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ist der westöstlich streichende Rücken der Lozèreberge (Mont de Finiels 1702 m), an welche sich das nordnordwestlich gerichtete plateauartige Granitgewölbe der Margerideberge anschließt, das die vulkanischen Gruppen des Velay und des Cantal trennt. In den Lozèrebergen und ihrer Umgebung liegen in einem Abstand von 2-15 km die Quellen des Tarn und Lot, der Cèze und des Chassezac (zur Ardèche), beide dem Rhônesystem angehörig, wie die des Allier. Die untern Hänge der Cevennen bestehen auch aus Jurakalk, bei Alais aus der produktiven Kohlenformation, deren erschlossene Steinkohlenlager für Marseille, [* 2] dem sie jetzt durch eine Eisenbahn zugeführt werden, von großer Wichtigkeit sind.
Der Mézenc und der südöstlich davon sich erhebende Gerbier de Jonc (1562 m) mit den Quellen der Loire bilden die höchsten Erhebungen eines ausgedehnten vulkanischen Gebiets, das sich südöstlich in den Coironbergen dem Rhône nähert und das obere Ardèchegebiet bildet, nach W. und NW. aber mit dem im Mittel 1000 m hohen Plateau des Velay in Verbindung steht, das im W. vom Thal [* 3] des Allier begrenzt und von der Loire in tiefem Thal durchschnitten ist. Auch dieses Plateau, das rauh und kalt, von dürftigem Gras oder verkrüppelten Bäumen bedeckt ist, besteht aus Granit mit aufgelagerten Basaltkegeln, Lavadecken, Schlacken- und Ascheschichten.
Den nördlichsten Teil der Cevennen bis zur Senke von St.-Etienne bilden die Berge von Vivarais, die mit dem Mont Pilat (1434 m) endigen. Das vulkanische Gebiet des Mézenc und die Coironberge gehören schon zu diesem Gebirgsabschnitt. Diese Senke selbst wird von einer nahe am Rhône beginnenden und bis zur Loire reichenden Zone der Kohlenformation gebildet, dem Kohlenbecken von St.-Etienne, dem zweitgrößten von Frankreich, das, mit Vorkommen von Eisenerzen verbunden, diese Stadt zu einem so wichtigen Industriezentrum gemacht hat.
Nordwärts dieser Senke setzt sich der Höhenzug zwischen Loire einerseits, Rhône und Saône anderseits weiter fort in einer zwischen 600 und 1000 m schwankenden Höhe, erst als Berge von Lyonnais, die noch aus Granit und metamorphischem Gestein bestehen, dann als Berge von Beaujolais und Charolais, welche noch geringere Höhe haben und aus triassischen Mergeln und Sandsteinen, namentlich aber wieder aus jurassischen Kalksteinen bestehen, welche dem nur in einer schmalen innern Zone hervortretenden Granit aufgelagert sind.
Die Berge von Beaujolais standen ehemals durch ihre Porphyrkuppen und -Decken in Verbindung mit der gleichen Formation der nördlichen Teile des parallelen, sonst aus Granit und vulkanischen Gesteinen bestehenden Höhenzugs von Forez. Die Loire hat das Hindernis schließlich in engem Thal oberhalb Roanne durchsägt, der See, welcher dadurch aufgestaut war, ist bis auf kleine Reste, welche in dem Becken verstreut sind, abgeflossen und die fruchtbare Ebene von Montbrison zurückgeblieben.
Auch der Granitrücken der Berge von Charolais endigt an einer Einsenkung, welche mit Schichten der Kohlenformation gefüllt (Kohlenbecken von Creuzot), und durch deren tiefste Falte der Canal du Centre von der Saône bei Châlon zur Loire bei Digoin, dem Punkt, wo ihre Nordrichtung in NW. übergeht, geführt ist. Sein Scheitel liegt nur in einer Höhe von 309 m. Wie die Senke von Castelnaudary im S., so ist dies die natürliche Verbindung der mediterranen Abdachung Frankreichs mit der ozeanischen im N. des zentralen Hochlandes.
Diese Depression [* 4] mit ihren Kohlenlagern scheidet das nördlich davon liegende, schon zum Seinegebiet gehörige Morvanplateau, das ebenfalls noch aus Granit und Porphyr aufgebaut ist, vom zentralen Plateau, dessen nördlichste Bastion es bildet. Es gehört bereits zum Seinegebiet, am Mont Beuvray (810 m) liegt die Quelle [* 5] der Yonne. Von dieser wichtigen Einsenkung an wird die Wasserscheide zwischen Rhône und Seine nur noch durch niedere, aus jüngerm Gestein, namentlich Jurakalk, bestehende Rücken gebildet, welche das zentrale Plateau mit dem östlichen Grenzgebirge, den Vogesen, verbinden. Es sind zunächst die Höhen der Côte d'Or (600 m), an deren östlichen steilen Hängen zur burgundischen Ebene die herrlichen Burgunderweine wachsen.
Hier nähern und vermischen sich die obern Thäler der Seine- und Saônezuflüsse in so hohem Maß, daß durch dieselben ohne Schwierigkeiten die historischen Beziehungen zwischen dem Norden [* 6] und dem Süden Frankreichs stattfanden. Das Thal des Saônezuflusses Ouche, das die Côte d'Or im N. begrenzt, ist wiederum benutzt worden, um durch den Kanal [* 7] von Burgund, welcher zum Armançon und durch diesen zur Yonne geleitet ist, Saône und Seine zu verbinden. Nördlich von diesem Kanal nimmt die Wasserscheide immer mehr den Charakter eines steil gegen Burgund abfallenden Plateaus an, das, ganz aus Jurakalk bestehend, bei einer mittlern Höhe von 500 m in seinem mittlern Teil an den Quellen der Marne, von welcher aus wiederum ein wichtiger Übergang aus dem Seine- ins Saônegebiet führt, Plateau von Langres genannt wird.
Die dies Plateau ostwärts fortsetzenden Monts Faucilles (Sichelberge), die nur in ihren höchsten Erhebungen noch 500 m erreichen, bilden weiter die Wasserscheide zwischen Saône und Mosel und stellen die Verbindung mit den Vogesen und dem Hochland von Lothringen her. Das Thal des Allier, dessen Quelle wenig nördlich vom Lozèregebirge, diesem Mittelpunkt der Cevennen, liegt, kann am besten als Scheide zwischen dem westlichen Teil des zentralen Hochlandes und seinem östlichen Rand angesehen werden.
Jetzt in seiner ganzen Länge von einer wichtigen Eisenbahnlinie durchzogen, ist es zuerst eng und tief eingeschnitten, erweitert sich aber bald zu der breiten Thalebene der Limagne, welche, dicht bevölkert und herrlich angebaut wie ein großer Garten, [* 8] nach N. hin bis gegen Moulins (280 m) sich verbreiternd, einst von einem Süßwassersee bedeckt war. Dessen Niederschläge sowie noch jüngerer, von den Bergen [* 9] herabgeschwemmter Boden, der zum großen Teil aus vulkanischer Asche besteht, bedingen die außerordentliche Fruchtbarkeit dieses Beckens. Es scheidet deutlich die Berge von Forez vom westlichen Hochland, dessen Kern die Berge der Auvergne bilden. Der flach gewölbte Rücken der Margerideberge schließt sich bei den Quellen des Allier an den Lozèrestock an.
Die Gebirge der Auvergne lassen deutlich Südnordrichtung erkennen und bestehen aus granitischer Basis mit Gneis und kristallinischen Schiefern, welche von Vulkanen durchbrochen, von mächtigen, weithin geflossenen Lavaströmen und Lavadecken sowie Trachyt-, Basalt- und Phonolithdomen überlagert ist, und deren Hänge mit Schlacken, Bimsstein und Asche bedeckt sind. Es lassen sich drei Gruppen unterscheiden. Die südlichste und kleinste sind die Berge von Aubrac (1471 m), welche vom Lot und seinem Nebenfluß, der Truyère, umflossen werden und, zum Teil noch mit Wäldern und Torfmooren bedeckt, durch einen engen Isthmus mit den Margeridebergen zusammenhängen: ein ungeheures ¶
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rauhes Weideland für Kühe und Schafe, [* 11] von denen die dünngesäete Bevölkerung [* 12] Käse gewinnt. Jenseit des Thals der Truyère erhebt sich die mittlere und größte Gruppe, der Cantal, ein mächtiger, dem Ätna [* 13] vergleichbarer erloschener Vulkan, ein Trachytdom, dessen Hauptgipfel, der Plomb du Cantal, 1858 m Höhe erreicht. Das Gebirge ist von den Meteorwassern und zahlreichen kleinen, radialen Flüssen derartig tief eingefurcht worden, daß ohne besondere Schwierigkeiten durch einen Tunnel [* 14] von 1159 m Höhe mitten durch dasselbe unter Benutzung zweier korrespondierender Thäler die Eisenbahn von Clermont nach Toulouse [* 15] hat gelegt werden können.
Herrliche Wälder bedecken zum Teil noch heute das Gebirge, namentlich an der regenreichern Westseite. Die dritte, nördlichste Gruppe, durch ein überaus ödes Hochland vom Cantal getrennt, zerfällt wieder in zwei Gruppen, die des Mont Dore und die des Puy de Dôme. Erstere gipfelt in der Vulkanruine des Puy de Sancy (1886 m), des höchsten Gipfels Innerfrankreichs, an welchem die Dordogne entspringt, die in tief eingeschnittenem Thal erst nördlich, dann westlich gewendet das ganze Gebirge durchfließt.
Mehr als 30 km weit haben sich einzelne Lavaströme ergossen, und mehrere kleine Moore füllen kleinere, noch als solche erkennbare Krateröffnungen; andre Seen sind als Aufstauungen durch Lavaströme anzusehen. Heiße, vielbesuchte Heilquellen (Mont Dore und Bourboule) zeugen noch von der ehemaligen vulkanischen Thätigkeit, die hier von der zweiten Hälfte der Tertiärzeit bis zum Beginn der Quartärzeit geherrscht hat. Die Gruppe des Puy de Dôme besteht aus einer südnördlichen Reihe von mehr als 60 vulkanischen Kegeln (Puys), die sich mit zahlreichen wohlerhaltenen Kratern und Lavaströmen auf ca. 1000 m hohem Granitplateau 150-500 m hoch erheben, der Puy de Dôme selbst mit 1465 m der höchste.
Das Granitplateau, auf welchem sich diese alten Vulkane [* 16] der Auvergne erheben, setzt sich noch weit nach W. fort, durch die Flüsse [* 17] in zahlreiche Stücke zerschnitten. Der höchste und rauheste Teil desselben, in dem aber kein Gipfel 1000 m erreicht, ist das Plateau von Millevache (Mont Besson 984 m) mit den Quellen der Vienne, der Creuse, der Vézère und andrer Zuflüsse der Dordogne. Weite Striche sind hier mit Heidekraut bewachsen, aber auch Eichen- und Kastanienwälder finden sich. Der westlichste Teil wird als Plateau von Limousin bezeichnet. Auch hier kommen einzelne kleinere Kohlenbecken, wie die von Argentat und Brive im Dordogne-, von Decazeville im Lotbecken, vor.
Das zentrale Hochfrankreich ist der verhältnismäßig am dünnsten bevölkerte und ärmste Teil des Landes, mit wenig fruchtbarem Boden und rauhem Klima, [* 18] abgeschieden vom Weltverkehr. Nur einzelne Becken am Rande desselben machen, zum Teil erst in neuester Zeit durch Auffindung von Kohlenlagern, eine Ausnahme. Die Bevölkerung ist rauh und ungelenk wie der Boden, noch fern von Hyperkultur, aber bieder und ehrlich; alljährlich wandern Tausende derselben aus, um in den Ebenen und großen Städten, namentlich in Paris, [* 19] Unterhalt zu suchen.
Das Hochland ist rings von einer breiten Zone jurassischer Gesteine, [* 20] namentlich Kalksteine, umlagert, durch die es sich allmählich gegen das Becken der Loire und Garonne wie gegen den Ozean hinabsenkt. Namentlich im W., in den historischen Landschaften Angoumois und Aunis, ist dieselbe sehr breit, und im SW., zwischen dem mittlern Aveyron und Lot, entwickelt sie sich noch einmal zu einem den Causses ähnlichen Plateau, das nur infolge geringerer Höhe auch milderes Klima hat.
Man kann den Wechsel der geologischen Formation am Lauf der Flüsse, des Lot, der Dordogne u. a., erkennen, welche beim Eintritt in die Juraschichten außerordentliche Schlangenwindungen zu beschreiben beginnen. So ist das aus altkristallinischen Gesteinen aufgebaute zentrale Hochfrankreich fast ringsum (nur in den Bergen des Vivarais treten dieselben unmittelbar an den Rhône heran) von einer breitern oder schmälern Zone jurassischer Gesteine umschlossen, die in Bezug auf Klima, Bodenerzeugnisse und Fruchtbarkeit sich deutlich von jenen abheben und, meist nur aus Hügelland bestehend, den Übergang zu den das Hochland an drei Seiten umlagernden Ebenen des Rhône, der Garonne, Loire und Seine bilden, so daß eben nur im NO. eine Verbindung mit den östlichen Grenzgebirgen vorhanden ist.
Im O. zunächst ist Hochfrankreich vorgelagert und trennt es wie ein Graben von Alpen [* 21] und Jura die breite Thalebene der Saône und des Rhône, welche sich nach NO. im Thal des Doubs bis zur Ill und dem Elsaß fortsetzt als ein mehrere Meilen breites Thor von kaum 350 m Höhe, durch welches eine Heer- wie Handelsstraße seit der ältesten Zeit aus Südwestdeutschland nach Südostfrankreich und dem Mittelmeer, jetzt auch Eisenbahn und (Rhein-Rhône-) Kanal führen. Daher die hohe strategische Bedeutung von Belfort [* 22] und des jetzt so verstärkten Besançon. [* 23]
Diese Pforte erweitert sich zur Ebene von Burgund, die bei einer Höhe von 200-250 m, einer Breite [* 24] von 41-50 km und auf weite Strecken fast wagerechtem Boden (tertiäre und quartäre Schichten, nach den Rändern zu Jurakalk) von der langsam fließenden Saône, die sich oberhalb Châlon, dem Mittelpunkt der Ebene, mit dem Doubs vereinigt, entwässert wird. Sie hebt sich in dem Hügelland der Franche-Comté sanft auf die Höhen des Jura, während sie nach S. hin, zwischen Saône und Ain, dem Rhônezufluß aus dem Jura, sich zu dem merkwürdigen, von unzähligen kleinen Seen bedeckten kleinen Plateau (300 m) des Pays de la Dombes hebt.
Auch jenseit von Lyon, [* 25] dem Vereinigungspunkt von Saône und Rhône und darum einem wichtigen Verkehrsmittelpunkt, erstreckt sich die Ebene überwiegend auf dem linken Rhôneufer; aber im S. der Isère treten die Vorhöhen der Alpen näher an den Rhône heran, und die Ebene verengert sich; noch mehr südlich von der Drômemündung, jenseit Montélimart, aber tritt der Fluß durch die Enge von Donzère in die sich nun immer mehr erweiternde Ebene der Provence und von Languedoc, die sich, rings von Bergen umsäumt, ihrem Klima und ihrer Vegetation nach durchaus vom übrigen Frankreich absondert.
Auch sie besteht fast nur aus tertiären und quartären Bildungen, zum Teil, wie schon von Avignon an, jüngster Entstehung. Die Ebene von Languedoc, vom Rhône bis zu den Pyrenäen, steht, eine bis in die Mitte der Tertiärzeit noch vorhanden gewesene Meerenge ersetzend, durch die Einsenkung von Castelnaudary (190 m), durch welche der Canal du Midi oder Languedockanal (s. d.) die Garonne und somit den Ozean mit dem Mittelmeer verbindet, mit dem Garonnebecken, der aquitanischen Ebene, in Verbindung. Das Garonnebecken, der ganze Südwesten von Frankreich, ist ein zu Ende der Tertiärzeit erst trocken gewordener Meeresteil, der sich als ein großes Dreieck [* 26] zwischen dem Meer, dem zentralen Hochland und den Pyrenäen ausdehnt; Toulouse ist Mittelpunkt des obern, Bordeaux [* 27] des untern Beckens, welches selbst im erstern Teil nur 133 m Seehöhe erreicht. Nach W. hin, am Meer entlang zwischen Adour und Gironde, besteht ¶