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Giuliano und Lorenzo de' Medici, geschmückt mit den allegorischen Gestalten des Tags und der Nacht, des Morgens und des Abends, berühmten Werken von Michelangelo, sowie dessen unvollendete Madonna mit dem Kind enthält; dann die Cappella dei Principi oder alte Sakristei, 1604 angelegt, mit kostbarem Marmor und Florentiner [* 2] Mosaik bekleidet und mehrere Grabmäler der Mediceer enthaltend. Nennenswert sind noch die Kirchen Or San Michele, 1837-59, mit Statuen von Donatello, Lorenzo Ghiberti, Andrea Verrocchio u. a. in den Nischen der Außenseite, im Innern mit dem prachtvollen Tabernakel von Andrea Orcagna;
Badia, mit Skulpturen von Mino da Fiesole und ausgezeichnetem Altarbild von Filippino Lippi;
Santa Maria Maddalena dei Pazzi, mit Kapitelsaal, enthaltend ein schönes Freskobild von Pietro Perugino;
Santi Apostoli, mit schönem Tabernakel von Luca della Robbia;
Santa Trinità, gotische Kirche von 1250, mit Fresken von Dom. Ghirlandajo, und die Kirche Ognissanti.
[Profanbauten.]
Auf der Piazza della Signoria erhebt sich der Palazzo Vecchio oder della Signoria, ein ernster, kastellartiger Palast, 1298 von Arnolfo di Cambio als Residenz der Signoria begonnen und mehrmals erweitert, mit einem schlanken, 94 m hohen Zinnenturm, welcher seit 1354 die Stadtuhr trägt. Der schöne achteckige Säulenhof wurde von Michelozzo 1434 erneuert und enthält einen (von Vasari gezeichneten, von Tadda 1557 skulptierten) Brunnen [* 3] mit Schale, dessen Spitze ein Knabe mit Delphin von Andrea Verrocchio ziert.
Unter den Sälen des Palastes verdient besonders der Saal del Consiglio Erwähnung, der 1495 auf Vorschlag Savonarolas für den einzusetzenden Rat der Tausend erbaut, später durch G. Vasari umgestaltet und mit Malereien geschmückt ward. Vor dem Palast befindet sich die Gruppe des Herkules und Cacus von Baccio Bandinelli. Auf demselben Platz steht die Loggia dei Lanzi, eine offene, aus Rundbogen gebildete Halle [* 4] von schönen Verhältnissen, seit 1376 nach dem Plan des Andrea Orcagna erbaut; sie erhielt ihren Namen als Standort der deutschen Wache der Landsknechte, [* 5] diente aber dann als Festhalle der Signoria.
Die Halle enthält ausgezeichnete Skulpturwerke: die Bronzestatue des Perseus [* 6] mit dem Haupte der Medusa von Benvenuto Cellini;
den Raub der Sabinerinnen (Marmorgruppe) von Giov. Bologna;
die antike Gruppe des Aias und Achilleus;
die Bronzegruppe der Judith und des Holofernes von Donatello etc. Auf der Piazza della Signoria stehen der Neptunsbrunnen von Bart.
Ammanati (1565) und die bronzene Reiterstatue Cosimos I. von Giov. Bologna (1594). Auf diesem Platz wurde Savonarola verbrannt.
In unmittelbarer Nähe, zwischen dem Palazzo Vecchio und dem Arno, liegt der Palazzo degli Uffizi, ein 1560 von Vasari für die Verwaltungsbehörden aufgeführtes Gebäude von drei Geschossen, mit offener Erdgeschoßhalle, welche seit 1846 mit Marmorstatuen berühmter Toscaner geschmückt ist. Das Gebäude enthält das reichhaltige und wertvolle Staatsarchiv, die berühmte Magliabecchianische Bibliothek, welche in neuerer Zeit mit der königlichen Bibliothek des Palazzo Pitti (der sogen. palatinischen) zur Nationalbibliothek vereinigt wurde, die nun gegen 200,000 Bände (darunter wertvolle Inkunabeln) und 10,000 Manuskripte zählt, ferner die berühmte Gemälde und Skulpturengalerie der Uffizien, welche den Mediceern und den Großherzögen ihren Reichtum verdankt.
Sie nimmt zwei Vestibüle, zwei 150 m lange Korridore, einen kürzern Querkorridor und 24 Säle ein. Die Korridore enthalten Bildnisse berühmter Männer, eine große Zahl antiker Skulpturen, darunter Büsten römischer Kaiser u. a., Sarkophage, Reliefs, die berühmten Statuen der Niobegruppe, den Kopf des sterbenden Alexander, die Mediceische Marmorvase, etruskische Skulpturwerke, Bronzen, Inschriften, ferner Skulpturen der Renaissancezeit, so von Luca della Robbia (Marmorreliefs), Donatello (desgl. und Statuen), Michelangelo (Bacchus, Apollo, Adonis, Brutus, Madonna), Jac.
Sansovino (Bacchus), Giov. Bologna (Merkur) [* 7] u. a., endlich wie die 24 Säle Gemälde aller Schulen. Von den einzelnen hier vertretenen Meistern der italienischen Schulen und ihren Werken seien erwähnt: Fiesole (Tabernakelbild der Madonna mit musizierenden Engeln), P. Uccello (Reiterkampf), Sandro Botticelli (Venus, Verleumdung des Apelles u. a.), Piero degli Franceschi (Herzogspaar Montefeltre), Leonardo da Vinci (Anbetung der Könige), Soddoma (heil. Sebastian), Fra Bartolommeo (die Schutzheiligen von Florenz), [* 8] Mariotto Albertinelli (Heimsuchung), Giorgione (Moses, Salomo), Tizian (Flora u. a.). Auch die niederländischen, deutschen und französischen Maler sind in der Sammlung gut vertreten.
Ein kleiner, achteckiger Saal, die Tribuna, enthält eine Auswahl vortrefflicher antiker Skulpturen (die Mediceische Venus von Kleomenes, Apollino, den Schleifer, die Ringer, den Satyr) [* 9] und Gemälde ersten Ranges, als: Andrea Mantegna (Triptychon: Anbetung der Könige, Darstellung im Tempel [* 10] und Auferstehung), Pietro Perugino (Madonna), Michelangelo (heilige Familie), Sebastiano del Piombo (Fornarina), Andrea del Sarto (Madonna), Raffael (Madonna mit dem Stieglitz, Johannes in der Wüste), Correggio (Ruhe auf der Flucht, Madonna das Jesuskind anbetend), Tizian (zwei Darstellungen der Venus auf dem Ruhelager), Albrecht Dürer (Anbetung der Könige), van Dyck (Karl V.). Zwei Säle enthalten eine Sammlung von (400) Künstlerbildnissen, meist Selbstporträte. Außerdem befinden sich in der Galerie der Uffizien eine Sammlung von Arbeiten in Pietra dura, Bergkristall und Lapislazuli (über 400, sämtlich aus der Mediceerzeit), eine Sammlung antiker Kameen [* 11] und geschnittener Steine, eine solche von Holzschnitten und Kupferstichen, dann von Handzeichnungen (ca. 33,000 Stück).
Auf dem linken Arno-Ufer liegt der herrliche Palast Pitti. Derselbe wurde 1440 nach Zeichnungen von Brunellesco für den reichen Luca Pitti erbaut, später von der Familie Medici gekauft und war seit 1549 Residenz der Großherzöge von Toscana (jetzt königliches Schloß). Der Palast hat den einfachen, ernsten Burgcharakter und ist im Rustikastil aufgeführt, er bildet ein Muster für den florentinischen Palaststil, das an majestätischer Wirkung nicht wieder erreicht worden ist.
Die Fassade des Mittelbaues ist 200 m lang und 37 m hoch; insgesamt deckt er eine Fläche von 32,000 qm. Im linken Flügel befindet sich die berühmte Gemäldesammlung (Galleria Pitti), welche in 15 Sälen ca. 500 Gemälde umfaßt. Sie enthält unter andern Meisterwerken aller Kunstschulen von Pietro Perugino eine Kreuzabnahme und Madonna das Jesuskind anbetend;
von Sebastiano del Piombo die Marter der heil. Agatha;
von Fra Bartolommeo Madonna mit der Verlobung der heil. Katharina, den auferstandenen Christus mit den Evangelisten und einen St. Markus;
von Andrea del Sarto mehrere Bilder;
von Raffael Madonna del Granduca, Madonna del Baldachino, Madonna della ¶
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Sedia, heilige Familie dell' Impannata, Vision des Hesekiel, Papst Julius II. und Leo X. mit zwei Kardinälen;
von Tizian eine Magdalena, Bildnis des Pietro Aretino und Frauenbildnis (»la Bella di Tiziano«);
von Crist. Allori eine Judith;
von Murillo zwei Madonnen;
von Rubens eine Odysseuslandschaft, eine niederländische Landschaft und die Folgen des Kriegs;
von van Dyck den Kardinal Bentivoglio etc. Hinter dem Pittipalast dehnt sich der große königliche Garten, [* 13] Giardino Boboli, 1550 angelegt, aus, welcher mit vielen Statuen und Fontänen geziert ist und herrliche Aussichtspunkte bietet.
Hervorragende Paläste sind außerdem: der Palast Riccardi (von 1430), ehemals Palast der Medici, Meisterwerk Michelozzos, mit der alten Hauskapelle der Mediceer (Fresken von Benozzo Gozzoli) und Bibliothek;
der Palast Bargello (von 1250), sonst Residenz des Podesta, bis auf die neuere Zeit Gefängnis, seit 1859 wiederhergestellt und Sitz des Nationalmuseums für Gegenstände der Renaissance, insbesondere Skulpturwerke von Michelangelo, Lor. Ghiberti, Brunellesco, Donatello, Luca della Robbia u. a. enthaltend;
der Palast Strozzi (s. Tafel »Baukunst [* 14] XII«, [* 15] Fig. 1), 1489 von Benedetto da Maiano entworfen, den Höhepunkt des Palastbaues der Frührenaissance bezeichnend, mit imposantem Hauptgesims von Cronaca von 1533;
das Rathaus (früher Palazzo Spini);
die Paläste Rucellai (von L. Alberti, 1460), Nencini (sonst Pandolfini, nach Raffaels Entwurf erbaut), Corsini (mit Gemäldesammlung), Buonarroti (von Michelangelo gekauft, seit 1858 durch Testament des letzten Stammgliedes Eigentum der Stadt, mit Galerie, enthaltend Reliefs, Zeichnungen, Modellierungen von Michelangelo u. a.), Uguccioni (von 1550), Guadagni (1490 von Cronaca aufgeführt), Capponi (mit Gemäldegalerie), Gondi (von 1499, mit schönem Säulenhof) und Torrigiani (mit Gemäldesammlung).
[Bevölkerung, Verkehr etc.]
Die Bevölkerung beträgt (1881) 169,001 Seelen. Florenz, im Mittelalter eine der ersten Manufaktur- und Handelsstädte, zeichnet sich heute noch durch die Pflege einiger Industriezweige, besonders im Kunsthandwerk, aus. In größerm Maßstab [* 16] werden betrieben die Industrie in Seide, [* 17] Schafwolle, Tapeten, Borten, Strohhüten, Wachspräparaten, in Gold, [* 18] Mosaik (aus harten Steinen, pietra dura), Alabaster, Marmor und Intarsia, endlich die Buchdruckerei.
In der Nähe (La Doccia) befindet sich eine hervorragende Porzellanfabrik. Der Handel von Florenz ist zwar nur Landhandel, doch ist die Stadt der Mittelpunkt desselben in der Landschaft Toscana und unterhält bedeutenden Verkehr mit Livorno. [* 19] Die hauptsächlichste Einnahmequelle von Florenz ist der Handel mit Kunstgegenständen. Mehrere Institute zur Förderung des Handels und Verkehrs haben in Florenz ihren Sitz, so die Toscanische Nationalbank, die Allgemeine italienische Mobiliarkreditgesellschaft u. a. Die drei von Florenz auslaufenden Eisenbahnen Florenz-Livorno, Florenz-Pistoja-Bologna und Florenz-Arezzo-Rom haben im nördlichen Teil der Stadt einen gemeinsamen Zentralbahnhof.
Der Arno ist bei Florenz nur im Winter und zur Regenzeit für Barken fahrbar. Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten verdienen besondere Erwähnung: das Hospital von Santa Maria Nuova (von 1388, für 2000 Kranke eingerichtet) mit einer Galerie sehenswerter Gemälde, darunter das Weltgericht, Fresko von Fra Bartolommeo, das Findelhaus (1444 von Brunellesco entworfen, mit schöner Säulenhalle), das Irrenhaus, das neue Arbeitshaus, das Leihhaus, die Sparkasse und die 1336 gegründete, sehr verdienstvolle Compagnia della misericordia.
Auch an höhern Bildungsanstalten ist Florenz reich. Es befinden sich daselbst: ein königliches höheres Studieninstitut (Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamento), mehrere Lyceen, Gymnasien und technische Schulen;
eine Akademie der bildenden Künste mit einer sehr bedeutenden Galerie von Skulpturen (darunter der David von Michelangelo) und Gemälden (Kreuzabnahme, Leben Jesu u. a. von Fiesole, Madonnen von Cimabue und Giotto, Anbetung der Könige von Gentile da Fabriano, dann Werke von Fra Filippo Lippi, Fra Bartolommeo u. a.), Handzeichnungen und einer Bibliothek;
die 1582 gegründete Accademia della Crusca, die bestimmt war, die italienische Sprache von der Kleie (crusca) zu sondern, ferner die Accademia de' Georgofili zur Beförderung des Ackerbaues;
ein Konservatorium der Künste und Handwerke;
ein musikalisches Konservatorium;
ein zoologischer und ein botanischer Garten;
ein Historischer Verein;
das Ateneo italiano;
ein 1735 gestifteter Verein für Vaterlandskunde;
ein ägyptisches und etruskisches Museum;
ein Museum der Naturwissenschaften, welches unter anderm eine Sammlung anatomischer Wachspräparate enthält und mit einem astronomischen und meteorologischen Observatorium versehen ist;
endlich mehrere reiche Archive und sieben Bibliotheken, worunter die oben erwähnte National- und die Laurentianische Bibliothek, die Biblioteca Marucelliana und die Riccardiana die bedeutendsten sind.
Unter den zehn Theatern sind die Pergola für Oper und Ballett (für 2000 Zuschauer) und das Teatro Niccolini für das Schauspiel die vorzüglichsten. Für die Musik ist die Philharmonische Gesellschaft von großer Bedeutung.
Florenz ist der Sitz der Präfektur, eines Erzbistums (seit 1420), eines Appell- und Assisenhofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Divisions-Generalkommandos, einer Handels- und Gewerbekammer etc. und eines deutschen Konsuls. Von 1865 bis 1871 war hier außerdem der Sitz der Hofämter, des Senats und der Deputiertenkammer, des Staatsrats, des diplomatischen Korps, des Kassationshofs, sämtlicher Ministerien und andrer Zentralbehörden, welche dann nach Rom [* 20] verlegt wurden.
In der Umgebung von Florenz sind besonders anziehend die vielen, zum Teil prachtvollen Villen des florentinischen Adels;
die Cascinen, der eigentliche große, vom Arno und Mugnone eingeschlossene Stadtpark, wo allabendlich die Korsofahrten stattfinden;
der herrliche Viale dei Colli, eine 1¼ Stunde lange, neu angelegte Kunststraße mit den prachtvollsten Ausblicken, insbesondere vom Piazzale Michelangelo, und schönen Anlagen;
weiterhin die Certosa, ein ehemaliges Kartäuserkloster, festungsartig auf einer Anhöhe thronend;
ferner südöstlich von Florenz San Miniato (s. d.), nordöstlich Fiesole (s. d.) mit seinen Klöstern, östlich das Kloster San Salvi mit berühmtem Fresko des Abendmahls von Andrea del Sarto im Refektorium etc. Obwohl das Klima [* 21] von Florenz nicht ganz günstig genannt werden kann, da rasche Temperaturwechsel stattfinden, im Sommer drückende Hitze, im Winter empfindliche Kälte herrscht, obwohl die hygieinischen Verhältnisse der Stadt auch jetzt noch manches zu wünschen übriglassen (im Mittelalter war Florenz den Verheerungen der Pest in besonderm Grad ausgesetzt), so bringen doch viele Fremde, namentlich Engländer, einen Teil des Jahrs (Herbst und Spätfrühling sind die schönste Zeit) in und seiner Umgebung zu. ¶