fehlerfreies optisches
Glas
[* 2] in größern
Dimensionen allein in
München
[* 3] darzustellen versteht, so suchte er
Spiegelteleskope
zu konstruieren, deren Glasspiegel innen mit einer dünnen, aber sehr lichtstarken Silberschicht überzogen war. Er erreichte
sehr vielversprechende
Resultate und
ging an die Herstellung eines
Spiegels von 1,2 m
Durchmesser, als ihn der
Tod überraschte.
Die Fortführung seiner
Arbeiten sicherte der
Kaiser durch eine jährliche
Summe von 10,000
Frank aus seiner
Schatulle, wie er in
ähnlicher
Weise schon früher die
ExperimenteFoucaults befördert hatte. Auch über
Wärme
[* 4] und
Magnetismus
[* 5] lieferte Foucault Untersuchungen,
und seit 1845 redigierte
er den wissenschaftlichen Teil des
»Journal des Débats«.
Vgl.
Lissajous, Notice
historique sur la vie et les travaux deL. Foucault (Par. 1875);
»Recueil des travaux scientifiques de
Léon Foucault« (hrsg. von Gariel
und
Bertrand, das. 1878).
Pendelversuch liefert den augenscheinlichen
Beweis der täglichen
Umdrehung der
Erde um ihre
Achse von
Westen
nach
Osten. Ein schwingendes
Pendel
[* 6] hat vermöge der
Trägheit das Bestreben, in seiner Schwingungsebene
zu verharren, und hält dieselbe auch der
Umdrehung der
Erde gegenüber fest. Denkt man sich ein
Pendel über dem
Nordpol der
Erde aufgehängt, so behält die Schwingungsebene des
Pendels ihre
Richtung im
Raum bei, während die
Erde samt dem
auf ihr stehenden Beobachter sich unter dem
Pendel von
Westen nach
Osten dreht; der Beobachter, der seinen Standpunkt für fest
hält, wird daher die Schwingungsrichtung des
Pendels in Bezug auf die Erdoberfläche von
Osten über
Süden nach
Westen, also
nach rechts hin, sich drehen und in 24
Stunden einen ganzen
Umlauf vollenden sehen. An jedem andern
Ort
kann die von der Erdumdrehung herrührende
Bewegung der Erdoberfläche aufgefaßt werden als zusammengesetzt aus einer langsamern
Umdrehung um eine vertikale
Achse und aus einer Fortführung von
Westen nach
Osten; nur die erstere
Bewegung kann zu einer scheinbaren
Drehung der Schwingungsrichtung des
Pendels, auf der nördlichen Erdhälfte nach rechts, auf der südlichen
nach links herum,
Anlaß geben, welche um so langsamer erfolgt, je näher der
Ort dem
Äquator liegt und am
Äquator selbst
Null
ist.
(spr. füsché),Joseph,
Herzog von
Otranto, Polizeiminister unter
Napoleon I., geb. zu
Nantes
[* 14] als Sohn eines
Schiffskapitäns, trat, bei den
Priestern des
Oratoriums daselbst und in
Paris erzogen, in deren
Orden
[* 15] ein,
um emporzukommen, obwohl
er dem cynischten Unglauben huldigte. Bei dem
Ausbruch der
Revolution trat er aus dem
Orden aus und
ließ sich in
Nantes als
Advokat nieder. Durch die Heftigkeit seiner
Reden wußte er sich in den dortigen
Klubs so hervorzuthun, daß er 1792 in den
Konvent gewählt wurde, wo er sich mit richtigem
Instinkt der heftigsten
Partei, dem
Berg, anschloß. Er wurde zuerst nach
Nantes, dann in die
Departements des
Zentrums geschickt, um hier den Royalismus
und die gemäßigte republikanische
Gesinnung zu unterdrücken und Streitkräfte gegen die
Vendée, später auch gegen
Lyon
[* 16] zu organisieren.
Der hier gezeigte
Eifer veranlaßte den Sicherheitsausschuß, ihn im
November 1793 mit
Collot d'Herbois und
Couthon zur
Züchtigung
von
Lyon auszusenden, und hier nahm
er den eifrigsten
Anteil an jenen entsetzlichen Metzeleien, indem er
die
Blut- und Konfiskationsdekrete mit heuchlerischen
Phrasen von
Freiheit, Menschenwohl, allgemeiner
Glückseligkeit u. dgl.
zu beschönigen suchte. Da Fouché zu der kommunistisch-extremen
Richtung der
Hébertisten gehörte, geriet er in Streit mit
Robespierre,
der ihn im Jakobinerklub als halsstarrigen
Atheisten mit Ungestüm angriff und wenigeWochen
später seine
Ausschließung aus dem
Klub durchsetzte.
Deshalb wirkte Fouché mit
Collot,
Tallien und
Barère zum
SturzRobespierres 9.
Thermidor(27. Juli) mit. Obwohl er nun den Gemäßigten
spielte, wurde er doch mit andern Schreckensmännern auf Befehl des
Konvents im
August 1795 verhaftet, jedoch durch die allgemeine
Amnestie imOktober d. J. wieder befreit. Er lebte nun eine Zeitlang zurückgezogen im
Thal
[* 17] von
Montmorency.
Erst 1798 verdankte er seiner alten
Verbindung mit
Barras seine Ernennung zum
Gesandten bei der
Cisalpinischen Republik.
Da er
aber hier in
Gemeinschaft mit dem
GeneralBrune einen völligen Umsturz der
Verfassung versuchte, wurde er schon nach
wenigen
Tagen wieder abberufen, 1799 nach dem
Haag
[* 18] gesandt und im
September zum Polizeiminister ernannt. In dieser
Stellung vermochte
Fouché alle
Gaben seines scharfen
Verstandes, seines verschlagenen
Geistes, seiner rücksichtslosen
Selbstsucht, seiner trefflichen
Kenntnis der
Parteien und
Menschen zu verwenden. Mit der Grundsatzlosigkeit, die er stets bewährte, ging er zur
rechten Zeit von seinem Beschützer
Barras zu
Bonaparte über, den er bei der
Revolution des 18.
Brumaire eifrig unterstützte.
Allerdings mißtraute
Bonaparte dem Polizeiminister, allein Fouché wußte sich ihm bald unentbehrlich zu machen. Er organisierte
ein ausgedehntes Spioniersystem über alle
Klassen der
Gesellschaft, die
Familie des Ersten
Konsuls nicht ausgenommen,
und unterhielt es hauptsächlich mit dem Erträgnis der Spielpacht, wobei er sich selbst auch zu bereichern wußte.
Endlich
der geheimen Macht Fouchés müde, schaffte
Napoleon das Polizeiministerium
(September 1802) ab; zur
Entschädigung erhielt
Fouché die Senatorie von
Aix und die Hälfte des von ihm gesammelten Polizeireservefonds von 2,400,000
Frank.
Aber wegen der Ungeschicklichkeit seiner Nachfolger in der Polizeiverwaltung übertrug ihm
Napoleon das
Polizeiministerium von neuem. Im März 1806 wurde er zum
Herzog von
Otranto mit einer beträchtlichen
Ausstattung in
Gütern
ernannt. Doch geriet er, da er sich den unaufhörlichen Eroberungskriegen des
Kaisers widersetzte und auf eigneFaust
eine geheime Unterhandlung mit dem englischen
Ministerium begann, bei
Napoleon in
Ungnade und wurde abgesetzt Fouché verbrannte
oder versteckte alle wichtigen
Papiere seines
¶
mehr
Ministeriums, um seinen Nachfolger Savary in Verlegenheit zu bringen, und als der Kaiser ihn dafür zur Rechenschaft ziehen
wollte, flüchtete er nach Toscana und verbarg sich dort eine Zeitlang. Endlich erhielt er die Erlaubnis, sich nach seiner
Senatorie in Aix zu begeben, und 1811 die, nach Paris zurückkehren zu dürfen. 1813 als Generalgouverneur
nach Laibach
[* 20] und Rom und
[* 21] endlich als Gesandter nach Neapel
[* 22] geschickt, intrigierte er bereits nach allen Seiten gegen Napoleon,
den er durch eine RegentschaftMarieLuisens ersetzen wollte.
Allein die Kriegsereignisse führten die Wiedereinsetzung der Bourbonen herbei, denen sich Fouché anschloß; zugleich nahm er aber
auch an den Umtrieben teil, welche die Rückkehr Napoleons aus Elba zur Folge hatten. Der Kaiser sah sich
um seiner eignen Sicherheit willen genötigt, das Polizeiministerium wieder Fouché zu übertragen, welcher sofort trotz seines
Ministerpostens mit den Liberalen im Innern, mit Ludwig XVIII. in Gent
[* 23] und mit Metternich konspirierte, um sich für
alle Fälle sicherzustellen. Am nach der AbdankungNapoleons, von der Kammer zum Vorsitzenden der provisorischen
Regierung ernannt, bestimmte er Napoleon zur Flucht nach Amerika
[* 24] und bereitete die zweite Restauration der Bourbonen vor. Er ward
der Polizeiminister auch der neuen Regierung und ächtete durch die Ordonnanz vom einen Teil
seiner Mitschuldigen bei der Rückführung Napoleons.
Weil ihm aber keine Partei mehr traute und er von allen Seiten angefeindet, besonders aber von den Ultraroyalisten heftig
angegriffen wurde, sah sich Ludwig XVIII. genötigt, ihn im September 1815 zu entlassen und als französischen Gesandten nach
Dresden
[* 25] zu schicken. Von dem Verbannungsdekret des gegen die Königsmörder betroffen,
nahm Fouché seinen Aufenthalt in Prag,
[* 26] dann in Linz
[* 27] und Triest,
[* 28] mit Abfassung von Verteidigungsschriften für seine Vergangenheit
beschäftigt. Er starb an einer Brustkrankheit in Triest, seinen Söhnen ein Vermögen von 14 Mill. Fr. zurücklassend.
Die reichen Gaben seines Geistes hatten stets nur im Dienste
[* 29] der gewissenlosesten Selbstsucht gestanden.
Die »Mémoires de J. Fouché, duc d'Otrante« (Par. 1828-29, 4 Bde.;
deutsch, Darmst. 1825, 2 Bde.) sind
unecht, wofür auch seine Söhne sie durch das Gericht erklären ließen, und von Alphonse de Beauchamp verfaßt. Fouché hat in der
That Memoiren hinterlassen, dieselben sind aber nicht veröffentlicht worden. Dagegen hat er zahllose politische Pamphlete
drucken lassen, deren Aufzählung man in dem »Annuaire de Mahul« (1821) findet.