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Steinle etc. gemalt. Vom Saalhof, dem kaiserlichen Palastgebäude am Fahrthor, das den ersten Karolingern zum Aufenthalt diente, sind nur noch die Kapelle (von der Mainfronte aus sichtbar), aus dem 12. Jahrh., und der Flügel nach der Saalgasse (aus dem 14. Jahrh., viel verändert und mit aufgesetzten Renaissancegiebeln) an mittelalterlichen Bauten erhalten. Alles andre entstammt Restaurationsbauten von 1717 und 1842. An weitern Bauten des 15. Jahrh. sind erhalten: das Leinwandhaus (einst Kaufhaus für Leinen, hinter dem Dom), das Haus Fürsteneck in seiner Nähe (sogen. antiker Saal im ersten Stock von 1615) und das Steinerne Haus von 1464 am Markt.
Die bürgerliche Architektur des 16. und 17. Jahrh. wird repräsentiert durch das Salzhaus (im Römerviertel) und das gegenüberliegende Haus zum Engel (von 1562, mit Holzschnitzereien), das alte Kaufhaus, die Goldene Wage [* 2] (beide am Markt), und als Beispiel einer Hofeinrichtung dient der Rebstock in der Kruggasse. Als interessante Bauten aus dem 18. Jahrh. stellen sich dar: das Thurn und Taxissche Palais in der Eschenheimer Gasse, 1730 von de l'Opéra erbaut, von 1816 bis 1866 Sitz des deutschen Bundestags, der »König von England« (von 1743), einstweilen Sitz des Oberlandesgerichts, der Russische [* 3] Hof [* 4] auf der Zeil, 1780 von Nic. de Pigage aus Mannheim [* 5] erbaut, und die beiden reformierten Kirchen. Auch das Geburtshaus Goethes (Großer Hirschgraben), Eigentum des Freien deutschen Hochstifts, im Innern möglichst getreu wiederhergestellt, ist hier aufzuführen.
Von den modernen öffentlichen Bauten sind die hauptsächlichsten: die Stadtbibliothek (1820-25 erbaut, mit Säulenportal und Vorhalle, in welcher eine Goethestatue, sitzend, in Marmor von Marchesi ausgeführt, und Büsten berühmter Frankfurter sich befinden);
der Saalbau mit Fest- und Konzertsälen von H. Burnitz, 1860 eröffnet;
die Restaurationsgebäude des zoologischen und Palmengartens, ersteres nach Plänen von Kayser und Durm, letzteres nach dem Brand von 1878 von Schmidt wiederhergestellt;
das Aktienhotel zum Frankfurter Hof (von Mylius und Bluntschli, 1876 eröffnet);
das Stadtarchiv (hinter dem Dom), in gotischem Stil von Denzinger erbaut, 1878 bezogen;
das Städelsche Kunstinstitut in Sachsenhausen, 1878 von O. Sommer erbaut;
die neue Börse von H. Burnitz, mit großem Börsensaal und reichem Fassadenschmuck, 1879 eröffnet;
das Opernhaus nach Plänen von Lucae in Berlin [* 6] (gest. 1877), 1880 eröffnet.
Von den seit 1875 errichteten zahlreichen städtischen Schulgebäuden sind die Adlerflycht- und Humboldtschule (1876), die Elisabethenschule (1876), die Musterschule (1880), Wöhlerschule (1881) u. a. hervorzuheben. Außerdem ist die Realschule der israelitischen Religionsgesellschaft neu erbaut und ein königliches Gymnasium im Bau begriffen. Andre Neubauten sind: die Markthalle, 1879 in Glas [* 7] und Eisen [* 8] erbaut;
der Viehhof und das Schlachthaus, nebeneinander am Sachsenhäuser Mainkai errichtet und 1884, resp. 1885 eröffnet.
Vollendet wurde 1885 auch das städtische Krankenhaus [* 9] am Sandhof; im Bau begriffen sind noch: der Zentralbahnhof, das Polizeipräsidium und Polizeigefängnis und ein Gerichtsgebäude, das die bislang getrennten Gerichte unter einem Dach [* 10] vereinigen soll. Die (neue) Kaserne des Infanterieregiments Nr. 81 liegt hinter dem Zentralbahnhof. Unter den modernen Privatgebäuden zeichnen sich aus: die Bauten der Kaiserstraße und ihrer Nachbarschaft, die am Ausgang der Zeil und am Schillerplatz (Bavaria) sowie die am Opernplatz errichteten Gebäude. In der Außenstadt entstehen namentlich im Westende elegante Häuser, vielfach zum Alleinbewohnen.
[Bevölkerung, Erwerbszweige etc.]
Die Bevölkerung von Frankfurt, [* 11] das 1387 etwa 10,000 Seelen zählte, 1800 etwa 40,000, war 1867 auf 78,000 Einw. angewachsen. Die Zählung von 1885 ergab (einschließlich 1806 Seelen Militärbevölkerung) 154,441 Einw. (worin entgegen den frühern Zahlen allerdings Bornheim mit jetzt etwa 19,000 Einw. inbegriffen ist). Von der Bevölkerung [* 12] waren 1880: 61,3 Proz. Protestanten, 27,6 Katholiken, 10,1 Israeliten, 1 Proz. andern Bekenntnisses.
Die Gewerbthätigkeit in Frankfurt ist eine sehr lebhafte und vielseitige, die Großindustrie aber noch wenig vertreten, teils wegen der Teurung des Areals, teils wegen des Mangels einer eigentlichen Arbeiterbevölkerung. Als hervorragend zu bezeichnen sind: Maschinenfabriken, namentlich für Nähmaschinen, [* 13] sodann chemische Fabriken, darunter als bedeutendste die Chininfabrik von K. Zimmer, ein Etablissement von europäischer Bedeutung, ferner Toiletteseifen- und Parfümeriefabriken, Metallgießereien, Strohhutfabriken und Haarschneidereien (Fabriken, in denen Hasen- und Kaninchenhaare für die Hutfabrikation verarbeitet werden). Die Bierbrauereien Frankfurts gewinnen nach außen immer mehr Ansehen (Jahresproduktion im Wert von 9 Mill. Mk.). Zu verzeichnen sind auch die polygraphischen Gewerbe, Buch-, Stein- und Kupferdruckereien, auch eine kartographische Anstalt sowie die Schriftgießereien.
Handel und Verkehr. Frankfurt ist Knotenpunkt für ein großes Netz hier einmündender Eisenbahnen, deren Verkehr bis zur Eröffnung des Zentralbahnhofs durch sieben Bahnhöfe [* 14] vermittelt wird. Die Main-Weserbahn und Bebraer Bahn leiten den Verkehr nach N. und NO., die Taunusbahn und die linksmainische Strecke der Hessischen Ludwigsbahn (nach Mainz) [* 15] stellen die Verbindung mit dem Rhein stromab und stromauf her, die Main-Neckarbahn sowie die Riedbahn nach Mannheim und die Linie Hanau-Eberbach (beide der Hessischen Ludwigsbahn angehörig) verbinden Frankfurt mit Baden [* 16] und Württemberg, [* 17] während die Hanau-Aschaffenburger Bahn nach Bayern [* 18] und Österreich [* 19] führt.
Die Lahnbahn (der Hessischen Ludwigsbahn), die Homburger, Kronberger und Sodener Bahn erschließen den Taunus. Eine Verbindungsbahn vermittelt den Verkehr zwischen den einzelnen Güterbahnhöfen untereinander und mit dem Mainhafen. Eine Lokalbahn und eine elektrische Bahn führen nach Offenbach, [* 20] eine Pferdebahn (Trambahn) von 21 km Länge durchkreuzt in verschiedenen Richtungen die Stadt und verbindet Bornheim, Sachsenhausen und Bockenheim. Der Verkehr auf dem Main hat infolge der Vermehrung der Eisenbahnlinien und der dadurch hervorgerufenen Konstruktion größerer Rheinschiffe, die zu einer Umladung der Fracht an der Mainmündung zwingen, sehr abgenommen.
Die nahezu vollendete Kanalisierung des untern Mains wird auch den größern Rheinschiffen den direkten Weg bis Frankfurt ermöglichen, so daß dies dadurch in die Reihe der Rheinhäfen eintreten wird. Hafenanlagen in Frankfurt wie in Sachsenhausen, beide mit Eisenbahnverbindung, ein besonderer Sicherheits- und Handelshafen auf Frankfurter Seite, Lagerhäuser und Lagerplätze werden den Warenhandel Frankfurts, der vermöge seiner Lage vorzugsweise auf Zwischenhandel angewiesen ist, zu höherer Bedeutung sich entfalten lassen. Bislang beschäftigte sich derselbe namentlich mit Kolonialwaren, Eisen- und Stahlwaren, mit Leder, Häuten und Fellen, Steinkohlen und Wein. Manufaktur- und Mode-, ¶
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zumal Seidenwaren und sogen. Konfektionsartikel (fertige Garderobegegenstände, Ausstattungen) setzten ebenfalls große Summen um. Das Bücherantiquariat wie auch der Antiquitätenhandel stehen in hoher Entfaltung. Buchhandlungen sind zahlreich, auch das Verlagsgeschäft hat sich neuerdings wieder gehoben.
Für den Warenhandel waren ehemals die beiden Messen (Frühjahr und Herbst) von großer Bedeutung. Im 16. Jahrh. beruhte Frankfurts Größe auf denselben, und damals hatte auch der deutsche Büchermarkt hier sein Zentrum. Neuerdings sind die Messen infolge des erleichterten Reiseverkehrs und der Aufhebung aller für Handel und Gewerbe drückenden Schranken gänzlich bedeutungslos geworden. Nur die Ledermessen und die Pferdemärkte haben sich auf der alten Höhe erhalten.
Der wichtigste aller Handelszweige Frankfurts ist das Geld-, Wechsel- und Bankgeschäft. Auf ihm beruht die internationale Bedeutung Frankfurts, das einer der ersten Wechsel- und Börsenplätze Europas ist. Die Frankfurter Bank, seit 1854, mit Notenemissionsrecht, ein Institut von anerkannter Solidität, daneben eine Reichsbankhauptstelle (seit 1871) und eine Reihe von Privatbanken (ohne Notenemission, Deutsche [* 22] Effekten- und Wechselbank, Frankfurter Bankverein, Deutsche Vereinsbank) und Bankgeschäfte vermitteln und befördern den Geldverkehr. Außer der Fondsbörse (vormittags) mit dem Hauptbörsenverkehr besteht in der Effektensocietät eine regelmäßige Abendbörse. Speziellen Zwecken gewidmet sind die Hypothekenbank, Hypothekenkreditverein, Landwirtschaftliche Kreditbank, Frankfurter Baubank, Gewerbekasse, Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften (darunter Providentia und Phönix), Sparbank, Sparkasse, Ersparungsanstalt, Pfennigsparkasse etc.
Zahlreich sind die Wohlthätigkeitsanstalten und die Vereine für milde Zwecke. Neben dem städtischen Krankenhaus bestehen das Heiliggeist-Spital (seit 1278 vorkommend, seit 1839 in einem Neubau) als Anstalt für Gesellen, Dienstboten und Fremde, das Senckenbergsche Stift, ein Hospital für Bürger und Pfründneranstalt, von dem Arzt Joh. Chr. Senckenberg (gest. 1772) gestiftet, zwei Entbindungsanstalten; ein Kinderspital, ein israelitisches Gemeindespital, Diakonissenanstalten, Armenklinik, Augenheilanstalt und kleinere Hospitalstiftungen, mehrere Spezialkliniken, eine allgemeine Poliklinik sowie zahlreiche Krankenkassen dienen der Unterstützung in Krankheitsfällen.
Ein städtisches Waisenhaus und mehrere konfessionelle Waisenanstalten, Stipendienstiftungen und Erziehungsvereine sind der Erziehung elternloser oder unbemittelter Kinder gewidmet. Der allgemeine Almosenkasten (1428 gegründet, 1532 reformiert), die konfessionellen Almosenkasten, ein Armenverein, eine Anzahl kleinerer Stiftungen und Frauenvereine ergänzen die seit 1883 nach dem Elberfelder System umgestaltete städtische Armenpflege. Die beiden ehemaligen Frauenklöster zu St. Katharina und der Weißfrauen sind in weibliche Versorgungsanstalten für Lutheraner umgewandelt, außerdem stehen dem städtischen Versorgungshaus für Altersschwache noch mehrere konfessionelle Versorgungsstiftungen u. Siechenhäuser zur Seite. Endlich befinden sich in Frankfurt noch eine Irrenanstalt, eine Taubstummen-Erziehungsanstalt und eine Blindenanstalt.
[Bildungsanstalten, Behörden etc.]
Der Jugendbildung dienen ein städtisches Gymnasium, ein in Vorbereitung begriffenes königliches Gymnasium, 2 Realgymnasien (eins mit Handelsschule), eine Oberrealschule und 4 Realschulen, ein kath. Progymnasium, 2 höhere Töchterschulen, zahlreiche Bürger- und Volksschulen (simultane wie konfessionelle, auch israelitische). Das Städelsche Kunstinstitut (1816 von dem Bankier J. Fr. ^[Johann Friedrich] Städel gegründet) besitzt eine reiche Gemälde- und Kupferstichsammlung sowie Gipsabgüsse nach Antiken, daneben auch eine Kunstbibliothek und eine Kunstschule zur Heranbildung von Malern, Bildhauern und Architekten.
Die Kunstgewerbeschule des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins besitzt eine Vorschule und verschiedene Fachklassen. Der Verein unterhält daneben eine Fachbibliothek und eine permanente Kunstgewerbeausstellung, der Kunstverein eine permanente Gemäldeausstellung (zum Verkauf). Das städtische historische Museum (im Archivgebäude) enthält Gemälde und Altertümer. Das Freie deutsche Hochstift (in Goethes Vaterhaus) sammelt eine litterarische Bibliothek und veranstaltet Vortragscyklen und Einzelvorträge aus allen Wissensgebieten, das Senckenbergsche Stift, die damit verbundene Senckenbergsche naturforschende Gesellschaft (1817 gegründet und im Besitz eines bedeutenden naturhistorischen Museums), der Physikalische und Geographische Verein Spezialkurse u. Einzelvorträge ihrer Wissenschaften.
Die genannten naturwissenschaftlichen Vereine haben ihre Bibliotheken mit der des Senckenbergianums vereinigt, die Polytechnische Gesellschaft (gegründet 1816), der auch der genannte Mitteldeutsche Kunstgewerbeverein sich angeschlossen hat, ist Gründerin verschiedener nützlicher Institute (so Sparkasse, Blindenanstalt) und auch einer Bibliothek meist technischen und gewerblichen Inhalts, so daß die Stadtbibliothek in ihren Aufgaben wesentlich entlastet ist.
Daneben bestehen eine Volksbibliothek und zahlreiche kleinere Spezialbibliotheken von Vereinen und Instituten. Zwei Musikkonservatorien, eine Musikschule und mehrere Musikvereine (der Philharmonische Verein, der Cäcilienverein, Rühlsche Gesangverein u. a.) pflegen die Musik. Der Frauenbildungsverein besitzt eine Kochschule und eine gewerbliche Fortbildungsschule. In F. erscheinen sieben tägliche Zeitungen, deren älteste das »Frankfurter Journal« (nationalliberal),
deren bedeutendste aber die »Frankfurter Zeitung« (demokratisch) ist. Daneben werden eine Anzahl ausschließlich dem Geldverkehr dienender periodischer Blätter, mehrere Wochenblätter (darunter zwei humoristische) und verschiedene periodische Zeitschriften wissenschaftlichen und technischen Inhalts hier verlegt. Frankfurt ist der Sitz zahlreicher Behörden: Polizeipräsidium, zugleich Landratsamt für den Stadtkreis, Oberlandesgericht (für die Landgerichte Frankfurt, Hechingen, Limburg [* 23] a. L., Neuwied, Wiesbaden), [* 24] Landgericht (für die Amtsgerichte Bockenheim, Frankfurt, Homburg), [* 25] Oberpostdirektion, königliche Eisenbahndirektion, Handelskammer und 2 Konsistorien.
Die städtischen Behörden gipfeln in dem Magistrat (16 Mitglieder) und 57 Stadtverordneten. Die bedeutendsten europäischen und außereuropäischen Staaten haben Konsulate in Frankfurt. Von Militärbehörden sind hier Kommandantur, Kommando der 21. Division, der 21. Kavalleriebrigade und der 42. Infanteriebrigade; die Garnison bildet das 1. hessische Infanterieregiment Nr. 81. Das 1. hessische Husarenregiment Nr. 13, zur Frankfurter Garnison gehörig, liegt in Bockenheim.
Das Wappen [* 26] der Stadt ist ein weißer, goldgekrönter und -bewehrter Adler [* 27] in Rot.
An Vergnügungsorten stehen voran: Palmengarten und zoologischer Garten, [* 28] beide mit täglichen Konzerten, Opernhaus, Schauspielhaus, Museumskonzerte (Saalbau) und zahlreiche andre Konzerte. ¶