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Seine Tochter Marie, geb. zu Dresden, [* 2] gest. daselbst, trat gleichfalls als Dichterin (»Gedichte«, Leipz. 1857) hervor; außerdem veröffentlichte sie »Briefe aus Südrußland« (das. 1856).
2) Friedrich Christoph, Dichter und historischer Schriftsteller, geb. zu Münchengosserstädt bei Kamburg a. S., studierte 1809-11 in Jena [* 3] Theologie, widmete sich jedoch sodann als Hauslehrer zu Dresden archäologischen und kunstgeschichtlichen Studien. Bei Beginn der Freiheitskriege trat er mit Theodor Körner in das Lützowsche Freikorps, in welchem er später Offizier ward, und wußte durch seine feurigen Kriegslieder »Schlachtenruf an die erwachten Deutschen« zum Kampfe für Befreiung des Vaterlandes zu begeistern.
Auch 1815 kämpfte er mit und ward bei Ligny schwer verwundet. Nach der Einnahme von Paris [* 4] war er bei der Zurückforderung der dort aufgehäuften Kunstschätze thätig, und nach seiner Rückkehr erhielt er eine Anstellung als Lehrer an der Artillerie- und Ingenieurschule zu Berlin. [* 5] Wegen eines Aufsatzes »Über die geschichtliche Entwickelung der Verfassung Preußens« [* 6] für Ludens »Nemesis« von 1817 vor ein Kriegsgericht gestellt und aus dem königlichen Dienst entlassen, privatisierte er sodann in Berlin und redigierte seit 1821 die »Neue Berliner [* 7] Monatsschrift«, welche das Leben in Kunst und Wissenschaft besprach, dann 1823 bis 1826 die »Vossische Zeitung« und 1827-30 in Verbindung mit W. Alexis das »Neue Berliner Konversationsblatt«, machte mit seinem Bruder Ernst Förster (s. Förster 4) eine Kunstreise nach Italien [* 8] und wurde 1829 zum Hofrat und Kustos bei der königlichen Kunstkammer ernannt. Er starb in Berlin.
Von seinen Schriften sind zu erwähnen: »Der Feldmarschall Blücher und seine Umgebungen« (2. Aufl., Leipz. 1821);
»Friedrichs d. Gr. Jugendjahre, Bildung und Geist« (das. 1822);
»Albrecht von Wallenstein« (Potsd. 1834),
vorbereitet durch die »Ungedruckten eigenhändigen vertraulichen Briefe und amtlichen Schreiben Albrechts von Wallenstein« (Berl. 1828-29, 3 Bde.);
einen Nachtrag bildet seine Schrift »Wallensteins Prozeß vor den Schranken des Weltgerichts und des k. k. Fiskus zu Prag. [* 9] Mit noch bisher ungedruckten Urkunden« (Leipz. 1844);
»Geschichte Friedrich Wilhelms I., Königs von Preußen« [* 10] (Potsd. 1835, 3 Bde.);
»Urkundenbuch« (neue Ausg. 1839, 2 Bde.);
»Die Höfe und Kabinette Europas im 18. Jahrhundert« (das. 1836-39, 3 Bde.).
In »Peter Schlemihls Heimkehr« (2. Aufl., Leipz. 1849) lieferte er eine Fortsetzung zu Chamissos bekannter Dichtung. Außerdem bearbeitete er mehrere Stücke Shakespeares, lieferte einige kleinere Lustspiele und das historische Drama »Gustav Adolf« (Berl. 1832). Seine Kriegslieder, Romanzen, Erzählungen und Legenden vereinigte er in einer Sammlung seiner »Gedichte« (Berl. 1838, 2 Bde.). Unter dem Gesamttitel: »Preußens Helden im Krieg und Frieden« veröffentlichte er eine umfassende Geschichte Preußens, aus folgenden meist in zahlreichen Auflagen erschienenen Einzelwerken bestehend: »Der Große Kurfürst«, »Friedrich I.«, »Friedrich Wilhelm I.«, »Friedrich der Große«, »Neuere und neueste preußische Geschichte«, »Die Befreiungskriege«, »Von Elba nach St. Helena«, »Ligny und Waterloo«. [* 11] Aus seinem Nachlaß erschien »Kunst und Leben« (hrsg. von H. Kletke, Berl. 1873).
3) Ludwig, Architekt, geb. 1797 zu Baireuth, [* 12] bildete sich auf der Münchener Akademie und seit 1815 in Wien, [* 13] wo er S. Nobilis Schüler wurde. In seinen Gebäuden ließ er gewöhnlich den Stil der italienischen Renaissance walten und brachte es, ohne besonders originell zu sein, meist zu stattlicher Wirkung. Er baute die evangelische Kirche zu Gumpendorf, die Synagogen zu Wien und Pest, die Elisabethbrücke und zahlreiche Privathäuser in Wien, war am dortigen Arsenal thätig und gab durch seine schon 1844 veröffentlichen Projektdarstellungen zum Teil den Anstoß zu der Wiener Stadterweiterung, bei der sowohl er als seine Söhne durch Ausführung zahlreicher Gebäude ehrenvoll vertreten sind. Seit 1836 gab er die von ihm gegründete »Bauzeitung« heraus, noch jetzt für deutsche Architekten und Ingenieure ein Zentralorgan. Er starb als Professor der Wiener Akademie im Bad [* 14] Gleichenberg in Steiermark [* 15]
4) Ernst, Maler, Kunstschriftsteller und Dichter, Bruder von Förster 2), geb. zu Münchengosserstädt a. S., widmete sich theologischen und philosophischen Studien sowie der Malerei, zu welcher er endlich, namentlich durch Cornelius' persönlichen Einfluß, ganz hingezogen ward. Nachdem er 1822 in Dresden Studien nach Tizian und Holbein [* 16] gemacht, trat er 1823 in München [* 17] in die Schule von Cornelius, machte seine ersten Versuche in der Freskomalerei in der Glyptothek, arbeitete unter des Meisters Leitung vom Januar 1824 bis Herbst 1825 an Hermanns großem Freskobild der Theologie in der Bonner Aula und nahm später an der Ausschmückung der Hofgartenarkaden und an der Ausführung der enkaustischen Bilder im Königsbau in München teil. Ein Auftrag des Kronprinzen Maximilian von Bayern, [* 18] in Italien Zeichnungen nach ältern Meistern anzufertigen, führte ihn zu kunstwissenschaftlichen Forschungen, die er als »Beiträge zur neuern Kunstgeschichte« (Leipz. 1836) herausgab, wofür ihm die Universität Tübingen [* 19] den Doktortitel verlieh. Im Anschluß an die Biographie seines Schwiegervaters Jean Paul, welche er nach dem Tode des ersten Herausgebers fortzusetzen hatte, schrieb er von »Wahrheit aus Jean Pauls Leben« den 4.-8. Band [* 20] (Bresl. 1827-33); auch gab er »Politische Nachklänge von Jean Paul« (Heidelb. 1832) heraus und nahm von 1836 bis 1838 an der Herausgabe von dessen Nachlaß und Briefwechsel den hauptsächlichsten Anteil, wie er auch eine kurze Biographie des Dichters für die Ausgabe von dessen »Ausgewählten Werken« (Bd. 16, Berl. 1849) lieferte und den »Papierdrachen« (Frankf. 1845, 2 Tle.) desselben und »Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Jean Paul Friedr. Richter« (Münch. 1863, 4 Bde.) herausgab.
Nach Schorns Tod beteiligte er sich 1842 mit Franz Kugler in Berlin an der Redaktion des »Kunstblattes« und führte die von Schorn begonnene Übersetzung von Vasaris »Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister« (Stuttg. 1843-1849, 6 Bde.) zu Ende. Außerdem schrieb er: »Leitfaden zur Betrachtung der Wand- und Deckengemälde des neuen Königsbaues in München« (Münch. 1834);
»Briefe über Malerei, in Bezug auf die Gemäldesammlungen in Berlin, Dresden, München etc.« (Stuttg. 1838);
»München, ein Handbuch für Fremde und Einheimische« (Münch. 1838, 8. Aufl. 1858);
»Handbuch für Reisende in Italien« (das. 1840, 8. Aufl. 1862; auch franz.);
»Die Wandgemälde der St. Georgenkapelle zu Padua« [* 21] (Berl. 1841);
»Handbuch für Reisende in Deutschland« [* 22] (Münch. 1847, 2. Aufl. 1853);
»J. G. ^[Johann Georg] Müller, ein Dichter- und Künstlerleben« (St. Gallen 1851);
»Leben und Werke des Fra Angelico da Fiesole«, mit Zeichnungen von seiner Hand [* 23] (Regensburg [* 24] 1859);
»Vorschule der Kunstgeschichte«, mit vielen Holzschnitten (Leipz. 1862);
»Denkmale deutscher Baukunst, [* 25] Bildnerei und Malerei«, mit 300 ¶
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Zeichnungen, großenteils von seiner Hand (das. 1853-69, 12 Bde.);
»Geschichte der deutschen Kunst« (das. 1851 bis 1860, 5 Bde., wovon die zwei letzten auch separat erschienen unter dem Titel: »Geschichte der neuen deutschen Kunst«, 1863, mit vielen Abbildungen);
»Vermischte Schriften« (Münch. 1862);
»Reise durch Belgien [* 27] nach Paris und Burgund« (Leipz. 1865);
die Biographie »Raphael« (das. 1867-69, 2 Bde.);
»Geschichte der italienischen Kunst« (das. 1869-78, 5 Bde.);
»Denkmale italienischer Malerei«, mit vielen Zeichnungen von seiner Hand (das. 1870-82, 4 Bde.);
»Peter v. Cornelius, ein Gedenkbuch« (Berl. 1874, 2 Bde.);
»Peter v. Cornelius' Entwürfe zu den Fresken der Loggien der Pinakothek von München«, mit Abbildungen derselben von H. Merz (Leipz. 1874);
»Die deutsche Kunst in Bild und Wort« (das. 1879).
Er starb in München.
5) Heinrich, Fürstbischof von Breslau, [* 28] geb. zu Großglogau, studierte Theologie in Breslau, wurde 1825 zum Priester geweiht, bekleidete dann nacheinander die Stellen eines Kaplans zu Liegnitz [* 29] und Pfarrers zu Landeshut und wurde 1837 Domkapitular, erster Domprediger und Inspektor des Klerikalseminars in Breslau. Er begründete in dieser Stellung seinen Ruf als einer der bedeutendsten Kanzelredner der katholischen Kirche in Deutschland. Der von Schlesien [* 30] ausgehenden deutschkatholischen Bewegung trat er als entschiedener Vorkämpfer des römisch-katholischen Kirchentums entgegen. Im Sommer 1848 ward er in die Nationalversammlung zu Frankfurt [* 31] gewählt; im November d. J. wohnte er der Synode der deutschen Bischöfe in Würzburg [* 32] bei, und ward er Fürstbischof von Breslau. Förster war keineswegs von Anfang an ultramontan gesinnt, besaß indes nicht den Mut, der Kurie und den Jesuiten bei ihrem Versuch, auch den schlesischen Klerus und namentlich die Breslauer katholisch-theologische Fakultät ihrem System zu unterwerfen, energischen Widerstand zu leisten.
In der Angelegenheit des Professors Baltzer (s. Baltzer 1) ließ er sich durch die Hetzereien des »Schlesischen Kirchenblatts« und des Denunzianten Professor Bittner bei der Kurie so einschüchtern, daß er 1860 gegen Baltzer einschritt, obwohl er sich früher mit dessen Ansichten einverstanden erklärt hatte, und ihm die Ausübung seines Amtes untersagte; in dem nun folgenden Streit mit Baltzer vertrat er zuletzt rein römisch-jesuitische Ansichten über das Verhältnis der Wissenschaft zur päpstlichen Autorität.
Auf dem vatikanischen Konzil gehörte Förster zur Opposition gegen das Unfehlbarkeitsdogma, stimmte 13. Juli mit 87 andern Bischöfen gegen das Dogma und verließ mit der Mehrheit derselben nach dem Protest vom 17. Juli Rom. [* 33] Den Fuldaer Hirtenbrief vom unterschrieb er allerdings nicht, unterwarf sich indes, nachdem er in Rom vergeblich um seine Enthebung vom Amt nachgesucht, bald und schritt bereits im Oktober gegen die Breslauer theologische Fakultät mit strengen Zensuren ein.
Natürlich besaß er nun auch nicht die Energie, sich der Opposition der ultramontanen Partei gegen die preußischen Maigesetze zu entziehen: er wurde wegen unterlassener Anzeige von Pfarrbesetzungen und Exkommunikation staatstreuer Priester mehrfach zu Geldstrafen verurteilt und gepfändet und ihm die Temporalien gesperrt. Sein 50jähriges Priesterjubiläum ward zu einer ultramontanen Demonstration benutzt, und als beim obersten kirchlichen Gerichtshof das Absetzungsverfahren gegen ihn eingeleitet und seine Verhaftung angeordnet wurde, entzog er sich derselben Anfang Mai durch die Flucht nach Johannisberg im österreichischen Teil seiner Diözese, von wo er diesen weiter verwaltete. Seine Absetzung als Bischof von Preußisch-Schlesien erfolgte Förster starb in Johannisberg. Försters Predigten erschienen gesammelt als »Kanzelvorträge« (Bresl. 1854, 6 Bde.). Auch schrieb er ein »Lebensbild« seines fürstbischöflichen Vorgängers Melchior von Diepenbrock (3. Aufl., Regensb. 1878).
Vgl. Franz, Heinrich Förster, Fürstbischof von Breslau (Bresl. 1875).
6) August, namhafter Schauspieler, geb. zu Lauchstädt, betrieb seit 1847 auf der Universität in Halle [* 34] theologische und philologische Studien, wandte sich aber, nachdem er promoviert hatte, einem innern Drang folgend, der Bühne zu und debütierte 1851 erfolgreich als Seckendorf (»Zopf und Schwert«) in Naumburg [* 35] a. S. Er spielte nun in Merseburg, [* 36] Halle, Meiningen [* 37] u. a. O., ging 1853 als erster Held und Liebhaber nach Posen, [* 38] gastierte 1855 am Burgtheater zu Wien mit günstigem Erfolg, war darauf in Stettin, [* 39] Danzig [* 40] und Breslau engagiert und folgte 1858 einem Ruf an das Wiener Burgtheater, wo er seit 1860 auch an der Regie in hervorragendem Maß teilnahm. 1876-82 war Förster Direktor des Leipziger Stadttheaters, doch gelang es ihm nicht, diese Bühne durchaus auf die ihr zukommende Höhe zu erheben.
Seit 1883 ist Förster Sekretär [* 41] und stellvertretender Direktor des Deutschen Theaters in Berlin. Als Schauspieler spielte in Wien anfänglich noch gesetzte Liebhaber- und fein komische Charakterrollen, trat aber nach und nach in das ernste Väterfach über. Seine vorzüglichsten Rollen [* 42] in dieser Richtung sind: Wachtmeister (»Wallensteins Lager«), [* 43]
Friedrich Wilhelm I. (»Zopf und Schwert«),
Kottwitz (»Prinz von Homburg«), [* 44]
Michonnet (»Adrienne Lecouvreur«),
Nathan, Musikus Miller, Odoardo Galotti, Erbförster, König Lear etc. Seine Darstellung zeichnet durchweg eine gesunde Natürlichkeit aus; auch wirkt sie durch Einfachheit, volles Verständnis und den warmen Ton des Gemüts. Auch als gewandter Bearbeiter französischer Stücke hat sich Förster bekannt gemacht.
7) Wilhelm, Astronom, geb. zu Grünberg [* 45] i. Schl., studierte seit 1850 Mathematik und Naturwissenschaft in Berlin und seit 1852 Astronomie [* 46] bei Argelander in Bonn, [* 47] ward 1855 zweiter Assistent an der Berliner Sternwarte, [* 48] 1857 Privatdozent an der Universität, 1860 erster Assistent an der Sternwarte und 1863 außerordentlicher Professor. Während der letzten Krankheit Enckes leitete er interimistisch die Berliner Sternwarte und wurde 1865 zu deren Direktor ernannt. 1868 trat er als Direktor in die Normaleichungskommission und leitete seitdem die Neuorganisation des deutschen Maß- und Gewichtswesens. Förster gibt seit 1865 das Berliner »Astronomische Jahrbuch« heraus, beteiligte sich bis 1868 an der europäischen Gradmessung [* 49] und fungierte bis 1869 als Schriftführer der Astronomischen Gesellschaft und Mitherausgeber von deren »Vierteljahrsschrift«.
Seine Arbeiten veröffentlichte er in den »Astronomischen Nachrichten« und dem »Astronomischen Jahrbuch«, einzelne Arbeiten über Messen und Wägen in den von ihm herausgegebenen »Metronomischen Beiträgen« (Berl. 1870-82, 3 Hefte) und in den »Publikationen des internationalen Komitees für Maß und Gewicht«. Seit 1872 gibt er jährlich astronomische Materialien zum »Königlich [* 50] Preußischen Normalkalender« (woraus »Populäre Mitteilungen« gesondert veröffentlicht wurden); außerdem erschien eine »Sammlung wissenschaftlicher Vorträge« (Berl. 1876) sowie die Schrift »Ortszeit und Weltzeit« (das. 1884). ¶