(spr. furkrŏa),AntoineFrançois de, Chemiker, geb. zu
Paris, studierte daselbst und ward 1784
Professor
der
Chemie im
Jardin des plantes. Im J. 1792 Mitglied des
Nationalkonvents, setzte er die Einführung der
Gleichheit des
Maßes und
Gewichts durch und war auch im
Komitee des öffentlichen
Unterrichts und in der
Section des armes thätig.
Nach dem 9.
Thermidor Mitglied des
Wohlfahrtsausschusses, kam er 1795 in den
Rat der Alten, nahm aber 1798 sein Lehramt der
Chemie wieder an.
Bonaparte berief ihn in den
Staatsrat und vertraute ihm 1801 die oberste Leitung des öffentlichen
Unterrichts an. Er starb Seine Hauptschriften sind: »Leçons d'histoire naturelle et de chimie« (Par. 1781, 2 Bde.;
1791, 5 Bde.; unter dem
Titel: »Système de connaissances chimiques«, das. 1801, 6 Bde.;
deutsch im
Auszug von FourcroyWals, Königsb. 1801-1803, 4 Bde.);
Fourcroya giganteaVent., mit stachelspitzigen, sonst unbewehrten,
fast 2 m langen, 16
cm breiten, im
Kreise
[* 7] stehenden Blättern, treibt einen 10 m hohen, armsdicken, stark
verzweigten Blütenschaft mit mehreren
Tausend hängenden, grünlichweißen
Blüten und liefert in den Blattfasern einen Teil
der Agavefaser des
Handels.
Fourcroya cubensisHaw., kleiner als die vorige Art, mit kürzern,
breitern, mit
Stacheln besetzten Blättern,
liefert in den Blattfasern einen Teil des
Gras- oder
Sisalhanfs, in den
Stacheln eine Art
Nägel
[* 8] und in dem
Saft, welcher sich in der durch
Ausbrechen einiger Herzblätter entstandenen Höhlung ansammelt und gärt, ein beliebtes berauschendes
Getränk sowie auch
Zucker.
[* 9] Beide
Arten und die buntblätterige Fourcroya Lindeni werden wie die
Agaven als
Zierpflanzen kultiviert.
Infolge seiner anerkannten Tüchtigkeit im Seewesen wurde er in das
Komitee für Marineangelegenheiten
berufen und 1864 zum
Präsidenten desselben ernannt. Am wurde er
Kommandant des Übungsgeschwaders und beim
Ausbruch
des deutsch-französischen
KriegsKommandant des zweiten
Geschwaders, welches den Befehl hatte, in der
Nordsee zu operieren.
Da aber die deutsche
Flotte einen
Kampf vermied, mußte sich Fourichon mit der
Blockade der deutschen
Küsten begnügen.
Nach dem
Sturz des Kaiserreichs wurde er 4. Sept. zum Marineminister ernannt und der
Delegation in
Tours
[* 10] beigegeben, welche ihm
auch die
Funktionen des Kriegsministers übertrug. Wegen
Differenzen mit
Crémieux und
Glais-Bizoin legte er die letztern 5. Okt. nieder.
Das Marineministerium behielt er, ohne in diesem eine erfolgreiche Thätigkeit entwickeln zu können, und unterschrieb auch
alle
DekreteGambettas. Bei den
Wahlen vom in die
Nationalversammlung gewählt, nahm er seinen Sitz im rechten
Zentrum. 1876 zum
Senator ernannt, bekleidete er noch einmal das Marineministerium vom bis zum und
starb
(spr. furjē), 1)
JeanBaptisteJoseph,
Baron de,
Mathematiker und
Physiker, geb. zu
Auxerre, besuchte
die
Militärschule seiner Vaterstadt, ging dann in das
Kloster St.-Benoît sur
Loire alsNovize, trat jedoch 1789 in
das Weltleben zurück und erhielt zu
Auxerre den Lehrstuhl der
Mathematik, den er bis 1794 innehatte. Er nahm an den Jakobinerversammlungen
teil und gehörte zu dem furchtbaren
Comité de survelliance.
Kurze Zeit bekleidete er eine Professur an der
Normalschule zu
Paris, dann an der polytechnischenSchule und folgte 1798
Bonaparte nach
Ägypten,
[* 11] wo er als dessen
Sekretär
[* 12] für das ägyptische
Institut und als
Diplomat thätig war. Zugleich war er eifriger Mitarbeiter an der »Description
de l'Égypte«, deren historische
Einleitung er verfaßte. 1802 wurde er zum
Präfekten des Isèredepartements, 1808 zum
Baron
und 1815 zum
Präfekten des Rhônedepartements ernannt, legte aber letztere
Stelle bald nieder und lebte
seitdem in
Paris seinen
Studien; 1815 ward er Mitglied und später beständiger
Sekretär der
¶
mehr
mathematischen Klasse des französischen Nationalinstituts. Er starb Seine berühmtesten Werke sind: »Théorie
analytique de la chaleur« (Par. 1822; deutsch von Weinstein, Berl. 1884);
»Mémoire sur les températures du globe terrestre
et des espaces planétaires« (1827) und »Analyse des équations déterminées« (hrsg. von Navier, 1831).
Beteiligt bei den Aufständen gegen die Herrschaft der Jakobiner, wurde Fourier gefangen und entging nur mit Mühe dem Todesurteil;
aber er verlor sein Vermögen. Bald darauf wurde er zur Armee eingezogen, welcher er zwei Jahre angehörte. 1799 in
einem Handlungshaus in Marseille
[* 17] beschäftigt, wurde Fourier beauftragt, im Interesse einer Preisspekulation heimlich eine große
Reisladung ins Meer werfen zu lassen. Dies soll ihn zuerst auf sozialistische Ideen gebracht haben. Er wurde dann in LyonHandelsmakler
und veröffentlichte als solcher 1803 anonym im »Bulletin de Lyon« einen politischen Artikel, »Le
[* 18] triumvirat«,
der damals großes Aufsehen, auch die Aufmerksamkeit des KonsulsBonaparte erregte.
In den folgenden Jahren überließ er sich in seinen Mußestunden philosophischen und sozialpolitischen Spekulationen über
das Wesen und die Bestimmung der Menschen und über die Möglichkeit, gegenüber den bisherigen Zuständen das Glück aller
herzustellen, und kam hier zu eigentümlichen, von allen bisherigen Vorstellungen abweichenden Ideen, auch
zu sozialistischen Anschauungen. Als Frucht seiner Studien erschien 1808 ein größeres Werk: »Théorie des quatre mouvements
et des destinées générales«, mit dem er eine neue soziale Wissenschaft geschaffen zu haben glaubte.
Das Werk enthält bereits die Begründung und das Programm seines neuen sozialistischen Systems, dessen
positive Gestaltung bis in alle Einzelheiten in dem 14 Jahre später erschienenen »Traité d'association domestique agricole«
(Besançon und Par. 1822, 2 Bde.; 1841 u. d. T.:
»Théorie de l'unité universelle« gedruckt) näher ausgeführt wurde. Fourier hat außer diesen beiden
Hauptwerken noch eine Reihe zum Teil umfangreicher Arbeiten veröffentlicht (s. unten); dieselben enthalten
im wesentlichen aber nur Wiederholungen oder weitere Ausführungen der in jenen Werken bereits ausgesprochenen Ideen.
Seit dem Erscheinen des ersten Werkes war Fourier unablässig bemüht, für seine IdeenPropaganda zu machen und Anhänger zu gewinnen.
Aber das Werk fand keine Beachtung, und seine Bemühungen waren fast 20 Jahre vergebliche;
erst gegen
Ende der 20er Jahre gelang es ihm, in Paris eine kleine Schule zu begründen;
vorher (1816) hatte er nur einen Schüler, Just
Muiron, gefunden. Er lebte von 1808 bis 1826 abwechselnd meist bei Verwandten und Freunden, teils auf dem Lande, teils in verschiedenen
Städten, namentlich in Besançon und Paris;
zeitweise hatte er Stellungen in Handelshäusern inne. 1826 siedelte er dauernd
nach Paris über und blieb dort bis zu seinem Tod. Er starb in Armut
Fourier gehört zu jenen Phantasten, die sich berufen glauben, die Beglücker der Menschheit zu werden. Was
Marlo von ihm sagt: »Fourier
ist ebensowohl ein kritisches als schöpferisches
Talent. Er ist durchaus originell und steht durch seinen überschwenglichen Gedankenreichtum hoch über seiner geistesarmen
Zeit. Seine umfangreichen Schriften enthalten ein buntes Gemisch von frappanten Schilderungen, wunderlichen Berechnungen,
märchenhaften Phantasmen, groben Irrtümern und gewichtigen Wahrheiten. Sie sind verworren, mit neuen,
meist gesuchten Wortbildungen überladen und häufig so dunkel, daß der wahre Sinn derselben zweifelhaft bleibt«, ist in der
That zutreffend, auch die hierin liegende Anerkennung, wenngleich das Beste in seinen Schriften jedenfalls die Kritik thatsächlicher
Wirtschafts- und Gesellschaftszustände ist.
Über Fouriers sozialistisches System s. Sozialismus. Die sozialistische Umwandlung der menschlichen Gesellschaft,
von der er die Lösung der sozialen Frage erhoffte, die Beseitigung aller bisherigen Wirtschaftsformen unpolitischen Gemeinschaften
durch seine »Phalangen«, begründete er mit einer in seinem ersten Werk breit ausgeführten Psychologie und Kosmogonie, von
denen die erstere, völlig unhaltbar, keine Beachtung gefunden, die letztere aber mit ihren Prophezeiungen über
die Zukunft des Menschengeschlechts und der Erde geradezu als Verrücktheit bezeichnet werden muß. Es genügt, hier z. B.
zu erwähnen, daß Fourier weissagt: es würde durch die über die ganze Erde verbreiteten Phalangen mit dem über die Welt herrschenden,
in Konstantinopel
[* 19] residierenden Omniarchen der ganze Zustand der Erdoberfläche eine Änderung erfahren:
um den Nordpol werde sich eine Lichtkrone bilden, die Leben und Wärme
[* 20] über die kalten Länder der Erde verbreite, die Erde werde
dann überall bewohnbar sein, die Fische
[* 21] würden den Menschen dienstbar sein und Schiffe
[* 22] ziehen, die wilden Tiere zu Lasttieren
werden;
Unmöglich ist es, in Kürze auch nur die Grundzüge seiner eigentümlichen Psychologie wiederzugeben (s. darüber
Stein, Marlo, Reybauda. a. O.). Der an sich einfache Grundgedanke, auf dem die willkürlichen, unklaren und phantastischen Anschauungen
beruhen, ist: daß alle Menschen eine Reihe von 12 Grundtrieben (5 sensuelle, 4 affektive, 3 distributive)
haben, aus deren verschiedener Mischung bei den Einzelnen der verschiedene Charakter derselben sich bilde, daß das Glück
der Menschen darin bestehe, daß jeder ungehindert seinen Trieben in deren natürlicher Äußerung folgen könne, und daß,
um das allgemeine Glück zu schaffen, daher eine soziale Ordnung geboten sei, welche diese natürliche
Gestaltung und damit »die Harmonie« der Triebe sichere.
Der Fourierismus gelangte erst nach dem Untergang des Saint-Simonismus gegen das Lebensende von und mehr nach seinem Tod vorübergehend
zu größerer Bedeutung durch die energische Agitation einiger hervorragender Anhänger Fouriers, namentlich V. Considérants
(s. d.), welche aus den Fourierschen Lehren
[* 24] den praktischen sozialistischen Kern herausschälten und dafür
wirkten. Von bekanntern Fourieristen sind noch zu nennen: Jules Lechevalier, Abel Transon, Lemoyne, Morize, Paget, Baudet-Dulary,
CésarDaly, Pellarin, Blanc, Chambellant,
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