ausfließt. Die florentiner Flasche wird namentlich bei der
Destillation
[* 2] ätherischer
Öle
[* 3] angewandt; das schwerere
Wasser fließt dann stetig
aus dem Abflußrohr ab, und man kann die
Destillation fortsetzen, bis die ganze
Flasche
[* 4] mit ätherischem
Öl gefüllt ist. Ähnliche
Vorrichtungen benutzt man auch bei der Verarbeitung der
Teeröle.
[* 5]Konzil, berühmt durch die zwischen der griechischen und römischen
Kirche geschlossene
Übereinkunft, insonderheit durch die in ihrer diplomatischen Unsicherheit erst neuerdings, infolge der vatikanischen Beschlüsse
über die
Unfehlbarkeit, ans
Licht
[* 6] gezogenen Bestimmungen über den
Primat des
Papstes. Die
Synode war von vornherein durchaus
das
Werk derPolitik einerseits des griechischen
KaisersJohannes VI. Paläologos, welcher für seine von
den
Türken bedrängte Herrschaft
Hilfe beim
Abendland suchte, anderseits des
PapstesEugen IV., welcher einen Gegenschlag gegen
das
Baseler Konzil versuchte, indem er die
Synode zu
Ferrara
[* 7] eröffnete und im
Februar 1439 nach
Florenz verlegte.
Da man in den im März abgeschlossenen öffentlichen
Sitzungen nichts erreicht hatte, ward seither auf
Betrieb des persönlich anwesenden griechischen
Kaisers im engern
Kreis
[* 8] von je zehn
Deputierten beider
Parteien verhandelt. Die
Griechen waren durch die
Not zu
Unionisten geworden und gaben unter dem despotischen
Druck ihres
Kaisers in allen wesentlichen
Punkten nach. Sie konzedierten die Trinitätslehre (das Filioque), die
Lehren
[* 9] vom
Fegfeuer, von den
Seelenmessen
und guten Werken, während im
Punkte des
Abendmahls die
Indifferenz des
Gebrauchs von gesäuertem und ungesäuertem
Brot
[* 10] beliebt
wurde. Am meisten Schwierigkeiten verursachte der
Primat des
Papstes, den die Griechen nur im
Sinn eines Ehrenvorranges zugeben
konnten.
ein dem
Landsknecht verwandtes
Glücksspiel mit
Karten, welches jedoch nicht, wie der
Name anzudeuten scheint, aus
Florenz, sondern aus
Neapel
[* 17] stammt, wo es sehr viel und leidenschaftlich gespielt wird.
Die gleichnamige Hauptstadt, bis 1859 Hauptstadt des Großherzogtums
Toscana und 1865-71 provisorische
Haupt- und Residenzstadt des
KönigreichsItalien
[* 24] (75 m ü. M., 43° 46' nördl.
Br. und 11° 14' östl. L. v. Gr.), ist reizend
im weiten, von Berghöhen umkränzten
Thal des gelben, 120-160 m breiten, von
Kais eingefaßten
Arno (zum größern Teil an
dessen Nordufer) gelegen, eine der herrlichsten und interessantesten
StädteItaliens,
[* 25] die den Beinamen
la bella (»die
Schöne«) führt u. wegen ihrer hohen geistigen Bedeutsamkeit, namentlich für die
Kunst, auch das »italienische
Athen«
[* 26] genannt wird.
Die Stadt ist seit jüngster Zeit durch Niederreißung der alten
Mauer, welche sie in einem Umkreis von 10 km umschloß, und
Errichtung neuer Stadtviertel bedeutend vergrößert worden und bietet infolge ihrer reizenden
Lage, weithin
von Vorstädten, Landhäusern,
Gärten,
Schlössern und
Kirchen umgeben, von allen Seiten her überreiche malerische
Ansichten
dar. Über der
Masse der 12,000
Häuser ragen majestätische
Kuppeln, schlanke, hohe und seltsam geformte
Türme, altertümliche
Mauerkronen imposant hervor. Die
Hügel ringsum tragen freundliche, weiß schimmernde Ortschaften; dahinter
erhebt sich das duftige hohe
Gebirge. Die
Straßen sind in dem alten Stadtteil meist eng und altertümlich winkelig,
aber sehr reinlich, mit großen Steinplatten gepflastert. Neben den zahlreichen freundlichen, modernen Gebäuden gibt es
noch finstere Denkmäler der blutigen Fehdezeit. Besonders charakteristisch sind die zwischen den gewöhnlichen italienischen
Häusern sich erhebenden massiven und festungsartigen Paläste der FlorentinerGroßen von schwerfälliger Architektur. Quadern,
oft 5-6 m lang und 2 m dick, bilden die Massen dieser Gebäude, welche ohne alle weitere Verzierung sind
und mit ihrer vom Alter schwarzen Farbe einen mächtigen Eindruck machen.
der größere nördliche Stadtteil ist mit dem südlichen
durch vier schöne steinerne Brücken
[* 31] und außerdem an beiden Endpunkten der Stadt durch Kettenbrücken über den Arno verbunden,
längs dessen Ufern der prächtige, mit großartigen Gebäuden besetzte Lungarno führt, der mit den Brücken
den Hauptspaziergang der Bewohner bildet.
Die erste Brücke
[* 32] ist Ponte alle Grazie (1236 erbaut); dann folgt Ponte Vecchio (1345
erbaut), die belebteste, mit den Goldschmiedeläden und einem Verbindungsgang zwischen den PalästenPitti und Uffizi; dann
Ponte della Santa Trinitá, die schönste (1570 erbaut), und Ponte alla Caraja, die unterste. Florenz hat 8 Thore
und 2 Citadellen, die kleinere (Belvedere) südlich am höchsten Punkte, die größere (Forte di San Giovanni Battista) am entgegengesetzten
Nordende.
Unter den 23 größern Plätzen sind die bedeutendsten: die Piazza della Signoria (das eigentliche Forum
[* 33] von Florenz), der Domplatz, die Piazza di Santa Croce (mit StatueDantes), die Piazza dell' Annunziata (mit der Reiterstatue Ferdinands
I. von GiovanniBologna und zwei Brunnen),
[* 34] der Mercato Vecchio, der Lebensmittelmarkt und älteste Platz der Stadt, und der
Mercato Nuovo, einst das Zentrum des Seiden- und Goldwarenhandels; der modernste ist die Piazza dell' Indipendenza
im neuern Stadtteil.
Inmitten des Domplatzes erhebt sich die prachtvolle KircheSanta Maria del Fiore oder der Dom (1296 von
Arnolfo di Cambio begonnen, aber erst nach 176 Jahren durch Brunellesco mit der berühmten Kuppel versehen), in Form eines lateinischen
Kreuzes erbaut, 170 m lang, 114 m breit und von der imposanten, 107 m hohen achteckigen Kuppel gekrönt.
Von außen sind die Wände mit einem Tafelwerk wechselnden dunkeln und hellen Marmors überzogen; die unvollendet gebliebene
Fassade wurde erst 1875-84 nach dem Plan von de' Fabris mit Berücksichtigung des ursprünglichen Plans ausgeführt;
die Portale sind mit Marmorbekleidung, Basreliefs und Mosaiken von AndreaPisano, Ghirlandajo etc. ausgestattet.
Hier wurden Konzile 1055, 1104 und 1439 abgehalten. Rechts an der Vorderseite des Doms erhebt sich der 84 m hohe, schlanke,
viereckige Glockenturm
(Campanile) von Giotto, ein überaus zierliches Bauwerk, das, 1334 bis 1357 erbaut,
ebenfalls mit verschiedenartigem Marmor bekleidet sowie mit Reliefs und Statuen geschmückt ist und von der Plattform aus eine
herrliche Aussicht gewährt. Dem Dom gegenüber steht das Battisterio oder die Taufkapelle, ein sehr alter, achteckiger Kuppelbau
(er war bis 1128 Kathedrale von Florenz), mit Bronzearbeiten von Donatello und AndreaSansovino und Mosaiken aus
dem 13. Jahrh. geziert. Berühmt sind die drei Bronzethüren (eine von AndreaPisano, zwei von Lorenzo Ghiberti, s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 35] V«,
[* 36] Fig. 11).
Auch von den übrigen großen Kirchen, deren man im ganzen 87 zählt, gehören viele zu den vorzüglichsten
Italiens; so die ehemalige Dominikanerkirche Santa Maria Novella (1278-1360 erbaut) mit der von Alberti 1450-70 fortgesetzten
Fassade und fein ornamentiertem Portal, weitem, leichtem Innenraum mit wertvollen Gemälden (Madonna von Cimabue, 1270). Fresken
von Orcagna (1350), FilippinoLippi und Domenico Ghirlandajo, Kruzifix von Brunellesco und der im anstoßenden
Klosterhof gelegenen Cappella degli Spagnuoli, ehedem Kapitelsaal des Klosters, 1566 den Spaniern eingeräumt; ferner die
KircheSanta Croce am gleichnamigen Platz (1294 von Arnolfo di Cambio erbaut), ursprünglich Klosterkirche, später Panthéon
ausgezeichneter Florentiner, mit den Grabmälern von Michelangelo, Galilei, Machiavelli, Leon.