Die Stadt hat geradlinige, breite
Straßen, meist mehrstöckige
Häuser und sogar auch ihre
»Linden«. Oberhalb eines der ehemaligen
Festungswälle ist ein neuer Stadtteil mit hübschen Bauten entstanden, die sogen. halbe Stadt,
die bedeutend höher als die übrige Stadt liegt und mit dieser durch einen schönen
Park verbunden ist.
In diesem (ursprünglich ein alter
Friedhof) befindet sich das Denkmal des Dichters
Ewald v.
Kleist, der 1759 an seinen
Wunden
in Frankfurt starb.
Unter den 6
Kirchen der Stadt (5 evangelische und eine katholische) verdienen die Marienkirche (fünfschiffige
Hallenkirche aus dem 13. Jahrh., mit vortrefflichen Glasgemälden) und die Nikolaikirche
(dreischiffige gotische
Hallenkirche) Erwähnung. Die israelitische
Gemeinde hat eine 1822 erbaute
Synagoge. Die stattlichsten
Gebäude von Frankfurt sind das ansehnliche
Rathaus, das Herrenmeisterhaus, der frühere Bischofshof, das Regierungsgebäude, die
Kommandantur, das Schauspielhaus (seit 1842). Außerdem ist noch das Denkmal des bei einem Rettungsversuch in der
Oder ertrunkenen
HerzogsLeopold von
Braunschweig
[* 5] am rechten Oderufer zu erwähnen. Die Einwohnerzahl betrug 1885 mit Einschluß
der
Garnison (2
RegimenterInfanterie Nr. 8 und 12, ein
RegimentDragoner Nr. 12 und eine Abteilung
Feldartillerie Nr. 18) 54,084,
darunter (1880) 2824 Katholiken und 890
Juden.
Frankfurt entstand im 13. Jahrh. aus einer Ansiedelung fränkischer Kaufleute und wurde
durch
Urkunde vom vom
MarkgrafenJohann I. von
Brandenburg zur Stadt erhoben, die von
Berlin
[* 12] das
magdeburgische
Recht übernahm, durch ihre günstige
Lage rasch aufblühte und bald befestigt wurde. Als während der Wirren
unter der Herrschaft des ersten Wittelsbachers in der
Mark die
Polen auf Veranlassung des
BischofsStephan von
Lebus verwüstend
in das Land einbrachen, überfielen die
Bürger von Frankfurt die bischöflicheResidenzGöritz und brannten sie
nieder.
Deshalb wurde Frankfurt vom
PapstJohann XXII. mit dem
Interdikt belegt, 1334 zwar davon befreit, aber 1338 und 1350 von
Benedikt XII.
von neuem damit heimgesucht, und erst 1354 ward dasselbe aufgehoben. 1348 wurde die Stadt, weil sie treu zu
MarkgrafLudwig
hielt, von dem
Heer des falschen
Waldemar belagert, zu dem auch
KaiserKarl IV. stieß, hielt aber tapfer
stand, bis die Feinde abzogen.
Siegmund sicherte der Stadt 1379 die freie
Schiffahrt auf der Oder zu. Seit 1368 gehörte sie
auch zur
Hansa, fand aber bei dem
Bund nicht die gehofften Vorteile für ihren
Handel und zog sich seit
der Mitte des 15. Jahrh. von demselben zurück.
Die
Hussiten belagerten Frankfurt zweimal (1429 und 1432) vergeblich, desgleichen 1450 die
Polen.
HerzogHans von
Sagan
[* 13] belagerte die
Stadt 1477 und verbrannte nach einem mißlungenen
Ausfall des
KurprinzenJohann die Oderbrücke, konnte aber Frankfurt nicht erstürmen.
Am eröffnete
KurfürstJoachim I. die vom
PapstJulius II. 15. März errichtete
Universität (Viadrina), die bald 450 Studierende
zählte, 1516 aber nach
Kottbus verlegt und erst 1539 in Frankfurt wiederhergestellt wurde.
Für den Verlust der Universität, welche 1811 nach Breslau
[* 19] übersiedelte, ward Frankfurt einigermaßen dadurch entschädigt, daß
die beiden Landeskollegien, nämlich die neumärkische Regierung (früher zu Königsberg
[* 20] in der Neumark) und das
neumärkische Oberlandesgericht (früher in Soldin),
[* 21] hierher verlegt wurden. In der neuern Zeit hat sich die Stadt wieder gehoben
und auch an Einwohnerzahl um das Doppelte zugenommen.
Vgl. Hausen, Geschichte der Universität und Stadt Frankfurt (Frankf. a. O. 1800);
Sachse, Geschichte der Stadt Frankfurt (das. 1836);