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im allgemeinen die Gesichtspunkte für die Rohr- und Geschoßkonstruktion der Feuerwaffen. Aus ihnen geht hervor, daß, je größer die Anfangsgeschwindigkeit ist, desto weniger gekrümmt, desto rasanter die Flugbahn sein wird (Flachbahn);
denn das Geschoß [* 2] wird, mag jene 200 oder 500 m in einer Sekunde betragen, in beiden Fällen 4,9 m in einer Sekunde fallen. Es geht ferner aus ihnen hervor, daß ein Langgeschoß den Luftwiderstand weit leichter überwindet als eine Rundkugel gleichen Kalibers;
z. B.: die 9 cm gezogene Granate wiegt 6,9 kg, die 9 cm Rundkugel 3 kg, sie verhalten sich also wie 3:6,9, ihre Luftwiderstandskonstanten verhalten sich wie ½:¼, mithin verhält sich der Luftwiderstand beim gezogenen zu dem beim glatten 9 cm Geschoß wie 3:13,8; die Geschoßgeschwindigkeit muß mithin beim glatten Geschütz in bedeutend höherm Maß abnehmen als bei dem gezogenen gleichen Kalibers, es wird mithin bei gleicher Höhenrichtung kürzere Schußweiten ergeben als dieses. Es ist günstig, dem Geschoß von einem bestimmten Durchmesser das größtmögliche Gewicht zu geben, man muß es also möglichst lang machen.
Bisher galt die Länge von 2,5 Kalibern als Grenze, in neuerer Zeit hat man jedoch unter Anwendung der Kupferringführung noch mit Granaten [* 3] von 3-3,5, bei Mörsern bis 5 Kalibern Länge günstige Treffergebnisse erzielt. Um nun dem Geschoß eine große Anfangsgeschwindigkeit zu geben, muß der Ladungsquotient, bei bestimmtem Geschoßgewicht also die Ladung, möglichst groß gemacht werden. Der Ladungsquotientist beim preußischen gezogenen 9 cm 1/11,4, beim 8 cm 1/8,7, dagegen bei der langen 15 cm Ringkanone 1/4,3, bei der 21 cm Ringkanone 1/5,6 bis 1/5,8, woraus die ungünstigen ballistischen Verhältnisse der bisherigen preußischen Feldgeschütze mit 2 Kaliber langen Geschossen gegenüber den Ringgeschützen, deren Geschosse 2,5 Kaliber lang sind, klar hervorgehen.
Was für die Geschütze [* 4] in ballistischer Beziehung maßgebend ist, gilt ebenso für die Handfeuerwaffen. [* 5] Die glatten Gewehre stehen mit den glatten Geschützen auf demselben ballistischen Standpunkt; die gezogenen Vorderladegewehre großen Kalibers (18-23 mm) waren nur ein unwesentlicher Fortschritt, der wirkliche wurde erst mit der Annahme des kleinen Kalibers von 10-11 mm und der cylindrischen Langgeschosse von 2,5 Kaliber Länge mit ogivaler Spitze bei Anwendung großer Ladungen erreicht (s. Handfeuerwaffen).
Dies sind auch die Gründe, welche mit zwingender Notwendigkeit in fast allen Armeen eine Reform des Geschütz- wie des Handfeuerwaffenwesens herbeigeführt haben. Es konnten deshalb trotz der Siege, die sie erringen halfen, die ältern preußischen Feldgeschütze sowenig wie das Zündnadelgewehr länger beibehalten werden. Die höchsten ballistischen Leistungen sind bis jetzt im Geschützwesen mit den Kruppschen Panzergeschützen, bei den Handfeuerwaffen aber durch das Mauser-, Vetterli- und Hebler-Gewehr (letzteres 8 mm Kaliber, 3,8 Kaliber lange Geschosse) erreicht worden.
Über die aus der ballistischen Qualität des Geschützes resultierende Wirkung des Geschosses s. Geschoßwirkung. Die Flugbahnen der Kartätschen und der Schrapnells vom Sprengpunkt des Geschosses schließen zusammen den Raum eines Kegels ein, dessen Spitze in der Mündung, bez. im Sprengpunkt, dessen Basis am Ziele liegt. Bis zum Sprengpunkt ist die Flugbahn des Schrapnells gleich der der Granate; die Achse des Streuungskegels fällt bei den deutschen Schrapnells, deren Sprengladung in der Achse des Geschosses liegt, mit dem absteigenden Aste der Granate zusammen; sie erhält eine etwas andre Lage, je nachdem die Sprengladung über (Frankreich) oder unter (Österreich) [* 6] der Kugelfüllung liegt.
Vgl. Prehn, Versuche über die Elemente der innern Ballistik gezogener Geschütze (Berl. 1866);
Derselbe, Die Artillerieschießkunst (das. 1867);
Rutzky, Die Theorie der Schießpräparate und die Geschoßbewegung in den Feuerwaffen (Wien [* 7] 1870);
Haupt, Mathematische Theorie der Flugbahn gezogener Geschütze (Berl. 1876).