240,733 Italiener, 81,986 Deutsche, [* 18] 73,781 Spanier, 66,281 Schweizer, 37,006 Engländer etc. Diese über die Staatsangehörigkeit bei der letzten Volkszählung erhobenen Daten erregten einiges Aufsehen. Auf 1000 Personen kommen hiernach in Frankreich 27 Angehörige fremder Staaten (im Deutschen Reich nur 6), ein Verhältnis, welches sich namentlich seit dem zweiten Kaiserreich so hoch gestellt hat. Die starke Einwanderung von Ausländern ¶
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nach Frankreich wird zum Teil durch die geringe Dichtigkeit der Bevölkerung, durch die Höhe der Löhne und die große Menge der unternommenen öffentlichen Arbeiten erklärlich. - Über die Sprache [* 20] der Franzosen s. Französische Sprache. Außer derselben und ihren Mundarten werden in Frankreich noch gesprochen das Italienische, das Spanische [* 21] und zwar der katalonische Dialekt, das Baskische, das Bretonische (le Breizad, mit vier Mundarten, der gälischen Sprache in Schottland verwandt), das Wallonische, das Deutsche und das Vlämische.
Religion.
Nach dem Religionsbekenntnis wurde die Bevölkerung Frankreichs zuletzt 1872 erhoben und verteilte sich hiernach folgendermaßen: Katholiken 35,387,703 (98 Proz.), Protestanten 580,757 (1,6 Proz., davon 467,531 Reformierte, 80,117 Lutheraner und 33,109 protestantische Sektierer), Israeliten 49,439 (0,14 Proz.), andre Kulte nebst Konfessionslosen 85,022 (0,26 Proz.). Das französische öffentliche Recht erkennt, dem 1789 proklamierten Grundsatz zufolge, die Unabhängigkeit der Kulte an; es beschützt dieselben in ihren Äußerungen, unterwirft sie aber der Aufsicht der Regierung insoweit, als die geistliche Gewalt nicht in die weltliche eingreifen darf. Zu diesem Zweck ist ein Weg der Abhilfe beim Staatsrat offen gelassen unter dem Namen des Recours comme d'abus.
Die Diener der Religion werden vom Staat besoldet. Alles dies gilt übrigens nur von den drei anerkannten Religionen (katholische, protestantische, israelitische), während sich die Gesetzgebung um die andern nicht kümmert. In der römisch-katholischen Kirche wird die oberste Leitung der geistlichen Angelegenheiten in Frankreich von 17 Erzbischöfen (darunter 5 Kardinälen) und unter diesen von 70 Bischöfen wahrgenommen. Beide werden vom Präsidenten der Republik ernannt und erhalten vom Papste die kanonische Bestätigung; ihre Bullen müssen vor ihrer Veröffentlichung dem Staatsrat vorgelegt werden.
Erzbischöfliche Sitze sind: Paris, Cambrai, Lyon, Rouen, Sens, Reims, [* 22] Tours, [* 23] Bourges, Albi, Bordeaux, Auch, Toulouse, Aix, Besançon, [* 24] Avignon, Rennes, Chambéry. Man zählt 182 Generalvikare, 737 Domherren, 3381 Pfarrer, 39,158 Pfarrverweser und Vikare, insgesamt 54,827 Kleriker. Ordensgeistliche gab es 1880: 30,287 in 416 Orden [* 25] und 127,753 Nonnen in 3798 Kongregationen. Hiervon wurden durch Dekret vom Jahr 1880: 384 männliche Orden (mit 7444 Mitgliedern) darunter der Jesuitenorden, und 602 weibliche Ordenshäuser (mit 14,003 Nonnen) als der gesetzlichen Autorisation entbehrend aufgelöst.
In der protestantischen Kirche ist das Kirchenregiment der Generalsynode für jedes der beiden Bekenntnisse, dem Zentralrat reformierter, dem Oberkonsistorium und dem Direktorium Augsburgischer Konfession in Paris, unter diesen den Bezirkssynoden, den beiden lutherischen Inspektionen, den Konsistorien und Presbyterialräten überwiesen. Die Lutheraner, hauptsächlich in den Departements Doubs, Seine, Obersaône wohnhaft, haben (1881) 63, die Reformierten (Calvinisten), die besonders im SW. Frankreichs, zwischen dem Rhône und den Pyrenäen, am meisten konzentriert im Departement Gard wohnen, 620 Pastoren. Protestantische Seminare bestehen in Paris und Montauban. Von den Israeliten wohnten 24,319 im Departement Seine. Der israelitische Kultus steht unter der obern Leitung eines Zentralkonsistoriums zu Paris, dem die Konsistorien, die Oberrabbiner, Rabbiner und Kantoren untergeordnet sind.
Bildung und Unterricht.
Auf dem Gebiet des Unterrichtswesens erfreut sich seit den letzten Jahren das lange vernachlässigte Volksschulwesen regen Interesses und eifriger Pflege. Vor der Revolution war der Volksunterricht absichtlich niedergehalten worden, die Revolution, die Kriege des Kaiserreichs und das System der Bourbonen ließen keine Entwickelung zu. Unter der Juliregierung wurden wohl für das Unterrichtswesen rühmliche Anstrengungen gemacht, so daß es 1840 im ganzen 33,099 Gemeindeschulen gab, während immer noch 4196 Gemeinden ohne Schulen blieben.
Durch das Gesetz vom wurde dagegen ebenso wie der Sekundär-, auch der Primärunterricht dem Einfluß des Klerus unterworfen, in dessen Händen noch jetzt die Hälfte aller Schulkinder ist. Durch das Gesetz vom wurde der Primärunterricht für obligatorisch erklärt und somit der Schulzwang, der bis dahin in Frankreich nicht bestanden hatte, eingeführt. Jede Gemeinde von 500 Einw. ist nunmehr gehalten, eine Knaben- und eine Mädchenvolksschule zu erhalten; jedes Departement muß zwei Normalschulen zur Ausbildung der Volksschullehrer, bez. -Lehrerinnen haben.
An den Volksschulen darf kein Lehrer ohne Tauglichkeitszeugnis fungieren, sofern ihm mit Rücksicht auf sein Alter und seine Dienstjahre kein gesetzlicher Dispens zu statten kommt. Durch das Gesetz vom wurde der Elementarunterricht für unentgeltlich erklärt. Parallel [* 26] mit diesen legislativen Maßregeln lief eine bedeutende Erhöhung des vom Staat für das Volksschulwesen zu leistenden Aufwandes. Während 1877 der Staat von den Kosten des Volksschulwesens an 78½ Mill. Fr. 12½ Mill. trug, ist dieser Anteil 1882 bei einem Gesamtaufwand von 102 Mill. auf 68 Mill. gestiegen. Einschließlich der Kosten der Normalschulen und der Schulinspektion aber beliefen sich die Totalkosten des Volksschulwesens 1882 auf 132 Mill. Fr., wovon 87½ auf den Staat, 17½ auf die Departements und 27 auf die Gemeinden entfielen.
Das öffentliche Unterrichtswesen steht unter der Leitung eines eignen Ministers. Diesem zur Seite steht ein oberer Unterrichtsrat (Conseil supérieur de l'instruction publique), und diesem sind Generalinspektoren untergeordnet, welche alle Teile des öffentlichen Unterrichts zu überwachen haben. In den Departements bilden die 16 Akademien, an deren Spitze ein Rektor steht, die Unterrichtsbehörden. Normalschulen zur Ausbildung der Volksschullehrer gab es 1882: 81 für männliche und 40 für weibliche Kandidaten. Es ist dafür gesorgt, daß die nach dem Gesetz noch fehlenden Normalschulen in den nächsten Jahren errichtet werden.
Elementarschulen gab es 1882: 75,635, davon 62,997 öffentliche und 12,638 Privatschulen, und zwar 56,210 unter weltlicher und 19,425 unter geistlicher Leitung, mit zusammen 58,137 Lehrern und 66,828 Lehrerinnen und 5,341,211 eingeschriebenen Schulkindern. Immerhin gab es noch ca. 1,870,000 Kinder im Alter von 4-16 Jahren, welche die Schule nicht besuchten. Auch ist die Zahl derer, die weder lesen noch schreiben können, noch immer eine sehr große; sie wurde bei der Volkszählung von 1872 bei den Personen von 6-20 Jahren mit 24 Proz., bei denen über 20 Jahre mit 33⅓ Proz. erhoben. Bei der Rekrutenaushebung ergab sich als Anzahl derjenigen, welche weder lesen noch schreiben konnten, 1882: 13, 1877: 15, dagegen 1865: 24, 1855: 32 und 1835: 45 Proz., so daß immerhin eine erfreuliche Besserung in diesem traurigen Zustand zu Tage tritt.
Der mittlere oder Sekundärunterricht, und zwar ¶