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Sedia, heilige Familie dell' Impannata, Vision des Hesekiel, Papst Julius II. und Leo X. mit zwei Kardinälen;
von Tizian eine Magdalena, Bildnis des Pietro Aretino und Frauenbildnis (»la Bella di Tiziano«);
von Crist. Allori eine Judith;
von Murillo zwei Madonnen;
von Rubens eine Odysseuslandschaft, eine niederländische Landschaft und die Folgen des Kriegs;
von van Dyck den Kardinal Bentivoglio etc. Hinter dem Pittipalast dehnt sich der große königliche Garten, [* 2] Giardino Boboli, 1550 angelegt, aus, welcher mit vielen Statuen und Fontänen geziert ist und herrliche Aussichtspunkte bietet.
Hervorragende Paläste sind außerdem: der Palast Riccardi (von 1430), ehemals Palast der Medici, Meisterwerk Michelozzos, mit der alten Hauskapelle der Mediceer (Fresken von Benozzo Gozzoli) und Bibliothek;
der Palast Bargello (von 1250), sonst Residenz des Podesta, bis auf die neuere Zeit Gefängnis, seit 1859 wiederhergestellt und Sitz des Nationalmuseums für Gegenstände der Renaissance, insbesondere Skulpturwerke von Michelangelo, Lor. Ghiberti, Brunellesco, Donatello, Luca della Robbia u. a. enthaltend;
der Palast Strozzi (s. Tafel »Baukunst [* 3] XII«, [* 4] Fig. 1), 1489 von Benedetto da Maiano entworfen, den Höhepunkt des Palastbaues der Frührenaissance bezeichnend, mit imposantem Hauptgesims von Cronaca von 1533;
das Rathaus (früher Palazzo Spini);
die Paläste Rucellai (von L. Alberti, 1460), Nencini (sonst Pandolfini, nach Raffaels Entwurf erbaut), Corsini (mit Gemäldesammlung), Buonarroti (von Michelangelo gekauft, seit 1858 durch Testament des letzten Stammgliedes Eigentum der Stadt, mit Galerie, enthaltend Reliefs, Zeichnungen, Modellierungen von Michelangelo u. a.), Uguccioni (von 1550), Guadagni (1490 von Cronaca aufgeführt), Capponi (mit Gemäldegalerie), Gondi (von 1499, mit schönem Säulenhof) und Torrigiani (mit Gemäldesammlung).
[Bevölkerung, Verkehr etc.]
Die Bevölkerung beträgt (1881) 169,001 Seelen. Florenz, [* 5] im Mittelalter eine der ersten Manufaktur- und Handelsstädte, zeichnet sich heute noch durch die Pflege einiger Industriezweige, besonders im Kunsthandwerk, aus. In größerm Maßstab [* 6] werden betrieben die Industrie in Seide, [* 7] Schafwolle, Tapeten, Borten, Strohhüten, Wachspräparaten, in Gold, [* 8] Mosaik (aus harten Steinen, pietra dura), Alabaster, Marmor und Intarsia, endlich die Buchdruckerei.
In der Nähe (La Doccia) befindet sich eine hervorragende Porzellanfabrik. Der Handel von Florenz ist zwar nur Landhandel, doch ist die Stadt der Mittelpunkt desselben in der Landschaft Toscana und unterhält bedeutenden Verkehr mit Livorno. [* 9] Die hauptsächlichste Einnahmequelle von Florenz ist der Handel mit Kunstgegenständen. Mehrere Institute zur Förderung des Handels und Verkehrs haben in Florenz ihren Sitz, so die Toscanische Nationalbank, die Allgemeine italienische Mobiliarkreditgesellschaft u. a. Die drei von Florenz auslaufenden Eisenbahnen Florenz-Livorno, Florenz-Pistoja-Bologna und Florenz-Arezzo-Rom haben im nördlichen Teil der Stadt einen gemeinsamen Zentralbahnhof.
Der Arno ist bei Florenz nur im Winter und zur Regenzeit für Barken fahrbar. Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten verdienen besondere Erwähnung: das Hospital von Santa Maria Nuova (von 1388, für 2000 Kranke eingerichtet) mit einer Galerie sehenswerter Gemälde, darunter das Weltgericht, Fresko von Fra Bartolommeo, das Findelhaus (1444 von Brunellesco entworfen, mit schöner Säulenhalle), das Irrenhaus, das neue Arbeitshaus, das Leihhaus, die Sparkasse und die 1336 gegründete, sehr verdienstvolle Compagnia della misericordia.
Auch an höhern Bildungsanstalten ist Florenz reich. Es befinden sich daselbst: ein königliches höheres Studieninstitut (Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamento), mehrere Lyceen, Gymnasien und technische Schulen;
eine Akademie der bildenden Künste mit einer sehr bedeutenden Galerie von Skulpturen (darunter der David von Michelangelo) und Gemälden (Kreuzabnahme, Leben Jesu u. a. von Fiesole, Madonnen von Cimabue und Giotto, Anbetung der Könige von Gentile da Fabriano, dann Werke von Fra Filippo Lippi, Fra Bartolommeo u. a.), Handzeichnungen und einer Bibliothek;
die 1582 gegründete Accademia della Crusca, die bestimmt war, die italienische Sprache von der Kleie (crusca) zu sondern, ferner die Accademia de' Georgofili zur Beförderung des Ackerbaues;
ein Konservatorium der Künste und Handwerke;
ein musikalisches Konservatorium;
ein zoologischer und ein botanischer Garten;
ein Historischer Verein;
das Ateneo italiano;
ein 1735 gestifteter Verein für Vaterlandskunde;
ein ägyptisches und etruskisches Museum;
ein Museum der Naturwissenschaften, welches unter anderm eine Sammlung anatomischer Wachspräparate enthält und mit einem astronomischen und meteorologischen Observatorium versehen ist;
endlich mehrere reiche Archive und sieben Bibliotheken, worunter die oben erwähnte National- und die Laurentianische Bibliothek, die Biblioteca Marucelliana und die Riccardiana die bedeutendsten sind.
Unter den zehn Theatern sind die Pergola für Oper und Ballett (für 2000 Zuschauer) und das Teatro Niccolini für das Schauspiel die vorzüglichsten. Für die Musik ist die Philharmonische Gesellschaft von großer Bedeutung.
Florenz ist der Sitz der Präfektur, eines Erzbistums (seit 1420), eines Appell- und Assisenhofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Divisions-Generalkommandos, einer Handels- und Gewerbekammer etc. und eines deutschen Konsuls. Von 1865 bis 1871 war hier außerdem der Sitz der Hofämter, des Senats und der Deputiertenkammer, des Staatsrats, des diplomatischen Korps, des Kassationshofs, sämtlicher Ministerien und andrer Zentralbehörden, welche dann nach Rom [* 10] verlegt wurden.
In der Umgebung von Florenz sind besonders anziehend die vielen, zum Teil prachtvollen Villen des florentinischen Adels;
die Cascinen, der eigentliche große, vom Arno und Mugnone eingeschlossene Stadtpark, wo allabendlich die Korsofahrten stattfinden;
der herrliche Viale dei Colli, eine 1¼ Stunde lange, neu angelegte Kunststraße mit den prachtvollsten Ausblicken, insbesondere vom Piazzale Michelangelo, und schönen Anlagen;
weiterhin die Certosa, ein ehemaliges Kartäuserkloster, festungsartig auf einer Anhöhe thronend;
ferner südöstlich von Florenz San Miniato (s. d.), nordöstlich Fiesole (s. d.) mit seinen Klöstern, östlich das Kloster San Salvi mit berühmtem Fresko des Abendmahls von Andrea del Sarto im Refektorium etc. Obwohl das Klima [* 11] von Florenz nicht ganz günstig genannt werden kann, da rasche Temperaturwechsel stattfinden, im Sommer drückende Hitze, im Winter empfindliche Kälte herrscht, obwohl die hygieinischen Verhältnisse der Stadt auch jetzt noch manches zu wünschen übriglassen (im Mittelalter war Florenz den Verheerungen der Pest in besonderm Grad ausgesetzt), so bringen doch viele Fremde, namentlich Engländer, einen Teil des Jahrs (Herbst und Spätfrühling sind die schönste Zeit) in und seiner Umgebung zu. ¶
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Geschichte.
Florenz, das alte Florentia, wurde als römische Militärkolonie von Sulla angelegt und blühte so rasch auf, daß es schon im 4. Jahrh. n. Chr. Hauptstadt der Provinz Tuscia und Sitz eines Bischofs war. Von dem Ostgotenkönig Totilas zerstört, erhob es sich allmählich wieder aus seinen Trümmern und hatte unter der Herrschaft der Langobarden und Franken eigne Grafen. In den Kämpfen zwischen Guelfen und Ghibellinen stand Florenz gewöhnlich auf seiten der erstern. Daher erklärte Kaiser Friedrich I. alle Edelleute, deren Herrschaften dem florentinischen Gebiet einverleibt worden waren, wieder für reichsfrei und entzog auch der Stadt manches andre usurpierte Recht.
In dem Bund, welchen die toscanischen Städte 1198 gegen Philipp von Schwaben schlossen, stand Florenz schon als Republik an der Spitze. Die von diesem Bund 1199 beschlossene Podestatenregierung scheint in Florenz erst 1207 bleibend eingeführt worden zu sein, auch übertrug man hier dem Podesta bloß die Rechtspflege; die Administration der Stadt nebst der politischen Gewalt behielten die sechs Konsuln und ein städtischer Rat von 100 angesehenen Bürgern. Nun erhob sich Florenz trotz des Zwiespalts unter den Adelsfaktionen ^[richtig: Adelsfraktionen] immer mächtiger und unterwarf sich während der Abwesenheit der deutschen Könige wieder einen Teil des benachbarten Landadels.
Auch ging es aus wiederholten Fehden mit Pisa, [* 13] Siena, Pistoja u. a. siegreich hervor. Als Kaiser Friedrich II. die Ghibellinen, besonders die Uberti, in Florenz gegen die Guelfen unterstützte, beteiligte sich zum erstenmal auch das niedere Volk an den Fehden des Adels. Im Oktober 1250 erhoben sich die Einwohner von Florenz, erklärten die Gewalt des Podesta und der andern Behörden für erloschen und konstituierten sich als eine militärisch eingerichtete Eidgenossenschaft des Volkes (popolo).
An der Spitze stand ein Hauptmann des Volkes (capitano del popolo), ihm zur Seite als beratendes Kollegium 12 Volksälteste (anziani del popolo), je 2 aus jedem der 6 Quartiere (sestieri), in welche die Stadt geteilt wurde. Die ganze Eidgenossenschaft ward in 20 Kriegshaufen oder Fahnen (gonfaloni), mit je einem Bannerherrn (gonfaloniere) an der Spitze, und die Einwohner des Gebiets in 96 Kirchspiele (pivieri) geteilt, die ebenfalls bewaffnete Haufen zu stellen hatten.
Den Adel nannte man nun im Gegensatz zur Eidgenossenschaft des Volkes »die Großen« (i grandi). Wiewohl man dieselben im übrigen unangefochten ließ, meinten sie sich doch durch Zusammenwohnen in förmlich befestigten Quartieren sichern zu müssen. Nach Friedrichs II. Tode (Dezember 1250) gestand der Popolo den Guelfen die Rückkehr zu, die im Januar 1251 erfolgte, und Volksregiment und Adel erkannten nun wieder einen Podesta als gemeinschaftliche höhere Behörde an. Die Guelfen gewannen jetzt das Übergewicht, so daß die vertriebenen Ghibellinen 1260 von Siena aus sich an Manfred, Friedrichs II. Sohn, um Hilfe wandten.
Mit Hilfe einer von demselben gesandten deutschen Söldnerschar wurden die Guelfen bei Montaperto geschlagen, worauf die Ghibellinen wieder das Regiment in Florenz erhielten. Sie erkannten Manfred als König an und nahmen den Grafen von San Severino als seinen Statthalter auf; zugleich schloß Florenz mit Pisa und Siena einen Bund gegen die Guelfen. Aber 1266 errangen letztere durch Karl von Anjous Sieg über Manfred wieder die Oberhand, und die Ghibellinen wurden abermals vertrieben (1267), erhielten indes 1278 die Erlaubnis zur Rückkehr.
Statt der 12 Männer, welche während der zehn Jahre von König Karls von Anjou Signorie dem Vikar desselben als nächste Räte beigeordnet waren, wurden nun deren 14, nämlich 8 Guelfen und 6 Ghibellinen, erwählt, deren Regiment je zwei Monate dauerte; doch wurde dies Regiment vom Volk schon 1282 wieder beseitigt, indem die innern Angelegenheiten so geordnet wurden, daß alle Gewalt den 7 höhern Zünften (dem sogen. popolo grasso gegenüber dem popolo minuto, den 5 niedern Zünften) zufiel, die nun 3 Prioren der 3 vornehmsten Zünfte an die Spitze des Staats stellten; der Adel behielt aber seine Macht, indem er sich in die obern Zünfte aufnehmen ließ.
Eine weitere Verfassungsreform in demokratischem Sinn versuchte Giano della Bella, der, obwohl Sprößling eines altadligen Geschlechts, doch den frevelhaften Egoismus verabscheute, mit welchem die großen Adelsfraktionen in gegenseitigen wütenden Kämpfen ohne Rücksicht auf das Wohl des Gemeinwesens nach der Herrschaft über die Stadt, dem Besitz der höchsten Ämter und der Exemtion von allen bürgerlichen Lasten strebten. Seine Bestrebungen gingen auf eine gleichmäßige Verteilung der Rechte und Pflichten nach dem Muster antiker Timokratien hinaus. Zu diesem Zweck erließ er 1292 die Ordonnanzen der Gerechtigkeit, deren Ausführung ein Gonfaloniere della Giustizia mit außerordentlichen Vollmachten zu überwachen hatte.
Unter seiner Leitung blühte Florenz auf, dehnte seine Herrschaft über ein weites Gebiet aus und wurde um so mächtiger, je mehr die adligen Territorien und kleinen Munizipien ihre Hoheitsrechte und Regalien dem Vorort abtreten mußten. Dies bildete zugleich eine zweite reiche Einkommensauelle für das Gemeinwesen, die von einem aus der Mitte der Popolanen (Patrizier und Zünfte) erwählten besondern Capitano trefflich ausgenutzt wurde. Der Einfluß des dem Adel tödlich verhaßten Giano begann indes zu wanken, als die reichen Popolanen, neidisch auf des Mannes Macht und Ansehen, sich mit den ihre Fehden vertagenden Adelsfraktionen zu seinem Sturz verbanden.
Vermittelst falscher Anklagen wußten sie seine Verbannung zu erwirken, und Giano verließ 1294 heimlich und gegen den Willen des ihm mit Leib und Seele ergebenen niedern Volkes, um neuen Unruhen vorzubeugen, die Stadt. Hierdurch kühner gemacht, erschienen plötzlich die Edelleute mit den bewaffneten Scharen ihrer Hintersassen vom Land und ihrer Hausgenossen aus der Stadt und forderten die Aufhebung der gegen den Adel gerichteten Gesetze. Da aber sofort alles Volk unter die Waffen [* 14] trat, stand der Adel von seinen Forderungen ab. Die meisten ärmern adligen Geschlechter und Linien trieben seitdem bürgerliche Gewerbe und traten in die Zünfte des Popolo grasso, dessen einflußreichste Familien, wie die Mancini, Magalotti, Altoviti, Peruzzi, Acciajuoli, Cerretani etc., von nun an eine faktische Nobilität in der Stadt erlangten, während die Granden ohne Einfluß blieben.
Nun erhoben sich wieder zwei mächtige Parteien gegeneinander, die der Neri (Schwarzen) und Bianchi (Weißen); an der Spitze jener, die guelfisch gesinnt waren, standen die Donati und an der der letztern die Cerchi, welche die ghibellinische Sache vertraten. Beide Parteien bekämpften sich bis aufs Blut. Um dem Zwist eine Ende zu machen, verbannten die Prioren einige hervorragende Parteihäupter aus der Stadt. Bald aber riefen die Neri unter dem Vorwand, daß einem Haupte der Bianchi die Rückkehr verstattet worden sei, den Grafen Karl von Valois, den Bruder des Königs Philipp IV. ¶