Mannschaft betrug 158
Personen. Am segelte die Expedition von Greenhithe in der
Themse ab. Franklins offizielle
Instruktionen wiesen ihn an, in die
Baffinsbai und von da in den
Lancastersund einzulaufen, von hier aus, den
Spuren der ersten
ReiseParrys folgend, längs der Südküste der Parryinseln dieBarrowstraße zu passieren und ohne Aufenthalt
bis zum
KapWalker
[* 2] oder etwa dem 98° westl. L. v. Gr. zu fahren.
Von diesem
Punkt aus sollte er in südlicher und westlicher
Richtung so direkt wie möglich nach der
Beringsstraße steuern.
Am 4. Juli warfen die
Schiffe
[* 3] zwischen den Walfischinseln und
DiskoAnker.
[* 4]
Von dort aus schrieb Franklin an die
Admiralität voller
Zuversicht und
Hoffnung und übergab seine
Briefe dem
KapitänDanner vom
Prinz von Wales, einem Walfischfahrer, welcher die
Schiffe in der Melvillebai unter 77° nördl.
Br. und 66° 13' westl. L. v. Gr. schon vom
Eis
[* 5] besetzt angetroffen hatte. Das Jahr 1846 verstrich, ohne
daß irgend welche weitere Nachricht eingelaufen wäre; dennoch beunruhigte man sich nicht. Als indessen auch die
Sommer 1847 und 1848 ohne
eine
Kunde von Franklin verliefen, setzten die
Frau und die
Freunde des Vermißten die ganze britische
Nation in
Bewegung.
AlleVersuche aber, welche von
Europa
[* 6] undAmerika
[* 7] aus, zu
Schiffe und zu
Lande, in allen
Richtungen des nordamerikanischen
Polarmeers zur Aufsuchung Franklins gemacht wurden, blieben erfolglos, bis endlich im
August 1850 auf dem östlichen Abhang
der Beecheyinsel, am Eingang des Wellingtonkanals von den
Kapitänen Ommaney und
Penny die
Anzeichen eines Lagerplatzes und
Überreste verschiedener Gegenstände aufgefunden wurden, welche darauf hinwiesen, daß sich
Mannschaften
britischer Staatsschiffe hier aufgehalten.
Penny und
JohnRoß, welche den
Ort bald darauf genauer untersuchten, fanden zahlreiche
Spuren und auch drei
Gräber von verstorbenen
Mitgliedern der Expedition, die, mit
Inschriften versehen, bewiesen, daß die Expedition hier den ersten
Winter von 1845 bis 1846 zugebracht
hatte. Weitere Nachrichten von den Vermißten erhielt im April 1854
JohnRae (s. d.) an der Pellybai. Auf
die Aussage eines Eskimostammes hin, wonach 10-12 Tagereisen weiter gegen W. jenseit des
GroßenFischflusses im Frühjahr 1850 eine
Anzahl weißer
Männer durch Mangel an Lebensmitteln umgekommen sei, stellte er weitere Nachforschungen an,
und es gelang ihm, sich in den
Besitz verschiedener Gegenstände, namentlich silberner
Löffel mit
Wappen
[* 8] und
Namen der
Offiziere,
zu setzen, welche über den
Untergang wenigstens einer Abteilung der Expedition keinen
Zweifel übrigließen (vgl.
Brandes,
SirJohn Franklin, die
Unternehmungen für seine Rettung, Berl. 1854). Da die englische
Admiralität mit Sicherheit
schließen zu können meinte, daß keine Mitglieder der
Franklinschen Expedition mehr am
Leben seien, gab sie weitere Nachforschungen
auf;
Lady Franklin (gest. in
London)
[* 9] aber rüstete 1857 das kleine Schraubenschiff
Fox unter Befehl des
Kapitäns M'Clintock
aus, welches im Mai 1859 ein von den
Offizieren Crozier und
Fitzjames herrührendes Schriftstück vom auffand,
wonach die beiden
SchiffeErebus und Terror vom
Eis eingeschlossen, verlassen worden waren, aber schon gestorben
war. Die Überlebenden, 105 an der Zahl, waren unter Croziers
Kommando in 69° 37' nördl.
Br. und 98°
4' westl. L. gelandet, von wo sie
BacksFischfluß zu erreichen gedachten, waren aber unterwegs dem
Klima
[* 10] und den
Strapazen erlegen.
Neuerdings hat die Expedition unter
Schwatka (s. Nordpolarexpeditionen) weitere
Spuren und Überreste gefunden, aber keine
Schriften.
Frankreich bildet den schmälsten Teil des europäischen
Kontinents und liegt überaus günstig zwischen zwei
Meeren, dem
Mittelländischen und Atlantischen. Die Mittelmeerküste (mit dem
Golfe du
Lion) hat etwas weniger als ein
Viertel
der
Ausdehnung
[* 23] der
¶
Diese Linie hat eine Länge von 973 km. Die größte westöstliche Erstreckung, 888 km, erreicht das Land unter 48½° nördl.
Br. auf einer Linie, welche, wiederum nahe an Paris vorbeigehend, den Vogesenkamm östlich von St.-Dié mit Kap
Corsen verbindet. Ferner entspricht der Einbuchtung der atlantischen Küste gegen La Rochelle hin eine solche der Ostgrenze
gegen Genf,
[* 37] so daß hier die Breite
[* 38] des Landes nur 550 km beträgt. Schließlich zerfällt auch die Südgrenze in zwei in einem stumpfen,
dem bei Dünkirchen gebildeten ähnlichen Winkel
[* 39] am südlichsten Punkte des Landes zusammenstoßende Stücke
von nahezu gleicher Länge, so daß das ganze Land einem unregelmäßigen Sechseck ähnlich wird.
Die Wasser- wie die Landgrenze Frankreichs, erstere fast drei Fünftel, letztere mehr als zwei Fünftel, trägt einen wechselnden
Charakter: gegen Italien und Spanien, d. h. gegen nahe verwandte Völker, ist sie durch hohe Gebirge (Alpen
und Pyrenäen) gebildet und fest geschlossen;
Gerade mit den verwandten lateinischen Völkern war daher der
Verkehr erschwert und wesentlich auf das Meer hingewiesen, während gegen die germanischen Völker die Berührung, der Verkehr
erleichtert war, die Gegensätze aber auch um so unvermittelter aufeinander stießen. Darum hier von jeher Kampf und Verrücken
der Grenzen,
[* 40] darum hier nach O. auch erleichtertes Einströmen erst römischer, dann französischer Kultur.
Auf die frühere Entwickelung höherer Kultur in Frankreich hat aber, abgesehen von den zahlreichen hier noch vorhandenen Kulturkeimen
aus römischer Zeit, abgesehen von der größern Gunst der Bodenbeschaffenheit und des Klimas, die Lage am Mittelmeer und die
Beschaffenheit der Mittelmeerküste beigetragen. Dieselbe zerfällt in zwei morphologisch wesentlich
verschiedene Stücke, eine östliche Steilküste, die Küste der Provence, und eine westliche Flachküste, die von Languedoc.
Eine enge, geschützte Bucht zog sich hier ins Land hinein, ein trefflicher Hafen, nahe der Rhônemündung, aber vor den Anschwemmungen
derselben geschützt, der natürliche Endpunkt der großen Handels-, Kultur- und Völkerstraße, welche
im Thal
[* 45] des Rhône (s. d.) aufwärts nach Nordfrankreich, Mittel- und Nordeuropa führt. Westlich von Marseille ist die Küste
durch die Deltabildungen des Rhône und der Cevennen- und Pyrenäenflüsse beträchtlich vorgerückt, ganz ähnlich wie die
Küste der großen nordadriatischen Deltas.
Inseln sind hier landfest geworden, Meeresbuchten verlandet, Teile des Meers selbst, durch Dünen abgeschnitten, zu Strandlagunen
(étangs) geworden, welche längs dieser ganzen, sich in flachen Kurven von der Felsenküste der Provence bis zu der der Pyrenäen
schwingenden Küste gelagert sind. Dieselbe ist ihrer Entstehung nach ausgezeichnete Flachküste und hafenlos, nur
mit großer Mühe und Kosten sind Kunsthäfen, wie der von Cette, zu schaffen und zu erhalten.
Folgen wir der Grenze, die gegen Spanien fast überall von dem hohen Kamm der Pyrenäen gebildet wird, der nur an seinem Ost- und
Westende oder nahe demselben Übergänge bietet, zum Atlantischen Ozean, so finden wir, sobald wir uns
von den Pyrenäen entfernen, von dem Flußhafen von Bayonne an wiederum bis zur Mündung der Gironde eine buchten- und hafenlose,
von Dünen besetzte Flachküste, derjenigen von Languedoc durchaus ähnlich. Wie das Rhônebecken seinen Verkehr nur durch Marseille
vermittelt, so das Garonnebecken durch Bordeaux,
[* 46] am Flusse selbst, das unter dem Einfluß der mächtigen
ozeanischen Flut, welche dem Mittelmeer fast völlig fehlt, noch weit oberhalb der Mündung sich zur großen Seehandelsstadt
zu entwickeln vermocht hat.
Von der Gironde an ändert sich aber die Küstenbeschaffenheit; die Küste, die bis zur Bucht von AiguillonNord-, von da an Nordwestrichtung
einschlägt, ist zwar auch noch flach, aber reich ausgebuchtet dadurch, daß hier das Meer in das Land
eingebrochen ist und den ursprünglichen Küstensaum, der noch durch die vorgelagerten InselnOléron, Ré, Yeu und Noirmoutier
bezeichnet wird, zerstört hat. Hier fehlte es daher nicht an guten Häfen, wie La Rochelle, Rochefort u. a.,
die aber jetzt anscheinend durch Aufsteigen dieser Küste immer unbrauchbarer werden, so daß sich der Verkehr mehr und mehr
wie südwärts auf die Gironde-, so nordwärts auf die Loiremündung konzentriert, wo Nantes,
[* 47] weniger begünstigt als Bordeaux,
infolge der Versandung der Loiremündung den Großhandel immer mehr an St.-Nazaire abgibt. Mit der Mündung
der Vilaine beginnt die Küste der HalbinselBretagne, welche ringsum bis zur Bucht von St.-Michel (s. d.) gleichen Charakter bewahrt.
Es ist eine merkwürdig verwitterte und ausgebuchtete granitische Steilküste, die mit ihren zahlreichen vorgelagerten kleinen
¶